28. März 2021

Ist der Teller auf der Lewis Gun ein Magazin?

 Hallo und herzlich Willkommen,

na da haben aber einige gemeckert, dass ich mir die Waffen Whats-App Gruppe nur von außen anschaue und so gar nichts zu deren Fragen zu sagen habe. Na von mir aus kann ich mich gerne immer wieder um ein oder zwei Fragen kümmern die dort so das Licht der Welt erblicken.

Also fangen wir mit einer Frage an, die ich mir irgendwann selbst mal gestellt habe und zwar:

Ist der Teller auf der Lewis Gun ein Magazin?

Um die Antwort zu finden, müssen wir erstmal ein wenig über Präsentation sprechen also über die Kunst eine Patrone genau da hinzubringen, wo sie vom Verschluss einer Waffe ergriffen und in das Patronenlager geschoben werden kann. 

Da gibt es grundsätzlich drei Systeme in zwei Gruppen. Gruppe A wären die aktiven Systeme, bedeutet die Waffe holt sich die Patronen einfach selbst, aus eigener Kraft. So der Fall bei Waffen mit Gurtzuführung.

Gruppe B hingegen ist ein wenig fauler und lässt sich als sogenanntes passives System die Patronen von einer anderen Kraft präsentieren. Zu den Fremdkräften zählt zum einen die vorher aufgezogene Feder eines Magazins sowie Feldkräfte also die Kräfte von Kraftfeldern.

Was sich auf den ersten Blick ziemlich nach Science-Fiction anhört ist einfach nur der wissenschaftlich korrekte Begriff für unsere Schwerkraft, bedeutet die Patronen fallen also einfach in Position.

Sehen wir uns jetzt also den Teller des Lewis MGs genauer an, merken wir, das gute Stück hat keine Feder, welche die Patronen präsentieren könnte. Ein Magazin ist es also nicht, da das gute Stück nicht bereit ist in Vorleistung zu gehen und dem Lewis die erste Patrone zu präsentieren.

Schauen wir uns aber an was passiert, sobald wir das Lewis durchladen merken wir, dass die Waffe in der Lage ist den Teller zu bewegen. Die nächste Vermutung legt und also einen aktiven Transport nahe.

Die Antwort ist ein Mischung aus zwei Welten, zum einen ist das MG in der Lage den Teller auf seinem Rücken aus eigener Kraft zu drehen und zum anderen bewegt es einen Löffel auf den die Patronen quasi fallen, um dann in Präsentationposition geschwenkt zu werden.

Fallen ist hier das richtige Stichwort, denn wir wollen ja wissen was es mit diesem Teller auf sich hat. Im Kern halt es sich nämlich um nicht weiter als eine Reihe von altbekannten Fallstreifen, welche radial mit dem Geschoss nach innen zeigend an geordert sind und von einer Glocke umschlossen werden.

Für diejenigen die jetzt nichts mit dem Wort Fallstreifen anfangen können, das war damals die Patronenzufuhr bei den alten Gatling-Maschinengewehren. Diese Waffen besaßen auf ihrem Rücken einen dünnen Blechstreifen, der die Ränder der Patronen lose erfasste, so das diese nach und nach in Zuführposition fallen konnten.

Der Teller des Lewis MG tut nichts anders, nur das er eben kleinen einzelnen langen Fallstreifen, sondern viele kleine besitzt. Bei der Infanterie Version beträgt die Höhe lediglich zwei Patronen, die Fliegermaschinengewehr Versionen hatten jedoch Höhen ab vier Patronen und mehr. Da im Gegensatz zu einem Magazin keine Feder eingesetzt werden musste, waren hohe Kapazitäten ohne Probleme möglich.

Da es aber für ein Flieger-MG relativ unpraktisch war, sich nur auf die Schwerkraft verlassen zu müssen. Dessen Feldkräfte, je nach geflogenem Manöver, ja auch mal in die andere Richtung wirken können, hat man sich zudem einer Schnecke bedient. Diese Schnecke macht die Bewegung des restlichen Tellers nicht mit und erfasst zudem die Geschosse der Patronen. So zwingt es diese nach unten in Richtung Löffel, auch wenn die Schwerkraft gerade mal nicht mithilft.

Fazit, das Lewis MG ist zwar in der Lage sich seine Patronen aktiv zu holen nachdem sie auf seinen Löffel fallen. Für den Teller bedeutet dies:

Der Teller des Lewis MG ist kein Magazin, sondern eine Reihe von Fallstreifen.

Außer natürlich man ist ein Sportschütze, für sie ist alles nen Magazin wo Patronen reinpassen ..


Die Waffen Whats-App Gruppe

 Ein Gesprenzt geht um in der deutschsprachigen Waffenszene ein Gesprenzt aus einer einfachen WhatsApp Gruppe ..

Und damit herzlich Willkommen zu einem kleinen Post zum Thema Waffen, einem Thema welches eigentlich schon immer fester Bestandteil dieses Blog gewesen ist. Nun was ist denn da los? Scheinbar halten ein paar Jugendlichen die deutschsprachige Waffenszene in Atem. Egal auf welcher Plattforum oder in welchem Forum ständig liest man Namen wie MinePantoffel, Knicklichtjunge, eine Form des Rudis aus Graben oder jeweilige Varianten dieser Pseudonyme. Dabei stellen sie oft recht einfach formulierte Fragen, welcher aber gar nicht so einfach zu beantworten sind. Nun ja zumindest nicht für die üblichen Rezipienten.

Ich hab mich in einer freien Stunde mal mit dem Phänomen beschäftigt und meine Kenntnisse bezüglich erweiterter Suchmaschinennutzung zum Einsatz kommen lassen. Das Ganze machte nämlich bereits von Anfang an den Eindruck, als wäre das Treiben in irgend einer Form organisiert. Und ja das ist es, aber nicht in der Form das dort eine böse Macht am Werke wäre, viel eher handelt es sich um eine recht harmlose lose organisierte WhatApp Gruppe in welcher sich ein paar Halbstarke über Themen wie Waffentechnik, Fortnite und Hundeerziehung austauschen.

Der Ablauf ist in etwa immer der Gleiche. Jemand stellt eine Frage zum Thema Waffenkunde. Darauf hin fühlen sich die anderen herausgefordert und versuchen es in einer ersten Runde mit raten. In der zweiten Runde aktiviert dann jeder einen Account auf einer dazu passenden Plattform und so kommt es, dass binnen Stunden auf mehreren Youtube Kanälen, in einer Hand voll Waffenforen sowie auf Quora und GuteFrage die gleiche Frage zum Thema Waffenkunde auftaucht.

Besonders schwierige oder interessante Fragen werden meist zu Selbstläufern und entwickeln ein regelrechtes Eigenleben. Dies rührt daher, dass die Befragten auf den Plattformen meist selber versuchen eine Antwort zu finden und sich so ihrerseits nach Hilfe umsehen.

Aber die Frage die jedoch sicher die meisten interessiert ist: Woher stammten diese Fragen? Denn welcher vierzehnjährige steht schon morgens auf und fragt sich, was ein "Rückdrucklader" ist. Die Fragen sind in der Tat meist keine genuinen Fragen der Mitglieder, sondern stammen indirekt aus Videos und Büchern welche die Fragesteller so konsumieren. 

Sieht sich also einer unsere fragelustigen Freunde zum Beispiel ein Video an in welcher es um Antriebssysteme von Feuerwaffen geht und erfährt dabei, dass es "Rückstoßlader mit beharrendem Entrieglungselement" gibt, dann landet sehr schnell eine Frage wie: 

"Weiß jemand was ein Rückstoßlader mit beharrendem Entriegelungselement ist?"

.. in der WhatsApp-Gruppe. Natürlich mit anderer Orthografie, Interpunktion und vielen dieser Lachtränen-Smilies. Das Ganze ist eine Mischung aus "Ich weiß was, was ihr nicht wisst." und "Beruhigt mich und sagt mir, dass ihr das auch zum ersten Mal hört".


Nachfolgend eine unvollständige Zusammenfassung, wo unsere Gespenster überall rumgeistern:

YouTube Kanal - DualDesertEagle, quasi wahllos unter seinen Video verstreut finden sich Fragen von MinePantoffel und dem Knicklichtjungen. 

Quora - Max K., quasi ein wahres Frageneldorado findet sich auf der Frageplattform Quora auf dem Account von Max K. Von hier aus machen sich Fragen dem Anschein nach oft selbstständig.

Forum - Pulverdampf.com, Pantoffel als FortnitePantoffel.

Forum - WHQ-Forum.de, Pantoffel als FortnitePantiffel.

Forum - Waffenwelt.de, Rudi als Rudi aus Buddeln. Dem oberflächlichen Anschein nach Pantoffels Großvater, der nicht weiß das sein Name an Anspielung an den Drachenlord ist.

Forum - Militaria-Fundforum, Rudi als Rudi aus Graben.

Auffällig ist, das anscheinen bisher keine der Fragen bei KohlChan, auf dem Waffenportal von Wikipedia oder auf den Discordservern von diversen Waffen-Youtubern aufgetaucht ist. Eventuell sollte sie mal jemand auf diese Möglichkeiten hinweisen ..

2. März 2021

Unterschied zwischen Kaliber, Patrone und Munition - Kritik IIb

 Hallo und herzlich Willkommen,

ich bin gerade so schön in Fahr und da dachte ich mir, ich guck mir doch mal an was der Rest im Forum so geschrieben hat. Ich weiß, ist soll ja nicht so super fies zu Leuten sein, die deutlich weniger Ahnung haben als wird.

Aber manchmal sind die sogenannten niedrig hängenden Früchte einfach die schmackhaftesten. Aber kurz worum geht es? Ich habe 2012 zusammen mit Danny vier Artikel geschrieben in denen es darum geht, das Kaliber, Patroenabmessungen und Munition nicht das selbe sind. 2019 hat diesen Artikel jemand in ein Jägerforum gepostet und gesagt wie falsch das alles sein soll. Hab ich ja in einem Artikel schon zerlegt. Jetzt gucken wir uns mal die Kommentare an.

Da heißt es: Ich leg schon mal die Sternchenaufkleber aus der 2. Klasse bereit... 

Ich sehe, das wird eher eine Runde Sportschützen Rechtfertigungs und Diskussions Bingo, als eine fachliche Auseinandersetzung. Das zählt dann wohl unter Spekulation über das Alter. Das hat man bei Sportschützen und Jägern oft, dass diese meinen alleine ihr Alter gäbe ihnen Recht. Übertragen in den Alltag wäre das jemand der 50 Jahre lang Auto fährt und dann einen jungen Automobil-Ingenieur zu labert.

Zudem heißt es: Mehr Beschäftigung damit lohnt sich nicht.

Was man nie unterschätzen sollte ist das Ego dieser Leute. Bei vielen Sportschützen und Jägern ist der Wissen über Waffen, oder das was sie eben dafür halten, ein wichtiger Teil ihrer Identität geworden. Wenn sie selber also zulassen würden, dass jemand sich kritisch mit ihrem Wissen auseinander setzt und am Ende rauskommt, dass sie keinen Ahnung vom Thema haben, hätten sie einen wichtigen Baustein ihrer Identität verloren. Es mangelt also nicht an Ausreden sich mit anderen Meinungen nicht auseinandersetzten zu müssen.

Nach: Zunächst vornweg. Die MP5 hat unter anderen, auch das Kaliber 9mm Luger.

Ich würde den Herren gerne mal fragen wie er auf die komische Angabe 9mm Luger kommt, denn das ist der us-amerikanische alte Marketingname. In den USA wird öfter mal die Hülsenlänge weggelassen und durch einen Namen ersetzt wie bei 10mm Auto. Hierzulande kennt man die Patrone fast nur als 9x19mm Para. Wie auch immer, hier wieder der Fehler Kaliber mit Patrone zu verwechseln, denn was an dem Lauf der Waffe soll Parabellum sein? Nur die Patronenkammer ist für 9x19mm Patronen gekammert und das System der Waffe auf die Patronensorte 9x19mm Parabellum ausgelegt, denn eine 9x19mm Glisenti Patrone würde die Waffe nicht repetieren können. Auch funktionieren noch nicht mal alle 9x19mm Parabellum Laborierungen, denn als Rollenübersetzter Rückdrucklader ist die MP5 sehr Ladungsfühlig.

Zudem: Das Kaliber war historisch eine Gewichtseinheit und erfuhr dann zahlreiche Wandlungen. Damit waren dann auch Größe, Form oder Modell inkludiert. Es konnte wiederum LAufdurchmesser als auch Geschossdurchmesser sein.

Das hört sich sehr nach Galileo an, denn in frühester Zeit hatte man bei Feuerwaffen Maßeinheiten. Das war wichtig, damit man zu seinem Gewehr die richtige Kugeltange bekam, mit der man sich damals seine Geschosse selber gießen musste. Das mit dem Gewicht ist eine Geschützgeschichte. Ich schätze er verwechselt hier das Kaliber von Büchsen mit dem Gauge von Flinten. Größe, Form und Modell spielten lange keine Rolle. Aus einer .54 Muskete konnte man Rundkugeln, Miniegeschosse und Schot verschießen. Es dauert lange bis, die Hülsenlänge überhaupt auf die ersten Waffen gedruckt wird. 

Aus dem letzten Satz könnte man mit etwas bösen Willen übrigens ablesen, dass er nicht weiß, dass Werte wie 9mm stark gerundete Nennkaliber sind. Hätte er mal meinen Artikel gelesen bevor er hier urteilt.

Weiter: Die CIP vermischt die Begriffe und spricht auch von Kalibern, obwohl im Tabellenteil dann nur mehr von Patronen die Rede ist.

Ich halte die CIP ja für ziemlich unfähig, alleine weil sie durch ihre Vermischung von .223 Remington, 5,56mm M193 und 5,56mm SS109 für enorme Probleme in Deutschland mit AR-15 System Waffen verschuldet aber ich bin mir sicher, wenn ich da alles nochmal durchlese, dass die dann in der Hinsicht alles richtig haben. Das Problem ist halt, dass wenn man selber nicht richtig zwischen Kaliber, Patrone und Munition unterscheiden kann, dass man dann nicht erkennen kann, ob jemand anders es richtig macht oder nicht. In den Alltag übertragen hießt das, wenn ich selber kein Spanisch spreche und ich einen hören der falsches Spanisch spricht, dass ich dann nicht sagen kann ob das falsches Spanisch ist oder nicht.

Zudem: Ich kaufe zB. Geschosse im Kaliber 270 mit einem Durchmesser von 0.277", wenn ich die Patrone 270 Win. laden will.

Ok, da weiß nun jemand nun offensichtlich nicht, was ein Nennkaliber ist. Und auf solche Leute gehe ich gerade unironisch ein, kann man sich nicht ausdenken.

Weiter: Wie gesagt, ganz unrecht haben sie nicht. Aber wie das eben so ist haben sie es geschafft, das ich sogar selbst kurz an meinem Wissen gezweifelt habe - nach kurzem Nachdenken hat sich das dann wieder gelegt.

Was er uns eigentlich sagen möchte ist, dass er ganz kurz einen wachen Moment hatte, wo sein logisches Denken aktiv war. Letzteres hat dann unsere Argumentation verfolgt und wahrscheinlich auch verstanden aber dann hat sich ein Teil seinen Gehirns gemeldet, dass zu diesem Thema bereits konträre Informationen gespeichert sind und dann hat sich sein Ego eingeschaltet und erfolgreich verhindert, dass es Schaden nimmt. Wo kommen wir denn da hin, wenn ihm eine Internetseite sagt, dass das was ich in der so super tollen Jägerprüfung gelernt habe Unsinn ist?

Ich weiß nicht was die Leute lernen, die in den Waffentechnikstunden der Jägerprüfung nicht einfach gepennt haben wie ich aber der Quatsch sitzt bei denen tiefer als die Indoktrination mancher Sekten und wird von Sportschützen und Jägern auch stärker verteidigt.

Zudem: Grundsätzlich finde ich es gut was die beiden da machen. Komplexe Themen einfach runter zu brechen ist nicht leicht gut zu machen. Das dabei das eine oder andere liegen bleibt ist ganz natürlich, hier darf man die Zielgruppe nicht vergessen.

Komplizierte Sachverhalte einfach zu vermitteln, ohne faktische Kompromisse zu machen ist die Kunst. Anders als in den Waffenprüfungen von Jägern und Sportschützen haben wir nämlich nicht einfach Begriffe in einen Topf geworfen. Bei dem was die Herren gelernt haben ist offensichtlich deutlich mehr auf der Strecke geblieben als bei uns.

In den Alltag übertragen ist das wie ein Kind, dem die Eltern noch nicht den Unterschied zwischen Auto und Bus beigebracht haben und das deswegen alles einfach erstmal Auto nennt. Das Problem ist nur das unser metaphorisches Kind hier Leute für dumm erklärt, die sagen, dass man Busse doch besser nicht Auto nennen sollte.

Ein wohl englisches Kommentar: In England wuerde der Prinzipienreiter das Wort 'chambering' anstatt 'calibre' einsetzen wenn von eine bestimmter Patrone, und nicht nur der Zug- bzw. Felddurchmesser des Laufes, geredet wird Meine Deutchkentnisse sind zu gering um zu wissen, ob es ein Wort 'chambering' entspechend gibt: 'Patronenlagerung' kling mehr nach einen Speicher fuer Munition.

Ja ein solches Wort gibt es in der deutschen Sprache, es lautet gekammert oder eingekammert. Aber das werden die Leute im Forum mit einer großen Wahrscheinlichkeit nicht kennen, weil es eben nicht in ihren Kursen vorkam und diese Kurse sind für sie alles was es gibt. Mit deutschen Sportschützen und Jäger verhält es sich fast so wie mit den Leuten in Platons Höhlengleichnis, nur das sieh nicht angekettet sind und es ihnen frei stünde sich durch Fachliteratur weiter zu bilden. Tu sie aber nicht.

Vor allem in Amerika wäre es undenkbar, wenn man sich nach seiner Jägerprüfung nicht weiter mit dem Thema Waffen beschäftigen würde aber der Deutsche hat seine Prüfung und damit auch alles was man wissen muss.

Dazu ein passendes Zitat aus dem Artikel Gunning-Kruger-Effekt auf Waffen-Online:

Etwas schriftliches: Leider herrscht, vor allem im deutschem Kulturraum, oft ein blindes Vertrauen in Schriftstücke. So halten sich Gunning-Kruger Betroffene nach einer bestandenen Waffensachkundeprüfung oft für ausgebildete Experten. Das man in der Waffensachkundevorbereitung nur das nötigste lernt, um sich und andere nicht zu verletzen, wird von Betroffenen meist weitläufig ausgelegt und eine bestandene Sachkundeprüfung zu einer Art Abschluss in Waffenkunde umgedeutet.

Und damit endet dann auch schon unsere Reise in die Welt derer die so unwissend sind, dass die anderen für sie als unwissend erscheinen. Um eine richtige Antwort zu erkennt, muss man erstmal die Kompetenz haben zwischen einer falschen und einer richtigen Antwort unterscheiden zu können. Kann man dass nicht, so ist es einfacher einfach alle Antworten als falsch zu verdammen.

Unterschied zwischen Kaliber, Patrone und Munition - Kritik II

 Hallo und herzlich Willkommen zu einem neuen Post,

nun was ist denn da passiert. Da haben doch tatsächlich ein paar Jäger und Sportschützen unsere alte Serie über Kaliber, Patronen und Munition gefunden und diskutieren darüber. Aber eins nach dem anderen, schließlich benötigt das Thema ein wenig Kontext.

Im Jahre 2012, als wir beide noch kein und niedlich waren, haben wir öfter mal Artikel zum Thema Waffentechnik geschrieben. Die Hauptintention war damals vor allem Gamern das Thema näher zu bringen und dafür zu sorgen, dass die ganzen selbsternannten Videospiel-Waffen-Experten dieser Zeit wenigstens die grundliegenden Fachwörter richtig benutzen. 

Damals waren wir wie gesagt noch etwas jünger. Ich fand Waffen nur spannend, wenn sie in Videospielen vorkamen und Danny war gerade dabei für eine Ausbildung zum Büchsenmacher zu lernen. Wir waren also quasi noch ganz am Anfang. Trotzdem habe ich mich damals schon gerne mit Leuten angelegt, wenn auch meist nur passiv mit dem Verfassen von Artikeln. Wenn es eine weit verbreitete Meinung zu einem Thema der Waffentechnik gab, welches auch nur den leichten Anschein gemacht hat, dass diese angreifbar sein könnte, gab es schnell einen Artikel von mir dazu, wie eben jenen zur Unterscheidung von Kaliber, Patrone und Munition.

Aber springen wir in die heutige Zeit und in dieser habe ich seit Jahren mal wieder meinen Nicknamen gesucht und bin auf einen Thread im Forum von Wild und Hund gestoßen, in welchem jemand fragt, was denn von meinem Artikel zu halten sei.

Forum Wild und Hund: Völliger Unsinn oder doch wahrer Kern?

Ich hab mir bei der Überschrift natürlich erstmal gedacht, der Artikel ist so alt, da können wirklich Fehler drin sein. Also hab ich erstmal den Thread gar nicht gelesen, sondern hab mir erstmal meinen eigenen Artikel durchgelesen. Denn in 9 Jahren ist viel passiert und da kann ja einiges an Quatsch drin stehen.

Aber nachdem ich die Artikel alle noch mal gelesen hatte, konnte ich nur einen Fehler finden und zwar dass der Verschluss vom Gewehr G3 von uns damals als verzögert bezeichnet wurde, obwohl er zu den übersetzten beziehungsweise zu den verlangsamten Verschlüssen gehört. Es ist erstaunlicherweise alles in unserem Artikel so beschreiben, wie man es auch in der Fachliteratur finden. 

Im Gegensatz zu mir hat Danny da besonnener reagiert und nur flach gemeint: Das sind halt die typisch überheblichen Sportschützen, bei denen kickt mal wieder der Gunning-Kruger-Effekt. Dazu muss ich kurz erklären, dass wir jetzt ja 2021 haben und wir nicht mehr so klein und niedlich sind wie früher. Denn jeder von uns hat mittlerweile einen ziemlich umfassenden und vor allem vielseitigen Wissensschatz zum Thema Waffentechnik. Und im Gegensatz zu früher, sind Sportschützen und Jäger jetzt keine Bedrohung mehr, dessen Urteil und Sachkunde man als Gamer zu achten und zu fürchten hat, sondern viel mehr lol-Cows die man, zur persönlichen Belustigung, mit einfachen Fragen schnell nach belieben verunsichern und überfordern kann.  

Also sehen wir uns doch mal an was unsere Jäger hier über uns denken. Es geht ihnen wohl um den Satz:

"Denn es heißt nicht: Die MP5 hat das Kaliber 9x19mm. Denn das Kaliber hat noch nicht mit der Länge der Patronenhülse zu tun. Richtig ist nur: Die MP5 hat das Kaliber 9mm. Den das Kaliber ist nur der Innendurchmesser des Laufes, wenn man von einer Waffe Spricht."

Was vollkommen richtig ist, denn das Kaliber ist nur das Innendurchmesser und hat nichts mit Hülsenlänge und Patronenlager zu tun. Das sieht die Fachliteratur übrigens genau so. Vergleiche dazu Manfred R. Rosenberg und Katrin Hanne, Vom Pulverhorn zum Raketengeschoß Die Geschichte der Handfeuerwaffen-Munition, Stuttgart 1993.

Unser Jäger erklärt dazu: doch wurde (so weit es mir beigebracht wurde) für eine deutlichere Unterscheidung im metrisch vor allem neben dem Nennkaliber auch noch die Hülsenlänge verwendet

Da haben wir es ja, es wurde ihm so beigebracht. Jetzt müssen wir nur noch wissen wo. Was aber recht einfach ist, denn er ist Jäger und das wird wahrscheinlich der Waffentechnische Teil der Jägerprüfung gewesen sein. Und wenn man sich mit den deutschen Waffenfachsprachen auskennt, dann wird man wissen, dass es in der Jägersprache eine Ausnahme gibt. Dort sind nämlich Angaben wie 8x57 wirklich Kaliber, also Zahl X Zahl ohne Maßeinheit. Das Problem wir jedoch sein, dass der Herr keine Ahnung hat, dass er eine Sondersprache innerhalb der Waffentechnik spricht. Wie auch, wenn man nie mal über den Tellerrand sieht und seine eigene Sprache für die einzig maßgebliche hält. Den gleichen Effekt hat man übrigens auch oft bei Bundeswehrsoldaten und Sportschützen, die sich gegenseitig angiften darüber ob es nun Lauf oder Rohr, Schlitten oder Verschluss heißt.

Unser Jäger weiter: beim zöllischen System wurden neben dem Geschossdurchmesser zusätzlich Namen, Einführungsjahr oder Schwarzpulvermasse der Ladung

Das mit dem zöllschen System ist übrigens falsch. Das ist das Inch-System, in Fachkreisen wird immer wieder davor gewarnt das englische Inch mit dem deutschen Zoll gleichzusetzen. Vor allem Verwechslungen und Unfälle im Umgang mit Waffen preußischen Ursprungs zu vermeiden. Den Fehler haben wir damals aber auch gemacht. Name, Einführungsjahr und Schwarzpulvermasse haben übrigens nichts mit dem Kaliber zu tun, das sind Bezeichnungen für Patronen. Das tut man eben, damit man nicht .30 Carbine mit .30-06 verwechselt, aber ich schätze er hat den Artikel Patronenname nicht gelesen.

Unser Jäger weiter: Somit ist die Aussage "im Kaliber 9x19mm" grundsätzlich richtig. Da wirft sich die Frage auf, mit welchen Experten haben wir es hier zu tun?

Das unser Jäger jetzt einfach mal beschlossen, dass das richtig ist. Irgendein schlüssigen Argument oder eine Quelle fehlen hier. Stattdessen wird sofort der adHominem ausgepackt und wild über die Person hinter der Aussage spekuliert.  Nichts, was man aus einem Sportschützen-Bingo nicht schon kennt. Dennoch kann man die Frage einfach zurück geben und fragen, ob der werte Herr eine Qualifikation besitzt, die über die Jägerprüfung hinaus geht?

Unser Jäger weiter: Nach kurzem Durchlesen der Webseite scheint die Antwort, anhand von Formulierungen, Begründungen und nicht wenig Falschaussagen, schnell gefunden

Ich würde ja nur zu gerne wissen, welche Formulierungen denn das bitte sein sollen. Gut als Anfänger konnten wir uns damals noch nicht so gewählt ausdrücken wie heute aber was haben Formulierungen mit Expertise zu tun? Eine fachliche Aussage ist entweder falsch oder richtig. Womit wir zu den Falschaussagen kommen, denn diese würde ich nur zu gerne genannt wissen. Ich habe bereits erwähnt das wir den verzögerten mit dem übersetzten Verschluss verwechselt haben aber zumindest Danny ist der Meinung, dass es das fast unmöglich sein kann. Zumal ist ja auch noch von mehreren Falschaussagen die Rede.

Aktuell sieht es einfach so aus, als würde sein Gedankengang in etwa so aussehen:

Das 9x19mm kein Kaliber ist ist falsch und der Artikel ist falsch weil dort behauptet wird, das 9x19mm kein Klaiber ist.

Der Artikel ist in seinen Augen also einfach darum falsch, weil er falsch ist. Die Ouroboros-Schlange beißt sich also mal wieder in den eigenen Schwanz und frisst sich auf.

Unser Jäger weiter: diese "Experten" scheinen in der Materie lediglich oberflächliches "Internetwissen" zu besitzen.

Das ist merkwürdig unsere Unterscheidung ist feiner und geht tiefer als seine aber laut ihm oberflächig? Diese Logik sollte er uns mal genauer erklären, denn in der Regel verteidigen Sportschützen und Jäger ihre falschen und schwammigen Definitionen von Begriffen immer mit den Schlagworten Vereinfachung und Umgangssprache. Zumal er dann bei der Gelegenheit auch mal Internetwissen definieren sollte. Nun kann man heute auf jeder seriösen Internetseite den Unterschied von Kaliber und Patrone nachlesen aber 2012 war das Angebot noch rar gesät. Wie auch immer, er hat scheinbar überlesen, dass wir uns damals vorwiegend auf Günter Wollert, Reiner Lidschun und Wilfried Kopenhagens Buch Schützenwaffen Heute (1945-1985) gestützt haben. Heute wissen wir natrülich, das sehr viele Mehr Fachbuchautoren unsere Meinung sind.

Zudem haben wir uns 2012 an keiner Stelle als Experten bezeichnet aber das hat bei Sportschützen eh Tradition, dass sie einem viel unterstellen wenn der Tag lang ist. Dazu ein passendes Zitat von Nietzsche:

Auf Einwände des Gegners, gegen welche sich unser Kopf zu schwach fühlt, antwortet unser Herz durch Verdächtigung der Motive seiner Einwände.

Aus dem Erguss unsere Jägers ist also nicht abzulesen, dass wir 2012 noch keine Ahnung hatten, sondern dass unser werter Herr unter einem Effekt leidet, welchen man in der Waffentechnik als den Gunning-Kruger-Effekt kennt. Der gute Herr hat alles aber nur keine umfassenden Kenntnisse zum Thema Waffenkunde, jedoch denkt er er würde über diese verfügen. Grund dafür ist, dass er die Waffenkundeprüfung bestanden hat und jetzt selber eine Waffe besitzt.

Übertragen in den Alltag hätten wir es hier mit einem Menschen zu tun, der die Führerscheinprüfung bestanden hat und zudem ein Auto besitzt. Und der jetzt nicht besseres zu tun als einen KFZ-Mechaniker und eine Automobil-Historiker jetzt darüber belehren zu müssen, das man sein Auto ja mit Benzin tankt und nicht mit ROZ 98 E100.

Passen dazu finden wir auch im Artikel Gunning-Kruger-Effekt im Waffen-Online Wiki:

Die AK-47 hat das Kaliber 7,62x39mm; Nein, die Angabe 7,62x39mm enthält zwar ein Kaliber ist aber keines, sondern eine Patronenabmessung. Betroffene können oft nicht zwischen Kaliber, Patronenabmessung und Patronename unterscheiden. Dabei werfen sie alles drei in einen Topf und bezeichnen es als Kaliber. Dabei bezieht sich Kaliber lediglich auf den Innendruchmesser des Laufes. Die richtige Kaliberangabe der AK-47 lautet also nur 7,62mm, so werden sie und anderen Waffen auch gekennzeichnet und bezeichnet. Im Fall der AK Als Калибр 7,62 mm Автомат Калашникова im Fall des M16 als US Rifle Cal. 5.56-MM, M16.

P.S.

Und falls sich wer fragt, warum ich die Herren nicht persönlich mit ihrer Unwissenheit konfrontiere. Man kann im Forum nur schreiben, wenn man die Zeitschrift für ein Jahr abonniert. Aber ich schätze die meisten Sportschützen und Jäger wissen mittlerweile, warum sie besser unter sich bleiben.

Online Quellen:

Waffen-Online: Artikel Kaliber

Waffen-Wiki: Artikel Kaliber

Waffentechnik Wiki: Artikel Kaliber

Literatur Quelle:

Manfred R. Rosenberg und Katrin Hanne, Vom Pulverhorn zum Raketengeschoß Die Geschichte der Handfeuerwaffen-Munition, Stuttgart 1993