19. November 2023

Sind automatische Feuerwaffen von Natur aus Voll- oder Halbautomatisch?

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem hoffentlich nur kurzen Beitrag zum Thema Waffentechnik.

Häufig hört man aus den unterschiedlichen Gründen, dann automatischen Waffen entweder von sich aus alle durch die Bank weg vollautomatisch sein und durch zusätzliche Eingriffe erst zu Halbautomaten würden und umgekehrt aber um das genau zu erklären, müssen wir erstmal die unpräzise Waffensprache verlassen und uns der seriösen und eindeutigen technischen Waffenindustriesprache bedienen.

Waffen welche den Nachladevorgang selbstständig bewerkstelligen sind für uns Selbstlader, diese können sich Selbst laden. Waffen welche bei einem abkrümmen des Abzuges aus einem Lauf  mehrere Geschosse abfeuern können sind für und Schnellfeuerwaffen.

Nun zur Antwort auf die Frage, welche richtig gestellt lauten müsste: 

"Werden Schnellfeuerwaffen durch zusätzliche Eingriffe zu reinen Selbstlader reduziert oder werden Selbstlader erst durch zusätzliche Eingriffe zu Schnellfeuer Waffen erweitert?"

Die Antwort ist recht einfach denn diese Lautet:

Aufschießende Waffen mit geschlossener Verschlussstellung sind erstmal nur Selbstlader und müssen durch einen zusätzlichen Schnellfeuer-Unterbrecher zu Schnellfeuerwaffen aufgewertet werden. 

Zuschießende Waffen mit offener Verschlussstellung sind erstmal reine Schnellfeuerwaffen und müssen durch einen zusätzlichen Einzelfeuer-Unterbrecher zu reinen Selbstladern reduziert werden.

Es kommt also stark auf die Verschlussstellung der Waffen an. Ohne zu sehr in die technischen Details zu gehen, kann man das Ganze am ehesten anhand eines einfachen Gedankenexperiments nachvollziehen.

Dazu stellen wir uns vor, das eine kleine magische Fee einfach mit einem wink ihres Zauberstabs die komplett Abzugsgruppe einer Waffe verschwinden lässt.

Aufschießende Waffen

Eine feuerbereite aufschießende Waffe mit geschlossener Verschlussstellung, wie eine AK-47 oder das deutsche G36, würden beim plötzlichen verschwinden der gesamten Abzugsgruppe einfach gar nicht machen. Die Patrone bliebe ungezündet in der Kammer liegen und kein Schuss würde brechen.

Selbst wenn man den Hammer beim diesem Gedankenspiel heraus lässt, würde nur ein Schuss brechen. Der Abzugsstollen würde verschwinden, der Hammer freigegeben. Der Hammer würde auf den Zündstift aufschlagen und es würde der erste Schuss brechen. Der Gasdruck des Schusses würde auch den Verschluss von AK-47 oder G36 indirekt nach hinten treiben, welcher dabei den Hammer spannen würde aber ohne den Unterbrecher in der Abzugsgruppe, könnte dieser nicht gespannt gehalten werden, sondern würde dem Verschluss als sogenannter "Schlapper Hammer" langsam folgen. Sobald der Verschluss in der vordersten Position ankommt und der Züntstiftschutz (auch Schützensicherung genannt) außer Funktion tritt, würde der Hammer zwar auf den Zündstift drücken aber nicht die nötige Schlagkraft für eine sichere Zündung entwickelt. Ein zweiter Schuss würde nicht brechen, ein erneutes Abkrümmen des Abzuges hätte keinen Effekt, da der Hammer seinerseits hinten auf dem Verschluss aufliegt. Nur ein erneutes Durchladen der Waffe würde wieder Feuerbereitschaft herstellen.

Um mit einer aufschießenden Waffe überhaupt Einzelfeuer abgeben zu können muss demnach erstmal ein "Einzelfeuer-Unterbrecher" her. Dieser hält den Hammer in gespannter Position, auch dann, wenn der Schütze den Abzug noch abgekrümmt hält. Erst wenn der Schütze den Abzug freigibt, wird die Kontrolle über den Hammer vom Unterbrecher zurück an den Abzugsstollen übergeben. Dies ist meist durch ein leises Klicken zu hören und zu spüren.

Um einer aufschießende Waffe Schnellfeuer zu ermöglichen, muss ein sogenannter Schnellfeuer-Unterbrecher eingebaut werden, welcher auch als "Schnellfeuerhebel" oder "Sperrhebel" bezeichnet wird. Seine Aufgabe besteht darin, dem den Hammer immer dann freizugeben, wenn der Verschluss vorne angekommen ist. Dies kann er durch eine eigenen Kralle tun oder sich als "Universalunterbrecher" eine Kralle mit dem Einzelfeuer-Unterbrecher teilen.

Zuschießende Waffen

Stellen wir uns dagegen eine feuerbereite zuschießende Waffe mit geschlossener Verschlussstellung wie eine Uzi (Bundeswehr MP2) oder eine MG42 (oder Bundeswehr MG3) vor so hat ein spontanes verschwinden der Abzugsgruppe fatale Folgen.

Der Verschluss, welcher vom Abzungsstollen bzw. einer Verschlusshaltenase der Abzugsgruppe hinten gehalten wird, würde nach vorne schnellen einer Patrone aus dem Patronenvorrat (Magazin der Uzi, Gurt des MG42) zuführen und diese Zünden. Durch die jeweiligen Stoßbodenkräfte würde der Verschluss nach hinten getrieben und könnte, von der schließlich verschwundenen Abzugsgruppe, nicht mehr gehalten werden und würde wieder nach vorne laufen und wieder eine Patrone zuführen und zünden.

Eine Abzugsgruppenlose zuschießende Waffe würde solange feuern, bis der Patronenvorrat aufgebraucht oder unterbrochen wäre oder aber es zu einer Ladehemmung käme.

Um mit einer zuschießenden Waffe auch Einzelfeuer schießen zu können benötigen diese einen "Einzelfeuer-Unterbrecher" dieser Teilt sich zwar einen Namen mit dem Einzelfeuer-Unterbrecher in aufschießenden Waffen, funktioniert jedoch anders.

Seine dynamische Form besitzt meist eine kleine Fühlernase, welche in die Verschlussbahn hineinragt und der Abzugsgruppe mittteilt, wenn der Verschluss sich bewegt. Dabei kann sowohl die Vorwärtsbewegung als auch die Rückwärtsbewegung des Verschlusses erfühlt werden bzw. mechanisch abgetastet. Krümmt der Schütze den Abzug ab, bewegt sich der Verschluss erst nach vorne und nach dem Brechen des Schusses nach hinten. Passiert der Verschluss die Fühlernase, gibt diese ein mechanisches Signal an die Abzugsgruppe und entkoppelt dabei den Abzug von der Verschlusshaltenase oder dem Abzugsstollen. Dadurch springt die Anzugshaltenase zurück in die Verschlussbahn und hält den Verschluss hinten, auf diese Weise konnte nur ein Schuss brechen. Der Schütze muss nun den Abzug einmal freigeben, damit dieser wieder die Kontrolle über die Abzugsnase zurückgewinnen kann, um diese beim erneuten Abkrümmen wieder wieder absenken zu können, um den nächsten einzelnen Schuss abzugeben.

Da diese Form aber sehr kompliziert und damit teuer in der Fertigung ist, gibt es auch nicht-dynamische Einzelfeuer-Unterbrecher umgangssprachlich "Schnappnasen" oder "Springunterbrecher". Diese sind mechanisch so konstruiert, dass sie die Verschlusshaltenase oder den Abzugsstollen bei einem Abkrümmen des Abzuges nur einmal schnell nach unten schnellen lassen, um danach wieder zurück in die Verschlussbahn zu springen. Dabei ist die Zeit des Sprunges der Haltenase so berechnet, dass sie lange genug aus der Verschlussbahn heraustritt, dass der Verschluss ungestört nach vorne gleiten kann, um einen einzelnen Schuss auszulösen aber schnell genug wieder in die Verschlussbahn zurückspringt, um den selben Verschluss nach dem ersten Schuss wieder in seiner hintersten Position zu fangen.

Das Problem dieser günstigeren Alternative ist, dass die Springgeschwindigkeit sehr vom Zustand der Springfeder sowie der Schmierung oder Verschmutzung der Waffe abhängt. Ist ein Springunterbrecher stark verschmutzt oder seine Feder aufgebraucht, so kann es sein, dass dieser zu lange aus der Verschlussbahn genommen wird und zwei anstelle von einem Schuss pro Abkrümmung brechen. Dagegen kann ein zu schnell in die Verschlussbahn zurückspringender Springunterbrecher von unten gegen den noch vorschnellenden Verschlusskörper drücken und durch Reibung dessen Vorlaufgeschwindigkeit reduzieren. Letzteres kann zu Zündunzuverlässigkeit und einer der Genauigkeit abträglichen Zündverzögerung führen.

Fazit

Außschießende Waffen sind von Natur aus Halbautomatisch.

Zuschießnede Waffen sind von Natur aus Vollautomatisch.

Es gibt aber ein paar Ausnahme im Bereich der sogenannten Verschlusszünder und Trägerzünder aber diese sind sehr selten und bedürften einer noch ausführlicheren Erklärung.


So das war schon wieder fast dreimal so viel Text wie ich geplant hatte. Ich hoffe ich konnte die Frage zufriedenstellen beantworten.


29. Oktober 2023

Way of the Hunter, welche Waffe gehört zu welchem DLC?

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einer kleinen Übersicht der Waffen aus dem Spiel Way of the Hunter.

Im Grundspiel befindet sich folgende Waffen, die meist noch für die inGame-Währung gekauft werden müssen.

Büchsen:

Opas altes Gewehr - Unterhebelrepetierer in .30-30 [7,8 x 65] (Startwaffe)

Remington 783 - Kammerstängelrepet. in .243 Win [6,2x 51] (Tutorial Zwangskauf)

Steyr Pro Hunter II - Kammerstängelrepet. in 7mm-08 [7,2 x 52]

Steyr Pro Hunter - Kammerstängelrepet.s in .234 Win [6,2 x 51]

Steyr Scout - Kammerstängel in .223 Win [5,56 x 44] (gemeint ist .223 Remington) 

Steyr Monoblock - Kammerstängelrepet. in .308 Win [7,62 x 51]

Steyr SM 12 - Kammerstängelrepet. in .300 Win Mag [7,62 x 67 B]

Steyr Zephyr - Kammerstängelrepet. in .22 LR [5,6x15 R]

Steyr Carbon CLII - Kammerstängelrepet. in .338 Lapua Mag [8,6 x 70]

Remington 700 Long Range - Kammerstängel in .300 Win-Mag [7,62 x 67 B]

Remington 673 Führungsgewehr - Kammerstängel in .350 Rem Mag [9,1 x 55]

Remington 1903 - Kammerstängelrepet. in .30-06 [7,62 x 63]

Remington 7600 - Vorderschafrepetierer in .270 Win [7 x 65]

Stinger 22 - Selbstlader in .22 LR [5,6 x 15] (eine Ruger 10/22)

Flinten: 

Bonser & Klein Standard - Bockflinte in 16 Ga [16,84 mm]

Hol-Den the Jack 1502 - Querflinte in 12 Ga [18,53 mm]

Morgenruhe - Selbstlader in 20 Ga [15,63 mm]

Remington 870 Wingmaser - Vorderschaftrepetierer in 20 Ga  [15,63 mm]

Remington V3Waterfowl Pro - Selbstlader in 12 Ga [18,53 mm]


DLCs, die Waffen aus für Echtgeld gekauften DLCs, müssen nicht nochmal für inGame-Währung erworben werden und stehen nach einer formellen Beanspruchung sofort zur Verfügung.

Hunter's Pack:

Cinnamonsky the Jack - Querflinte in 12 Ga [18,53 mm]

Steyr Arms Pack:

Steyr Monoblock ARMAD - Kammerstängel in .270 Win [7 x 65]

Steyr Mannlicher CLII Fullstock in. 9,3 x 62 mm

Steyr SSG M1 in 6,5mm Creedmore [6,5 x 48,8]

Steyr-Gams in 6,5mm Creedmore [6,5 x 48,8]


Informationen stand 29. Oktober 2023.

21. September 2023

Die echten Namen der Waffen aus Modern Warfare II 2022

Hallo und damit herzlich Willkommen zu einem Post aus der Kategorie 'besser spät als nie'. Und zwar habe ich aus irgendeinem Grund komplett vergessen auch einen Beitrag über die echten Namen der Waffen aus Call of Duty Modernwarfare 2 zu schreiben, auch bekannt als Modernwarfare II oder Modernwarfare II reboot oder auch Warzone 2.0.


X12 ist eine Glock 17 MOS

X13 Auto ist eine Glock 18

P890 ist eine SIG-Sauer P220

9mm Daemon ist eine M1911 Version (STI Staccato P)

.50 GS ist eine Desert Eagle

Basilisk ist ein S&W Model 500

FTAC Siege ist eine Mischung aus Tec-9 und KG-9


Lachmann Sub ist eine MP5A5

VEL 46 ist eine Mischung aus MP7 und ST Kinetics CPW

BAS-P ist eine SIG MPX

MX9 ist eine AUG A3 9mm SX

ISO 45 ist eine Brügger & Thomet APC45

Fennec 45 ist eine Kriss Vector

PDSW 528 ist eine Mischung aus P90 und Magpul PDR

FFS Hurricane ist eine AR-57

Minibak ist eine PP-19 Bizon

Vaznev-9K ist eine PP-19-01 Vityaz


Lockwood 300 ist eine Citory 725

Bryson 800 ist eine Mossberg 590

Bryson 890 ist eine Mossberg 590M

Expedite 12. ist eine Benelli M4 Super 90

KV Broadside ist eine Molot Vepr-12

MX Guardian ist eine Tavor TS-12


M4 ist eine Mk.18 Mod 2

M16 ist eine M16A4

FTac Recon ist eine AR-15 in .458 SOCOM

FR Avancer ist eine FAMAS Valorisé (FELIN)

STB 556 ist eine AUG A3

Kastov-74u ist eine AKS-74U

Kastov 762 ist eine AK-103

Kastov 545 ist eine AK-105

ISO Hemlock ist eine APC556

M13B ist ein SIG MCX Virtus

M13C ist ein SIG MCX Virtus in .300 BLK

Chimera ist eine Honey Badger

Tempus Razorback ist eine Mischung aus VHS-2 und MSBS Grot B

TAQ-56 ist eine SCAR-L / Mk.16 Mod 0

TAQ-V ist eine SCAR-H / Mk.17 Mod 0

TAQ-M ist eine SCAR-17S

Lachmann-556 ist ein HK33

Lachmann-762 ist ein HK91A2 / G3A3

SO-14 ist eine M1A im SOCOM CQB Schaft

EBR-14 ist eine M21 im Sage EBR Schaft

Cronen Squall ist eine LoneStar Rm277


HCR 56 ist ein AUG HBAR

556 Icarus ist eine Ares Shrike

SAKIN MG38. ist eine Negev NG7

RAPP H ist eine HK21

RPK ist eine RPKN

RAAL MG ist eine SIG MG 338


LM-S ist ein HK SR9

Tempus Torrent ist ein SR-25

Carrack .300 ist eine Walther WA-2000

Lockwood Mk2 ist eine Marlin Model 336

SP-R 208 ist ein M24 SWS

SA-B 50 ist ein Remington M700

LA-B 330 ist eine Remington Mk13 Mod 0

SP-X 80 ist eine M2010 ESR

MCPR-300 ist eine Barett MRAD

FJX Imperium ist eine M200 Intervention

Signal 50 ist eine Gepard GM6 Lynx

Victus XMR ist eine AW50


SPW 40mm ist ein LTM 203

Hellscream 40mm ist ein FN 40GL

KL40-M2 ist eine GP-25

REV G-80 ist ein Milkor MSGL


RPG-7 ist richtig

PILA ist eine SA-25 9K333 Verba

STRELA-P ist ein Carl Gustav M4

JOKR ist eine FGM-148 Javelin 


So das wars, ich denke dass sich so kurz vor dem Start von MWIII nicht mehr so viel ändert wird.

15. September 2023

Die echten Namen der Waffen aus Modern Warfare 3 2023

 Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neuen Post von mir zu den Themen Waffen und Call of Duty. 

Leider haben sich die Entwickler auch dieses Jahr wieder dafür entschieden den Waffen in neusten Teil der Modern Warfare Serie Fantasienamen zu geben aber dafür gibt es ja mich, damit ich euch die echten Namen der jeweiligen Feuerwaffen verrate.

  • X21 ist eine Glock 21
  • Raffica ist eine Beretta 93R
  • WSP-9 ist eine Uzi
  • Scorpion Evo 3 ist der richtige Name
  • Holger-556 ist ein G36
  • Draekur-556 ist eine CZ 805 Bren
  • MCW ist eine Bushmaster ACR
  • BAS-B ist ein SIG MCX Spear
  • MTZ-762 ist eine CZ Bren 2
Soweit der Stand der Dinge am 15.09.2023. Wenn sich was ändert, werde ich den Post entsprechend anpassen.

7. September 2023

Die Geschichte der 7.62 AK Kalaschnikow

Hallo alle zusammen, heute gibt es mal wieder die Gesichte einer Waffen und zwar die der 7.62 AK, also jener Waffe, welche oft fälschlicherweise als AK-47 bezeichnet wird. Aber los gehts.

Avtomat MichTim, AK-46 und  AK-47

Nachdem Michail Kalaschnikows Selbstladegewehr abgelehnt worden war, beschäftigt er sich mit der Entwicklung eines Avtomaten für die Patrone 7,62 x 41 mm M43. Seine Zeichnungen für den Avtomat Michtim reicht er bei der Prüfkommission ein und erhielt daraufhin Unterstützung in Form eines eigenen Konstruktionsbüros. Mit dessen Hilfe verwirklichte er seinen Avtomaten in Form der AK-46, aus Angst die harten Umwelttests nicht zu bestehen, ändert er das Gassystem und entwickelt die Waffe zur AK-47 weiter. 1948 wird die Hülse der Patrone M43 von 41 mm auf 39 mm Länge gekürzt wofür eine angepasste Waffe, die AK-48 geschaffen wird. Gleichzeitig fließen einige neuen Ideen mit in die neue Waffe ein, da sich einige davon jedoch nicht bewähren und die Zeit knapp wurde, wird eine alte AK-47 für die neue Patrone umgekammert und für die finalen Tests eingereicht.

Überraschend geht die AK-47 als Siegerin aus den Tests hervor und die Einführung in die Sowjetarmee wird 1948 empfohlen. Nach ein paar Änderungen wird die Waffe offiziell als 7,62 AK unter dem GAU Index 56-A212 in die Sowjet Armee eingeführt. Die wichtigste Änderung ist der Wegfall der Mündungsbremse.

AK

Das hintere Waffengehäuse der AK besteht aus Blech, das vordere aus einem massiven Schildzapfen welcher offen liegt. Die AK ist relativ leicht an zwei horizontal zu einander stehenden Nieten über dem Magazinschloss zu erkennen. Da die Fabriken Izhmech Nr.524 und Izhevsk Nr.74, in welchen die AK produziert wurde, keine Erfahrung mit blechverformenden Verfahren hatten, gab es bei den Waffengehäusen eine Menge Ausschuss, welcher bis zu 50% betragen konnte.

AK-49

Um den hohen Ausschuss und die damit verbundenen hohen Kosten zu senken wurde von Kharow einem Mitarbeiter des Konstruktionsbüros Kalaschnikow ein neues Waffengehäuse entworfen, welches aus einem massiven Block Stahl gefräst wurde. AK-49 gelten als stabiler und langlebiger, jedoch gab es Probleme mit der Anbringung der Schulterstütze an dem neuen Gehäuse. AK-49 sind leicht an einem Sparschnitt zu erkennen, welcher parallel zur oberen Kante des Waffengehäuses verläuft. Zudem besitzen Schaft und Pistolengriff Übergangsmanschetten. Intern wurden AKs mit dem neuen Gehäuse AK-49 genannt, die Sowjetarmee bezeichnete die Waffen jedoch weiter nur als AK.

AK-53

Um eine bessere Anbringung für den Schaft zu finden, wurde das Gehäuse der AK-49 von der Fabrik Izhevsk verbessert. AK-53 sind leicht daran zu erkennen, das der Sparschnitt jetzt parallel zur unteren Gehäusekante verläuft. Zudem besitzt jetzt nur noch der Pistolengriff eine Übergangsmanschette. Die Waffe wird intern AK-53 genannt, die Sowjetarmee bezeichnete die Waffen jedoch ebenfalls weiterhin nur als AK.

Die AK-53 ist die Version der AK, welche als erstes in größeren Stückzahlen exportiert wurde und von der auch Lizenzen an andere Länder vergeben wurden.

  • Bulgarien fertigt die AK-53 als AKK
  • China fertigt die AK-53 als Typ 56 gefräst früh
  • Nord-Korea fertig die AK-53 als Typ 58
  • Die DDR fertigte die AK-53 als MPi-K
  • Ungarn fertigte die AK-53 als AK-55
  • Polen fertigste die AK-53 als KbK AK
  • Jugoslawien fertigte die AK-53 als M64

Weiterentwicklung

Da das aus dem Vollen gefräste Gehäuse der AK auf lange Sicht zu teuer wurde und man sich zudem von der Trinität aus AK, SKS und RPD verabschieden wollte. Wurde 1959 die AK zur AKM weiterentwickelt.

Name

Aufgrund eines Missverständnisses eines CIA-Agenten, welcher die AK während des ungarischen Volksaufstandes das erste Mal für den Westen beschrieb, weicht die übliche Namensgebung in europäischer und amerikanischer Literatur teilweise stark ab.

  • Die AK wird als AK-47 Typ I bezeichnet
  • Die AK-49 als AK-47 Typ II
  • Die AK-53 als AK-47 Typ III

Der Text erschien erstmals am 16. September 2020 als Artikel AK im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

6. September 2023

Wissenschaftliche Benennung von Ladezuständen bei Feuerwaffen

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neuen Beitrag zum Thema Waffen. Dieses mal erkläre ich euch, wie man den Ladezustand einer Waffe wissenschaftlich und damit eindeutig benennt.

Vereinfachte Ladeangeben bei Mehrladern

Im militärischen und behördlichen Bereich wird meist eine für Endbenutzer leicht verständliche vereinfachte Sprache im Bezug auf den Ladezustand verwendet. Welche folgende Ladezustände bei Waffen des Mehrlader-Types kennt.

teilgeladen: Die Patronenkammer der Waffe ist leer, es befindet sich jedoch ein geladenes Magazin an der Waffe.

fertiggeladen: Es befindet sich eine Patrone in der Patronenkammer der Waffe, weitere Patronen befinden sich im Magazin.

teilentladen: Es befindet sich noch eine Patrone in der Patronenkammer, das Magazin wurde jedoch bereits entfernt.

entladen: Die Waffe ist leer, ein ebenfalls leeres Magazin befindet sich jedoch an der Waffe.

vollständig entladen: Die Waffe ist leer, ein Magazin befindet sich nicht im Magazinschloss der Waffe.

Feuerbereitschaft ist bei einer herkömmlichen Feuerwaffe nur bei den Zuständen fertiggeladen und teilentladen gegeben.

Spezifische Ladeangabe nach dem P/M-System

Für Mehrlader

Das P/M System wurde von Simon Stolle entwickelt, um möglichst präzise Angaben zu Ladezuständen machen zu können, die sich von Fachleuten schnell lesen lassen. Dabei werden bei Mehrladern zwei Buchstaben verwendet, einmal P für Patronenlager und M für Magazin. Die dahinter stehende Zahl gibt die Anzahl der drin befindlichen Patronen an. Ist die Anzahl unbekannt, wird ein kleines x verwendet. Für Hülsen eine kleines ü.

P0: Die Waffe ist leer und es ist kein Magazin angesteckt.

P0 M0: Die Waffe ist leer, es befindet sich ein leeres Magazin an der Waffe.

P0 M15: Das Patronenlager ist leer, es befindet sich ein Magazin mit 15 Patronen an der Waffe.

P1 M14: Im Patronenlager der Waffe ist nun eine Patrone. Zudem ist ein Magazin mit noch 14 Patronen in der Waffe.

P1 : Im Patronenlager der Waffe ist immer noch eine Patrone, auch wenn nun kein Magazin mehr in der Waffe ist.

Feuerbereitschaft besteht nur bei einem P1 Zustand, unabhängig vom Magazin.

Für Mehrlinge

Waffen des Typ-Mehrling besitzen mehrere Läufe und somit auch mehrere Patronenkammern, diese werden, vom Schützen aus gesehen, von links nach Rechts und von oben nach unten alphabetisch mit Kleinbuchstaben bezeichnet. Hier das Beispiel einer Querflinte.

Pa0 Pb0: Beide Patronenlager der Flinte sind leer.

Pa1 Pb0: Das linke Patronenlager wurde geladen.

Pa1 Pb1: Beide Patronenlager sind geladen.

Paü Pb1: Aus dem linken Patronenlager wurde geschossen, es verbleibt eine Hülse. Das rechte ist noch geladen.

Pa0 Pb0: Die Hülse sowie die frische Patrone wurden entfernt, die Waffe ist wieder leer.

Feuerbereitschaft bestand bei allen Zuständen außer Pa0 Pb0.

Für Transporter

Transporterwaffen verfügen über mehrere Patronenlager, welcher durch Bewegung nach und nach in Abschlussposition gebracht werden. Dabei werden die einzelnen Lager alphabetisch in Drehrichtung vom Schützen aus nummeriert. Zudem wird die Position der Kammer angegeben. Die einfachste Methode ist hierbei nie Nennung der Position mit einem griechischen Buchstaben. Alternativ können die Angaben auch in Grad oder Uhr gemacht und entsprechend gerundet werden. Wichtig zu beachten ist, dass die Kammern bei der Schussfolge rotieren und deswegen die Kammern a-f ihre Position α-ζ wechseln. Hier ein Beispiel für einen sechsschüssigen Trommelrevolver.

Pa0/α Pb0/β Pc0/γ Pd0/δ Pe0/ε Pf0/ζ: Die Waffe ist komplett leer, kein Lager ist gefüllt. α bildet die Kammer.

Pa0/α Pb0/β Pc1/γ Pd1/δ Pe1/ε Pf0/ζ: Die Lager c und d wurden geladen.

Pb0/α Pc1/β Pd1/γ Pe0/δ Pf1/ε Pa0/ζ: Die Trommel wurde um eine Position gedreht, das Lager c rückt auf Position β.

Pc1/α Pd1/β Pe0/γ Pf0/δ Pa1/ε Pb0/ζ: Beim Spannen des Hahn, rückt Lager c auf Position α vor und wird damit zur Kammer.

Pcü/α Pd1/β Pe0/γ Pf0/δ Pa1/ε Pb0/ζ: Ein Schuss wurde abgegeben, in Kammer c befindet sich nun einen leere Hülse.

Pdü/α Pe0/β Pf0/γ Pa0/δ Pb1/ε Pcü/ζ: Per Spannabzug wurde ein weiterer Schuss abgegeben, in c und d sind leere Hülsen.

Zu bedenke ist dabei, dass die meistern modernen Revolver, vor dem Schuss, beim spannen des Hahn oder beim Abkrümmen eines Spannabzuges, ihre Trommel rotieren und so die Patronenlager ihre Position wechseln, will man einen Schuss abgaben, so muss die Patrone nicht in die Patronenkammer α, sondern in das Patronenlager β gelegt werden.

Für Stapler

Stapler sind Waffen, bei denen sich die Ladungen hintereinander im Lauf befinden, dabei erhält jede Ladung eine lateinischen Kleinbuchstaben, abgezählt nach ihrer Abschussreihenfolge. Zu beachten ist, dass man bauartbedingt bei Laden die letzte Kammer als erstes Lädt und die vorderste Kammer als erstes abfeuert. Zudem hinterlassen Stapler in der Regel keine Hülsen.

Pa0 Pb0 Pc0 Pd0 Pe0: Die Waffe ist leer.

Pa0 Pb0 Pc0 Pd0 Pe1: Eine erste Ladung wurde in die Waffe geladen.

Pa1 Pb1 Pc1 Pd1 Pe1: Die Waffe ist komplett geladen.

Pa0 Pb1 Pc1 Pd1 Pe1: Ein erster Schuss wurde abgegeben, die Kammer a ist nun leer und wird Ladung b als Lauf dienen.

Pa0 Pb0 Pc0 Pd0 Pe0: Die Waffe wurde leer geschossen, die letzten Ladung e hat die Brennkammern von a bis d als Lauf durchquert.

US-Amerikanische Conditions

Im englischen Sprachraum verwendet man oft die Conditions (dt. Zustände) dabei wird jedoch neben dem Ladezustand auch Bezug auf die den Sicherungszustand sowie auf den Spannzustand der Zündeinrichtung genommen. Die Conditions sind von 0 bis 4 nummeriert, wobei 0 für die schnellste Feuerbereitschaft steht.

Condition Four: Die Kammer ist leer, es ist kein Magazin eingeschoben, Sicherung ist ein, die Zündeinrichtung nicht gespannt. (P0)

Condition Three: Die Kammer ist leer, es ist ein Magazin eingeschoben, Sicherung ist ein, die Zündeinrichtung nicht gespannt. (P0 Mx)

Condition Two: Die Kammer ist voll, es ist ein Magazin eingeschoben, Sicherung ist ein, die Zündeinrichtung nicht gespannt. (P1 Mx)

Condition One: Die Kammer ist voll, es ist ein Magazin eingeschoben, Sicherung ist ein, die Zündeinrichtung gespannt. (P1 Mx)

Condition Zero: Die Kammer ist voll, es ist ein Magazin eingeschoben, Sicherung ist aus, die Zündeinrichtung gespannt. (P1 Mx)

Feuerbereitschaft ist nur bei Condition Zero gegeben. Die Condition Two entspricht dem behördlichen Lock and Load (dt. geladen und gesichert).

Der Text erschien erstmals am 12. Juli 2023 als Artikel Ladezustand im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

30. August 2023

Wissenschaftliche Einteilung mehrschüssiger Feuerwaffen

Hallo alle zusammen, heute beschäftigen wir uns mal mit dem Thema mehrschüssige Feuerwaffen, also allen Waffen, welche heiße Gase dazu verwenden, einem Projektil Geschwindigkeit und Richtung zu geben.

Die Einteilung ist extrem wichtig, da es immer wieder zu Fehlern in der Waffenkunde kommt, wenn man vorher nicht sauber die einzelnen Arten sauber unterteilt, auf welchen eine Mehrschüssigkeit überhaupt erst erreicht werden kann.

Aber vorher noch ein paar Worte zu nicht mehrschüssigen Feuerwaffen, welche aber neu beladen werden können, den Einzelladern

Einzellader

Ein Einzellader kann nur einen Schuss aus ein und dem selben Lauf abgeben, bevor er nachgeladen werden muss. Bei Einzelladern ist vor allem die Laderichtung wichtig, hier gibt es:

  • Vorderlader, hier wird die Ladung von der Mündung aus in die Waffe geladen. Heute findet sich dieses Prinzip noch bei Mörsern und russischen Granatgeräten wie dem GP-25.
  • Hinterlader, hier wird die Ladung von hinten in die Kammer eingebracht. Heute findet man als Einzellader ausgeführte Hinterlader zb. bei Granatgewehren wie dem M79.

Mehrlader

Ein Mehrlader ist dazu in der Lage seine Patronenkammer mit einem frischen Ladung zu bestücken, ohne das der Schütze Teile der Ladung oder eine Einheitspatrone mit der bloßen Hand berühren muss. Mehrlader werden anhand des Grades der Automatisierung kategorisiert.

Mehrlader auch Repetierer, hier muss der Schütze von Hand einen Mechanismus bedienen. Dieser entfernt Reste der Ladung oder die Patronenhülse und führt dann eine frische Ladung in die Patronenkammer der Waffe ein. Heute arbeiten noch viele Scharfschützengewehre wie das Remington 700 oder Vorderscharfrepetierflinten wie die Remington 870 nach diesem Prinzip.

Selbstlader, hier wird der Rückstoß, Rückdruck oder Gasdruck der Ladung genutzt, um den Ladevorgang durchzuführen. Heute arbeiten vor allem Pistolen wie die Glock 17 nach diesem Prinzip, welches aber aktuell auch vermehr bei Scharfschützengewehren und Einsatzfliten Verwendung findet.

Schnellfeuerwaffen, zwar gibt es auch Schnellfeuerwaffen die nicht zu den Mehrladern zählen, aber eine Mehrladerschellfeuerwaffe erkennt man daran, dass diese eine Patronenkammer immer wieder neu Belädt, solange der Schusszyklus anhält. Heute zählen Sturmgewehr, Maschinenpistole und Leichtes Maschinengewehr zu den wichtigsten Schnellfeuerwaffen. 

Nachteile

Der Nachteil der Mehrlader besteht in der komplizierten Mechanik, welche für den Transport der Ladungen verantwortlich ist. Ist diese Mechanik gestört, wird die Schussfolge unterbrochen und kann erst dann wieder fortgesetzt werden, wenn die sogenannte Ladehemmung behoben wurde. Da immer das selbe Patronenlager beschossen wird, neigen Mehrlader zur Überhitzung. Dies wurde jedoch durch Patronenmunition teilweise gelöst, da die Hülse einen Teil der aufkommenden Hitze aufnimmt und diese mir ihrem Auswurf aus der Waffe entfernt. Ein weiteres Problem ist, dass durch das öffnen des Patronenlager nach hinten während des Ladevorgang, Dreck in die Waffe gelangen kann, was zu Störungen führen kann.

Transporter

Bei Transportern wird nicht eine und das selbe Patronenlager immer wieder mit frischen Ladungen bestückt, sondern mehrere vorher geladene Patronenlager werden bewegt. Dabei unterteilt man die Gruppe der Transporter nach der Art und Weise dieses Transports der Lager.

Wechselkammer, die Kammer lässt sich komplett aus der Waffe entnehmen. So kann der Schütze nach dem Schuss eine neue Kammer in die Waffe einsetzten. Diese Art der Transporter ist heute nicht mehr üblich.

Patronenblock, die Waffe enthält einen beweglichen Block, in dem sich mehrere Patronenkammern befinden. Bei der Schussfolge wird dieser Block so bewegt, dass nach jedem Schuss eine Kammer mit einer frischen Ladung vor dem lauf liegt. Als einzige Transporter haben die Trommel-Revolver bis heute überlebt.

Laufblock, diese Waffen haben mehrere Läufe von denen alle vorher beladen wurden. Bei der Schussfolge wird der Laufblock so bewegt, dass immer ein Lauf mit frischer Ladung in Abschussposition transportiert wird. Laufblockwaffen überschneiden sich mit den Mehrlingen.

Transporter werden weiter unterteilt nach der Art ihres Transports.

  • Handtransporter, hier muss der Schütze nach jedem Schuss den Patronenblock oder das Laufbündel von Hand in Abschussposition bewegen.
  • Hahntransport mit Einfachem Abzug (eng. Single Action), durch einen Mechanismus wird jedes mal der Patronenblock oder das Laufbündel transportiert, wenn der Schütze den Hahn spannt. Heute findet man diese Art nur noch bei sehr starken Magnum Revolvern.
  • Spanntransport mit Spannabzug (eng. Double Action), durch das abkrümmen des Abzuges wird gleichzeitig der Patronenblock oder das Laufbündes transportiert. Heute ist diese Art bei Revolvern vorherrschend.
  • Selbsttransport, das Spannen des Hahn und der Transport von Patronenblock oder des Laufbündels wird durch Gasdruck oder Rückstoß bewerkstelligt. Moderne Beispiele sind die Revolver Webley Fosbery und Mateba Unica.
  • Fremdtransporter, hier wurde vor der Schussfolge, eine Feder aufgezogen, welche den Transport nach jeder Schussabgabe übernimmt. Ein Beispiel sind die DAO-12 Flinte und der Milkor MGL.

Nachteile

Transporter haben den Nachteil, dass ihr Patronenblock mit steigender angestrebter Kapazität immer schwerer und größer wird. Aus diesem Grund haben die meisten Transporter eine recht niedrige Kapazität. Zudem kommt es bei den Meisten Transportern zwischen dem beweglichen Patronenlager und dem Lauf zu sogenannten Gasschlupf also dem austreten von Pulvergasen. Dies führt zum Verlust von Energie, welche sonst zur Beschleunigung des Geschosses genutzt hätte werden können und zum anderen zum entstehen eines zusätzlichen Gefahrenvektors. Auch neigen die Patronenblöcke zu Überhitzung, da Patronenhülsen in ihren Lagern verbleiben, können sie über lange Zeit ihre Hitze an dieses abgeben.

Mehrlinge

Um schnell mehrere Schuss hinter einander abgeben zu können, ging man schon früh dazu über, Waffen mit mehreren Läufen zu fertigen. Die sogenannten Mehrlinge besitzen mehrere Läufe mit jeweils eigenen Patronenlagern, die vor der Schussfolge beladen werden. Mehrlinge unterteilts man nach der Anzahl und Positionierung ihrer Läufe.

  • Querlinge teilen sich in Querflinten mit glatten und Querbüchsen mit gezogenen Läufen auf. Querlinge besitzen zwei horizontal neben einander sitzende Läufe, die je nach Art der Abzugsgruppe jeweils ihren eigenen Abzug besitzen oder sich einen Teilen, der beim ersten abkrümmen den recht und beim zweiten abkrümmen den linken Lauf zünden. Einige Modelle können auch beide Läufe doppeln also beide Läufe simultan abfeuern. Querlinge findet man heute noch bei der Jagd und beim Sportschießen.
  • Bocklinge teilen sich in Bockflinten und Bockbüchsel. Sie arbeiten wie Querlinge, nur das hier beide Läufe auf einander aufgebockt wurde und vertikal übereinander liegen. Auch Bocklinge findet man heute vorwiegend bei der Jagt und beim Schießsport.
  • Drillinge, Waffen mit drei Läufen bezeichnet man als Drillinge. Dabei handelt es sich meist gleichzeitig um kombinierte Waffen, dass bedeutet, dass das Laufbündel gezogene und glatte Läufe besitzt, welche auch für unterschiedliche Kaliber aufweisen. Drillinge werden aktuell meist bei der Jagt verwendet.

Mehrlinge, Mehrlinge mit mehr als drei Läufen werden meist nur noch Mehrlinge genannt.

Nachteile

Der größte Nachteil von Mehrlingen ist das hohe Gewicht. Da der Lauf einer Waffe einen Großteil des Gewichtes ausmacht, werden Mehrlingskonstruktionen mit jedem Schuss, den sie zusätzlich abgeben können sollen, immer schwerer. Auch die Visierung stellt ein Problem dar, da meist eine einzige Visierung für alle Läufe benutzt werden soll, müssen Mehrlinge sehr präzise gefertigt werden oder die Läufe müssen verstellbar gelagert sein. Zudem kommt es zu Problemen mit der Präzision, wenn ein Lauf im Laufbündel heißgeschossen wird und durch seine Ausdehnung an kälteren Läufen zieht.

Stapler

Als Stapler ausgeführte Waffen, besitzen einen Lauf, in welchen mehrere Ladungen hintereinander geladen werden. Stapler unterteilt man nach der Art und Weise ihrer Zündung.

Kettenzündung, nur die erste Ladung besitzt eine Zündeinrichtung. Da die Geschosse Löcher aufweisen, kann das Feuer von der Brennkammer der ersten Ladung auf die Brennkammer der zweiten überspringen von wo sich eine Kettenreaktion weiter fortsetzt. Diese frühe Form der Schnellfeuerwaffe hatte vor allem den Nachteil, dass sich das Feuer nicht mehr einstellen lies, wenn die Waffe einmal gezündet hatte.

Bewegliches Schloss, um die Ladungen eines Staplers einzeln und nach Bedarf zünden zu können, verbaute man bewegliche Zündeinrichtungen. Diese musste nach jedem Schuss ein Stück nach hinten geschoben werden. Übersprang man versehentlich eine Ladung, konnte es zu einer Waffensprengung kommen.

Bewegliches Rohr, eine Alternative zur beweglichen Zündeinrichtung ist das bewegliche Rohr. Dabei Steht das Schloss fest und das Rohr wird nach und nach nach vorne geschoben, um Ladung um Ladung zünden zu können. Ein kostuktiver Nachteil war, dass man das Rohr nach der Bewegung formschlüssig statisch sperren musste, damit sich dieses nicht durch den Rückstoß selbstständig bewegte.

Mehrere Schlosse, diese sehr teure Konstruktion hatte für jeder der Ladungen eine komplett eigene Zündeinrichtung. Aktuell wird das System des Reihenladers jedoch wieder verwendet, so zum Beispiel in der Maschinenpistole Surf Zone oder dem Granatgewehrs 3GL der Firma Metal Storm, hier erfolgt die Zündung elektronisch.

Nachteile

Vor allem das Nachladen von Staplern stelle oft ein Problem dar, da meist jede Ladung einzeln von vorne in den Lauf geladen werden musste. Eine Erleichterung brachen erst fertige Ladungsstangen, die am Stück in den Lauf geschoben werden konnten. Diese waren jedoch sperrig, empfindlich und schwer zu transportieren. Ein weiterer Nachteil war die Präzision, da die hinteren Geschosse praktisch durch einen längeren Lauf getrieben werden, als jene näher an der Mündung, weisen alle Schüsse leicht andere ballistische Eigenschaften auf.

Mischformen

Die vier mehrschüssigen Systeme sind zwar streng definiert aber es existieren durchaus Mischformen, welche die Feuerkraft noch weiter erhöhen sollten.

Mehrlade-Transporter, diese besitzen mehrere bewegliche Patronenkammern welche aber von der Waffe neu geladen werden können. Meist handelt es sich um Revolver, welche die unterste Kammer in der Trommel von einem Magazin aus beladen können. Dies wären Landstad Selbstthätiger Revolver und der Dardick 1500.

Mehrlade-Mehrling, diese Waffen besitzen mehrere Läufe, welche von der Waffe beladen werden können. Meist handelt es sich dabei einfach um zwei miteinander verbundene Mehrladewaffen. Aktuelle Beispiele wären die DP-12 Repetierflinte und die AF2011A1 Selbstladepistole.

Transporter-Mehrling, diese Waffen besitzen mehrere Läufe die nicht feststehend gezündet werden, sondern mit der Schussfolge bewegt werden. Dies gescheit meist, um die Waffe auf eine Zündeinrichtung zu reduzieren. Eine in der Vergangenheit weit verbreitete Form war die Bündelpistole. Im ersten Weltkrieg war der sogenannte Apachenrevolver verbreitet.

Stapler-Mehrling, die Waffen besitzen mehrere Läufe welche ihrerseits mit mehreren Ladungen hinter einander geladen sind. In der Zeit der Vorderlader wurden Waffen dieser Mischkategorie konstruiert, um eine ähnliche Feuerkraft zu erreichen, wie heutige Maschinengewehre. Meist waren die Läufe mit Zündkanälen miteinander verbunden, so das die letzte Ladung des ersten Laufen die erste Ladung des zweiten Laufen zünden konnte. Das System wurde mit dem Aufkommen der ersten Mehrlader verdrängt, gewinnt aber aktuell wieder an Bedeutung, da moderne elektronische Zündung das Problem mit der Zündeinrichtung gelöst hat. Die Surf Zone der Firma Metal Storm ist eine modere Form dieser Mischform.

Sonderformen

Neben den vier klassischen Arten der mehrschüssigen Feuerwaffen, welche über Patronenkammern verfügen, die vor oder während der Schussfolge geladen werden, existieren auch mehrschüssige Waffen ohne eine solche. Patronenkammerlose Waffen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Treibladung nicht in einer Brennkammer zünden, welche konstruktiv Teil der Waffe ist. Sondern diese zünden ihre Ladung in einer entsprechend materialstarken Patronenhülse oder einer Geschossbrennkammer. Auf diese Weise fällt sowohl die klassische Patronenkammer, als auch der Verschluss eines Laders bzw. Mehrladers weg. Die Waffe dient lediglich als Abschussplattform.

Alleinstehende Patronenhülse

Bei Waffen mit alleinstehender Patronenhülse ist die Patronenhülse starkwanding genug, um auch ohne eine Patronenkammer drum herum abgefeuert zu werden, ohne dass es zu einem Hülsenreißer kommt. Dabei betätigt sich die Hülse als eine Art Lauf, weswegen diese Form manchmal zu den Mehrlingen gezählt wird. Jeder Schuss bringt demnach seinen eigenen kleinen Lauf mit, welcher nach dem Abschuss entsorgt wird. Ein modernes Beispiel ist das Leuchtmittelgerät FHK19, bei welchem jedoch ein großer Teil der vermeidlichen Patronenhülse als Teil des Geschosses dient. Der zurückbleibende Hülsenboden wird von den Magazinlippen nicht mehr gehalten und von der nächsten Patrone ausgeworfen. Auch wenn der Hammer der Waffe nach jedem Schuss gespannt werden muss, zählt sie weder zu den Transportern, noch zu den Repetierern, da beim Spannen des Hahns keine Patronenbefördernde Mechanik in Gang gesetzt wird. Die Nächste Patrone wird lediglich von der Zubringerfeder des Magazins in Abschussposition gebracht.

Geschossbrennkammer

Waffen mit Geschossbrennkammer tragen ihre Treibladung im Geschosskörper. Modelle diesen Typs können, wie die Volcanic Pistol als reguläre Mehrlader mit Patronenkammer ausgeführt sein aber auch als patronenkammerlose Waffen, wenn eine Möglichkeit gefunden wird, das ausströmen von Pulvergase in Richtung des Schützen unter Kontrolle zu bekommen. Dies gelang bei der Gyrojet Pistole welche ihre Patronen als kleine Raketen verschießt. Nach der Zündung der Treibladung trennt sich die Hülse mit ihrem Hülsenboden nicht vom Geschoss, stattdessen entweichen die Pulvergase aus radial um das Zündhütchen herum angebrachten Bohrungen. Die so nach hinten austretenden Pulvergase prallen gegen den Stoßboden der Waffe und treiben, das Geschoss durch Gasdruck nach vorne in den Lauf der Waffe. Das durchqueren des Laufes und der weitere des Geschosses, wird dann durch den Rückstoß des Raketenantriebes bewerkstelligt. Obwohl die Waffe in der Lage ist Einzelfeuer abzugeben, zählt sie nicht zu den automatischen Feuerwaffen, da keine Mechanik ein erneutes laden der Waffe vornimmt. Lediglich die Zubringerfeder des Magazins schiebt eine Patrone nach der anderen nach oben in Zündposition. Ein beweglicher Verschluss existriert ebenfalls nicht, nur ein beststehender Stoßboden und ein von vorne wirkender Hammer.

Der Text erschien erstmals am 23. Oktober 2021 als Artikel Mehrschüssige Feuerwaffen im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

23. August 2023

MPi AK-74, die Geschichte der Kalaschnikow in der DDR - Teil 2

Hallo alle zusammen, nach dem wir uns im ersten Teil die Geschichte der 7,62mm Kalaschnikows in der DDR angesehen haben, werfen wir heute einen Blick auf die 5,45mm Waffen der Deutschen Demokratischen Republik.

MPi AK-74

Da die NVA Teil der strategischen Planung des Warschauer Paktes war und man die Logistik im Falle eines Kriegen vereinfachen wollte, drängte man die DDR zur Übermahne der Patrone 5,45x39mm. 1981 fiel die Entscheidung die Patrone 5,45x39mm einzuführen, jedoch keine AK-74 von der Sowjetunion zu kaufen. Stattdessen wurden im WGB Wiesa neue Maschinen und Anlagen zur Produktion der Waffe im eigenen Land geschaffen. Die Lizenz für die Produktion der AK74 wurde am 18. August 1981 unterzeichnet und umfassten ein Volumen von 1,5 Millionen Waffen. Ein Export der Waffen wurde untersagt. Es dauerte bis 1985 bis die Produktion der MPi AK-74 anlaufen konnte. Die MPi AK-74 unterscheidet sich von der sowjetischen AK74 durch eine Schäftung aus Plaste (dem in der DDR gebräuchlichen Wort für Kunststoffe), welche für die MPi KM-72 entwickelt wurde.

MPi AKS-74

Wie bei der MPi KMS-72 auch, vereinfachte man die Logistik der Produktion dadurch, dass man eine eigene Schulterstütze verbaute. Diese benötigte, im Gegensatz zum sowjetischen Vorbild der AKS-74, kein eigenes Gehäuse. Da der MPi AK-74 Klappschaft auf die rechte Seite des Gehäuses geklappt wird, kann er auch dann weggeklappt werden, wenn ein Visier angebracht ist. Bei der sowjetischen AKS-74 wird der Schaft auf die linke Seite der Waffe geklappt, somit ist das Einklappen bei angebrachter Optik nicht möglich.

MPi AKS-74K

Da die NVA nach einer Kompakten Waffe nach Art der sowjetischen AKS-74U suchte, bot der WBG Wiesna mit der MPi AKS-74K eine kompakte Version der MPi AK-74 mit auf 317 mmm gekürztem Lauf an. Im Gegensatz zum sowjetischen Vorbild wurde jedoch nur der Lauf gekürzt, Handschutz und Gassystem behalten die Länge der MPi AK-74 bei. Dies erlaubte eine einfachere Produktion mit weniger spezialisierten Maschinen. Wegen des stärkeren Mündungsfeuers, wurde ein Mündungsfeuerdämpfer entwickelt. Wegen der größeren Hitzeentwicklung sind oberer und unterer Handschutz oft aus glasfasterverstärktem Duroplast. Im Gegensatz zur AKMS-K wurden die MPi AKS-74K von der NVA offiziell eingeführt und an Spezialeinheiten sowie Fahrzeugbesatzungen ausgegeben.

lMG K500

Das lMG K500 (leichtes Maschinengewehr Kalaschnikow 500 mm) wurde auf der Grundlage des GZ 500 (7,62x39mm) geschaffen und sollte das DDR Äquivalent zum sowjetischen RPK-74 werden. Da man auf den Maschinen des WBG Wiesna keine Läufe über einer Länge von 500 mm herstellen konnte. Die Waffe besaß zudem ein Zweibein, einen Fischbauchschaft, einen griffigeren Pistolengriff und wurde mit 45 Schuss Magazinen ausgeliefert. Die NVA führte das lMG K500 nicht ein und beschaffte stattdessen RPK-74 aus der Sowjetunion, dieses wurde als lMG RPK-74 offiziell eingeführt.

PG K500

Das PG K500 (Präzisionsgewehr Kalaschnikow 500 mm) wurde auf Grundlage des PG 500 (7,62x39mm) geschaffen. Es wurde der NVA angeboten, diese hatte jedoch bereits das sowjetische SVD als SSG-D (Scharfschützengewehr Dragunow) eingeführt, welches die Rolle als Präzisionsgewehrs besser erfüllte und zudem auch als Scharfschützengewehr eingesetzt werden konnte. Das Ministerium für Staatssicherheit kaufte eine geringe Stückzahl.

STG K90

Das STG K90 (Sturmgewehr Kalaschnikow 1990) ist eine fast unveränderte MPi AK-74, welche von der DDR 1990 für den Export angeboten wurde. Was jedoch dem Vertrag mit der, damals noch existierenden, Sowjetunion verletzt hätte.

N-Modelle

Einige Modelle wurde zudem mit einer Kalaschnikow Seitenmontage des RPK-74 Typs für Optiken angeboten. Diese Modelle erhalten ein zusätzlichen N im Namen.

Der Text erschien erstmals am 28. Oktober 2020 als Artikel MPi AK-74 im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

21. August 2023

MPi KM, die Geschichte der Kalaschnikow in der DDR - Teil 1

Hallo alle zusammen, heute widmen wir uns mal der Gesichte der AK in der Deutschen Demokratischen Republik. Denn auch hier herrschen viele Missverständnisse vor. Also gehen wir die Geschichte mal anhand der einzelnen Waffenmodelle durch.

MPi K

Ab 1959 wurde in der DDR mit der MPi K (Maschinenpistole Kalaschnikow) eine Version der sowjetischen AK-53 gefertigt. Da man jedoch nicht über das geforderte Birkenholz verfügte, wurden die ersten Modelle mit Schäftung aus Buchenholz produziert. Diese Schäftung war jedoch nicht stabil genug, der Grund war vor allem der Schaft hielt den Belastungserprobungen der NVA nicht stand. Was aber auch daran lag, dass die MPi K einen Schaftdurchbruch für einen Trageriemen nach Art des Kar98k hatte.

MPi KmS

Um die Probleme zu umgehen, fertigte man eine Version der AKS-53 die MPi KmS (Maschinenpistole Kalaschnikow mit Schaft). Diese besaß eine unterklappbare Schulterstütze aus Metall.

MPi KM

Ab 1965 fertigte man eine Version der sowjetischen AKM, diese wurde im kosten- und materialsparendem Blechverformungsverfahren produziert und MPi KM (Maschinenpistole Kalaschnikow modifiziert) genannt. Die Waffe übernimmt alle Änderungen der AKM.

MPi KMS

Da das Holzproblem noch nicht gelöst worden war, fertigte man ab 1965 ebenfalls eine Version der sowjetischen AKMS mit unterklapp Schaft. Diese Bezeichnete man als MPi KMS (Maschinenpistole Kalaschnikow modifiziert Schaft). Nicht zu verwechseln mit der MPi KmS mit kleinem m.

MPi KM-72

Um das Holzproblem zu lösen, versuchte man bereits ab 1965 Teile der Schäftung aus Plaste, dem in der DDR gebräuchlichen Wort für Kunststoff, zu fertigen. Jedoch verzog und schmolz der untere Handschutz, durch die vom Lauf abgegebene Hitze, bei längerem Feuer. So wurde erstmal nur der obere Handschutz und der Pistolengriff aus Plaste gefertigt. Ab 1966 wurde der Kolben aus mit Dihydrogenmonoxid behandeltem Polyamid gefertigt, dessen erste unbehandelte Version den Falltest der NVA nicht bestand. Erst 1980 konnte auch der untere Handschutz in einem Material gefertigt werden, dass der Hitze standhalten konnte Glasfaser verstärkten Duroplast. Die Farbe der Plasteteile war zunächst ein helles Braun, welches Holz imitieren sollte. Die Farbe veränderte sich jedoch unter Sonneneinstrahlung. Aus diesem Grund wich man später auf ein sehr dunkles Braun aus. Da oberer und unterer Handschutz aus einem anderen Material gefertigt sind, ergibt sich oft das typische Aussehen einer MPi KM-72 mit zwei Handschutzteilen in unterschiedlichen Brauntönen.

MPi KMS-72

Die NVA war mit der Modellen KmS und KMS sehr zufrieden, da diese Waffen vor allem für Mechanisierte- und Motorisierteinfanterie den Vorteil hatten, dass sich der Schaft beim Aufsitzen zusammenklappen lies. Für den GBW Wiesa hatten diese Modelle jedoch den Nachteil, dass sie auf einem anderen Grundgehäuse beruhen. Da man nicht gewillt war, zwei verschiedene Gehäuse zu fertigen, entwickelte man eine neue klappbare Schulterstütze. Dessen Sockel hatte die gleichen Abmessungen wie der Kolben, so konnte an ein Gerät 910-Gehäuse sowohl ein Kolben als auch der Klappschaft angebracht werden. Der neue Klappschaft besteht aus einem gebogenen Draht in Form einer Schleife, er wird auf die rechte Waffenseite geklappt und stört dort weder die Waffenfunktion, noch eine angebrachte Optik. Der Klappschaft wird später von Rumänien an der Pm md.65 und Polen an der wz.88 übernommen.

AKMS-K

1985 wurde eine verkürzte Version der MPi KM für Spezialeinheiten und Fahrzeugbesatzungen geschaffen. Der Lauf der Waffe war auf 317 mm gekürzt. Jedoch wurde, im Gegensatz zur sowjetischen AKS-74U, die Länge von Gassystem und Handschutz beibehalten. Dadurch konnte man die AKMS-K auf Gerät 910 Gehäusen aufbauen. Bei einer frühen Version, wurde der Kornträger an den Gasentnahmeblock heran gerückt. Bei der späten Version, bilden Kornträger und Gasblock eine Einheit. Für die Waffe wurde ein Schalldämpfer (in der DDR Mündungsknalldämpfer genannt) gefertigt.

AKMZ

Der GWB Wiesa fertigte eine Version der MPi KM mit Zweibein als AKMZ (Awtomat Kalaschnikowa modifiziert Zweibein) und AKMSZ (Awtomat Kalaschnikowa modiziziert Zweibein Schaft.)

GZ 500

Für eventuell ausländische Kunden, sollte eine Version der MPi KM als leichtes Maschinengewehr gefertigt werden. Das Problem war jedoch, dass man auf den Maschinen im GBW Wiesa keine Läufe über einer Länge von 500 mm fertigen konnte. Ausdiesem Grund schuf man mit dem lMG GZ 500 (Gewehr Zweibein Kalaschnikow 500 mm) eine Waffe mit genau dieser Lauflänge und einem Zweibein. Die NVA hatte kein Interesse an der Waffe, da man mit dem RPD (eingeführt als lMG-D) und RP-46 (eingeführt als Kp.-MG.) aus sowjetischer Produktion sehr zufrieden war und zu diesem Zeitpunkt auch kein Interesse am russischen RPKM hatte.

PG 500

Ab 1988 fertigte man beim GWB Wiesa eine Version der MPi KM als PG500 (Präzisionsgewehr 500 mm) mit 500 mm langem Lauf, einem Lochschaft und einem Zielvisier. Geringe Stückzahlen wurde vom Ministerium für Staatssicherheit mit Schalldämpfern geschafft. Die NVA bevorzugte das sowjetische SVD und führte dieses als SSG-D (Scharfschützengewehr Dragunow) ein.

Kar986

Der Jagdkarabiner 986v von 1985 ist eine Form der MPi KM als Jagdgewehr, eingerichtet für die DDR Patrone O.30 SPS. Die besitzt die Ergonomie eines klassischen Gewehrs und wurde mit 5-Schuss Magazinen ausgeliefert. Später bekommt die Waffen den kommerziellen Namen SPEGER.

N Versionen

Von vielen Modellen gibt es Varianten mit einem zusätzlichen N (für Nacht) im Namen. Diese Modelle besitzen eine Kalaschnikow Seitenmontage für die Aufnahme von Zielvisieren mit und ohne Nachtsichtfähigkeit. Die meisten DDR Waffen besitzen dabei die RPK-74 Version der Seitenmontage.

Der Text erschien erstmals am 28. Oktober 2020 als Artikel MPi KM-72 im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

18. August 2023

Die Geschichte der US Mk.18

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neuen Beitrag zum Thema Waffengeschichte.

Es gibt keine Waffe, die man heute so oft in den Händen von Spezialeinheiten sieht, wie die Mk.18, von denen die Meisten so wenig wissen. Denn leider wird sie ständig für einen M4 Karabiner gehalten, von welchem sie zwar abstammt aber nicht mit diesem identisch ist. So genug Einleitung, ab zur Geschichte:

SPR und CQBR

Ursprünglich war es geplant im Zuge des SOPMOD Programms zwei Wechselsysteme zu entwickeln. Diese Wechselsysteme sollten nur aus oberem Gehäuse, Lauf und Handschutz bestehen. Geplant war, dass man diese Systeme einfach gegen das obere Gehäuse eines vorhandenen M4A1 Karabiners hätte austauschen können. Der Vorteil wäre gewesen, dass man keine ganz neuen Waffen hätte einführen müssen, zudem hätten Soldaten das Wechselsystem auf eine Mission mitnehmen und bei Bedarf zur Anwendung bringen können.

Die geplanten Wechselsysteme waren der SPR (Special Purpose Receiver), mit einem 18 Inch Lauf für mehr Präzision auf mittlere Entfernungen, und der CQBR (Close Quarters Battle Receiver) mit einem kompakten 10 Inch Lauf für den Nahkampf beengte Umgebungen. Da jedoch bei Waffen mit AR-15 System die Schließeinrichtung Teil des unteren Gehäuses ist, welches vom M4A1 übernommen wurde, gab es Probleme. Da die Nachschlagmasse im Pufferrohr auf die Lauflänge abgestimmt sein muss, kam es bei aufgesetztem SPR und CQBR häufig zu Ladehemmungen. Ein einfacher schneller Wechsel war also nicht wie geplant möglich.

Da sich die beiden Systeme jedoch großer Beliebtheit erfreuten, wurden die Systeme zu eigenständigen Waffen weiterentwickelt.

  • Aus dem SPR wurde das Mk12 Mod 0
  • Aus dem CQBR wurde die Mk18 Mod 0

Mk18 Mod 0

Der Lauf der Mk18 Mod 0 wurde von 10 Inch auf 10,3 Inch verlängert, damit Schalldämpfer beim anschrauben nicht mehr an der Bajonettaufnahme am Kornträger blockieren. Die Mk18 Mod 0 wurde, wie der CQBR auch, im Naval Surface Warfare Center in der Stadt Crane gebaut. Als Basis dienten M4A1 Karabiner von Colt, dessen Läufe gekürzt und dessen Gasentnahmebohrungen vergrößert wurden. Zudem wurde eine schwere Nachschlagmasse (Typ H oder H1) eingesetzt und der Handschutz gegen einen der Knight’s Armament Company mit vier Mil-STD 1913 Railschienen ersetzt. Mk18 Mod 0 tragen auf der linken Gehäuseseite die originale Gravierung des M4A1 Karabiner und auf der rechten Gehäuseseite die Gravierung MK18 MOD0 Carbine - Crane, Indiana.

Es gibt zwei Untertypen der Mk18 Mod 0:

  • Mk 18 Mod 0 Typ I, in Crane durch Kürzung von M1A4 hergestellt. 10,3 Inch Läufe
  • Mk 18 Mod 0 Typ II, von Colt von Werk aus mit kurzen Läufen produziert. 10,5 Inch Läufe

Aufgrund ihrer Längen zählen sowohl der CQBR als auch die Mk18 zu den AR-15 Commandos einer Reihe von sehr kurzen Sturmgewehren, welche vor allem im Vietnamkrieg häufig von Spezialeinheiten wie der MAC-V-SoG verwendet wurden, die aber nach dem Krieg vorerst in Vergessenheit gerieten. Erst in den frühen 1990er Jahren wurden ähnlich kurze Modelle wie das Colt Model 733 Mogadishu Commando in geringer Stückzahl von der Delta Force und US-Rangern eingesetzt. CQBR und Mk18 können als moderne Wiederbelebung des Konzeptes dieser Waffen angesehen werden.

Mk18 Mod 1

Die Mk18 Mod 1 ist quasi eine Mk18 auf dem Stand eines M4A1 mit SOPMOD Block II Packet. Der Handschutz von KAC wurde gegen den freischwebenden RIS II von der Firma Daniel Defence ausgetauscht. Dieser Handschutz vor vor allem den Vorteil, dass er nur am Gehäuse befestigt ist und nicht den Lauf berührt. Der Lauf kann beim Schuss nun fast frei schwingen, was die Präzision erhöht. Zudem wurde die Kornträger-Gasblock Kombination durch einen reinen Gasblock ersetzt, dies hat den Vorteil, dass kein Kornträger mehr die Visierlinie stört. Die Mk18 Mod 1 übernimmt die 10,5 Inch Lauflänge der bei Colt gefertigten Mk18 Mod 0 Typ 2.

Mk18 Mod 2

Die Mk18 Mod 2 ist eine modernisierte Version der Mk18 von 2019. Anstelle des RIS II von Daniel Defence mit Mil-STD 1913 Railschienen wird ein Handschutz mit M-Lok System der Firma Geissele Automatic's verbaut. Das flache Adaptersystem hat unter anderem den Vorteil, dass es bei nicht Benutzung im Gegensatz zu Railschienen nicht abgedeckt werden muss. Zudem wurde der Lauf der Mk18 Mod 2 auf 11,5 Inch verlängert, um die Ballistische Leistung in Verbindung mit M855A1 Munition zu verbessern. Aufgrund dieser Lauflänge wird die Mk18 Mod 2 inoffiziell zu den CarMANDO Modellen gezählt.

Ähnliche Waffen

Wegen der großen Popularität der Mk18 werden häufig alle Waffen mit AR-15 System,einer Lauflänge um 10 Inch als Mk18 bezeichnet. Was jedoch nicht immer zutrifft. So handelt es sich zum Beispiel beim Colt Modell 933 um eine eigenständige Waffe, die unabhängig von Colt entwickelt wurde. Auch die israelischen Makutzrars sind eine eigene Entwicklung und basieren meist auf gekürzten Colt M653. Gleiches gilt für den kanadischen C8CQB.

Kritik

Allgemein gilt die Mk18 als unzuverlässiger als der M4A1 Karabiner oder das M16A4 Gewehr, dies liegt vor allem an der kurzen Zapfzeit. Durch die sehr nah an der Mündung gelegene Gasentnahmebohrung, kann das Gas im Gassystem nur für eine sehr kurze Zeit wirken, bevor das Geschoss den Lauf verlässt, es damit zum Druckabfall im Lauf kommt und das Gas nicht mehr wirken kann. Um diesen Nachteil auszugleichen, wurde die Gasentnhamebohrung bei der Mk18 vergrößert. Dadurch ist der Verschluss einem kurzen aber starken Druck ausgesetzt. Dieser führt zu einer höheren Verschlussrücklaufgeschwindigkeit und damit zu einem erhöhten Verschleiß und einer auf von 850 (M4A1) auf 950 Schuss die Minute gestiegenen Feuergeschwindgkeit. Zudem hat die Mk18, wie die XM177 vor ihr, wegen ihres kurzen Laufes mit einem enormen Mündungsfeuer und Knall zu kämpfen.

Zivile Versionen

Aufgrund der ab den 2010er Jahren gestiegenen Popularität und der starken Medienpräsenz der Mk18 Modelle, fertigen einige zivile Hersteller Nachahmungen der verschiedenen Mk18 Modelle. So bietet auch Daniel Defence, der Hersteller des Handschutzes der Mk18 Mod 1, mit der DD MK18 eine zivile Nachahmung als Selbstlader an.

Der Text erschien erstmals am 28. Dezember 2020 als Artikel Mk18 im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

17. August 2023

Die Geschichte des M4 Karabiners - Teil 1

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neunen Beitrag. Dieses mal geht es um die Gesichte der US-Karabiner namentlich XM4, M4 und M4A1. Der Grund, warum wir diese Gesichte schreiben ist vor allem, dass diese sehr oft falsch dargestellt wird. Meist ploppt der M4 in den 90er Jahren einfach auf und ist dann einfach da. Das seine Wurzeln eigentlich in den 80ern liegen wird dabei meist vergessen.

CAR-15 Carbine

Bereits kurz nachdem die Firma Colt die Lizenz für die Produktion des AR-15 von ArmaLite erhalten hatte, versuchte man eine ganze Reihe von Waffen auf der Basis des AR-15 zu schaffen. Diese als CAR-15 bezeichnete Reihe umfasste auch einen Karabiner mit der Bezeichnung Model 605. Dieser wurde jedoch nicht von den US-Streitkräften angenommen, da Waffen der Karabiner-Kategorie während des Koreakrieges in Verruf geraten waren.

XM177

Lediglich das Model 607 wurde in geringen Stückzahlen als GX-5857 beschafft. Dabei handelte es sich jedoch nicht um einen Karabiner, sondern um eine Waffe mit den Abmessungen einer Maschinenpistole welche jedoch die Mittelpatrone 5,56x45mm M193 verschoss. Eine verbesserte Version der GX-5857 war das XM177 welches von der Luftwaffe als GAU-5A beschafft wurde. Die Armee testete einer Version der Waffe mit Schließhilfe als XM177E1. Diese extrem kurzen Formen von M16/XM16E1 waren zwar ursprünglich für Piloten und hintergelagerte Truppen gedacht, erfreuten sich jedoch auch bei Spezialeinheiten großer Beliebtheit. Dem starken Mündungsfeuer der kurzen Waffen, war man mit einem als Moderator bezeichneten Halbschalldämpfer Herr geworden. Probleme boten jedoch die Tatsachen, dass sich weder Seitengewehre noch Granatgeräte anbringen ließen.

Colt Commandos

Die nächste Generation wurde, in Anlehnung an die Verwendung bei Spezialeinheiten, Colt Commando genannt. Namentlich erhielten XM177E2 und GAU-5A/A nun einen leicht verlängerten Lauf und die Möglichkeit das XM148 Granatgerät anbringen zu können. Jedoch fehlte nach wie vor eine Aufpflanzvorrichtung für ein Seitengewehr. Die kompakten Waffen erfreuten sich zwar großer Beliebtheit aber ihre Reichweite und Stoppwirkung ließen zu wünschen übrig. Grund dafür war, dass das Geschoss der M193 Patrone seine Zielwirkung zum Großteil aus seiner Geschwindigkeit zieht. Es konnte jedoch in den kurzen Läufen der Commandos nur unzureichend beschleunigt werden. Unter anderem aus diesem Grund wurden, nach dem Ende des Vietnamkrieges, alle XM177E1 und XM177E2 von US-Armee und US-Marines an die US-Luftwaffe abgegeben.

GAU-5/P & M653

Die Luftwaffe setzt das Konglomerat aus Commandos weiter ein, jedoch setzten sich die Moderatoren der Waffen über die Zeit mit Geschossmantelrückständen zu, welche dessen Wirkung zunichte machte. So tauschte die Luftwaffe die Moderatoren gegen reguläre Mündungsfeuerdämpfer. Diese verursachten jedoch einen enormen Mündungsknall vor allem in geschlossenen Räumen. Um dies zu verhindern, experimentierte man mit verschiedenen längeren Läufen. Die Entscheidung für die beste Länge wurde am Ende so getroffen, dass man als erfreulichen Nebeneffekt das Seitengewehr M7 wieder befestigen konnte. Läufe mit der so auf 14,5 Inch festgelegten Länge, wurde bei Colt bestellt und in vorhandene Waffen eingebaut. Als Nachteil konnte man jedoch keine Granatgeräte vom Typ M203 mehr anbringen. Die durch längere Läuft modifizierten Waffen tauchen in Listen der Luftwaffe als GAU-5/P auf, auf den Gehäusen befindet sich jedoch weiterhin die ursprünglichen Stempel wie zb. XM177E2. Als keine Modelle mehr vorhanden waren, die man umbauen konnte oder wollte, kaufte man fertige Waffen mit dieser Lauflänge bei Colt, welche intern als Colt Model 653 bezeichnet wurden. Erst bei diesen Waffen handelt es sich wieder um Karabiner im eigentlichen Sinn, aus diesem Grund gelten M607, M653 und GAU-5/P eher als Vorgänger des M4 Carbine als zb. das XM177E2 Commando.

GUU-5/P

Als 1980 die Entscheidung auf die belgische SS-109 Patrone als NATO-Standard viel und mit der M855 eine US-Version zur Verfügung stand, sah sich die US-Luftwaffe gezwungen ihre GAU-5/P auf die neue Patrone umzurüsten, da das schwerere Geschoss der M855 eine andere Drallsteigung benötigte, als die US M193 Patrone. Die mit neune Läufen ausgestatteten Waffen erhielten die Bezeichnung GUU-5/P, welche dieses mal auch eingestempelt wurde, damit nicht versehentlich die falsche Munition verwendet wurde. Das schwerere Geschoss der M855 erhöhte die Leistung der Waffen extrem. Das Geschoss bliebt aufgrund seines höheren Gewichtes länger im Lauf und konnte von den Pulvergasen stärker beschleunigt werden, welche ebenfalls mehr Zeit hatten sich im Lauf umzusetzen. Ergebnis war eine höhere Reichweite bei leiserem Mündungsknall und schwächerem Mündungsfeuer. Auch war das Geschoss der M855 weniger auf eine bestimmte Geschwindigkeit angewiesen, um seine Stoppwirkung zu erzielen.

US-Marine Carbine

Die Kombination aus M16A1 und M203 war eine der feuerstärksten und vielseitigsten individuellen Waffen zur Zeit des Vietnamkrieges. Als die US-Marines jedoch das M16A2 einführten, welches im Vergleich zum M16A1 schwerer war, hatte man bedenken beim Gesamtgewicht der Kombination M16A2 und M203. Aus diesem Grund suchte man nach einer Lösung und plante erst eine Waffe nach Muster des M605 zu schaffen, dies wäre ein M16A2 gewesen, dessen Lauf man lediglich bis an den Kornträger heran gekürzt hätte. Diese als Dissipator bezeichneten Modelle galten jedoch als sehr unzuverlässig wegen der geringen Zapfzeit.

US-Army Carbine

Die US-Armee, welche zu diesem Zeitpunkt noch kein Interesse am M16A2 der US-Marines hatte, arbeitete zu diesem Zeitpunkt an einem neunen Einsatzkonzept betreffend einer neuen Generation von mechanisierter Infanterie. Dieses als High Technology Motorized Division bezeichnete Programm beinhaltet das schnelle aus- und einsteigen aus Schützenpanzern des neues Schützenpanzers Bradley. Das M16A1 wurde dabei als hinderlich empfunden und es wurde der Wunsch nach einer kompakteren Waffen laut.

XM4 Carbine, M720

Um zu verhindern, dass US-Armee und US-Marines zwei unterschiedliche aber sehr ähnliche Waffen entwickeln, wurde 1983 beschlossen ein gemeinsames Programm zur Schaffung eines einheitlichen Karabiners aufgelegt. Dies war jedoch mit einigen Schwierigkeiten verbunden, da die US-Armee zu diesem Zeitpunkt noch das M16A1 mit der M193 Patrone verwendete. Auf der anderen Seite waren die US-Marines jedoch bereits dabei auf das M16A2 und die M855 Patrone umzustellen. Dieses Problem verzögerte das Programm bis 1984 als die Armee einer Waffe auf M16A2 Basis zustimmte und das XM4-Programm offiziell gestartet werden konnte. Ein Jahr später stieg die US-Armee jedoch aus dem Programm aus. Die US-Marines arbeiteten weiter an dem Projekt bis 1985 die ersten XM4 getestet werden konnten. Die Tests liefen erfolgreich und die Waffen wurden 1987 offiziell als US, Carbine, 5.56mm, M4 eingeführt. Jedoch versagte der US-Kongress die Gelder für den Kauf größerer Mengen von M4 Karabinern.

XM4 Karabiner existieren, wegen der Laufenden Entwicklung, mit einer Vielzahl unterschiedlicher Eigenschaften. Die wichtigste Neuerung ist jedoch meist ein Laufprofil welches die Anbringung des M203 Granatgerätes erlaubt. Frühe XM4 besitzen Dauerfeuer als dritten Feuermodus, spätere einen mechanisierten Feuerstoß. Sollten XM4 eine Colt-Modellnummer haben, so lautet diese meist 720.

M4 früh, M777

Bereits 1987 wurde der XM4 zum US, Carbine, 5.56mm, M4, die US-Marines bestellten jedoch nur eine kleine Stückzahl zu weiteren Testzwecken. Die Bestellung einer größeren Stückzahl wurde zwar geplant konnten aber nicht realisiert werden, da der US-Kongress die nötigen Zahlungen nicht bewilligte.

Der M4 von 1987 wird meist entweder als M4 früh oder nach der internen Modellnummer von Colt als M4 M777 bezeichnet. Er befindet sich auf dem Stand des M16A2 mit festintegriertem Tragegriff und weißt einen mechanisierten Feuerstoß auf.

Diemaco C8, M725

Zeitgleich mit der Entwicklung des M16A2 entwickelte Colt zusammen mit dem kanadischen Hersteller Dieamco das C7. Diese Waffe bildete einen Zwischenschritt zwischen M16A1E1 und M16A2 und verzichtete zum Beispiel auf das komplexe Visier des M16A2. Zusammen mit dem C7 wurde auch eine Karabinerversion mit der Kennung C8 geschaffen, welcher im Gegensatz zum M4 früh vom kanadischen Militär in großen Stückzahlen angeschafft wurde.

Mogadishu Carbine, M727

Da mit der geplatzten Anschaffung des M4 durch die US-Streitkräfte, Colt eine Menge Geld zu verlieren drohte, bot man eine Reihe von sehr ähnlichen Modellen auf dem freien Markt an. Diese Möglichkeit nutzen einige US-Spezialeinheiten als Umweg, um doch noch M4 ähnliche Modelle zu bekommen, da es diesen Einheiten erlaubt war Waffen einzukaufen, welche nicht offiziell in die US-Streitkräfte eingeführt worden waren.

So beschaffte die US-Army-Ranger das Modell 727 welche weitgehend mit dem M4 früh identisch war. Die Delta-Force hingehen beschafften das Modell 723 welches über das einfachere Visier des M16A1 verfügte, da man es für die kurze Waffe als zweckmäßiger erachtete. Beide Waffen unterscheiden sich jedoch vom M4 früh durch Dauerfeuer anstelle des mechanisierten Feuerstoßes, welches dem Ausgabengebiert der Spezialeinheiten Zur Gute kam. Aufgrund der unübersichtlichen und schwer zu merkenden Modellnummern, welcher die Waffen meist einfach als CAR-15 bezeichnet. M727 und M723 kommen mit unterschiedlichen Laufprofilen vor, einige besitzen M4-Profile mit Auspaarung für das M203 Granatgerät andere besitzen Pencil Barrels wie das M653.

Diemaco C8A1

Lange vor Colt experimentierte Diemaco in Kanada mit Zubehörschienen auf den Gehäuserücken von C7 und C8. Das Ergebnis waren C7A1 und C8A1 welche ausgabemäßig mit einem ELCAN C79 Visier ausgerüstet wurden. Bei den Schienen handelte es sich jedoch noch um Waver-Schienen und noch nicht um MiL-STD-1913 Schienen.

Abu Dhabi Carbine, M727

Anfang der 90er Jahre kam Abu Dhabi auf Colt zu, der Teilstaat der Vereinigten Arabischen Emirate suchte nach einer Waffe, welche Feuerkraft des M16A2 mit M203 mit der Kompaktheit des Colt M653 verbinden sollte. Colt verbaute daraufhin Läufe mit M4-Profil in Mogadishu Carbine Waffen und lieferte diese, mit der unveränderten Modellnummer 727, an den Golfstaat aus. Das Buch Black Rifle zeigt eine solche Waffe auf der letzten Seite, da diese Waffe kurz vor Drucklegung 1992 noch den Autoren von der Firma Colt vorgestellt wurde. Der Abu Dhabi Carbine besitzt mit Dauerfeuer und 3-Schuss-Stoß beide Schnellfeuermodi.

Colt M4 für Behörden

Als Colt neben dem geplatzten Auftrag für den M4 Karabiner auch noch damit zu kämpfen hatte, das FN den Zuschlag für die Produktion der M16A2 erhielt, musste die Firma schnell neue Kunden gewinnen. Aus diesem Grund wurde der M4 in einer verbesserten Form als Colt M4 an Behörden und Spezialeinheiten angeboten. Da die Verbreitung von Schutzwesten unter Kriminellen sowie Terroristen ab den 1990er Jahren stetig zunahm traf Colt mit dem kommerziellen M4 einen Nerv. Vor allem behördliche Spezialeinheiten wie das S.W.A.T. beschafften den Colt M4, welcher dadurch und dank einer aggressiven Werbekampagne seitens Colt schnell enorm an Medienpräsens gewann.

US M4 spät, M920

Durch die Erfahrungen während der Schlacht von Mogadishu und der Operation Just Cause in Panama wurde den US-Streitkräften bewusst, dass man eine feuerstarke aber Kompakte Waffe für hintergelagerte Truppen benötigte. Aus diesem Grund, um wahrscheinlich auch wegen der gestiegenen Popularität des kommerziellen Colt M4, wurde 1994 das M4-Programm wieder aufgenommen. Zusammen mit Colt schuf man eine Waffe, welche zwar auf dem M4 früh M777 basiert, in welche jedoch die Erfahrungen der letzten Jahre eingeflossen waren. So erhielt der meist als M4 spät bezeichnete Karabiner einen Handschutz mit doppeltem Hitzeschild und die Modellnummer 920. Die ersten M4 der 90er haben wie die M4 Karabiner der 80er den nicht abnehmbaren Tragegriff des M16A2, ab 1995 weisen sie jedoch einen abnehmbaren Tragegriff auf unter welchem sich eine MiL-Std-1913 Schiebe befindet.

US M4A1, M921

Da die in Mogadishu eingesetzten Spezialeinheiten extra kommerzielle CAR-15 wegen des Dauerfeuers gekauft hatten, wurde 1994 mit dem M4E1 eine eine Version des M4 spät geschaffen, welche anstelle des mechanisierten Feuerstoßes Dauerfeuer als dritte Position des Feuerwahlhebels aufweist. Im selber Jahr wurde der M4E1 offiziell als US-Carbine 5.56mm, M4A1 eingeführt und vom SOCOM bestellt.

Der Text erschien erstmals am 15. März 2022 als Artikel M4 (Karabiner) im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

16. August 2023

Patronenbezeichnungen bei Feuerwaffen ausführlich Erklärt

Hallo alle zusammen, nachdem ich in diesem Beitrag hier ausführlich erklärt habe, wie sich die verschiedenen Kaliberbezeichnungen bei modernen Feuerwaffen zusammen setzten, geht es heute um das Thema Patronenbezeichnungen. Denn auch hier ist mein letzter Beitrag zum Thema schon fast zehn Jahre her.

Dabei muss man als erstes Berücksichtigen, dass Kaliber und Patronen nicht das Gleiche sind aber das werden die meisten beim lesen beider meiner Beiträge recht schnell versehen.

Metrische Patronennamen

Erster Teil von rein metrischen Bezeichnungen ist zunächst das sogenannte Nenkaliber oder Nominalkaliber. Dabei handelt es sich um eine abgerundete Form des Realkalibers in Millimetern. Bei Dezimalwerten meist mit zwei Kommastellen.

Dann folgt ein Malzeichen, wobei meist ein kleine x zum Einsatz kommt. Seltener wird das Sonderzeichen × (Unicode U+00D7) verwendet. In den frühen 2000er Jahren war zudem das * (Astrix) sehr verbreitet, ist jedoch außer Mode gekommen.

Die darauf folgende Zahl, gibt die abgerundete Hülsenlänge an, gefolgt von der Maßeinheit Millimeter abgekürzt als mm.

Ein paar aktuelle Ausnahmen von dieser Regel sind einige us-amerikanische Patronen. Bei 10mm Auto, 6,8mm SPC und 6,5mm Grendel ist es nicht üblich die Hülsenlängen zu nennen.

Bei Hülsen, welche nicht über eine Ausziehernut und einen geraden Schaft verfügen, wird die Form des Hülsenbodens kurz mit einem Buchstabenkürzel angegeben. Dabei steht ein großes R für Rand, ein HR für Rand und Ausziehernut (im englischen Half Rimmed), ein B für einen Gürtel (anglisch Belt) und A für einen Mauser-A-Boden.

Zum Abschluss folgt ein Name, welcher in der Kombination mit Kaliber und Hülsenlänge einzigartig sein muss. Bei dem Namen kann es sich um eine Firma, den Verwendungszweck, ein Militärbündnis oder eine Ergänzung handeln. Auch die erneute Nennung der militärischen Bezeichnung ist üblich.

Traditionell wird in Europa das Kaliber von Feld zu Feld, in den USA hingegen von Zug zu Zug genannt. Zudem orientiert man sich in Europa an der Länge der Patronenkammer, wohingegen man sich in den USA an der Patronenhülse orientiert. Dies ist der Grund, warum man bei dem HK G11 für die Bundeswehr die Angabe 4,73x33mm findet, bei beim HK ACR für die US-Streitkräfte jedoch 4,92x34mm.

Inch Patronenbezeichnungen

Im englischen Sprachraum war es bis 1945 üblich das Laufkaliber in Inch (25,4 mm) anzugeben. Dabei wurde bei Dezimalzahlen, wie in der englischen Mathematik brauch, die Kommastelle mit einem Punkt markiert und zudem die führende Null weggelassen.

Besitzt das Geschoss einen Treibspiegel, so wird zum Laufkaliber nach einem Schrägstich zudem das kleinere Kaliber des Projektils angegeben. Beispiel .50/.30 bezieht sich auf eine Patrone mit einem Geschoss für eine Kaliber 50 (12,7 mm) Waffe mit einem Kaliber 30 (7,62 mm) Projektil.

Die gleichen Angaben werden bei einem Projektil mit Vorkörper gemacht. Hier wird zunächst das Laufkaliber angegeben, dann ein Plus gesetzt und dann das größere Kaliber des Vorkörpers angegeben. Beispiel .45+.90 Bezieht sich auf eine Waffe mit Kaliber 45 Lauf und einem Kaliber 90 Vorkörper.

Beim aufkommen der ersten Waffen mit Flaschenhälsen, war es in den USA üblich das Ursprüngliche Kaliber der Hülse zu nennen. Dabei wird zunächst das neue Kaliber des Geschosses im eingezogenen Flaschenhals genannt, danach folgt ein Bindestrich, gefolgt vom ursprünglichen Kaliber der Hülse. Man spricht auch vom Hülsenschaftkaliber. Dabei ist zu beachten, dass beide Angaben einen Punkt vor der Zahl aufweisen. Beispiel eine .25-.30 ist eine Hülse welche in ihrer ursprünglichen Zylindrischen Form ein Kaliber 30 Geschoss aufnehmen konnte, nun aber eingezogen wurde und in ihrer neuen Form als Flaschenhalshülse in ihrem Hülsenmund ein Kaliber 25 Geschoss aufnehmen kann.

Zur Zeit der Schwarzpulverwaffen war es üblich, nach den Kaliberangaben zusätzlich das Gewicht des Schwarzpulvers zu nennen, welches sich in der Brennkammer der Hülse befand. Diese Angabe wurde in der Maßeinheit Grain gemacht. Und folgten den Kalibern nach einem Bindestrich. Dabei kann man diese Angaben von Kaliber daran unterscheiden, dass sie nicht mit einem Punkt beginnen. Eine .45-70 war demnach eine Patrone mit .45 Kaliber Geschoss und einer Schwarzpulverlaborierung von 70 Grain (4,54 Gramm). Mit dem Aufkommen von wesentlich leistungsstärkerem rauchschwachem Pulver wurden diese Angaben jedoch bald nicht mehr verwendet.

Neben dem Gewicht der Pulverladung wurde auch das Gewicht des Geschosses mit angegeben und ebenfalls in Grain gemessen. Die Angabe folgt getrennt durch einen weiteren Bindestrich meist nach der Angabe zur Pulvermenge. Eine .45-70-405 ist demnach eine Patrone mit einem Kaliber 45 Geschoss einer 70 Grain schweren Menge Schwarzpulver und einem 405 Grain (26,24 Gramm) schweren Geschoss.

Anschließend wird noch ein, für das entsprechende Kaliber einzigartiger, Name genannt. Dabei handelt es sich in den USA meist um Firmennamen aber auch um Namen von Einzelpersonen, Verwendungszwecke, Waffengruppen, Einführungsjahre oder Marketingsuperlative. Im Gegensatz zu Europa, hat man es besonders häufig mit Abkürzungen zu tun.

Gauge Patronenbezeichnungen

Die, vor allem bei Schrotflinten, gebräuchlichen Gauge (sprich ɡeɪdʒ) Bezeichnungen beziehen sich bei ihren Kaliberangaben auf Brüche aus Zeiten alter Kanonen. Passt eine Kugel, welche aus genau einem halben Pfund (kurz lb für das lateinische Libra, dt. Wage) Blei gegossen wurde genau in den Lauf einer Waffe, so handelt es sich um einen Halb-Pfünder, welcher als 2 Gauge bezeichnet wird und ein Kaliber von 33,67 mm aufweißt. Heute sind jedoch eher kleinere Waffen wie die bekannten 12 Gauge Schrotflinten üblich, bei welche es sich um Zwölfter-Pfünder handelt, welche ein Kaliber von 18,53 mm aufweisen.

Wichtig ist neben dem Kaliber einer modernen Schrotflinte die Hülsenlänge. Dabei wird sich jedoch ausdrücklich auf die Länge einer Hülse im verschossenen Zustand bezogen. Der Grund lieht im heute verbreiteten Sternenverschluss, welcher sich beim Schuss auffaltet und so entsprechend mehr Platz in der Patronenkammer einnimmt. Eine frische Hülse kann also etwas kürzer sein, als es ihre Bezeichnung vermurten lässt.

Im europäischen Raum wird diese Länge in Millimetern angegeben und nach einem Schrägstich hinter der Gauge Angabe vermerkt. Eine 12/70 ist demnach eine Patrone für eine Zwölftelpfünder-Waffe mit 18,53 mm Kaliber und einer Patronenkammer mit 70mm Länge, in welches sich ein eventualer Sternenverschluss hinein entfalten kann.

Im us-amerikanischen Raum hingegen werden die Länge von Gauge Patronen in Inch angegeben. Bei nicht vollen Inch werden jedoch Brüche verwendet anstelle von Dezimalzahlen. Das Europäische 12/70 entspricht demnach 12/2¾ US.

Bei weiteren Bezeichnungen von Schrothülse wie Magnum, Express oder Stahl ist darauf zu achten, dass es sich hier nicht um bloßen Namen handelt, wie bei metrischen Patronenbezeichnungen. Vielmehr handelt es sich um hinweise auf eine stärkere Druckentwicklung beim Schuss, dem die Waffe standhalten muss. Eine Flinte ohne Magnumverschluss oder Stahlbeschuss, darf nicht mit solcher Munition geladen werden.

Linien Bezeichnungen

Im russischen Zarenreich wurde eine Maßeinheit Namens ли́ния (dt. Linie) verwendet, welche fast genau 0,1 Inch entsprach und damit 2,54 mm. Das Mehrladegewehr Mosin-Nagant wurde demnach im russischen Zarenreich als Русская 3-линейная винтовка Мосина eingeführt, zu Deutsch Russisches 3-Linien Gewehr Mosin. 3 Linien entsprechen dem Kaliber 30 (0,30 Inch) was 7,62 mm entspricht.

Der Text erschien erstmals am 7. August 2023 als Artikel Patronenbezeichnung im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

13. August 2023

Kaliber von Feuerwaffen ausführlich Erklärt

Hallo alle zusammen. Da mein Artikel über Kaliber von 2012 bis heute immer noch einer meiner meistgelesenen Artikel ist, habe ich mir gedacht, ich veröffentliche hier auch mal unsere neuste Beschreibung zum Thema, welche wir eigentlich für das Waffen-Wiki geschrieben haben.

Dabei muss man als ersten bedenken, dass Kaliber nicht gleich Kaliber ist, denn den Innendurchmesser eines Hohlkörpers kann man in einer Feuerwaffe an verschiedensten Stellen messen. So existieren folgende Kaliber:

  1. Nominal Kaliber, eine abgerundete Angabe, welche sich leichter aussprechen lässt. Auch Nennkaliber genannt.
  2. Zug-Kaliber (blau), die Strecke von Zug zu Zug
  3. Feld-Kaliber (rot), die Strecke von Feld zu Feld
  4. Zug-Feld-Kaliber (lila), die Strecke von einem Zug zum gegenüberliegenden Feld
  5. Geschoss Kaliber (grün), der Geschossdurchmesser an der dicksten Stelle.
  6. Treibspiegelkaliber, das Kaliber des Treibspiegels an der dicksten Stelle.
  7. Ursprungskaliber, das Kaliber welches die Patrone hatte, bevor sie eingezogen wurde.
  8. Initialkaliber, das Kaliber des Geschosses vor dem Schuss einer einem konischen Lauf.

In Europa wird das Kaliber in Millimetern angeben zB. 9mm in den USA in Zehntel Inch ohne führende Null zB. .38. Dazu existiert noch die Gauge-Angabe, welche sich auf das Gewicht einer homogenen Bleikugel bezieht, welche den Innendurchmesser des Laufes ausfüllt.

Traditionell wird in Europa bei der Angabe von Kaliber eher das Feld-Kaliber genannt, in den USA eher das Zug-Kaliber für die Benennung verwendet.

Metrisch

In Europa und nach 1945 auch in den USA werden Kaliber in metrischen System in Millimetern, kurz mm, angeben. Bei nicht ganzen Zahlen, werden meist zwei Kommastellen angegeben. In der Schweiz ist es jedoch üblich auf eine Kommastelle zu runden.

Aussprache

Bei der Aussprache von Kaliber orientiert man sich an den Regeln der Mathematik. So nennt man die Zahl vor dem Komma als ganze Zahl. Beispiel 12 mm Zwölf Millimeter. Bei Dezimalzahlen werden die Zahlen hinter dem Komma von links nach rechts der Reihe nach genannt. Beispiel 7,62 mm Sieben Komma Sechs Zwei, der Einfachheit halber lässt man dabei oft das Komma weg und macht stattdessen eine kurze Pause Sieben - Sechs Zwei.

Inch

In den USA sowie in England vor 1945 wird das Kaliber in Inch angegeben, was in etwa 25,4 mm entspricht. Oft wird diese Angabe auch als Zoll bezeichnet, es wir jedoch davon abgeraten und empfohlen den korrekten Begriff Inch zu verwenden, um Verwechslungen zum Beispiel mit dem Preußischen Zoll (25,81 mm) zu vermeiden.

Da ein Inch meist zu lang für die meisten Handfeuerwaffenkalbier ist, wird das Kaliber in Dezimalzahlen angegeben. Dabei wird der in der Englischen Mathematik übliche Punkt anstelle eines Kommas verwendet und der Einfachheit halber die führende 0 weggelassen. Das Kaliber 0,45 Inch wird so zu Kaliber .45.

Aussprache

Inch-Kalibern haben im deutschen Sprachraum weniger feste Regeln, meist wird bei zwei Kommastellen die ganze Zahl gesprochen. Beispiel .45 Kaliber Fünfundvierzig. Bei drei Komastellen kann es jedoch vorkommen, dass die Zahlen einzeln gesprochen werden .233 wird Kaliber Zwei Zwei Drei gesprochen oder .308 als Drei Null Acht. Dagegen wird .300 als Kaliber dreihundert gesprochen.

Entsprechungen

Meist wird jedem verbreiteten metrischen Kaliber eine Inch-Entsprechung gegenüber gestellt. Diese Gleichsetzungen sind jedoch nicht immer zuverlässig und können stark voneinander abweichen. So entsprechen 0,223 Inch nicht 5,56 mm, sondern 5664,20 mm.

Gauge

Gauge angaben, ausgesprochen als ɡeɪdʒ, orientieren sich an der Einteilung alter Kanonen, welche runde Kugeln aus homogenem Blei verschossen. Diese Kugeln wurden in Pfund (kurz lb für das lateinische Libra, dt. Wage) gewogen, was 453,59 Gramm entsprach. Eine Sechs-Pründer-Kanone verschoss demnach eine Kugel aus 6 lb Blei.

Mit dem Aufkommen kleinerer Geschütze, wurde zu Brüchen gegriffen, so verschoss eine Halbpründer-Kanone einen Kugel aus einem halben Pfund Blei. Diese Rechnung wurde vor allem für Schrotflinten beibehalten und so handelt es sich einer einer 12 Gauge Schrotflinte einfach um einen Zwölftelpfünder, was 18,53 mm entspricht. So kommt es zustande, das Gauge-Angaben mit höheren Zahlen kleine Kaliber aufweisen. Die verkürzte Schreibweise lautet 12g.

Aussprache

Im englischen nennt man die zunächst die Zahl gefolgt von dem Wort Gauge. Zum Beispiel 12 Gauge, twelve gauge (twɛɫv ɡeɪdʒ). Im Deutschen sagt man hingegen Kaliber und dann die entsprechende Zahl. Um ganz sicher zu gehen, das keine metrische Angebe gemeint ist, wird jedoch empfohlen Flintenkaliber zu sagen. Zum Beispiel Flintenkaliber zwölf.

Der Text erschien erstmals am 6. August 2023 als Artikel Kaliber im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

11. August 2023

Wie Funktioniert das Gewehr G11, Antriebs- und Verschlusssystem

Das Gewehr G11 gilt als eine der kompliziertesten Feuerwaffen der Welt. Bricht man jedoch dessen Funktionszyklus auf die wichtigsten Abläufe und Elemente herunter ist das System des stoffschlüssig-dynamischen Walzenverschluss gar nicht mehr so schwer zu verstehen.

Deswegen nähern wir uns nun Schritt für Schritt dem Mythos G11.

Der Modus Operandi dieser Waffe lässt sich am ehesten beschreiben als ein Mehrlader, welcher mit der Funktion eines Transporters vereint wurde. Ziel war es eine kompaktes Kernsystem zu schaffen, welche lafettiert im Waffengehäuse nach hinten gleiten kann. Dadurch ist es der Waffe möglich, mehrere Schüsse abzugeben, bevor der Rückschlag den Schützen erreicht.

Bild 1: Die Waffe ist geladen, es befindet sich eine Patrone im Patronenlager, welches in eine drehbare Walze geschnitten ist. Weitere Patronen befinden sich im Magazin über dem Patronenlager. Die Patronen sind mit dem Geschoss nach unten gelagert.

Bild 2: Der Schütze krümmt den Abzug durch, worauf der Schlagbolzen auf das Zündhütchen der Patrone trifft. Die Zündflamme entzündet eine Setzladung welche oft fälschlicherweise als Booster bezeichnet wird. Dabei ist die Aufgabe dieser Ladung nicht das entzünden der weiteren Treibladung, welche das Geschoss umgibt, sondern das setzen des Geschosses. Der Druck der setzladung wirkt sowohl auf den Geschossboden, als auch auf den Stoßboden des G11. Beim Stoßboden der Waffe handelt es sich um ein Teil des Kernsystems, die Waffe ist stoffschlüssig verriegelt, der Gasdruck ist nicht in der Lage den Stoßboden zu bewegen. Das Geschoss hingegen wird vom Gasdruck aus der ihm umgebenen Hauptladung heraus getrieben. Dies muss geschehen, bevor die Hauptladung zündet, käme es verfrüht zur einer Zündung der Hauptladung, würde der entstehende Gasdruck allseitig auf das Geschoss einwirken und könnte dieses nicht beschleunigen. Da jedoch das Geschoss von der Setzladung in den Übergangskonus des Laufes getrieben wurde, fungiert es dort als eine Art Pfropfen.

Bild 3: Durch die von der Setzladung erzeugte Wärme, zündet nun auch die Hauptladung, mit einer Zeitlichen Verzögerung. Das von der Setzladung in den Übergangskonus des Laufes getriebene Geschoss, wird nun von den wesentlichen stärkeren Pulvergasen der Hauptladung am Geschossheck beaufschlagt und durch den Gasdruck durch den Lauf des G11 getrieben. Da mit dem Geschoss eine erhebliche Masse beschleunigt wird, kommt es nach dem dritten Gesetz nach Issac Newton zu einer Gegenreaktion. Diese Gegenreaktion nutzt die Pulvergassäule im Lauf als fluidmechanischen Körper, um auf den Stoßboden des G11 zu wirken. Im Gegensatz zum direkt wirkenden Gasdruck, ist die Gegenreaktion der Geschossbewegung, auch bekannt als Geschossrückstoß, dazu in der Lage den Stoßboden nach hinten zu treiben. Da das Kernsystem des G11 im Waffengehäuse beweglich gelagert ist, wird nur das Kernsystem bedeutend nach hinten bewegt, wobei das Waffengehäuse relativ still steht. Der Schütze bekommt vom Rückstoß nicht mit.

Bild 4: Das Geschoss passiert eine Gasentnahmebohrung, welche unten im Lauf angebracht ist. Die hochgespannten Pulvergase nutzen diese Möglichkeit zur Ausdehnung und gelangen durch die Bohrung in einen Gaszylinder, dort beaufschlagen sie alle umliegenden Flächen. Bei der hinteren Fläche, handelt es sich um die Stirn eines Antriebskolbens, welcher vom Gasdruck nach hinten getrieben wird. Der Antriebskolben ist über einer Pleuelstange mit dem Zahnradsystem des G11 verbunden und sorgt über diese dafür, dass die Walze, mit der darin eingeschnittenen Patronenkammer, gedreht wird. Das Antriebssystem des G11 ähnelt dabei einer Dampfmaschine, welche die hin und her Bewegung des Dampfkolbens in eine Drehbewegung des Schwungrades umwandelt.

Realisiert wurde das schnelle aufrichten des Patronenlagers über ein Malteserkreuzgetriebe, welches das ruckartige Drehen der Walze binnen weniger Millisekunden ermöglicht. Während des dieses, durch lokale Gaskraft angetriebenen Vorgangs, läuft das Kernsystem des G11 weiter zurück. Möglich ist dieses, da Gaskräfte lokal begrenzt arbeiten, was man mit einer Dampflock vergleichen kann, welche durch den Dampfdruck auch dann angetrieben werden kann, wenn sie sich mit hoher Geschwindigkeit auf Schienen bewegt.

Bild 5: Das Geschoss hat den Lauf der Waffe verlassen und die Walze mit Patronenlager wurde durch das Malteserkreuz vollständig aufgerichtet und zeigt nun mit seiner Öffnung nach oben zum Magazin. Ein Schieber welcher die nächste Patrone ergreift hat nun die Möglichkeit, angetrieben durch das Zahnradsystem des G11, diese neue Patrone von oben in das Patronenlager in der Walze zu schieben. Vorher kommt jedoch ein zweiter kleiner Schieber zum Einsatz, welcher nach dem Aufstellen einmal kurz durch das Patronenlager fährt. Der Sinn hinter diesem Entladeschieber ist, dass entladen einer nicht ganz leer geschossenen Waffe oder die Entfernung einer Blindgängerpatrone. Das Kernsystem des G11 läuft dabei immer noch im Gehäuse zurück.

Bild 6: Der Ladeschieber hat die neue Patrone vollständig in das Patronenlager in der Walze eingeführt. Es ist festzustellen, dass es sich durch diesen Sachverhalt beim G11 um einen Schieberlader handelt. Die Patronen werden also nicht von der Stirn eines zurücklaufenden Verschlusses erfasst, sondern von einem Schieber in das Patronenlager geschoben. Da auf diese Weise auf einen zurücklaufenden Verschluss verzichtet werden konnte, konnte das Kernsystem sehr kompakt gebaut werden, was den Rücklauf im Waffengehäuse erst ermöglichte. Das Kernsystem des G11 läuft auch dabei immer noch im Gehäuse zurück.

Bild 7: Durch die Rückstellfeder des Gaskolbens, werden die meisten vorher durch des Gasdruck angetriebenen Bewegungen im System revidiert ergo in umgekehrter Bewegungsrichtung erneut ausgeführt. So wird unter anderem die Walze mit Patronenkammer, vom Malteserkreuzgetriebe schlagartig wieder in die ursprüngliche senkrechte Position gebracht. Auf diese Weise wird die neue Patrone mit dem Geschoss vor den Lauf gebracht und befindet sich so in Abschlussposition. Es kommt also zu einer Präsentation durch eine Bewegung des Patronenlagers relativ zum Lauf. Dass G11 zählt somit primär zu den Transportern und sekundär zu den Mehrladern.

Bild 8: Beim Rücklauf des Kernsystems im Waffengehäuse hat die, mit dem Waffengehäuse verbundene, Abzugsgruppe die Kontrolle über das, mit dem Kernsystem verbundene, Zündsystem des G11 verloren. Wurde diese jedoch vor der ersten Schussabgabe auf den mechanisierten Feuerstoß eingestellt, übernimmt der Rücklauf des Kernsystem die Aufgabe der Schussauslösungssignalgebung. Beim Rücklauf des Kernsystems berührt ein Element im feststehenden Waffengehäuse das Zündsystem des G11 und es kommt, noch während des Rücklaufes, zu einer erneuten Schussabgabe. Der Ablauf dieses Schusses ist weitgehend mit der des Erstschusses identisch, nur der Rücklauf des Kernsystems ist weiter vorgeschritten. Beim, durch den Rückstoß des zweiten Schusses, weiter angetriebenen Rücklaufes, kommt es zu einer erneuten Betätigung des Zündsystems und zu der Abgabe eines dritten Schusses, welcher ebenfalls nach dem gleichen Muster verläuft. Auch dieser Schuss treibt den Rücklauf des Kernsystems weiter an, nur trifft dieses mal das Kernsystem auf die Rückwand des Waffengehäuses, erst jetzt ist für den Schützen ein Rückschlag zu spüren, da das Kernsystem, bei seinem Anschlag an die hintere Wand des Waffengehäuses, einen Großteil seiner, während der drei Schüsse aufgenommenen, Bewegungsenergie auf das Gehäuse übertragt. Vor diesem Anschlag ist für den Schützen der Rückstoß der drei abgegebenen Geschosse kaum zu merken. Die Waffe bliebt während der drei ersten Schüsse erstaunlich stabil, was das eigentlich Ziel der Konstruktion ist.

Der Text erschien erstmals am 8. Mai 2023 als Artikel HK G11 im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.