30. Mai 2022

Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader mit Zündhütchenhub, Stützkappenverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch indirekt wirkenden Gasdruck, durch Antrieb eines beweglichen Zündhütchens. Verriegelt durch ausfahren zweier Stützkappen. Eingesetzt mit anderer Verriegelung bei Prototypen des Garand-Gewehrs von 1919.

Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader, Stützkappen 

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, das Treibmittel in der Brennkammer der Patrone wird chemisch in Treibgase umgesetzt, welche unter einem, enormen Druck stehen. Dieser Druck wirkt zu hallen Seiten hin und wirkt dabei auf das Heck des Geschosses, welches aus dem Mund der Patronenhülse heraus getrieben wird. Sobald das Geschoss in den Übergangskonus des Laufes eintritt und die Hülse kein geschlossenes System mehr darstellt, ist der Druck in der Lage nach hinten auf die Patrone zu wirken. Dabei versucht er diese wie einen Hohlkolben nach hinten zu schieben. Da die Hülse jedoch vom Verschluss (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Kraft auf diesen. Der Verschluss wird jedoch durch zwei Stützkappen (grün) im Waffengehäuse (grau) abgestützt. Der Verschluss kann sich nicht öffnen, da er formschlüssig statisch verriegelt ist.

Durch die speziell gestaltete Patronenhülse ist der Gasdruck in der Brennkammer der Patronenhülse in der Lage das Zündhütchen (dunkel blau) nach hinten zu treiben, dabei betätigt das Zündhütchen (dunkel blau) den Zündstift (blau), dieser wird ebenfalls nach hinten bewegt und verhält sich dabei ähnlichem eines Gaskolben bei herkömmlichen Gasdruckladern.

Bild 3: Da es das Steuerstück (dunkel blau) ist, welches die Stützkappen (grün) nach außen zwingt, wird die Verriegelung des Verschlusses langsam gelöst, um so weiter der Zündstift (blau) nach hinten fährt.

Bild 4: Auch ohne direkten Antrieb durch das Zündhütchen (dunkel blau), fährt der Zündstift (blau) weiter nach hinten. Dabei wandert das Steuerstück (dunkel blau) so weit nach hinten, dass es die Stützkappen (grün) nicht mehr länger in die Stützkappentaschen im Waffengehäuse (grau) zwingt, sondern diese aus ihren Stützkappentaschen herauszieht, worauf sich diese in den Verschluss zurückziehen. Die formschlüssig statische Verrieglung des Verschlusses (rot) verwandelt sich nun in eine kraftschlüssig dynamische.

Bild 5: Sobald die formschlüssige Verriegelung durch die Stützkappen (grün) aufgehoben wurde, ist der Gasdruck im Lauf dazu in der Lage, die Patronenhülse nach hinten gegen den Verschluss (rot) zu treiben, welcher sich unter dieser Krafteinwirkung nach hinten bewegt und dabei die erste Hälfte der Repetierfunktion ausführt.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

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23. Mai 2022

Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader mit Gasüberlastung

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch indirekt wirkenden Gasdruck, durch Antrieb eines Gaskolbens. Verriegelt durch Gasüberlastung in einem Belastungskolben. Da es sich um ein Gedankenexperiment handelt, existieren keine Waffen welche dieses System verwenden.

Indirekter Gasdrucklader, Gasüberlastung
Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader, Gasüberlastung

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition..

Bild 2: Der Schuss bricht, das in der Brennkammer der Patronenhülse befindliche Treibmittel wird in Treibgase umgesetzt, welche zu alles Seiten hin wirken. Alleine die auf den Geschossboden wirkenden Gaskräfte können zu diesem Zeitpunkt etwas ausrichten und treiben das Geschoss aus dem Mund der Hülse heraus. Sobald das Geschoss in den Übergangskegel des Laufes eintritt, ist der Gasdruck in der Lage, die Patronenhülse wie einen Hohlkolben nach hinten gegen den Verschluss zu drücken. Da der Verschluss (rot) zu diesem Zeitpunkt nur mit seiner Masseträgheit dem Aushub der Hülse widerstehen kann, bewegst sich dieser nach hinten. Der Verschluss ist zu diesem Zeitpunkt kraftschlüssig dynamisch verriegelt.

Bild 3: Sobald das Geschoss die erste Gasentnahmebohrung im Lauf passiert, strömt Treibgas in den Gasbelastungszylinder des Gasbelastungssystems. Dort beaufschlagt es den Gasbelastungskolben (lila) rückwärtig, so dass dieser versucht den Verschluss (rot) zu schließen. Es kommt zu einem Kräftemessen zwischen der Patronenhülse, welche als Hohlkolben versucht den Verschluss (rot) zu öffnen und dem Belastungskolben (lila) welcher versucht den Verschluss zu schließen. Da der Belastungskolben dem Gasdruck jedoch eine größere Wirkfläche bietet, gewinnt der Gasbelastungskolben und ist in der Lage den Verschluss (rot) wieder zu schließen. Der Verschluss ist jetzt kraftschlüssig dynamisch verriegelt. Man spricht von einer Gasüberlastung.

Bild 4: Das Geschoss passiert die zweite Gasbohrung im Lauf, worauf sich der Zylinder das Gasentlüftungssystem mit Treibgasen füllt. In der Gasexpansionskammer des Entlüftungssystems beaufschlagt das Gas den Entlüftungskolben (grün) dieser bewegt ein Ventil im Gasbelastungskolben welches erst die Zufuhr von Gas aus dem Lauf unterbricht und anschließend eine Gasentlüftungsbohrung freigibt, darauf hin kommt es im Gasbelastungssystem zu einem rapiden Abfall von Gasdruck.

Bild4: Durch den Druckabfall im Gasbelastungskolben (lila) verlieht dieser seine Arbeitskraft und es gewinnt wieder die Patronenhülse, in ihrer Funktion als Hohlkolben, die Oberhand über den Verschluss (rot) und ist in der Lage, diesen nach hinten zu bewegen, wie bei eine, einfachen Masseverschluss. Die Waffe ist nun wieder kraftschlüssig dynamisch verriegelt. Durch den Resteigengasddruck im Lauf und die kinetische Restenergie des bewegten Massen, kann sich der Verschluss vollständig öffnen und den Repetiervorgang ausführen.

Um pneumatischen Schaltplan ergänzte Kinematik
Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

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20. Mai 2022

Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader mit Langhub, Kniegelenkverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch indirekt wirkenden Gasdruck, durch Antrieb eines Langhubkolbens. Verriegelt durch unterknickten Kniehebel. Reines Gedankenexperiment, bei keiner bekannten Schusswaffe eingesetzt.

Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader, Kniehebelverschluss
Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader, Kniehebelverschluss

 Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht die Treibladung setzt sich in Gasdruck um, welcher zu allen Seiten hin wirkt. Der auf das Geschossheck wirkende Druck treibt das Geschoss aus dem Hülsenmund heraus. Sobald das Geschoss in der Übergangskegel des Laufes eintritt sind die Gase in der Lage auf die Patronenhülse zu wirken und diese nach hinten zu drücken. Diese Kraft wird von der Hülse auf den Verschluss (rot) übertragen, welche diese wiederum auf den Kniehebel (grün) überträgt. Da dieser bereits nach unten vorgebeugt ist, versucht sich dieser in diese Richtung weiter zu öffnen. Daran wird er jedoch vom Steuerstück (blau) gehindert. Eine Öffnungsbewegung des Verschlusses kann nicht stattfinden. Die Waffe ist formschlüssig statisch verriegelt.

Bild 3: Das Geschoss passiert auf seinem Weg durch den Lauf die Gasentnahmebohrung des Gassystems. Ein Teil der Pulvergase strömen in die Gasexpansionskammer und beaufschlagen dort den Langhubkolben (blau). Dieser wird nach hinten getrieben, wobei das Steuerstück (blau) den Kniehebel (grün) aus seiner vorgebäugten Stellung heraushebt.

Bild 4: Der Gaskolben (blau) passiert die beiden Gasentlüftungsbohrungen, worauf des Gasdruck im Zylinder schlagartig abfällt. Dies ist nötig, damit beim nächsten Schuss aus der Waffe kein Restgas des vorherigen Schusses im Gassystem verbliebt, welcher zu einer Überfunktion der Waffe führen könnte. Der Gaskolben (blau) kann sich jedoch aufgrund seines zuvor aufgenommenen Bewegungsmomentes weiter nach hinten bewegen. Dabei hebt das Steuerstück (blau) den Kniehebel (grün) weiter aus seiner nach unten vorgebeugten Stellung und führt diesen in eine nach oben gebeugte Stellung über.

Bild 5: Da sich der Kniehebel (grün) nach oben öffnen kann, tut er dies unter seiner kinetischen Restenergie, welcher er durch den Stoß des Steuerstückt (blau) erhalten hat. Der Verschluss der Waffe öffnet sich und führt dabei den ersten Teil der Repetierfunktion aus.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

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18. Mai 2022

Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader mit Langhub, Drehkopfverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch indirekt wirkenden Gasdruck, durch Antrieb eines Langhubkolbens. Verriegelt durch Drehung des Verschlusskopfes. Eingesetzt bei AK-47, FN FNC, IMI Galil ARM und weitern.

Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader mit Langhub

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, das Treibmittel in der Brennkammer der Patrone setzt sich durch Verbrennung in Treibgase um. Da die Treibgase mehr Raum beanspruchen als das Treibmittel, entsteht ein starker Druck in der Brennkammer der Patrone. Dieser Druck wirkt zu allen Seiten hin. Dem Druck, welcher auf das Heck des Geschosses wirkt, wird jedoch der geringste Widerstand geboten und so wird das Geschoss von den Pulvergasen aus dem Patronenmund in den Lauf der Waffe bewegt. Gleichzeitig beaufschlagt der Druck die Wände der Patronenhülse, welche das relativ weiche Hülsenmaterial nach außen verformen. Begrenzt wird die Bewegung des Hülsenschaftes jedoch vom Patronenlager (dunkel petrol). Der nach hinten gerichtete Gasdruck versucht die Patronenhülse nach hinten aus dem Patronenlager heraus zu schieben, da die Patronenhülse jedoch vom Verschlusskopf (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Bewegung auf diesen. Teil des Verschlusskopfes (rot) sind jedoch zwei Verriegelungswarzen (dunkel rot) welche gegen Gegenwarzen im Schildzapfen (dunkel petrol) gestellt sind. Der Verschlusskopf ist auf diese Weise formschlüssig verriegelt, eine Rückwärtsbewegung der Patronenhülse findet nicht statt.

Bild 3: Bei seinem Weg durch den Lauf, passiert das Geschoss eine Gasentnahmebohrung im Lauf. Die Treibgase stehen unter so einem hohen Druck, dass sie sofort durch die Bohrung in eine Gasexpansionskammer strömen. In dieser Kammer beaufschlagen sie alle Seiten, den wenigsten Widerstand bietet die hinterste Seite. Dabei handelt es sich im die Stirn des Antriebskolben (lila), welcher beweglich gelagert ist und nach hinten getrieben wird. Da der Antriebskolben (lila) fest mit dem Verschlussträger (auch lila) verbunden ist, wird auch dieser nach hinten getrieben. Dabei Läuft der Verschlussträger (lila) zunächst über den Verschlusskopf (rot) ohne diesen zu bewegen. Dies wäre auch nicht möglich, da der Verschlusskopf (rot) mit seinen Verschlusswarzen (dunkelrot) immer noch im Schildzapfen (dunkel petrol) verriegelt ist.

Bild 4: Erst wenn der mit dem Verschlusskopf (rot) verbundene Steuerbolzen (dunkel rot) mit der ansteigenden Steuerkurve im Verschlussträger (lila) in Kontakt kommt, wird die Rückwärtsbewegung des Verschlussträgers (lila) in eine Aufwärtsbewegung des Steuerbolzens (dunkel rot) umgewandelt. Diese Bewegung wiederum wird in eine Drehbewegung des Verschlusskopfes (rot) umgewandelt. Bei dieser Drehbewegung verlassen die Verriegelungswarzen (dunkel rot) ihre Warzentaschen im Schildzapfen (dunkel petron), welche bisher eine Rückwärtsbewegung verhindert haben.

Mittlerweile hat das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen, worauf es zu einem schnellen Abfall des Gasdrucks im Lauf gekommen ist. Um auch die Gasexpansionskammer von Gas zu befreien, passiert der Gaskolben (lila) bei seinem Rücklauf, Gasentlüftungsbohrungen welche das Gas aus der Kammer nach außen leiten. Das Gas steht jetzt für den Antrieb des Gaskolbens (lila) nicht mehr zur Verfügung.

Bild 5: Da das Gas im Lauf keine Gefahr mehr darstellt und zudem die Patronenhülsenwände nicht mehr gegen die Innenwände der Patronenkammer gepresst werden, kann die Hülse gefahrlos nach hinten ausgezogen werden. Dies geschieht durch den Verschlusskopf (rot), dieser wurde über seinen Steuerbolzen (dunkel rot) durch die Steuerkurve komplett aus dem Schildzapfen (dunkel petrol) herausgedreht. Nach dem Ende der Drehbewegung, bleibt der Steuerbolzen (dunkel rot) im Ende der Steuerkurve des Verschlussträgers (lila) hängen und wird so von diesem mit nach hinten gezogen. Diese Rückwärtsbewegung kann der Verschlussträger (lila) auch ohne weiteren Gasantrieb bewerkstelligen, da die kinetische Restenergie seiner bewegten Masse dazu in der Lage ist. Da der Gaskolben (lila) mit dem Verschlussträger (auch lila) eine Einheit bilden, wird er die ganze Rückwegstecke mitgenommen.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

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17. Mai 2022

Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader mit Gasstaudüse und Kurzhub, Drehkopfverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch indirekt wirkenden Gasdruck, Zapfung in Staudüse und durch Antrieb eines Kurzhubkolbens. Verriegelt durch Verriegelt durch Drehung des Verschlusskopfes . Eingesetzt beim G42(w) mit anderer Verriegelung.

Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader mit Gasstaudüse

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, das Treibmittel in der Patrone setzt sich durch Verbrennung in Pulvergase um, da diese Pulvergase mehr Raum einnehmen als das ursprüngliche Treibmittel steht es unter einem enormen Druck und verfügt über eine extreme Spannenergie. Der Druck wirkt zu allen Seiten hin, der auf das Heck des Geschosses wirkende Druck treibt das Geschoss durch den Lauf der Waffe. Der nach hinten gerichtete Druck auf den Innenboden der Patronenhülse versucht zwar die Patronenhülse nach hinten zu treiben, diese wird aber vom Verschlusskopf (rot) abgestützt. Dieser wiederum ist über seine Verriegelungswarzen (dunkelrot) mit dem Schildzapfen des Laufes (dunkel petrol) formschlüssig statisch verriegelt. Eine Rückwärtsbewegung der Patronenhülse wird verhindert.

Bild 3: Nachdem das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen hat, tritt es in die Gasstaudüse ein. Die gespannten Pulvergase folgen dem Geschoss und füllen sofort den Gasstauraum aus, sobald es dazu in der Lage ist. Nachdem das Geschoss die Gasstaudüse passiert hat, bildet es für eine kurze Zeit einen annähernden Pfropfen in der Mündung der Staudüse. Auf diese Weise verhindert das Geschoss, dass das Gas aus der Staudüse entweichen kann. Das Gas in der Staudüse beaufschlagt alle ihm zur Verfügung stehenden Flächen. Darunter auch die Stirn des Ringkolbens (grün). Da dieser Kolben (grün) beweglich gelagert ist, wird dieser nach hinten getrieben.

Da der Kolben (grün) gegen den Verschlussträger (lila) abgestützt ist, treibt er diesen nach hinten. Dabei fährt der Verschlussträger (lila) über dem Verschlusskopf (rot) hinweg, zunächst noch, ohne diesen zu bewegen.

Bild 4: Erst, wenn der Steuerbolzen (dunkel rot) am Verschlusskopf (rot) in Kontakt mit dem ansteigenden Teil, der in den Verschlussträger (lila) eingeschnittenen Steuerkurve, kommt, wird der Verschlusskopf (rot) zu einer Rotation gezwungen. Dabei verlassen die beiden Verriegelungswarzen (dunkel rot) ihre Warzentaschen im Schildzapfen (dunkel patrol).

Gleichzeitig verlässt das Geschoss die Gasstaudüse und sorgt so für ein plötzliches Abfallen des Drucks in Lauf und Staudüse. Damit der Druck im Lauf schneller auf ein sichere Niveau sink, sind in den hinteren Teil der Gasstaudüse Gasentlüftungsbohrungen geschnitten, welche dann freigegeben werden, wenn der Ringkolben (grün) seine hinterste Position erreicht hat.

Bild 5: Ist der Lauf entlüftet und kein gefährlich hoher Gasdruck mehr in diesem vorhanden, kann die Patronenhülse gefahrlos aus der Patronenkammer ausgezogen werden. Dies gescheit durch den Verschlusskopf (rot), dessen Steuerbolzen (dunkel rot) das Ende der Steuerkurve im Verschlussträger (lila) erreicht hat und von diesem nach hinten mitgezogen wird. Dies ist möglich, da der Verschlussträger (lila) vom Gaskolben (grün) stark genug angetrieben wurde, dass dessen Bewegungsimpuls ausreicht, um den Rückweg auch ohne weiteren Antrieb durch den Kolben (grün) zu bewältigen. Der Gaskolben (grün) wird nach dem absinken des Gasdrucks in der Gasstaudüse von seiner Rückwohlfeder wieder in Position gebracht, wodurch die Gasstaudüse für den nächsten Schuss wieder verschlossen wird.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

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16. Mai 2022

Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader mit Kurzhub, Rollenverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch indirekt wirkenden Gasdruck, durch Antrieb eines Kurzhubkolbens. Verriegelt durch Rollen auf vertikalem Steuerstück. Eingesetzt bei Gerät-08 auch Stg.45 genannt.

Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader, Rollenverschluss

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in feuerbereiter Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, das Pulver in der Brennkammer der Patronenhülse geht durch Abbrand vom feststofflichen in den gasförmigen Zustand über. Da das Gas einen größeren Raum einnimmt als das Pulver in festen Zustand, herrscht ein enormer Druck in der Patronenhülse. Dieser Druck wirkt zu allen Seiten hin, das schwächste Glied ist dabei das Heck des Geschosses welches dem Druck als erstes nachgibt und sich nach vorne bewegt. Das Geschoss beginnt seinen Weg durch den Lauf. Sobald das Geschoss in den Lauf eintritt ist der Druck in der Lage, die Patronenhülse nach hinten zu treiben, diese wird jedoch vom, Verschlusskopf (rot) abgestützt. Die Rückdruckkraft überträgt sich auf den Verschluss, dieser ist jedoch mit zwei Rollen (grün) gekoppelt, welche in Rollentaschen im Waffengehäuse lagern. Die Rollentaschen sind so geformt, dass die Rollen (grün) aus diesen nach hinten ausrollen könnten. Die Rückdruckkraft überträgt sich so auf die Rollen (grün), welche sich aus den Rollentaschen hinaus in den Verschlusskopf (rot) hinein bewegen möchten. Dies ist den Rollen (grün) jedoch nicht möglich, da das Steuerstück (lila) mit seinen vertikalen Flächen dies verhindert. Die Waffe ist formschlüssig statisch verriegelt. Eine Rückwärtsbewegung der Patronenhülse ist nicht möglich.

Bild 3: Das Geschoss passiert eine Gasentnahmebohrung im Lauf der Waffe, die unter hohem Druck stehenden Pulvergase nutzen dies sofort zur Expansion und strömen in die Gasexpansionskammer des Antriebszylinders. Dort beaufschlagen die Gase die Stirn des Antriebskolbens (blau), welcher unter dem Druck der gase nach hinten getrieben wird. Da sich der Antriebskolben (blau) auf der Stirn des Verschlussträgers (lila) abstützt, wird die Rücklaufkraft auf diesen übertragen und treibt diesen nach hinten.

Bild 4: Bei seinem Weg nach hinten nimmt der Verschlussträger (lila) das Steuerstück mit, dies hat den Effekt, dass die Rollen (grün) nun nicht mehr in ihren Rollentaschen festgehalten werden. Sobald das Steuerstück (lila) so weit nach hinten aus dem Verschlusskopf (rot) herausgezogen wurde, dass die Rollen (grün) von ihm nicht mehr an ihrem Platz gehalten werden, können sich diese in den Verschlusskopf (rot) zurückziehen, worauf dieser frei nach hinten gleiten könnte. Da das Geschoss den Lauf der Waffe zu diesen Zeitpunkt idealerweise bereits verlassen hat, fehlt dem Verschlusskopf (rot) jedoch der nötige Antrieb durch die vom Gas nach hinten getriebene Patronenhülse. Auch dem Antriebskolben (blau) fehlt, nach dem Abgang des Geschosses, der nötige Antrieb.

Bild 5: Da der Verschlussträger (lila) jedoch durch den Antriebskolben (blau) stark genug angestoßen wurde, ist er in der Lage durch seine verbleibende Bewegungsenergie den Rücklauf auch ohne Antrieb vorzusetzen. Dabei greift das Steuerstück (lila) in das Ende des Verschlusskopfes (rot) ein und zieht diesen nach hinten, damit sich der Verschluss vollständig öffnen kann. Der Antriebskolben (blau) wird unterdessen von seiner eigenen Rückhohlfeder in Ausgangsposition gebracht.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

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12. Mai 2022

Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader mit Kurzhub, Drehkopfverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch indirekt wirkenden Gasdruck, durch Antrieb eines Kurzhubkolbens. Verriegelt durch Drehung des Verschlusskopfes. Eingesetzt bei SKS und FN FAL mit anderer Verriegelung.

Indirekter Gasdrucklader mit Kurzhub, Drehkopfverschluss
Indirekter Gasdrucklader mit Kurzhub, Drehkopfverschluss

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in feuerbereiter Ruhestellung.

Bild 2: Der Schuss bricht, die Treibladung in der Brennkammer der Patrone setzt sich in Treibgase um. Diese Gase stehe unter einem hohen Druck, welcher alle Innenflächen der Brennkammer beaufschlagt. Der Druck, welcher auf das heck des Geschosses einwirkt treibt dieses aus der Patronenhülse heraus. Sobald die Patrone kein geschossenes System mehr darstellt, kann der Druck auf den Seelenbodes der Patronenhülse diese nach hinten treiben. Da jedoch die Patronenhülse vom Verschlusskopf (rot) abgestützt wird, überträgt sich diese Kraft auf diesen. Der Verschluss aber ist durch seine, in den Schildzapfen den Waffen eingreifenden, Verriegelungswarzen (dunkelrot) formschlüssig verriegelt. Eine Rückwärtsbewegung des Verschlusskopfes (rot) ist nicht möglich.

Bild 3: Das Geschoss passiert eine Gasentnahmebohrung im Lauf. Gasdruck kann so vom Lauf in die Gaskammer des Antriebszylinders gelangen. Dort beaufschlagt der Gasdruck den Antriebskolben (grün). Der Antriebskolben (grün) wird nach hinten getrieben und überträgt dabei seine Rückwärtsbewegung auf den Verschlussträger (lila). Bei seinem Rücklauf, überfährt der Verschlussträger (lila) den Verschlusskopf (rot), zunächst ohne diesen zu bewegen.

Bild 4: Beim Rücklauf des Verschlussträgers (lila) läuft ein Steuerbolzen (dunkel rot), welcher mit dem Verschlussträger (rot) verbunden ist, in einer Steuerkurze im Verschlussträger (lila). Erreicht diese ihre ansteigende Zone, wo zwingt der zurücklaufende Verschlussträger (lila) den Steuerbolzen (dunkel rot) zu einer Aufwärtsbewegung, diese Aufwärtsbewegung wird von der Verbindung zwischen Steuerbolzen (dunkel rot) und Verschlussträger (rot) in ein Drehbewebung des Letzteren verwandelt. Bei dieser Drehbewegung des Verschlusses (rot) verlassen die Verriegelungswarzen (dunkel rot) den Schildzapfen des Laufes.

Da das Geschoss den Lauf der Waffe mittlerweile verlassen konnte, hat der Antriebskolben (grün) keinen Kraft mehr, welchen ihn nach hinten treibt und so übernimmt seine eigenen Rückstellfeder und schiebt den Antriebskolben (grün) wieder in seine Ausgangsposition zurück.

Bild 5: Bei seinem indirekten Antrieb über den Antriebskolben (grün), hat der Verschlussträger (lila) jedoch genug Bewegungsenergie aufnehmen können, um sein weiteres Zurücklaufen auch ohne direkte Krafteinwirkung bewerkstelligen zu können. Dabei wird zunächst der Verschlusskopf (rot) weiter gedreht und sobald die Verriegelungswarzen (dunkel rot) komplett aus dem Schildzapfen des Laufen herausgedreht wurden, wird der Verschlusskopf (rot) ohne weitere Drehung gerade nach hinten gezogen, dies geschieht durch den Verschlussträger (lila), da der Steuerbolzen (dunkelrot) das Ende der Steuerkurze im Verschlussträger (lila) erreicht hat.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

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11. Mai 2022

Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader mit Gasrückleitung, Drehkopfverschluss (Scherz)

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch indirekt wirkenden Gasdruck, durch Rückleitung auf den Verschlusskopf. Verriegelt durch Drehung des Verschlusskopfes. Selbstverständlich in keinem Realstück eingesetzt.

Achtung: Es handelt sich beim System des Gasrückladers um eine Art Schwerz.

Indirekter Gasdrucklader mit Gasrückleitung, Drehkopfverschluss

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, die Treibladung in der Patrone wird in Treibgase umgesetzte. Da diese mehr Raum beanspruchen als die Treibladung in feststofflichem Zustand, entsteht ein enormer Druck in der Brennkammer der Patronenhülse. Dieser Druck treibt das Geschoss aus dem Patronenmund heraus. Sobald das Geschoss in den Hülsenmund verlassen hat, ist der Gasdruck in der Lage die Patronenhülse nach hinten zu schieben, da die Hülse vom Verschlusskopf (grün) abgestützt wird, überträgt sich die Energie auf diesen. Der Verschlusskopf ist aber mit seinen Verschlusswarzen (dunkel grün) im Schildzapfen des Laufes (petrol) verriegelt. Eine Bewegung nach hinten kann nicht stattfinden, der Verschluss ist formschlüssig verriegelt.

Sobald das Geschoss den Mund der Patronenhülse verlässt tritt Gas in den Übergangskonus ein und wird von durchgehenden Gasentlastungsrillen, außen an der Patronenhülse vorbei, nach hinten umgespult. Weiter passiert er die Verriegelungswarzen (dunkel grün) und tritt hinten in eine Gasexpansionskammer ein, dessen Wände von Verschlusskopf (grün) und Verschlussträger (lila) und der Patronenkammer (petrol) gebildet werden.

Bild 3: Da sich der Verschlusskopf (grün). aufgrund seiner Verriegelung. nicht nach hinten bewegen kann, wirkt der Gasdruck in dem kleinen Spalt zwischen Verschlussträger (lila) und Patronenlager (petrol). Dabei wird der Verschlussträger (lila) vom Gasdruck nach hinten gezwungen. Bei diesem Weg nach hinten, läuft eine in den Verschlussträger (lila) geschnittene Steuerkurve über den Steuerbolzen (dunkel grün) des Verschlussträgers (grün). Da die Steuerkurve zunächst horizontalen verläuft, bliebt der Verschlussträger (grün) zunächst unbewegt.

Bild 4: Die in den Verschlussträger (lila) geschnittene Steuerkurve wechselt in ihrem Schnitt von einer horizontalen in einem abgeschrägten Verlauf und zwingt so den Steuerbolzen (dunkel grün) zu einer Aufwärtsbewegung. Diese Bewegung wird in einer Rotation des Verschlusskopfes (grün) übersetzt. Diese Rotation sorgt dafür, dass sich die Verrieglungswarzen (dunkel grün) aus dem Schildzapfen des Laufes (Patrol) herausdrehen. Bei ihrer Drehung, versperren die Verriegelungswarzen die Gaszufuhr vom Übergangskonus her. Der Verschlussträger (lila) hat jedoch bereits ausreichend Bewegungsenergie aufnehmen können, um auch ohne Gasantrieb weiter zurück zu laufen.

Bild 5: Sobald die durch den Rücklauf des Verschlussträgers (lila) erzwungene Drehung des Verschlusskopfes (grün) abgeschlossen ist, haben dessen Verriegelungswarzen (dunkel grün) den Schildzapfen des Laufes (petrol) komplett verlassen und der Verschlusskopf (grün) kann ohne Probleme nach hinten ausgezogen werden. Dies gescheit durch den zurücklaufenden Verschlussträger (lila), da der Steuerbolzen (dunkel grün) das Ende der Steuerkurve erreicht hat und in dieser hängen bliebt. Da das Geschoss den Lauf der Waffe bereits verlassen hat, ist die Öffnung des Verschlusses zumindest nicht gefährlicher als zu einem zu vorigen Zeitpunkt.

Quellen:

keine

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10. Mai 2022

Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader mit Gaseinleitung, Drehkopfverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch indirekt wirkenden Gasdruck, durch Einleitung auf den Verschlussträger. Verriegelt durch Drehung des Verschlusskopfes. Eingesetzt bei Armalite AR-15, Colt M16 und Colt M4.

Indirekter Gasdrucklader mit Gaseinleitung, Drehkopfverschluss

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, die Treibladung geht vom feststofflichen in den gasförmigen Zustand über. Da die Treibgase mehr Raum in Anspruch nehmen als die Treibladung im noch festen Zustand, entsteht ein enormer Druck. Dieser Druck wirkt zu allen Seiten in etwas gleich stark. Der Druck auf das Heck des Geschosses sorgt dafür, dass diese aus der Patronenhülse herausgetrieben wird. Sobald das Geschoss in der Übergangskonus des Laufes eintritt, ist der Gasdruck in der Lage, die Patronenhülse nach hinten zu treiben. Da diese jedoch vom Verschlusskopf (grün) abgestützt wird, überträgt sich die nach hinten gerichtete Kraft auf diesen. Da der Verschlusskopf (grün) mit einen Verriegelungswarzen (dunkel grün) im Schildzapfen des Laufes (petrol) verriegelt ist, kann keine Rückwärtsbewegung unter dem Einfluss der direkten Gasdruckkräfte stattfinden. Der Verschluss ist formschlüssig verriegelt.

Wenn das Geschoss die Gasentnahmebohrung im Lauf passiert, kann Gasdruck in das Gasröhrchen (grau) strömen, dieses Röhrchen spult den Gasdruck um und leitet diesen nach hinten zum Verschlussträger (lila). Dort wird er in eine Kammer zwischen Verschlussträger (lila) und Verschlusskopf (grün) eingeleitet.

Bild 3: Der Gasdruck in der aus Verschlussträger (lila) und Verschlusskopf (grün) gebildeten Gaskammer treibt beide aus einander. Dabei dieser pneumatischen Anordnung bildet der Träger (lila) den Zylinder und der Kopf (grün) den Kolben. Da sich der Verschlussträger (grün) nicht weiter nach vorne bewegen kann, stößt sich der Verschlussträger (lila) von diesem ab. Dabei gleitet ein Steuerbolzen (dunkel grün) in einer Steuerkurve des Verschlussträgers (lila), jedoch zu nächst noch ohne eine Bewegung des Verschlussträgers zu erzwingen (grün).

Bild 4: Nachdem der Verschlussträger eine kleine Strecke nach hinten gelaufen ist, bekommt der Steuerbolzen (dunkel grün), welcher mit dem Verschlusskopf (grün) verbunden ist, Kontakt mit der ansteigenden Steuerkurve des Verschlussträgers (lila). Dieser Kontakt zwingt den Steuerbolzen (dunkel grün) zu einer Aufwärtsbewegung. Diese Bewegung wiederum wird in eine Drehung des Verschlusskopfes (grün) übersetzt. Bei dieser Drehung, werden die Verschlusswarzen des Verschlusskopfes (grün) aus dem Schildzapfen des Laufes (Petrol) herausgedreht. Dieser Vorgang dauert lange genug, um dem Geschoss die nötige Zeit zu geben, den Lauf zu verlassen.

Bild 5: Sobald das Geschoss den Lauf der Waffe verlässt, kommt es in diesem zu einem abrupten Abfall des Gasdrucks. Dadurch kann nun die Patronenhülse gefahrlos aus dem Patronenlager der Waffe ausgezogen werden. Bei diesem System gibt es je doch die Besonderheit, dass sich Gas recht lange in der Gaskammer zwischen Verschlusskopf (grün) und Verschlussträger (lila) halten kann. Aus diesem Grund muss eine Gasentlüftung vorgenommen werden, dies gescheit, indem der Verschlusskopf (grün) bei seinem nach vorne Gleiten im Verschlussträger (lila) eine Entlüftungsbohrung frei gibt, aus welcher das Gas der Gaskammer entwichen kann. Auch ohne das Gas in der Gaskammer, gleitet der Verschlussträger (lila) weiter nach hinten, da er bereits genug Bewegungsenergie aufnehmen konnte.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

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8. Mai 2022

Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader mit Gasaufleitung, Drehkopfverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch indirekt wirkenden Gasdruck, durch Aufleitung auf den Verschlussträger. Verriegelt durch Drehung des Verschlusskopfes. Eingesetzt bei Ljungman m/42 und MAS-49/53 mit anderer Verriegelung.

Indirekter Gasdrucklader mit Gasaufleitung, Drehkopfverschluss
Indirekter Gasdrucklader mit Gasaufleitung, Drehkopfverschluss

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, das Treibladungspulver in der Patronenhülse setzt sich in Pulvergase um. Der Druck dieser Gase wirkt zu allen Seiten hin, der Druck welcher auf das Heck des Geschosses wirkt, treibt dieses aus dem Hülsenmund heraus. Sobald das Geschoss im Lauf in den Übergangskonus eintritt und die Hülse kein Geschlossenes System mehr darstellt, ist der Druck in der Lage, die Patronenhülse nach hinten zu treiben. Da diese vom Verschlusskopf (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Kraft von der Patronenhülse auf den Verschluss. Dieser ist jedoch durch seine Verriegelungswarzen (dunkel rot) so im Schildzapfen des Laufes verriegelt, dass eine Rückwärtsbewegung nicht möglich ist. Der Verschluss ist Kraftschlüssig verriegelt.

Wenn das Geschoss die Gasentnahmebohrung im Lauf passiert, können Pulvergase aus dem Lauf in das Gasröhrchen (hell grau) gelangen. Dieses Röhrchen leitet den Gasdruck zurück zum Verschlussträger (lila) und wirkt dort auf dessen Stirnfläche.

Bild 3: Durch den Druck auf seine Wirkfläche, wird der Verschlussträger (lila) nach hinten gedrückt. Dabei gleitet er über den Verschlusskopf hinweg, zunächst ohne diesen zu bewegen.

Bild 4: Im Verschlussträger (lila) befindet sich eine Steuerkurve in welchem der Steuerbolzen (dunkel rot) des Verschlusskopfes läuft. Sobald der Verschlussträger (lila) eine bestimmte Strecke zurückgelaufen ist, kommt der Steuerbolzen (dunkel rot) der Verschlussträgers (rot) mit der Steuerkurve in Kontakt. Diese Kurve zwingt den Steuerbolzen (dunkel rot) zu einer Aufwärtsbewegung. Diese Aufwärtsbewegung wird durch die Verbindung zwischen Steuerbolzen (dunkel rot) und Verschlusskopf (rot), in eine Drehbewegung des letzteren verwandelt. Bei dieser Drehbewegung, werden gleichzeitig die Verriegelungswarzen (dunkel rot) des Verschlusses (rot) aus dem Schildzapfen des Laufes (dunkel petrol) heraus gedreht. Das Ganze dauert so lange, dass das Geschoss mittlerweile den Lauf der Waffe verlassen hat.

Bild 5: Sobald das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen hat, kommt es im Lauf zu einem rapiden Abfall des Gasdruckts. Dies ermöglicht zum einen das gefahrlose Ausziehen der Patronenhülse, zum anderen steht der Waffe jedoch kein Antrieb mehr zur Verfügung. Der Verschlussträger (lila) hat jedoch genug Bewegungsenergie aufnehmen können, um seinen Rücklauf zu Ende zu führen. Dabei schleppt er den Verschlusskopf (rot) mit, da der Steuerbolzen (dunkel rot) im Ende der Steuerkurve hängen bleibt. Es erfolgt ein Zwangsauszug der Patronenhülse.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

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5. Mai 2022

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader mit beweglichem Lauf, Masseverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck, verschlossen durch einfachen ungebremsten Masseverschluss, Öffnung durch Vorwärtsbewegung des Laufes. Eingesetzt bei Mannlicher M1894, Schwarzlose M1909, M1908 und Hino-Komuro M1908.

Direkter Gasdrucklader mit beweglichem Lauf
Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader mit beweglichem Lauf

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, die Treibladung in der Patrone setzt sich vom festen in einen gasförmigen Zustand um. Da das Verbrennungsgas mehr Raumvolumen einnimmt, als die Treibladung in festem Zustand, entsteht ein enormer Druck in der Brennkammer der Patronenhülse. Dieser Druck wirkt zu allen Seiten gleichzeitig. Der Druck auf den Hülsenboden kann nichts ausrichten, da dieser Boden relativ dick ist und die Hülse zu diesem Zeitpunkt ein geschlossenes System darstellt. Lediglich der Druck auf das Geschossheck, kann eine Bewegung im System verursachen, diese besteht darin, dass das Geschoss den Hülsenmund verlässt und vom Gasdruck in den Lauf getrieben wird.

Bild 3: Sobald das Geschoss in den Übergangskonus des Laufes (petrol) eintritt und die Patronenhülse kein geschlossenes System mehr darstellt. Ist der Druck in der Lage die Patronenhülse nach hinten zu drücken. Dies gelingt ihm jedoch nicht, da der Stoßboden (rot) stoffschlüssig mit dem Gehäuse der Waffe verbunden ist. Eine Rückwärtsbewegung der Hülse kann nicht stattfinden. Während das Geschoss vom Gasdruck durch den Lauf (dunkel petrol) getrieben wird, muss es sich in die Felder des Laufes einpressen, da das Geschoss einen leicht größeren Durchmesser hat als das Kaliber der Felder. Dieses Einpressen sorgt für eine reibschlüssige Verbindung zwischen Geschoss und Lauf (petrol). Durch diese Verbindung kann der Gasdruck einen Teil seines, auf den Geschossboden wirkenden, Drucks auf den Lauf (dunkel petrol) übertragen und dieser zu einer nachvorne Bewegung zwingen.

Bild 4: Da der Lauf (dunkel petrol) jedoch eine gewisse Masseträgheit besitzt, kann er diese Bewegung zwar aufnehmen aber nicht sofort in vollem Maße umsetzten. So ist gewährleistet, dass das Vorlaufen des Laufes nicht die Sicherheitsstrecke der Patronenhülser überschreitet, bevor das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen hat. Denn der auf den Hülseninnenboden wirkende Gasdruck bewirkt, dass die Hülse gegen den Stoßboden (rot) gepresst bleibt, auch wenn sich der Lauf nach vorne bewegt. Auf diese Weise wird die Patrone auch bei diesem System aus den Patronenlager ausgedrückt.

Bild 5: Das Geschoss hat den Lauf der Waffe verlassen, worauf es zu einem abrupten Abfall des Gasdrucks im Lauf kommt. Dadurch kann nun die Patronenhülse ganz ausgezogen werden, ohne das die Gefahr von nach hinten austretenden Gasdruck besteht. Ein weiterer Effekt des Gasabfalls ist jedoch auch, dass der Gasdruck nun nicht mehr als Antriebskraft zur Verfügung steht. Der bis dahin vom Gasdruck über die Geschossreibung nach vorne getriebene Lauf hat jedoch vorher genug Bewegungsenergie aufnehmen können, um durch sein Beharrungsvermögen den Rest des Rücklaufes bewerkstelligen zu können. Auch das die Patronenhülse nicht mehr vom Gasdruck nach hinten gedrückt wird, stellt kein Problem dar, da am Stoßboden (rot) in der Regel eine Auszieherkralle befestigt ist, welche die Hülse an ihrem Platz hält, während die Patronenkammer im Lauf nach vorne weggleitet.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

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4. Mai 2022

Mündungsfeuerdämpfer Mumpitz oder wie Mündungsfeuer nicht funktioniert

Hallo und herzlich Willkommen zu einem neuen Beitrag zum Thema Waffentechnik. Nachdem der Beitrag über Mündungsbremsen so gut angekommen ist, habe ich mir gedacht, ich mache das Gleiche nochmal für den Mündungsfeuerdämpfer, denn auch dort gibt es so einigen Mumpitz, der immer wieder fleißig widerholt wird und deswegen Gefahr läuft irgendwann zur Wahrheit zu werden.

Um zu verstehen, wie ein Mündungsfeuerdämpfer wirkt, muss man zuerst verstehen, wie das Mündungsfeuer überhaupt entsteht und genau da liegt bereits der erste Knackpunkt, denn Das Mündungsfeuer gibt es gar nicht. Was wir als Mündungsfeuer bezeichnet sind bis zu sechs verschiedene Feuerartige Erscheinungen, die auftreten können aber nicht müssen. Gehen wir mal die drei wichtigsten Erscheinungen durch.

Gelbes oder primäres Mündungsfeuer: Ist wortwörtlich das Mündungsfeuer, also das Feuer aus der Mündung es entsteht chemisch durch die Verbrennung der Pulvergase, welche für uns bis dahin das Geschoss aus dem Lauf getrieben haben. Dieses Feuer ist meist gelblich bis weiß und züngelt in Zapfenform direkt aus der Mündung. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist dies weder der Hauptgrund für den Mündungsblitz, noch kann man dieser Erscheinung mit einem üblichen Mündungsfeuerdämpfer Herr werden. Hier hilft nur ein anderen chemische Zusammensetzung des Pulvers, ein längerer Lauf oder eine Mündungsfeuerblende.

Dunkelrotes oder Zwischenmündunfsfeuer: Oder Umgangssprachlich der Feuerring entsteht, wenn ein großkalibriges Geschoss so schnell fliegt, dass Umgebungsluft und Mündungsgase so stark komprimiert werden, dass es dunkelrot leuchtender Ring etwa zwei Handbreit von der Mündung weg sichtbar wird. Die Erscheinung ist zwar spektakulär aber nur bei schlechten Lichtverhältnissen sichtbar. Ein Mündungsfeuerdämpfer kann diese Erscheinung zwar verhindern aber eigentlich geht es um das...

Rotes oder sekundäres Mündungsfeuer: Hier handelt es sich um das eigentliche Mündungsfeuer oder korrekt den Mündungsblitz. Beim Mündungsblitz handelt es sich nämlich nicht um einen Feuerstrahl, welcher wie bei einem Flammenwerfer dem Geschoss aus der Mündung folgt, sondern um eine Erscheinung, welche eine andere Ursache hat. Aber Eines nach dem Anderen.

In der Brennkammer der Waffe kommt es zu einem Abbrand ohne Sauerstoffzufuhr von außen. Dem Treibmittel steht nur der Sauerstoff zur Verfügung, welcher entweder im Treibmittel selber gebunden ist oder in den Pulverzwischenräumen in der Patronenhülse zur Verfügung steht. Dies bedeutet meist, dass das Pulver nicht sein ganzes Verbrennungspotenzial nutzen kann, da ihm der nötige Sauerstoff fehlt.

Es befindet sich also Chemikalien im Gasdruck in der Waffe, welche gerne noch ein wenig chemisch reagier würden, die jedoch in der Waffe keinen Sauerstoff dafür finden. Sobald nun das Geschoss den Lauf der Waffe verlässt, strömen diese Gase, welche ja unter einem hohen Druck stehen, aus der Mündung der Waffe heraus und vermengen sich dort mit dem Sauerstoff der Luft.

Unsere Gase haben nun den benötigten Sauerstoff, was ihnen aber für eine Reaktion noch fehlt ist die nötige Temperatur, denn unter ihrer Entzündtemperatur machen diese Gase auch zusammen mit dem nötigen Sauerstoff nichts. Jetzt kommt es vor allem auf die Form der entstandenen Chemikalienblase an, kann sich eine kugelförmige Blase ausbilden, so kann in dessen Zentrum die nötige Temperatur  erreicht werden - das Mündungschemikalien-Luft-Gemisch ist zündfähig und es kommt zur Verpuffung. Das Ergebnis ist eine rote bis gelborange Lichterscheinung in Form eines ausgefransten Balls etwas eine drei Handbreit von der Mündung der Waffe entfernt. Der typischen Mündungsblitz.

Übrigens tritt dieser Mündungsblitz nicht bei jedem Schuss auf, da die Mischung von Luft und Mündungschemie nicht konstant auftritt. Zudem kann es bei schneller Schussfolge, vor allem bei Schnellfeuerwaffen, dazu kommen, dass nicht schnell genug Sauerstoff aus der Umgebungsatmosphäre nachströmen kann. Es liegt also nicht zwangsläufig an Kameras, wenn bei einem Video nicht bei jedem Schuss ein Mündungsblitz zu sehen ist.

Mündungsfeuerdämpfer: Aber wie bekommt man den Mündungsblitz jetzt in den Griff? Das ist relativ einfach, man klaut ihm einfach seine Zündtemperatur, welche das Gas für seine Verpuffung benötigt.

Zu erwähnen wäre übrigens, dass die ersten Mündungsfeuerdämpfer nur verhindern konnten, dass der Schütze sich bei Nacht oder Dämmerung beim Schuss selbst blendete. Erst spätere Modelle waren in der Lage, das Entdeckt werden bei Dämmerung zu erschweren.

Der Trichertyp: Die einfachste und älteste Methode ist der konische Mündungsfeuerdämpfer. Diese trötenartigen Gebilde an der Mündung von MG08, M3 Greasegun und Lee-Enfield No.5 verhindern, dass sich die Mündungsgase frei nach den Seiten hin ausbreiten und so einen große Kugel mit einem gut isolierten heißen Kern bilden können. Stattdessen wird der Münungsgasball in die Länge gezogen und zu einer Ellipse gestreckt. So erhält die Gasschwade zum einen eine größere Oberfläche, die schneller abkühlt und zum anderen einen näher an der Umgebung liegenden Kern.

Vorteil ist natürlich der einfache Aufbau und die günstige Fertigung, der Nachteil ist zum einen die recht geringe Effektivität und zum anderen die Tatsache, dass das nachvorne richten der Mündungsgase den Raketeneffekt verstärkt, was zu einem stärkeren Gasrückstoß und damit zu einem erhöhten Rückschlag führt. In ihrer Funktion als Mündungsfeuerdämpfer ist der Trichtertyp zwar aus der Mode gekommen, erlebt jedoch gerade seinen zweiten Frühling als Mündungszentrierer eng. Sound-Hog. Dieser soll angeblich bei einem aus nächster Nähe beschossenem Ziel eine ähnlich Wirkung erzielen wie eine Blend-Schall-Granate (eng. Flash-Bang).

Der Zerteilertypen: Anstelle den großen Gasball in die Länge zu ziehen, gehen die Zerteiler her und brechen den Mündungsgasstrom in mehrere kleine ströme auf. Ähnlich wie die Mündungsbremse nutzt dieser Typ die große Spannung innerhalb der Mündungsgase aus, welche jede Möglichkeit zur Expansion sofort ausnutzen. 

Der Siebtyp: Der wohl älteste Typ ist der des Siebförmigen Zerteiler, diese ursprünglich als Mündungsbremsen eingesetzten Mündungsmodulatoren besitzen viele kleine Bohrungen in einem zylinderförmigen Mündungsaufsatz. Die unter Spannung stehenden Gase nutzen die Möglichkeit, durch die Bohrungen nach außen zu treten sofort und bilden so viele kleine Gaswolken mit insgesamt sehr großer Oberfläche, die schnell abkühlen.

Vorteil des Siebtypus ist die extrem große Oberfläche und die feine Verteilung der Mündungschemikalien. Auch wenn die starke Vermischung mit der Umgebungsluft auf den ersten Blick wie etwas anmutet, dass die Zündfähigkeit des Gasgemisches erhöht, so überwiegt jedoch der Vorteil  durch die stärkere Abkühlung.

Nacheilig ist jedoch, dass dem Siebtypus enge Grenzen gesetzt sind, wird zu viel Gas in einen solchen geleitet, so können sich die kleinen Gasströme außerhalb wieder zu einer großen Chemikalienblase zusammen finden, welche dann mehr als ausreichend mit Sauerstoff versorgt wurde. Zudem ist der Siebtyp kostspielig in der Herstellung und aufwändig zu reinigen.

Der Zahntyp: Weitaus günstiger ist der Zahntypus, dieser besitzt meist drei oder viel vorstehende Zähne, durch welche das Geschoss hindurcheilt. Die freiwerdenden Spalten werden von den Pulvergasen sofort zur Expansion zu den Seiten hin genutzt, worauf so viele mittlere Gasströme entstehen wie es eben Spalten zwischen den Zähnen gibt. Wie bei den anderen Teilertypen auch hofft man so die Bildung einer großen Gasblase zu verhindern. Die mittleren Ströme haben auch hier eine größere Gesamtoberfläche und werden bei den meisten Zahntypen noch zusätzlich lang gezogen.

Der Vorteil liegt in einer recht günstigen Herstellung, einer leichten Reinigung sowie einer geringen Reduzierung des Raketeneffekts.

Der Nachteil besteht darin, dass man mit den offenen Zähnen schnell irgendwo hängen bleiben kann, besonders im Unterholz kann dies zum Problem werden. Auch kann ein nach unten gerichteter Gasstrom Sand oder Staub aufwirbeln, wenn der Schütze aus liegenden Position heraus feuert. Auch kann angeblich Regel leichter in die Waffe gelangen, wenn diese mit dem Lauf nach oben gehalten wird. Zumindest war das der offizielle Grund, warum man vom Zahntyp beim XM16E1 Abscheid genommen hat und lieber den nächsten Typ beim M16A1 haben wollte.

Der geschlitzte Typ: Wieder teurer in der Herstellung aber ohne mögliches hängenblieben an Vegetation ist der geschlitzte Typ. Dieser ähnelt äußerlich zwar wieder dem Siebtypus, unterscheidet sich jedoch durch seinen konischen Längsschnitt. Im Kern handelt es sich wieder um einen Trichtertyp mit zusätzlichen Öffnungen, meist in der Form von Schlitzen. Diese Kombination fußt auf der Einsicht, dass man den Gasball vor der Mündung kaum komplett verhindern kann und auch nicht muss, es reicht aus ihn lediglich abzuschwächen. Treten die Mündungsgase in den konisch geschlitzten Mündungsfeuerdämpfer ein, so entwicht ein Teil das Gase aus den Schlitzen, ein andere hingegen kann dem Geschoss folgen.

Der Vorteil ist die einfachere Herstellung, da das Geschoss weniger nah an der Innenwand geführt wird und zudem die einfachere Reinigung. Zudem ist es bei vielen Schlitzen egal, in welchem Winkel der Dämpfer auf die Mündung aufgeschraubt ist.

Nachteil ist, wie bei fast allen Teilern, dass nach unten entweichende Mündungsgase Sand oder Staub aufwirbeln können. Aus diesem Grund werden bei neueren Vertretern des geschlitzten Typs, wie beim M16A2, nur oben Schlitze angebracht. Dies hat allerdings wieder den Nachteil, dass diese Mündungsfeuerdämpfer in einem vorgegebenen Winkel auf der Mündung sitzen müssen. Dafür gibt es eine sehr geringe Kompensatorwirkung, die aber oft überschätzt wird.

Fazit: Eine moderne Feuerwaffe ist kein Drache welche einen Feuerstrahl ausspuckt, welcher dann vom Mündungsfeuerdämpfer aufgeteilt wird. Viel mehr spukt eine Waffe eine Chemikalienwolke aus, welche Feuer fangen und deswegen leuchten kann, wenn man diese Wolke nicht irgendwie dazu zwingt, sich so schnell wie möglich abzukühlen.

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader zwischen verriegelt per Vertikalriegel

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck und zwischenverriegelt per Vertikalriegel. Verwendet im Sig MKMO (mit Kippblock anstelle eines Vertikalriegels).

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader, zwischenverriegelt

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, die Treibladung in der Brennkammer der Patronenhülse setzt sich in Pulvergase um. Da die Pulvergase mehr Raum beanspruchen als das Treibmittel, kommt es zu einer enormen Druckentwicklung. Dieser Druck beaufschlagt alle inneren Flächen der Brennkammer, so auch den Boden des Geschosses, dieses wird vom Druck aus dem Mund der Patronenhülse heraus in den Lauf getrieben. Sobald das Geschoss aus der Patronenhülse herausgetrieben wurde und die Brennkammer kein geschlossenes System mehr darstellt, ist der Gasdruck zudem in der Lage, die Patronenhülse nach hinten zu treiben. Da diese jedoch vom Verschlusskopf (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Rückwärtsbewegung von der Hülse auf diesen. Weil der Verschlusskopf (rot) lediglich kraftschlüssig gelagert ist, macht er diese Rückwärsbewegung mit. Auf den, hinter dem Verschlusskopf (rot) ebenfalls kraftschlüssig gelagerten, Verschlussträger (lila) wird ebenfalls diese Rückwärtsbewegung übertragen.

Bild 3: Nachdem die Patronenhülse vom Gasdruck so weit nach hinten aufgeschoben wurde, dass fast ihre Sicherheitstrecke fast erreicht ist, wird der Verschlusskopf (rot) vom Stopzapfen des Vertikalriegels (grün) gestoppt. Der Verschlusskopf (rot) ist darauf hin nicht mehr in der Lage sich nach hinten zu bewegen, er wurde formschlüssig verriegelt.

Bild 4: Der Verschlussträger (lila) jedoch, wurde nicht vom Vertikalriegel (grün) gestoppt und kann sich unabhängig vom Verschlusskopf(rot) weiter nach hinten bewegen. Dabei stößt er nach einer bestimmten Strecke an die Entriegelungskulisse des Vertikalriegels (grün) und drückt dadurch den gesamten Riegel (grün) nach unten. Dadurch gibt der Stopzapfen den Verschlusskopf (rot) wieder frei. Das System wurde zeitlich so abgestimmt, dass der Verschlusskopf (rot) genau so lange angehalten wurde, dass das Geschoss den Lauf in der Zwischenzeit verlassen konnte.

Bild 5: Da das Geschoss den Lauf der Waffe schon verlassen hat, befindet sich kein Gasdruck mehr im Lauf. So kann auf der einen Seite die Patronenhülse gefahrlos ausgezogen werden, auf der anderen Seite steht dem Verschluss (rot) kein Gasdruck für seinen Rücklauf mehr zur Verfügung. Auch konnte er, wegen seines Anhaltens, keine Bewegungsenergie aufnehmen. Aus diesem Grund, ist der Verschlussträger (lila) für die weitere Öffnung verantwortlich, da er sich bereits, vor dem Druckabfall im Lauf, bewegt hatte, reicht sein Beharrungsvermögen aus, um den Verschlusskopf (rot) nach hinten zu schleifen. Dazu besitzt der Verschlussträger (lila) einen Hacken, welcher in den Verschlusskopf (rot) eingreift und bei einem bestimmten Abstand von beiden zu greifen kommt. Auf diese Weise kann der Verschluss (rot) nachträglich ohne Gasdruck geöffnet werden.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

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3. Mai 2022

Die Suche nach dem Buch in dem Masseverschlüsse durch Rückstoß angetrieben werden

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neuen Post zum Thema Waffenkunde, welcher wohl in die Kategorie der Waffengeschichte fällt oder auch der Waffensemantik (Waffensprache).

Und zwar ist mir folgendes Kuriosum aufgefallen, in einigen Büchern werden ja Masseverschlüsse zu den Rückstoßladern gezählt, weswegen Einige denken, dass Masseverschlüsse wirklich durch den Rückstoß angetrieben werden. Aber dann ist mir neulich beim Durchlesen eines dieser Bücher aufgefallen, dass dort zwar Rückstoßlader steht aber im Fließtext ganz eindeutig beschrieben wird, dass der Gasdruck den gemeinten Masseverschluss antreibt. Ich fand das natürlich kurios, hab mich aber erinnert, dass mir das vor Jahren schon mal in einem anderen Buch aufgefallen war. 

Ich hab das Ganze dann auch mal in einer kleinen Runde angesprochen, hab aber nur zu hören bekommen, dass das dieses Kuriosum normal sein und dass man es so in fast jedem Buch finden wird. Sprich: Auch wenn ein Fachbuch Masseverschlüsse Rückstoßlader nennt, dass es dann im Fließtext so gut wie immer heißt, dass der Gasdruck den Masseverschluss antreibt. Beziehungsweise die vom Gasdruck nach hinten rausgeschobene Hülse.

Natürlich hab ich mich dann gefragt, ob es nicht wenigstens ein einziges deutsches Fachbuch zum Thema Waffentechnik gibt, in dem als Rückstoßlader bezeichnete Masseverschlüsse denn auch vom Rückstoß angetrieben werden. Das dürfte ja nicht so schwer sein.

Also hab ich mich auf die Suche gemacht aber vorher folgende Kriterien aufgestellt:

  • A: Es muss sich wirklich um ein Fachbuch handeln, also ein wirkliches Buch und kein Heft. Zudem muss es in einem richtigen Verlag erschienen sein.
  • B: Es muss sich sich um ein Buch handeln, welches die Technik von Handfeuerwaffen entweder zum Kernthema hat oder es muss einen großen Technikteil von mindestens 10% der Gesamtseitenanzahl haben.
  • C: Wenn es eine englische Version des Buches gibt, darf in dieser nicht Blow-Back stehen.
  • D: Es muss deutlich aus dem Fließtext hervorgehen, dass Masseverschlüsse vom Rückstoß angetrieben werden.
  • E: Das Buch muss die jeweils aktuellste Ausgabe sein und es darf kein anderen Wert des Autoren geben in welchem er den Fehler nicht gemacht hat.
Mich  beschleicht nämlich langsam das Gefühl, dass es ein solches Buch gar nicht gibt. Ich werde also ab jetzt mal die Augen offen halten und aus diesem Grund auch immer wieder diesen Beitrag hier aktualisieren.

Damit es nicht ganz umsonst ist, wenn ich mal nichts finde, werde ich auch die negativen Ergebnisse dokumentieren. Der Übersicht halber werde ich alle Bücher in folgende Kategorien einteilen:
  • Klasse 1, Masseverschlüsse werden als Gasdrucklader oder Rückdrucklader benannt.
  • Klasse 2, Masseverschlüsse werden nicht in eine Richtung gehend bezeichnet aber als Gasdrucklader beschrieben.
  • Klasse 3, Masseverschlüsse werden als Rückstoßlader benannt aber als Gasdrucklader beschreiben
  • Klasse 3b, Masseverschlüsse werden als Rückstoßlader benannt aber in der englischen Version heißen sie Blow-Back.
  • Klasse 4, Masseverschlüsse werden als Rückstoßlader benannt und auch so beschrieben.
  • Klasse 5, Masseverschlüsse werden als Gasdrucklader benannt aber als Rückstoßlader beschrieben.
Klasse 1:

Hier sind die Hauptwerke der deutschen Waffentechnik vertreten, die ich später ergänze, da sie eh jeder kennt.

Klasse 2:

Moderne Faustfeuerwaffen Gerhard Bock 1911
"Der auf den Boden der Hülse wirkende Gasdruck sucht die Hülse zurückzutreiben;" Seite 174

Handbuch der Faustfeuerwaffen G. Bock, W. Weigel 1964

"Der auf den Boden der Hülse wirkende Gasdruck such die Hülse zurückzutreiben." Seite 163 

Die deutschen Militärgewehre und Maschinenpistolen 1871-1945 Hans-Dieter Götz 1981 B

"Der Schuß bricht und der Gasdruck im Lauf wirkt sich einerseits auf das Geschoß, andererseits auf den Verschluß aus. Beide setzen sich in entgegengesetzte Richtungen in Bewegung." Seite 225
Klasse 3:

Schützenwaffen Heute (1945-1985) Günter Wollert, Reiner Lidschun, Wilfried Kopenhagen 1998
"Bei diesen Schützenwaffen wird die Energie der Pulvergase über die Patronenhülse auf den Verschluss übertragen." Seite 40

"Sobald der Druck der Pulvergase entsprechen angestiegen ist beginnt der Rücklauf des Verschlusses zusammen mit der Hülse." Seite 40

Waffenschmidt, Waffen- und Munitionstechnisches Handbuch, Karl Böhlein, Rolf Brand 1968
"[...], bei denen ohne besondere Gasentnahmeeinrichtung der Druck der Pulvergase nach hinten (Rückdruck) über den Patronenboden direkt zum Antrieb des Schlosses verwendet wird." Seite 12

Waffenlehre für die Bundeswehr, Heiz Dathan 1972 

"Die großen Gasmengen üben nunmehr einen allseitig hohen Druck auf den Patronen- bzw. Kartuschenboden und damit auf den Waffenverschluß [...] aus." Seite 19

"Gleichzeitig drücken die Pulvergase auf die Patronenhülse. Die Hülse überträgt einen Teil des Gasdrucks auf den Verschluss, wodurch der Rücklauf eingeleitet wird." Seite 170

Die offizielle Geschichte der Oberndorfer Firma Heckler&Koch, Kersten & Schmid 1999 B

"Die Pulvergase treiben das Geschoß an, Gleichzeitig drücken die Pulvergase auf  die Patronenhülse. Die dabei auf den Stoßbodenfläche des Verschlußkopfes wirkenden Kräfte werden über die Verschlußrollen [...] auf den Verschlussträger übertragen." Seite 154

Waffenkunde für Sammler vom Luntenschloss zum Sturmgewehr Hans-Dieter Götz 1972 B
"Beim Schuß, wenn die Pulvergase auf den Hülsenboden der Patrone und damit auf den Verschlußkopf wirken," Seite 169

Mit Pulver und Blei,  kleine Waffenkunde für Liebhaber, Hans-Dieter Götz 1972 B

"Die Pulvergase, die sich beim Schuß entwickeln, wirken gleichmäßig nach allen Seiten. Da daß Geschoß leichter zu bewegen ist als [...] Verschußstück, [..] nimmt das Geschoß auch rascher Geschwindigkeit auf, der Verschluß dagegen setzt sich nur langsam in entgegengesetzte Richtung in Bewegung[...]" Seite 135 

Klasse 3b:

Das Maschinengewehr Die Geschichte einer vollautomatischen Waffe F.W.A. Hobart 1973 C
"[...] die durch den Gasdruck zurückgetriebene  Hülse drückt auch den Verschluss zurück," Seite 11
Klasse 4:

Hier konnte ich leider noch keine Bücher finden, welche die Kriterien erfüllen.

Klasse 5:

Wehrtechnischen Studiensammlung Teil 1 Band 2 Die Selbstlade- und automatischen Handfeuerwaffen Dieter Heinrich 1986 B
"[Tabelle] Rohr gehäusefest; Verschlußlader; Direkter Gasantrieb; unstarre Verriegelung" Seite 21

"Direkter Gasantrieb; Der entgegen der Schußrichtung auf den Hülsenboden wirkende Reaktion-Impuls (Rückstoß) bzw. die in Schußrichtung wirkenden Reibungskräfte[...] dienen als Antrieb." Seite 22

Anmerkung:

Ich weiß, dass nicht alle Bücher meine oben genannten Bedingungen erfüllen aber ich hatte sie halt eh schon in der Hand.

Zwischenfazit: 

Ich habe jetzt die üblichen Verdächtigen durch aber irgendwie scheint es Bücher, bei welchen Waffen mit Masseverschlüssen wirklich als durch den Rückstoß angetrieben beschrieben werden nicht zu geben zumindest nicht unter den seriösen Werken. Das einzige Buch, das ich bis her mit einer entsprechenden Beschreibung finden konnte, ist der Katalog der wehrtechnischen Studiensammlung Koblenz. Und da ist das kuriose, dass die Waffen zwar als rückstoßbetrieben beschrieben werden aber als Gasdrucklader benannt werden. Aus diesem Grund musste ich auch die kuriose Klasse 5 nachtragen.

Selbst in Heiz Dathans Waffenlehre für die Bundeswehr ist der Fehler so nicht auffindbar und das, obwohl Peter Dannecker dieses Werk als Ursprung des Fehler benennt. Dathan benennt und beschreibt die Maschinenpistole MP2 "Uzi" zwar als Rückstoßlader jedoch aus dem Grund, da er der Waffe eine Zündung während des noch stattfindenden Verschlussvorlaufes attestiert. 

Die Suche geht weiter, sachdienliche Hinweise bitte in die Kommentare oder an Blogname@live.de

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader per Hebel ins Langsame übersetzter Masseverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck und Übersetzung ins Langsame per Hebel, Masseverschluss. In keiner serienreifen Waffen verwendet.

Direkter Gasdrucklader mit Hebel-Übersetzung
Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader mit Hebel-Übersetzung

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, die Treibladung wird in Pulvergase umgesetzt. Der Druck der Pulvergase drückt zu allen Seiten hin auf das Innere der Patronenhülse und den Geschossboden. Der Druck auf den Geschossboden treibt das Geschoss aus dem Mund der Patronenhülse heraus in den Lauf der Waffe. Sobald die Patronenhülse kein geschossenes System mehr darstellt, ist der Druck zudem in der Lage, die Patronenhülse nach hinten zu treiben. Da die Hülse vom Verschluss (rot) der Waffe abgestützt wird, überträgt sich die Bewegung auf diesen.

Bild 3: Der Verschluss (rot) läuft nach hinten, ist jedoch so mit dem längeren Arm eines Hebels (grün) verbunden, das er diesen bei seinem Rücklauf zu einer Kippbewegung zwingt. Der Hebel (grün) selber ist gegen eine Zusatzmasse (lila) abgestützt, welcher er zu einer Vorwärtsbewegung zwingt. Es kommt zu einer Übersetzung ins Langsamere, für jede Bewegung, welche der Verschluss (rot) zurücklegt, wird die Zusatzmasse (lila) zu einer entsprechenden kleinen Bewegung gezwungen. Es kommt zu einem mechanischen Vorteil, die Zusatzmasse (lila) kann mit weniger Kraft bewegt werden, als dies ohne die Hebelwirkung möglich wäre.

Bild 4: Trotzdem läuft die Öffnung des Verschlusses (rot) langsamer ab, als wenn die Zusatzmasse (lila) nicht mit dessen Bewegung gekoppelt wäre, da auch dessen Masseträgheit überwunden werden muss. Das System setzt dem Gasdruck genau so viel Widerstand entgegen, dass das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen hat, bevor dessen Sicherheitsstrecke überschritten wird.

Bild 5: Sobald das Geschoss den Lauf der Waffen verlassen hat, fällt der Gasdruck in diesem rapide ab und steht nicht mehr für den Antrieb des Verschlusses (rot) zur Verfügung. Der Verschluss (rot) hat jedoch während der Antriebszeit genug Bewegungsenergie aufnehmen können, um den Rest der Rücklaufstrecke auch ohne Antrieb zurücklegen zu können. Dabei wird gegen Ende ein Punkt erreicht, an dem der Hebel (grün) die Hauptmasse (lila) maximal nach vorne gezwungen hat, um den letzten Rest des Rücklaufes des Verschlusses (rot) zu erleichtern, rutscht der Hebel (grün) in eine Aussparung im Verschluss (hell rot).

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

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