30. August 2023

Wissenschaftliche Einteilung mehrschüssiger Feuerwaffen

Hallo alle zusammen, heute beschäftigen wir uns mal mit dem Thema mehrschüssige Feuerwaffen, also allen Waffen, welche heiße Gase dazu verwenden, einem Projektil Geschwindigkeit und Richtung zu geben.

Die Einteilung ist extrem wichtig, da es immer wieder zu Fehlern in der Waffenkunde kommt, wenn man vorher nicht sauber die einzelnen Arten sauber unterteilt, auf welchen eine Mehrschüssigkeit überhaupt erst erreicht werden kann.

Aber vorher noch ein paar Worte zu nicht mehrschüssigen Feuerwaffen, welche aber neu beladen werden können, den Einzelladern

Einzellader

Ein Einzellader kann nur einen Schuss aus ein und dem selben Lauf abgeben, bevor er nachgeladen werden muss. Bei Einzelladern ist vor allem die Laderichtung wichtig, hier gibt es:

  • Vorderlader, hier wird die Ladung von der Mündung aus in die Waffe geladen. Heute findet sich dieses Prinzip noch bei Mörsern und russischen Granatgeräten wie dem GP-25.
  • Hinterlader, hier wird die Ladung von hinten in die Kammer eingebracht. Heute findet man als Einzellader ausgeführte Hinterlader zb. bei Granatgewehren wie dem M79.

Mehrlader

Ein Mehrlader ist dazu in der Lage seine Patronenkammer mit einem frischen Ladung zu bestücken, ohne das der Schütze Teile der Ladung oder eine Einheitspatrone mit der bloßen Hand berühren muss. Mehrlader werden anhand des Grades der Automatisierung kategorisiert.

Mehrlader auch Repetierer, hier muss der Schütze von Hand einen Mechanismus bedienen. Dieser entfernt Reste der Ladung oder die Patronenhülse und führt dann eine frische Ladung in die Patronenkammer der Waffe ein. Heute arbeiten noch viele Scharfschützengewehre wie das Remington 700 oder Vorderscharfrepetierflinten wie die Remington 870 nach diesem Prinzip.

Selbstlader, hier wird der Rückstoß, Rückdruck oder Gasdruck der Ladung genutzt, um den Ladevorgang durchzuführen. Heute arbeiten vor allem Pistolen wie die Glock 17 nach diesem Prinzip, welches aber aktuell auch vermehr bei Scharfschützengewehren und Einsatzfliten Verwendung findet.

Schnellfeuerwaffen, zwar gibt es auch Schnellfeuerwaffen die nicht zu den Mehrladern zählen, aber eine Mehrladerschellfeuerwaffe erkennt man daran, dass diese eine Patronenkammer immer wieder neu Belädt, solange der Schusszyklus anhält. Heute zählen Sturmgewehr, Maschinenpistole und Leichtes Maschinengewehr zu den wichtigsten Schnellfeuerwaffen. 

Nachteile

Der Nachteil der Mehrlader besteht in der komplizierten Mechanik, welche für den Transport der Ladungen verantwortlich ist. Ist diese Mechanik gestört, wird die Schussfolge unterbrochen und kann erst dann wieder fortgesetzt werden, wenn die sogenannte Ladehemmung behoben wurde. Da immer das selbe Patronenlager beschossen wird, neigen Mehrlader zur Überhitzung. Dies wurde jedoch durch Patronenmunition teilweise gelöst, da die Hülse einen Teil der aufkommenden Hitze aufnimmt und diese mir ihrem Auswurf aus der Waffe entfernt. Ein weiteres Problem ist, dass durch das öffnen des Patronenlager nach hinten während des Ladevorgang, Dreck in die Waffe gelangen kann, was zu Störungen führen kann.

Transporter

Bei Transportern wird nicht eine und das selbe Patronenlager immer wieder mit frischen Ladungen bestückt, sondern mehrere vorher geladene Patronenlager werden bewegt. Dabei unterteilt man die Gruppe der Transporter nach der Art und Weise dieses Transports der Lager.

Wechselkammer, die Kammer lässt sich komplett aus der Waffe entnehmen. So kann der Schütze nach dem Schuss eine neue Kammer in die Waffe einsetzten. Diese Art der Transporter ist heute nicht mehr üblich.

Patronenblock, die Waffe enthält einen beweglichen Block, in dem sich mehrere Patronenkammern befinden. Bei der Schussfolge wird dieser Block so bewegt, dass nach jedem Schuss eine Kammer mit einer frischen Ladung vor dem lauf liegt. Als einzige Transporter haben die Trommel-Revolver bis heute überlebt.

Laufblock, diese Waffen haben mehrere Läufe von denen alle vorher beladen wurden. Bei der Schussfolge wird der Laufblock so bewegt, dass immer ein Lauf mit frischer Ladung in Abschussposition transportiert wird. Laufblockwaffen überschneiden sich mit den Mehrlingen.

Transporter werden weiter unterteilt nach der Art ihres Transports.

  • Handtransporter, hier muss der Schütze nach jedem Schuss den Patronenblock oder das Laufbündel von Hand in Abschussposition bewegen.
  • Hahntransport mit Einfachem Abzug (eng. Single Action), durch einen Mechanismus wird jedes mal der Patronenblock oder das Laufbündel transportiert, wenn der Schütze den Hahn spannt. Heute findet man diese Art nur noch bei sehr starken Magnum Revolvern.
  • Spanntransport mit Spannabzug (eng. Double Action), durch das abkrümmen des Abzuges wird gleichzeitig der Patronenblock oder das Laufbündes transportiert. Heute ist diese Art bei Revolvern vorherrschend.
  • Selbsttransport, das Spannen des Hahn und der Transport von Patronenblock oder des Laufbündels wird durch Gasdruck oder Rückstoß bewerkstelligt. Moderne Beispiele sind die Revolver Webley Fosbery und Mateba Unica.
  • Fremdtransporter, hier wurde vor der Schussfolge, eine Feder aufgezogen, welche den Transport nach jeder Schussabgabe übernimmt. Ein Beispiel sind die DAO-12 Flinte und der Milkor MGL.

Nachteile

Transporter haben den Nachteil, dass ihr Patronenblock mit steigender angestrebter Kapazität immer schwerer und größer wird. Aus diesem Grund haben die meisten Transporter eine recht niedrige Kapazität. Zudem kommt es bei den Meisten Transportern zwischen dem beweglichen Patronenlager und dem Lauf zu sogenannten Gasschlupf also dem austreten von Pulvergasen. Dies führt zum Verlust von Energie, welche sonst zur Beschleunigung des Geschosses genutzt hätte werden können und zum anderen zum entstehen eines zusätzlichen Gefahrenvektors. Auch neigen die Patronenblöcke zu Überhitzung, da Patronenhülsen in ihren Lagern verbleiben, können sie über lange Zeit ihre Hitze an dieses abgeben.

Mehrlinge

Um schnell mehrere Schuss hinter einander abgeben zu können, ging man schon früh dazu über, Waffen mit mehreren Läufen zu fertigen. Die sogenannten Mehrlinge besitzen mehrere Läufe mit jeweils eigenen Patronenlagern, die vor der Schussfolge beladen werden. Mehrlinge unterteilts man nach der Anzahl und Positionierung ihrer Läufe.

  • Querlinge teilen sich in Querflinten mit glatten und Querbüchsen mit gezogenen Läufen auf. Querlinge besitzen zwei horizontal neben einander sitzende Läufe, die je nach Art der Abzugsgruppe jeweils ihren eigenen Abzug besitzen oder sich einen Teilen, der beim ersten abkrümmen den recht und beim zweiten abkrümmen den linken Lauf zünden. Einige Modelle können auch beide Läufe doppeln also beide Läufe simultan abfeuern. Querlinge findet man heute noch bei der Jagd und beim Sportschießen.
  • Bocklinge teilen sich in Bockflinten und Bockbüchsel. Sie arbeiten wie Querlinge, nur das hier beide Läufe auf einander aufgebockt wurde und vertikal übereinander liegen. Auch Bocklinge findet man heute vorwiegend bei der Jagt und beim Schießsport.
  • Drillinge, Waffen mit drei Läufen bezeichnet man als Drillinge. Dabei handelt es sich meist gleichzeitig um kombinierte Waffen, dass bedeutet, dass das Laufbündel gezogene und glatte Läufe besitzt, welche auch für unterschiedliche Kaliber aufweisen. Drillinge werden aktuell meist bei der Jagt verwendet.

Mehrlinge, Mehrlinge mit mehr als drei Läufen werden meist nur noch Mehrlinge genannt.

Nachteile

Der größte Nachteil von Mehrlingen ist das hohe Gewicht. Da der Lauf einer Waffe einen Großteil des Gewichtes ausmacht, werden Mehrlingskonstruktionen mit jedem Schuss, den sie zusätzlich abgeben können sollen, immer schwerer. Auch die Visierung stellt ein Problem dar, da meist eine einzige Visierung für alle Läufe benutzt werden soll, müssen Mehrlinge sehr präzise gefertigt werden oder die Läufe müssen verstellbar gelagert sein. Zudem kommt es zu Problemen mit der Präzision, wenn ein Lauf im Laufbündel heißgeschossen wird und durch seine Ausdehnung an kälteren Läufen zieht.

Stapler

Als Stapler ausgeführte Waffen, besitzen einen Lauf, in welchen mehrere Ladungen hintereinander geladen werden. Stapler unterteilt man nach der Art und Weise ihrer Zündung.

Kettenzündung, nur die erste Ladung besitzt eine Zündeinrichtung. Da die Geschosse Löcher aufweisen, kann das Feuer von der Brennkammer der ersten Ladung auf die Brennkammer der zweiten überspringen von wo sich eine Kettenreaktion weiter fortsetzt. Diese frühe Form der Schnellfeuerwaffe hatte vor allem den Nachteil, dass sich das Feuer nicht mehr einstellen lies, wenn die Waffe einmal gezündet hatte.

Bewegliches Schloss, um die Ladungen eines Staplers einzeln und nach Bedarf zünden zu können, verbaute man bewegliche Zündeinrichtungen. Diese musste nach jedem Schuss ein Stück nach hinten geschoben werden. Übersprang man versehentlich eine Ladung, konnte es zu einer Waffensprengung kommen.

Bewegliches Rohr, eine Alternative zur beweglichen Zündeinrichtung ist das bewegliche Rohr. Dabei Steht das Schloss fest und das Rohr wird nach und nach nach vorne geschoben, um Ladung um Ladung zünden zu können. Ein kostuktiver Nachteil war, dass man das Rohr nach der Bewegung formschlüssig statisch sperren musste, damit sich dieses nicht durch den Rückstoß selbstständig bewegte.

Mehrere Schlosse, diese sehr teure Konstruktion hatte für jeder der Ladungen eine komplett eigene Zündeinrichtung. Aktuell wird das System des Reihenladers jedoch wieder verwendet, so zum Beispiel in der Maschinenpistole Surf Zone oder dem Granatgewehrs 3GL der Firma Metal Storm, hier erfolgt die Zündung elektronisch.

Nachteile

Vor allem das Nachladen von Staplern stelle oft ein Problem dar, da meist jede Ladung einzeln von vorne in den Lauf geladen werden musste. Eine Erleichterung brachen erst fertige Ladungsstangen, die am Stück in den Lauf geschoben werden konnten. Diese waren jedoch sperrig, empfindlich und schwer zu transportieren. Ein weiterer Nachteil war die Präzision, da die hinteren Geschosse praktisch durch einen längeren Lauf getrieben werden, als jene näher an der Mündung, weisen alle Schüsse leicht andere ballistische Eigenschaften auf.

Mischformen

Die vier mehrschüssigen Systeme sind zwar streng definiert aber es existieren durchaus Mischformen, welche die Feuerkraft noch weiter erhöhen sollten.

Mehrlade-Transporter, diese besitzen mehrere bewegliche Patronenkammern welche aber von der Waffe neu geladen werden können. Meist handelt es sich um Revolver, welche die unterste Kammer in der Trommel von einem Magazin aus beladen können. Dies wären Landstad Selbstthätiger Revolver und der Dardick 1500.

Mehrlade-Mehrling, diese Waffen besitzen mehrere Läufe, welche von der Waffe beladen werden können. Meist handelt es sich dabei einfach um zwei miteinander verbundene Mehrladewaffen. Aktuelle Beispiele wären die DP-12 Repetierflinte und die AF2011A1 Selbstladepistole.

Transporter-Mehrling, diese Waffen besitzen mehrere Läufe die nicht feststehend gezündet werden, sondern mit der Schussfolge bewegt werden. Dies gescheit meist, um die Waffe auf eine Zündeinrichtung zu reduzieren. Eine in der Vergangenheit weit verbreitete Form war die Bündelpistole. Im ersten Weltkrieg war der sogenannte Apachenrevolver verbreitet.

Stapler-Mehrling, die Waffen besitzen mehrere Läufe welche ihrerseits mit mehreren Ladungen hinter einander geladen sind. In der Zeit der Vorderlader wurden Waffen dieser Mischkategorie konstruiert, um eine ähnliche Feuerkraft zu erreichen, wie heutige Maschinengewehre. Meist waren die Läufe mit Zündkanälen miteinander verbunden, so das die letzte Ladung des ersten Laufen die erste Ladung des zweiten Laufen zünden konnte. Das System wurde mit dem Aufkommen der ersten Mehrlader verdrängt, gewinnt aber aktuell wieder an Bedeutung, da moderne elektronische Zündung das Problem mit der Zündeinrichtung gelöst hat. Die Surf Zone der Firma Metal Storm ist eine modere Form dieser Mischform.

Sonderformen

Neben den vier klassischen Arten der mehrschüssigen Feuerwaffen, welche über Patronenkammern verfügen, die vor oder während der Schussfolge geladen werden, existieren auch mehrschüssige Waffen ohne eine solche. Patronenkammerlose Waffen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Treibladung nicht in einer Brennkammer zünden, welche konstruktiv Teil der Waffe ist. Sondern diese zünden ihre Ladung in einer entsprechend materialstarken Patronenhülse oder einer Geschossbrennkammer. Auf diese Weise fällt sowohl die klassische Patronenkammer, als auch der Verschluss eines Laders bzw. Mehrladers weg. Die Waffe dient lediglich als Abschussplattform.

Alleinstehende Patronenhülse

Bei Waffen mit alleinstehender Patronenhülse ist die Patronenhülse starkwanding genug, um auch ohne eine Patronenkammer drum herum abgefeuert zu werden, ohne dass es zu einem Hülsenreißer kommt. Dabei betätigt sich die Hülse als eine Art Lauf, weswegen diese Form manchmal zu den Mehrlingen gezählt wird. Jeder Schuss bringt demnach seinen eigenen kleinen Lauf mit, welcher nach dem Abschuss entsorgt wird. Ein modernes Beispiel ist das Leuchtmittelgerät FHK19, bei welchem jedoch ein großer Teil der vermeidlichen Patronenhülse als Teil des Geschosses dient. Der zurückbleibende Hülsenboden wird von den Magazinlippen nicht mehr gehalten und von der nächsten Patrone ausgeworfen. Auch wenn der Hammer der Waffe nach jedem Schuss gespannt werden muss, zählt sie weder zu den Transportern, noch zu den Repetierern, da beim Spannen des Hahns keine Patronenbefördernde Mechanik in Gang gesetzt wird. Die Nächste Patrone wird lediglich von der Zubringerfeder des Magazins in Abschussposition gebracht.

Geschossbrennkammer

Waffen mit Geschossbrennkammer tragen ihre Treibladung im Geschosskörper. Modelle diesen Typs können, wie die Volcanic Pistol als reguläre Mehrlader mit Patronenkammer ausgeführt sein aber auch als patronenkammerlose Waffen, wenn eine Möglichkeit gefunden wird, das ausströmen von Pulvergase in Richtung des Schützen unter Kontrolle zu bekommen. Dies gelang bei der Gyrojet Pistole welche ihre Patronen als kleine Raketen verschießt. Nach der Zündung der Treibladung trennt sich die Hülse mit ihrem Hülsenboden nicht vom Geschoss, stattdessen entweichen die Pulvergase aus radial um das Zündhütchen herum angebrachten Bohrungen. Die so nach hinten austretenden Pulvergase prallen gegen den Stoßboden der Waffe und treiben, das Geschoss durch Gasdruck nach vorne in den Lauf der Waffe. Das durchqueren des Laufes und der weitere des Geschosses, wird dann durch den Rückstoß des Raketenantriebes bewerkstelligt. Obwohl die Waffe in der Lage ist Einzelfeuer abzugeben, zählt sie nicht zu den automatischen Feuerwaffen, da keine Mechanik ein erneutes laden der Waffe vornimmt. Lediglich die Zubringerfeder des Magazins schiebt eine Patrone nach der anderen nach oben in Zündposition. Ein beweglicher Verschluss existriert ebenfalls nicht, nur ein beststehender Stoßboden und ein von vorne wirkender Hammer.

Der Text erschien erstmals am 23. Oktober 2021 als Artikel Mehrschüssige Feuerwaffen im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

23. August 2023

MPi AK-74, die Geschichte der Kalaschnikow in der DDR - Teil 2

Hallo alle zusammen, nach dem wir uns im ersten Teil die Geschichte der 7,62mm Kalaschnikows in der DDR angesehen haben, werfen wir heute einen Blick auf die 5,45mm Waffen der Deutschen Demokratischen Republik.

MPi AK-74

Da die NVA Teil der strategischen Planung des Warschauer Paktes war und man die Logistik im Falle eines Kriegen vereinfachen wollte, drängte man die DDR zur Übermahne der Patrone 5,45x39mm. 1981 fiel die Entscheidung die Patrone 5,45x39mm einzuführen, jedoch keine AK-74 von der Sowjetunion zu kaufen. Stattdessen wurden im WGB Wiesa neue Maschinen und Anlagen zur Produktion der Waffe im eigenen Land geschaffen. Die Lizenz für die Produktion der AK74 wurde am 18. August 1981 unterzeichnet und umfassten ein Volumen von 1,5 Millionen Waffen. Ein Export der Waffen wurde untersagt. Es dauerte bis 1985 bis die Produktion der MPi AK-74 anlaufen konnte. Die MPi AK-74 unterscheidet sich von der sowjetischen AK74 durch eine Schäftung aus Plaste (dem in der DDR gebräuchlichen Wort für Kunststoffe), welche für die MPi KM-72 entwickelt wurde.

MPi AKS-74

Wie bei der MPi KMS-72 auch, vereinfachte man die Logistik der Produktion dadurch, dass man eine eigene Schulterstütze verbaute. Diese benötigte, im Gegensatz zum sowjetischen Vorbild der AKS-74, kein eigenes Gehäuse. Da der MPi AK-74 Klappschaft auf die rechte Seite des Gehäuses geklappt wird, kann er auch dann weggeklappt werden, wenn ein Visier angebracht ist. Bei der sowjetischen AKS-74 wird der Schaft auf die linke Seite der Waffe geklappt, somit ist das Einklappen bei angebrachter Optik nicht möglich.

MPi AKS-74K

Da die NVA nach einer Kompakten Waffe nach Art der sowjetischen AKS-74U suchte, bot der WBG Wiesna mit der MPi AKS-74K eine kompakte Version der MPi AK-74 mit auf 317 mmm gekürztem Lauf an. Im Gegensatz zum sowjetischen Vorbild wurde jedoch nur der Lauf gekürzt, Handschutz und Gassystem behalten die Länge der MPi AK-74 bei. Dies erlaubte eine einfachere Produktion mit weniger spezialisierten Maschinen. Wegen des stärkeren Mündungsfeuers, wurde ein Mündungsfeuerdämpfer entwickelt. Wegen der größeren Hitzeentwicklung sind oberer und unterer Handschutz oft aus glasfasterverstärktem Duroplast. Im Gegensatz zur AKMS-K wurden die MPi AKS-74K von der NVA offiziell eingeführt und an Spezialeinheiten sowie Fahrzeugbesatzungen ausgegeben.

lMG K500

Das lMG K500 (leichtes Maschinengewehr Kalaschnikow 500 mm) wurde auf der Grundlage des GZ 500 (7,62x39mm) geschaffen und sollte das DDR Äquivalent zum sowjetischen RPK-74 werden. Da man auf den Maschinen des WBG Wiesna keine Läufe über einer Länge von 500 mm herstellen konnte. Die Waffe besaß zudem ein Zweibein, einen Fischbauchschaft, einen griffigeren Pistolengriff und wurde mit 45 Schuss Magazinen ausgeliefert. Die NVA führte das lMG K500 nicht ein und beschaffte stattdessen RPK-74 aus der Sowjetunion, dieses wurde als lMG RPK-74 offiziell eingeführt.

PG K500

Das PG K500 (Präzisionsgewehr Kalaschnikow 500 mm) wurde auf Grundlage des PG 500 (7,62x39mm) geschaffen. Es wurde der NVA angeboten, diese hatte jedoch bereits das sowjetische SVD als SSG-D (Scharfschützengewehr Dragunow) eingeführt, welches die Rolle als Präzisionsgewehrs besser erfüllte und zudem auch als Scharfschützengewehr eingesetzt werden konnte. Das Ministerium für Staatssicherheit kaufte eine geringe Stückzahl.

STG K90

Das STG K90 (Sturmgewehr Kalaschnikow 1990) ist eine fast unveränderte MPi AK-74, welche von der DDR 1990 für den Export angeboten wurde. Was jedoch dem Vertrag mit der, damals noch existierenden, Sowjetunion verletzt hätte.

N-Modelle

Einige Modelle wurde zudem mit einer Kalaschnikow Seitenmontage des RPK-74 Typs für Optiken angeboten. Diese Modelle erhalten ein zusätzlichen N im Namen.

Der Text erschien erstmals am 28. Oktober 2020 als Artikel MPi AK-74 im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

21. August 2023

MPi KM, die Geschichte der Kalaschnikow in der DDR - Teil 1

Hallo alle zusammen, heute widmen wir uns mal der Gesichte der AK in der Deutschen Demokratischen Republik. Denn auch hier herrschen viele Missverständnisse vor. Also gehen wir die Geschichte mal anhand der einzelnen Waffenmodelle durch.

MPi K

Ab 1959 wurde in der DDR mit der MPi K (Maschinenpistole Kalaschnikow) eine Version der sowjetischen AK-53 gefertigt. Da man jedoch nicht über das geforderte Birkenholz verfügte, wurden die ersten Modelle mit Schäftung aus Buchenholz produziert. Diese Schäftung war jedoch nicht stabil genug, der Grund war vor allem der Schaft hielt den Belastungserprobungen der NVA nicht stand. Was aber auch daran lag, dass die MPi K einen Schaftdurchbruch für einen Trageriemen nach Art des Kar98k hatte.

MPi KmS

Um die Probleme zu umgehen, fertigte man eine Version der AKS-53 die MPi KmS (Maschinenpistole Kalaschnikow mit Schaft). Diese besaß eine unterklappbare Schulterstütze aus Metall.

MPi KM

Ab 1965 fertigte man eine Version der sowjetischen AKM, diese wurde im kosten- und materialsparendem Blechverformungsverfahren produziert und MPi KM (Maschinenpistole Kalaschnikow modifiziert) genannt. Die Waffe übernimmt alle Änderungen der AKM.

MPi KMS

Da das Holzproblem noch nicht gelöst worden war, fertigte man ab 1965 ebenfalls eine Version der sowjetischen AKMS mit unterklapp Schaft. Diese Bezeichnete man als MPi KMS (Maschinenpistole Kalaschnikow modifiziert Schaft). Nicht zu verwechseln mit der MPi KmS mit kleinem m.

MPi KM-72

Um das Holzproblem zu lösen, versuchte man bereits ab 1965 Teile der Schäftung aus Plaste, dem in der DDR gebräuchlichen Wort für Kunststoff, zu fertigen. Jedoch verzog und schmolz der untere Handschutz, durch die vom Lauf abgegebene Hitze, bei längerem Feuer. So wurde erstmal nur der obere Handschutz und der Pistolengriff aus Plaste gefertigt. Ab 1966 wurde der Kolben aus mit Dihydrogenmonoxid behandeltem Polyamid gefertigt, dessen erste unbehandelte Version den Falltest der NVA nicht bestand. Erst 1980 konnte auch der untere Handschutz in einem Material gefertigt werden, dass der Hitze standhalten konnte Glasfaser verstärkten Duroplast. Die Farbe der Plasteteile war zunächst ein helles Braun, welches Holz imitieren sollte. Die Farbe veränderte sich jedoch unter Sonneneinstrahlung. Aus diesem Grund wich man später auf ein sehr dunkles Braun aus. Da oberer und unterer Handschutz aus einem anderen Material gefertigt sind, ergibt sich oft das typische Aussehen einer MPi KM-72 mit zwei Handschutzteilen in unterschiedlichen Brauntönen.

MPi KMS-72

Die NVA war mit der Modellen KmS und KMS sehr zufrieden, da diese Waffen vor allem für Mechanisierte- und Motorisierteinfanterie den Vorteil hatten, dass sich der Schaft beim Aufsitzen zusammenklappen lies. Für den GBW Wiesa hatten diese Modelle jedoch den Nachteil, dass sie auf einem anderen Grundgehäuse beruhen. Da man nicht gewillt war, zwei verschiedene Gehäuse zu fertigen, entwickelte man eine neue klappbare Schulterstütze. Dessen Sockel hatte die gleichen Abmessungen wie der Kolben, so konnte an ein Gerät 910-Gehäuse sowohl ein Kolben als auch der Klappschaft angebracht werden. Der neue Klappschaft besteht aus einem gebogenen Draht in Form einer Schleife, er wird auf die rechte Waffenseite geklappt und stört dort weder die Waffenfunktion, noch eine angebrachte Optik. Der Klappschaft wird später von Rumänien an der Pm md.65 und Polen an der wz.88 übernommen.

AKMS-K

1985 wurde eine verkürzte Version der MPi KM für Spezialeinheiten und Fahrzeugbesatzungen geschaffen. Der Lauf der Waffe war auf 317 mm gekürzt. Jedoch wurde, im Gegensatz zur sowjetischen AKS-74U, die Länge von Gassystem und Handschutz beibehalten. Dadurch konnte man die AKMS-K auf Gerät 910 Gehäusen aufbauen. Bei einer frühen Version, wurde der Kornträger an den Gasentnahmeblock heran gerückt. Bei der späten Version, bilden Kornträger und Gasblock eine Einheit. Für die Waffe wurde ein Schalldämpfer (in der DDR Mündungsknalldämpfer genannt) gefertigt.

AKMZ

Der GWB Wiesa fertigte eine Version der MPi KM mit Zweibein als AKMZ (Awtomat Kalaschnikowa modifiziert Zweibein) und AKMSZ (Awtomat Kalaschnikowa modiziziert Zweibein Schaft.)

GZ 500

Für eventuell ausländische Kunden, sollte eine Version der MPi KM als leichtes Maschinengewehr gefertigt werden. Das Problem war jedoch, dass man auf den Maschinen im GBW Wiesa keine Läufe über einer Länge von 500 mm fertigen konnte. Ausdiesem Grund schuf man mit dem lMG GZ 500 (Gewehr Zweibein Kalaschnikow 500 mm) eine Waffe mit genau dieser Lauflänge und einem Zweibein. Die NVA hatte kein Interesse an der Waffe, da man mit dem RPD (eingeführt als lMG-D) und RP-46 (eingeführt als Kp.-MG.) aus sowjetischer Produktion sehr zufrieden war und zu diesem Zeitpunkt auch kein Interesse am russischen RPKM hatte.

PG 500

Ab 1988 fertigte man beim GWB Wiesa eine Version der MPi KM als PG500 (Präzisionsgewehr 500 mm) mit 500 mm langem Lauf, einem Lochschaft und einem Zielvisier. Geringe Stückzahlen wurde vom Ministerium für Staatssicherheit mit Schalldämpfern geschafft. Die NVA bevorzugte das sowjetische SVD und führte dieses als SSG-D (Scharfschützengewehr Dragunow) ein.

Kar986

Der Jagdkarabiner 986v von 1985 ist eine Form der MPi KM als Jagdgewehr, eingerichtet für die DDR Patrone O.30 SPS. Die besitzt die Ergonomie eines klassischen Gewehrs und wurde mit 5-Schuss Magazinen ausgeliefert. Später bekommt die Waffen den kommerziellen Namen SPEGER.

N Versionen

Von vielen Modellen gibt es Varianten mit einem zusätzlichen N (für Nacht) im Namen. Diese Modelle besitzen eine Kalaschnikow Seitenmontage für die Aufnahme von Zielvisieren mit und ohne Nachtsichtfähigkeit. Die meisten DDR Waffen besitzen dabei die RPK-74 Version der Seitenmontage.

Der Text erschien erstmals am 28. Oktober 2020 als Artikel MPi KM-72 im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

18. August 2023

Die Geschichte der US Mk.18

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neuen Beitrag zum Thema Waffengeschichte.

Es gibt keine Waffe, die man heute so oft in den Händen von Spezialeinheiten sieht, wie die Mk.18, von denen die Meisten so wenig wissen. Denn leider wird sie ständig für einen M4 Karabiner gehalten, von welchem sie zwar abstammt aber nicht mit diesem identisch ist. So genug Einleitung, ab zur Geschichte:

SPR und CQBR

Ursprünglich war es geplant im Zuge des SOPMOD Programms zwei Wechselsysteme zu entwickeln. Diese Wechselsysteme sollten nur aus oberem Gehäuse, Lauf und Handschutz bestehen. Geplant war, dass man diese Systeme einfach gegen das obere Gehäuse eines vorhandenen M4A1 Karabiners hätte austauschen können. Der Vorteil wäre gewesen, dass man keine ganz neuen Waffen hätte einführen müssen, zudem hätten Soldaten das Wechselsystem auf eine Mission mitnehmen und bei Bedarf zur Anwendung bringen können.

Die geplanten Wechselsysteme waren der SPR (Special Purpose Receiver), mit einem 18 Inch Lauf für mehr Präzision auf mittlere Entfernungen, und der CQBR (Close Quarters Battle Receiver) mit einem kompakten 10 Inch Lauf für den Nahkampf beengte Umgebungen. Da jedoch bei Waffen mit AR-15 System die Schließeinrichtung Teil des unteren Gehäuses ist, welches vom M4A1 übernommen wurde, gab es Probleme. Da die Nachschlagmasse im Pufferrohr auf die Lauflänge abgestimmt sein muss, kam es bei aufgesetztem SPR und CQBR häufig zu Ladehemmungen. Ein einfacher schneller Wechsel war also nicht wie geplant möglich.

Da sich die beiden Systeme jedoch großer Beliebtheit erfreuten, wurden die Systeme zu eigenständigen Waffen weiterentwickelt.

  • Aus dem SPR wurde das Mk12 Mod 0
  • Aus dem CQBR wurde die Mk18 Mod 0

Mk18 Mod 0

Der Lauf der Mk18 Mod 0 wurde von 10 Inch auf 10,3 Inch verlängert, damit Schalldämpfer beim anschrauben nicht mehr an der Bajonettaufnahme am Kornträger blockieren. Die Mk18 Mod 0 wurde, wie der CQBR auch, im Naval Surface Warfare Center in der Stadt Crane gebaut. Als Basis dienten M4A1 Karabiner von Colt, dessen Läufe gekürzt und dessen Gasentnahmebohrungen vergrößert wurden. Zudem wurde eine schwere Nachschlagmasse (Typ H oder H1) eingesetzt und der Handschutz gegen einen der Knight’s Armament Company mit vier Mil-STD 1913 Railschienen ersetzt. Mk18 Mod 0 tragen auf der linken Gehäuseseite die originale Gravierung des M4A1 Karabiner und auf der rechten Gehäuseseite die Gravierung MK18 MOD0 Carbine - Crane, Indiana.

Es gibt zwei Untertypen der Mk18 Mod 0:

  • Mk 18 Mod 0 Typ I, in Crane durch Kürzung von M1A4 hergestellt. 10,3 Inch Läufe
  • Mk 18 Mod 0 Typ II, von Colt von Werk aus mit kurzen Läufen produziert. 10,5 Inch Läufe

Aufgrund ihrer Längen zählen sowohl der CQBR als auch die Mk18 zu den AR-15 Commandos einer Reihe von sehr kurzen Sturmgewehren, welche vor allem im Vietnamkrieg häufig von Spezialeinheiten wie der MAC-V-SoG verwendet wurden, die aber nach dem Krieg vorerst in Vergessenheit gerieten. Erst in den frühen 1990er Jahren wurden ähnlich kurze Modelle wie das Colt Model 733 Mogadishu Commando in geringer Stückzahl von der Delta Force und US-Rangern eingesetzt. CQBR und Mk18 können als moderne Wiederbelebung des Konzeptes dieser Waffen angesehen werden.

Mk18 Mod 1

Die Mk18 Mod 1 ist quasi eine Mk18 auf dem Stand eines M4A1 mit SOPMOD Block II Packet. Der Handschutz von KAC wurde gegen den freischwebenden RIS II von der Firma Daniel Defence ausgetauscht. Dieser Handschutz vor vor allem den Vorteil, dass er nur am Gehäuse befestigt ist und nicht den Lauf berührt. Der Lauf kann beim Schuss nun fast frei schwingen, was die Präzision erhöht. Zudem wurde die Kornträger-Gasblock Kombination durch einen reinen Gasblock ersetzt, dies hat den Vorteil, dass kein Kornträger mehr die Visierlinie stört. Die Mk18 Mod 1 übernimmt die 10,5 Inch Lauflänge der bei Colt gefertigten Mk18 Mod 0 Typ 2.

Mk18 Mod 2

Die Mk18 Mod 2 ist eine modernisierte Version der Mk18 von 2019. Anstelle des RIS II von Daniel Defence mit Mil-STD 1913 Railschienen wird ein Handschutz mit M-Lok System der Firma Geissele Automatic's verbaut. Das flache Adaptersystem hat unter anderem den Vorteil, dass es bei nicht Benutzung im Gegensatz zu Railschienen nicht abgedeckt werden muss. Zudem wurde der Lauf der Mk18 Mod 2 auf 11,5 Inch verlängert, um die Ballistische Leistung in Verbindung mit M855A1 Munition zu verbessern. Aufgrund dieser Lauflänge wird die Mk18 Mod 2 inoffiziell zu den CarMANDO Modellen gezählt.

Ähnliche Waffen

Wegen der großen Popularität der Mk18 werden häufig alle Waffen mit AR-15 System,einer Lauflänge um 10 Inch als Mk18 bezeichnet. Was jedoch nicht immer zutrifft. So handelt es sich zum Beispiel beim Colt Modell 933 um eine eigenständige Waffe, die unabhängig von Colt entwickelt wurde. Auch die israelischen Makutzrars sind eine eigene Entwicklung und basieren meist auf gekürzten Colt M653. Gleiches gilt für den kanadischen C8CQB.

Kritik

Allgemein gilt die Mk18 als unzuverlässiger als der M4A1 Karabiner oder das M16A4 Gewehr, dies liegt vor allem an der kurzen Zapfzeit. Durch die sehr nah an der Mündung gelegene Gasentnahmebohrung, kann das Gas im Gassystem nur für eine sehr kurze Zeit wirken, bevor das Geschoss den Lauf verlässt, es damit zum Druckabfall im Lauf kommt und das Gas nicht mehr wirken kann. Um diesen Nachteil auszugleichen, wurde die Gasentnhamebohrung bei der Mk18 vergrößert. Dadurch ist der Verschluss einem kurzen aber starken Druck ausgesetzt. Dieser führt zu einer höheren Verschlussrücklaufgeschwindigkeit und damit zu einem erhöhten Verschleiß und einer auf von 850 (M4A1) auf 950 Schuss die Minute gestiegenen Feuergeschwindgkeit. Zudem hat die Mk18, wie die XM177 vor ihr, wegen ihres kurzen Laufes mit einem enormen Mündungsfeuer und Knall zu kämpfen.

Zivile Versionen

Aufgrund der ab den 2010er Jahren gestiegenen Popularität und der starken Medienpräsenz der Mk18 Modelle, fertigen einige zivile Hersteller Nachahmungen der verschiedenen Mk18 Modelle. So bietet auch Daniel Defence, der Hersteller des Handschutzes der Mk18 Mod 1, mit der DD MK18 eine zivile Nachahmung als Selbstlader an.

Der Text erschien erstmals am 28. Dezember 2020 als Artikel Mk18 im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

17. August 2023

Die Geschichte des M4 Karabiners - Teil 1

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neunen Beitrag. Dieses mal geht es um die Gesichte der US-Karabiner namentlich XM4, M4 und M4A1. Der Grund, warum wir diese Gesichte schreiben ist vor allem, dass diese sehr oft falsch dargestellt wird. Meist ploppt der M4 in den 90er Jahren einfach auf und ist dann einfach da. Das seine Wurzeln eigentlich in den 80ern liegen wird dabei meist vergessen.

CAR-15 Carbine

Bereits kurz nachdem die Firma Colt die Lizenz für die Produktion des AR-15 von ArmaLite erhalten hatte, versuchte man eine ganze Reihe von Waffen auf der Basis des AR-15 zu schaffen. Diese als CAR-15 bezeichnete Reihe umfasste auch einen Karabiner mit der Bezeichnung Model 605. Dieser wurde jedoch nicht von den US-Streitkräften angenommen, da Waffen der Karabiner-Kategorie während des Koreakrieges in Verruf geraten waren.

XM177

Lediglich das Model 607 wurde in geringen Stückzahlen als GX-5857 beschafft. Dabei handelte es sich jedoch nicht um einen Karabiner, sondern um eine Waffe mit den Abmessungen einer Maschinenpistole welche jedoch die Mittelpatrone 5,56x45mm M193 verschoss. Eine verbesserte Version der GX-5857 war das XM177 welches von der Luftwaffe als GAU-5A beschafft wurde. Die Armee testete einer Version der Waffe mit Schließhilfe als XM177E1. Diese extrem kurzen Formen von M16/XM16E1 waren zwar ursprünglich für Piloten und hintergelagerte Truppen gedacht, erfreuten sich jedoch auch bei Spezialeinheiten großer Beliebtheit. Dem starken Mündungsfeuer der kurzen Waffen, war man mit einem als Moderator bezeichneten Halbschalldämpfer Herr geworden. Probleme boten jedoch die Tatsachen, dass sich weder Seitengewehre noch Granatgeräte anbringen ließen.

Colt Commandos

Die nächste Generation wurde, in Anlehnung an die Verwendung bei Spezialeinheiten, Colt Commando genannt. Namentlich erhielten XM177E2 und GAU-5A/A nun einen leicht verlängerten Lauf und die Möglichkeit das XM148 Granatgerät anbringen zu können. Jedoch fehlte nach wie vor eine Aufpflanzvorrichtung für ein Seitengewehr. Die kompakten Waffen erfreuten sich zwar großer Beliebtheit aber ihre Reichweite und Stoppwirkung ließen zu wünschen übrig. Grund dafür war, dass das Geschoss der M193 Patrone seine Zielwirkung zum Großteil aus seiner Geschwindigkeit zieht. Es konnte jedoch in den kurzen Läufen der Commandos nur unzureichend beschleunigt werden. Unter anderem aus diesem Grund wurden, nach dem Ende des Vietnamkrieges, alle XM177E1 und XM177E2 von US-Armee und US-Marines an die US-Luftwaffe abgegeben.

GAU-5/P & M653

Die Luftwaffe setzt das Konglomerat aus Commandos weiter ein, jedoch setzten sich die Moderatoren der Waffen über die Zeit mit Geschossmantelrückständen zu, welche dessen Wirkung zunichte machte. So tauschte die Luftwaffe die Moderatoren gegen reguläre Mündungsfeuerdämpfer. Diese verursachten jedoch einen enormen Mündungsknall vor allem in geschlossenen Räumen. Um dies zu verhindern, experimentierte man mit verschiedenen längeren Läufen. Die Entscheidung für die beste Länge wurde am Ende so getroffen, dass man als erfreulichen Nebeneffekt das Seitengewehr M7 wieder befestigen konnte. Läufe mit der so auf 14,5 Inch festgelegten Länge, wurde bei Colt bestellt und in vorhandene Waffen eingebaut. Als Nachteil konnte man jedoch keine Granatgeräte vom Typ M203 mehr anbringen. Die durch längere Läuft modifizierten Waffen tauchen in Listen der Luftwaffe als GAU-5/P auf, auf den Gehäusen befindet sich jedoch weiterhin die ursprünglichen Stempel wie zb. XM177E2. Als keine Modelle mehr vorhanden waren, die man umbauen konnte oder wollte, kaufte man fertige Waffen mit dieser Lauflänge bei Colt, welche intern als Colt Model 653 bezeichnet wurden. Erst bei diesen Waffen handelt es sich wieder um Karabiner im eigentlichen Sinn, aus diesem Grund gelten M607, M653 und GAU-5/P eher als Vorgänger des M4 Carbine als zb. das XM177E2 Commando.

GUU-5/P

Als 1980 die Entscheidung auf die belgische SS-109 Patrone als NATO-Standard viel und mit der M855 eine US-Version zur Verfügung stand, sah sich die US-Luftwaffe gezwungen ihre GAU-5/P auf die neue Patrone umzurüsten, da das schwerere Geschoss der M855 eine andere Drallsteigung benötigte, als die US M193 Patrone. Die mit neune Läufen ausgestatteten Waffen erhielten die Bezeichnung GUU-5/P, welche dieses mal auch eingestempelt wurde, damit nicht versehentlich die falsche Munition verwendet wurde. Das schwerere Geschoss der M855 erhöhte die Leistung der Waffen extrem. Das Geschoss bliebt aufgrund seines höheren Gewichtes länger im Lauf und konnte von den Pulvergasen stärker beschleunigt werden, welche ebenfalls mehr Zeit hatten sich im Lauf umzusetzen. Ergebnis war eine höhere Reichweite bei leiserem Mündungsknall und schwächerem Mündungsfeuer. Auch war das Geschoss der M855 weniger auf eine bestimmte Geschwindigkeit angewiesen, um seine Stoppwirkung zu erzielen.

US-Marine Carbine

Die Kombination aus M16A1 und M203 war eine der feuerstärksten und vielseitigsten individuellen Waffen zur Zeit des Vietnamkrieges. Als die US-Marines jedoch das M16A2 einführten, welches im Vergleich zum M16A1 schwerer war, hatte man bedenken beim Gesamtgewicht der Kombination M16A2 und M203. Aus diesem Grund suchte man nach einer Lösung und plante erst eine Waffe nach Muster des M605 zu schaffen, dies wäre ein M16A2 gewesen, dessen Lauf man lediglich bis an den Kornträger heran gekürzt hätte. Diese als Dissipator bezeichneten Modelle galten jedoch als sehr unzuverlässig wegen der geringen Zapfzeit.

US-Army Carbine

Die US-Armee, welche zu diesem Zeitpunkt noch kein Interesse am M16A2 der US-Marines hatte, arbeitete zu diesem Zeitpunkt an einem neunen Einsatzkonzept betreffend einer neuen Generation von mechanisierter Infanterie. Dieses als High Technology Motorized Division bezeichnete Programm beinhaltet das schnelle aus- und einsteigen aus Schützenpanzern des neues Schützenpanzers Bradley. Das M16A1 wurde dabei als hinderlich empfunden und es wurde der Wunsch nach einer kompakteren Waffen laut.

XM4 Carbine, M720

Um zu verhindern, dass US-Armee und US-Marines zwei unterschiedliche aber sehr ähnliche Waffen entwickeln, wurde 1983 beschlossen ein gemeinsames Programm zur Schaffung eines einheitlichen Karabiners aufgelegt. Dies war jedoch mit einigen Schwierigkeiten verbunden, da die US-Armee zu diesem Zeitpunkt noch das M16A1 mit der M193 Patrone verwendete. Auf der anderen Seite waren die US-Marines jedoch bereits dabei auf das M16A2 und die M855 Patrone umzustellen. Dieses Problem verzögerte das Programm bis 1984 als die Armee einer Waffe auf M16A2 Basis zustimmte und das XM4-Programm offiziell gestartet werden konnte. Ein Jahr später stieg die US-Armee jedoch aus dem Programm aus. Die US-Marines arbeiteten weiter an dem Projekt bis 1985 die ersten XM4 getestet werden konnten. Die Tests liefen erfolgreich und die Waffen wurden 1987 offiziell als US, Carbine, 5.56mm, M4 eingeführt. Jedoch versagte der US-Kongress die Gelder für den Kauf größerer Mengen von M4 Karabinern.

XM4 Karabiner existieren, wegen der Laufenden Entwicklung, mit einer Vielzahl unterschiedlicher Eigenschaften. Die wichtigste Neuerung ist jedoch meist ein Laufprofil welches die Anbringung des M203 Granatgerätes erlaubt. Frühe XM4 besitzen Dauerfeuer als dritten Feuermodus, spätere einen mechanisierten Feuerstoß. Sollten XM4 eine Colt-Modellnummer haben, so lautet diese meist 720.

M4 früh, M777

Bereits 1987 wurde der XM4 zum US, Carbine, 5.56mm, M4, die US-Marines bestellten jedoch nur eine kleine Stückzahl zu weiteren Testzwecken. Die Bestellung einer größeren Stückzahl wurde zwar geplant konnten aber nicht realisiert werden, da der US-Kongress die nötigen Zahlungen nicht bewilligte.

Der M4 von 1987 wird meist entweder als M4 früh oder nach der internen Modellnummer von Colt als M4 M777 bezeichnet. Er befindet sich auf dem Stand des M16A2 mit festintegriertem Tragegriff und weißt einen mechanisierten Feuerstoß auf.

Diemaco C8, M725

Zeitgleich mit der Entwicklung des M16A2 entwickelte Colt zusammen mit dem kanadischen Hersteller Dieamco das C7. Diese Waffe bildete einen Zwischenschritt zwischen M16A1E1 und M16A2 und verzichtete zum Beispiel auf das komplexe Visier des M16A2. Zusammen mit dem C7 wurde auch eine Karabinerversion mit der Kennung C8 geschaffen, welcher im Gegensatz zum M4 früh vom kanadischen Militär in großen Stückzahlen angeschafft wurde.

Mogadishu Carbine, M727

Da mit der geplatzten Anschaffung des M4 durch die US-Streitkräfte, Colt eine Menge Geld zu verlieren drohte, bot man eine Reihe von sehr ähnlichen Modellen auf dem freien Markt an. Diese Möglichkeit nutzen einige US-Spezialeinheiten als Umweg, um doch noch M4 ähnliche Modelle zu bekommen, da es diesen Einheiten erlaubt war Waffen einzukaufen, welche nicht offiziell in die US-Streitkräfte eingeführt worden waren.

So beschaffte die US-Army-Ranger das Modell 727 welche weitgehend mit dem M4 früh identisch war. Die Delta-Force hingehen beschafften das Modell 723 welches über das einfachere Visier des M16A1 verfügte, da man es für die kurze Waffe als zweckmäßiger erachtete. Beide Waffen unterscheiden sich jedoch vom M4 früh durch Dauerfeuer anstelle des mechanisierten Feuerstoßes, welches dem Ausgabengebiert der Spezialeinheiten Zur Gute kam. Aufgrund der unübersichtlichen und schwer zu merkenden Modellnummern, welcher die Waffen meist einfach als CAR-15 bezeichnet. M727 und M723 kommen mit unterschiedlichen Laufprofilen vor, einige besitzen M4-Profile mit Auspaarung für das M203 Granatgerät andere besitzen Pencil Barrels wie das M653.

Diemaco C8A1

Lange vor Colt experimentierte Diemaco in Kanada mit Zubehörschienen auf den Gehäuserücken von C7 und C8. Das Ergebnis waren C7A1 und C8A1 welche ausgabemäßig mit einem ELCAN C79 Visier ausgerüstet wurden. Bei den Schienen handelte es sich jedoch noch um Waver-Schienen und noch nicht um MiL-STD-1913 Schienen.

Abu Dhabi Carbine, M727

Anfang der 90er Jahre kam Abu Dhabi auf Colt zu, der Teilstaat der Vereinigten Arabischen Emirate suchte nach einer Waffe, welche Feuerkraft des M16A2 mit M203 mit der Kompaktheit des Colt M653 verbinden sollte. Colt verbaute daraufhin Läufe mit M4-Profil in Mogadishu Carbine Waffen und lieferte diese, mit der unveränderten Modellnummer 727, an den Golfstaat aus. Das Buch Black Rifle zeigt eine solche Waffe auf der letzten Seite, da diese Waffe kurz vor Drucklegung 1992 noch den Autoren von der Firma Colt vorgestellt wurde. Der Abu Dhabi Carbine besitzt mit Dauerfeuer und 3-Schuss-Stoß beide Schnellfeuermodi.

Colt M4 für Behörden

Als Colt neben dem geplatzten Auftrag für den M4 Karabiner auch noch damit zu kämpfen hatte, das FN den Zuschlag für die Produktion der M16A2 erhielt, musste die Firma schnell neue Kunden gewinnen. Aus diesem Grund wurde der M4 in einer verbesserten Form als Colt M4 an Behörden und Spezialeinheiten angeboten. Da die Verbreitung von Schutzwesten unter Kriminellen sowie Terroristen ab den 1990er Jahren stetig zunahm traf Colt mit dem kommerziellen M4 einen Nerv. Vor allem behördliche Spezialeinheiten wie das S.W.A.T. beschafften den Colt M4, welcher dadurch und dank einer aggressiven Werbekampagne seitens Colt schnell enorm an Medienpräsens gewann.

US M4 spät, M920

Durch die Erfahrungen während der Schlacht von Mogadishu und der Operation Just Cause in Panama wurde den US-Streitkräften bewusst, dass man eine feuerstarke aber Kompakte Waffe für hintergelagerte Truppen benötigte. Aus diesem Grund, um wahrscheinlich auch wegen der gestiegenen Popularität des kommerziellen Colt M4, wurde 1994 das M4-Programm wieder aufgenommen. Zusammen mit Colt schuf man eine Waffe, welche zwar auf dem M4 früh M777 basiert, in welche jedoch die Erfahrungen der letzten Jahre eingeflossen waren. So erhielt der meist als M4 spät bezeichnete Karabiner einen Handschutz mit doppeltem Hitzeschild und die Modellnummer 920. Die ersten M4 der 90er haben wie die M4 Karabiner der 80er den nicht abnehmbaren Tragegriff des M16A2, ab 1995 weisen sie jedoch einen abnehmbaren Tragegriff auf unter welchem sich eine MiL-Std-1913 Schiebe befindet.

US M4A1, M921

Da die in Mogadishu eingesetzten Spezialeinheiten extra kommerzielle CAR-15 wegen des Dauerfeuers gekauft hatten, wurde 1994 mit dem M4E1 eine eine Version des M4 spät geschaffen, welche anstelle des mechanisierten Feuerstoßes Dauerfeuer als dritte Position des Feuerwahlhebels aufweist. Im selber Jahr wurde der M4E1 offiziell als US-Carbine 5.56mm, M4A1 eingeführt und vom SOCOM bestellt.

Der Text erschien erstmals am 15. März 2022 als Artikel M4 (Karabiner) im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

16. August 2023

Patronenbezeichnungen bei Feuerwaffen ausführlich Erklärt

Hallo alle zusammen, nachdem ich in diesem Beitrag hier ausführlich erklärt habe, wie sich die verschiedenen Kaliberbezeichnungen bei modernen Feuerwaffen zusammen setzten, geht es heute um das Thema Patronenbezeichnungen. Denn auch hier ist mein letzter Beitrag zum Thema schon fast zehn Jahre her.

Dabei muss man als erstes Berücksichtigen, dass Kaliber und Patronen nicht das Gleiche sind aber das werden die meisten beim lesen beider meiner Beiträge recht schnell versehen.

Metrische Patronennamen

Erster Teil von rein metrischen Bezeichnungen ist zunächst das sogenannte Nenkaliber oder Nominalkaliber. Dabei handelt es sich um eine abgerundete Form des Realkalibers in Millimetern. Bei Dezimalwerten meist mit zwei Kommastellen.

Dann folgt ein Malzeichen, wobei meist ein kleine x zum Einsatz kommt. Seltener wird das Sonderzeichen × (Unicode U+00D7) verwendet. In den frühen 2000er Jahren war zudem das * (Astrix) sehr verbreitet, ist jedoch außer Mode gekommen.

Die darauf folgende Zahl, gibt die abgerundete Hülsenlänge an, gefolgt von der Maßeinheit Millimeter abgekürzt als mm.

Ein paar aktuelle Ausnahmen von dieser Regel sind einige us-amerikanische Patronen. Bei 10mm Auto, 6,8mm SPC und 6,5mm Grendel ist es nicht üblich die Hülsenlängen zu nennen.

Bei Hülsen, welche nicht über eine Ausziehernut und einen geraden Schaft verfügen, wird die Form des Hülsenbodens kurz mit einem Buchstabenkürzel angegeben. Dabei steht ein großes R für Rand, ein HR für Rand und Ausziehernut (im englischen Half Rimmed), ein B für einen Gürtel (anglisch Belt) und A für einen Mauser-A-Boden.

Zum Abschluss folgt ein Name, welcher in der Kombination mit Kaliber und Hülsenlänge einzigartig sein muss. Bei dem Namen kann es sich um eine Firma, den Verwendungszweck, ein Militärbündnis oder eine Ergänzung handeln. Auch die erneute Nennung der militärischen Bezeichnung ist üblich.

Traditionell wird in Europa das Kaliber von Feld zu Feld, in den USA hingegen von Zug zu Zug genannt. Zudem orientiert man sich in Europa an der Länge der Patronenkammer, wohingegen man sich in den USA an der Patronenhülse orientiert. Dies ist der Grund, warum man bei dem HK G11 für die Bundeswehr die Angabe 4,73x33mm findet, bei beim HK ACR für die US-Streitkräfte jedoch 4,92x34mm.

Inch Patronenbezeichnungen

Im englischen Sprachraum war es bis 1945 üblich das Laufkaliber in Inch (25,4 mm) anzugeben. Dabei wurde bei Dezimalzahlen, wie in der englischen Mathematik brauch, die Kommastelle mit einem Punkt markiert und zudem die führende Null weggelassen.

Besitzt das Geschoss einen Treibspiegel, so wird zum Laufkaliber nach einem Schrägstich zudem das kleinere Kaliber des Projektils angegeben. Beispiel .50/.30 bezieht sich auf eine Patrone mit einem Geschoss für eine Kaliber 50 (12,7 mm) Waffe mit einem Kaliber 30 (7,62 mm) Projektil.

Die gleichen Angaben werden bei einem Projektil mit Vorkörper gemacht. Hier wird zunächst das Laufkaliber angegeben, dann ein Plus gesetzt und dann das größere Kaliber des Vorkörpers angegeben. Beispiel .45+.90 Bezieht sich auf eine Waffe mit Kaliber 45 Lauf und einem Kaliber 90 Vorkörper.

Beim aufkommen der ersten Waffen mit Flaschenhälsen, war es in den USA üblich das Ursprüngliche Kaliber der Hülse zu nennen. Dabei wird zunächst das neue Kaliber des Geschosses im eingezogenen Flaschenhals genannt, danach folgt ein Bindestrich, gefolgt vom ursprünglichen Kaliber der Hülse. Man spricht auch vom Hülsenschaftkaliber. Dabei ist zu beachten, dass beide Angaben einen Punkt vor der Zahl aufweisen. Beispiel eine .25-.30 ist eine Hülse welche in ihrer ursprünglichen Zylindrischen Form ein Kaliber 30 Geschoss aufnehmen konnte, nun aber eingezogen wurde und in ihrer neuen Form als Flaschenhalshülse in ihrem Hülsenmund ein Kaliber 25 Geschoss aufnehmen kann.

Zur Zeit der Schwarzpulverwaffen war es üblich, nach den Kaliberangaben zusätzlich das Gewicht des Schwarzpulvers zu nennen, welches sich in der Brennkammer der Hülse befand. Diese Angabe wurde in der Maßeinheit Grain gemacht. Und folgten den Kalibern nach einem Bindestrich. Dabei kann man diese Angaben von Kaliber daran unterscheiden, dass sie nicht mit einem Punkt beginnen. Eine .45-70 war demnach eine Patrone mit .45 Kaliber Geschoss und einer Schwarzpulverlaborierung von 70 Grain (4,54 Gramm). Mit dem Aufkommen von wesentlich leistungsstärkerem rauchschwachem Pulver wurden diese Angaben jedoch bald nicht mehr verwendet.

Neben dem Gewicht der Pulverladung wurde auch das Gewicht des Geschosses mit angegeben und ebenfalls in Grain gemessen. Die Angabe folgt getrennt durch einen weiteren Bindestrich meist nach der Angabe zur Pulvermenge. Eine .45-70-405 ist demnach eine Patrone mit einem Kaliber 45 Geschoss einer 70 Grain schweren Menge Schwarzpulver und einem 405 Grain (26,24 Gramm) schweren Geschoss.

Anschließend wird noch ein, für das entsprechende Kaliber einzigartiger, Name genannt. Dabei handelt es sich in den USA meist um Firmennamen aber auch um Namen von Einzelpersonen, Verwendungszwecke, Waffengruppen, Einführungsjahre oder Marketingsuperlative. Im Gegensatz zu Europa, hat man es besonders häufig mit Abkürzungen zu tun.

Gauge Patronenbezeichnungen

Die, vor allem bei Schrotflinten, gebräuchlichen Gauge (sprich ɡeɪdʒ) Bezeichnungen beziehen sich bei ihren Kaliberangaben auf Brüche aus Zeiten alter Kanonen. Passt eine Kugel, welche aus genau einem halben Pfund (kurz lb für das lateinische Libra, dt. Wage) Blei gegossen wurde genau in den Lauf einer Waffe, so handelt es sich um einen Halb-Pfünder, welcher als 2 Gauge bezeichnet wird und ein Kaliber von 33,67 mm aufweißt. Heute sind jedoch eher kleinere Waffen wie die bekannten 12 Gauge Schrotflinten üblich, bei welche es sich um Zwölfter-Pfünder handelt, welche ein Kaliber von 18,53 mm aufweisen.

Wichtig ist neben dem Kaliber einer modernen Schrotflinte die Hülsenlänge. Dabei wird sich jedoch ausdrücklich auf die Länge einer Hülse im verschossenen Zustand bezogen. Der Grund lieht im heute verbreiteten Sternenverschluss, welcher sich beim Schuss auffaltet und so entsprechend mehr Platz in der Patronenkammer einnimmt. Eine frische Hülse kann also etwas kürzer sein, als es ihre Bezeichnung vermurten lässt.

Im europäischen Raum wird diese Länge in Millimetern angegeben und nach einem Schrägstich hinter der Gauge Angabe vermerkt. Eine 12/70 ist demnach eine Patrone für eine Zwölftelpfünder-Waffe mit 18,53 mm Kaliber und einer Patronenkammer mit 70mm Länge, in welches sich ein eventualer Sternenverschluss hinein entfalten kann.

Im us-amerikanischen Raum hingegen werden die Länge von Gauge Patronen in Inch angegeben. Bei nicht vollen Inch werden jedoch Brüche verwendet anstelle von Dezimalzahlen. Das Europäische 12/70 entspricht demnach 12/2¾ US.

Bei weiteren Bezeichnungen von Schrothülse wie Magnum, Express oder Stahl ist darauf zu achten, dass es sich hier nicht um bloßen Namen handelt, wie bei metrischen Patronenbezeichnungen. Vielmehr handelt es sich um hinweise auf eine stärkere Druckentwicklung beim Schuss, dem die Waffe standhalten muss. Eine Flinte ohne Magnumverschluss oder Stahlbeschuss, darf nicht mit solcher Munition geladen werden.

Linien Bezeichnungen

Im russischen Zarenreich wurde eine Maßeinheit Namens ли́ния (dt. Linie) verwendet, welche fast genau 0,1 Inch entsprach und damit 2,54 mm. Das Mehrladegewehr Mosin-Nagant wurde demnach im russischen Zarenreich als Русская 3-линейная винтовка Мосина eingeführt, zu Deutsch Russisches 3-Linien Gewehr Mosin. 3 Linien entsprechen dem Kaliber 30 (0,30 Inch) was 7,62 mm entspricht.

Der Text erschien erstmals am 7. August 2023 als Artikel Patronenbezeichnung im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

13. August 2023

Kaliber von Feuerwaffen ausführlich Erklärt

Hallo alle zusammen. Da mein Artikel über Kaliber von 2012 bis heute immer noch einer meiner meistgelesenen Artikel ist, habe ich mir gedacht, ich veröffentliche hier auch mal unsere neuste Beschreibung zum Thema, welche wir eigentlich für das Waffen-Wiki geschrieben haben.

Dabei muss man als ersten bedenken, dass Kaliber nicht gleich Kaliber ist, denn den Innendurchmesser eines Hohlkörpers kann man in einer Feuerwaffe an verschiedensten Stellen messen. So existieren folgende Kaliber:

  1. Nominal Kaliber, eine abgerundete Angabe, welche sich leichter aussprechen lässt. Auch Nennkaliber genannt.
  2. Zug-Kaliber (blau), die Strecke von Zug zu Zug
  3. Feld-Kaliber (rot), die Strecke von Feld zu Feld
  4. Zug-Feld-Kaliber (lila), die Strecke von einem Zug zum gegenüberliegenden Feld
  5. Geschoss Kaliber (grün), der Geschossdurchmesser an der dicksten Stelle.
  6. Treibspiegelkaliber, das Kaliber des Treibspiegels an der dicksten Stelle.
  7. Ursprungskaliber, das Kaliber welches die Patrone hatte, bevor sie eingezogen wurde.
  8. Initialkaliber, das Kaliber des Geschosses vor dem Schuss einer einem konischen Lauf.

In Europa wird das Kaliber in Millimetern angeben zB. 9mm in den USA in Zehntel Inch ohne führende Null zB. .38. Dazu existiert noch die Gauge-Angabe, welche sich auf das Gewicht einer homogenen Bleikugel bezieht, welche den Innendurchmesser des Laufes ausfüllt.

Traditionell wird in Europa bei der Angabe von Kaliber eher das Feld-Kaliber genannt, in den USA eher das Zug-Kaliber für die Benennung verwendet.

Metrisch

In Europa und nach 1945 auch in den USA werden Kaliber in metrischen System in Millimetern, kurz mm, angeben. Bei nicht ganzen Zahlen, werden meist zwei Kommastellen angegeben. In der Schweiz ist es jedoch üblich auf eine Kommastelle zu runden.

Aussprache

Bei der Aussprache von Kaliber orientiert man sich an den Regeln der Mathematik. So nennt man die Zahl vor dem Komma als ganze Zahl. Beispiel 12 mm Zwölf Millimeter. Bei Dezimalzahlen werden die Zahlen hinter dem Komma von links nach rechts der Reihe nach genannt. Beispiel 7,62 mm Sieben Komma Sechs Zwei, der Einfachheit halber lässt man dabei oft das Komma weg und macht stattdessen eine kurze Pause Sieben - Sechs Zwei.

Inch

In den USA sowie in England vor 1945 wird das Kaliber in Inch angegeben, was in etwa 25,4 mm entspricht. Oft wird diese Angabe auch als Zoll bezeichnet, es wir jedoch davon abgeraten und empfohlen den korrekten Begriff Inch zu verwenden, um Verwechslungen zum Beispiel mit dem Preußischen Zoll (25,81 mm) zu vermeiden.

Da ein Inch meist zu lang für die meisten Handfeuerwaffenkalbier ist, wird das Kaliber in Dezimalzahlen angegeben. Dabei wird der in der Englischen Mathematik übliche Punkt anstelle eines Kommas verwendet und der Einfachheit halber die führende 0 weggelassen. Das Kaliber 0,45 Inch wird so zu Kaliber .45.

Aussprache

Inch-Kalibern haben im deutschen Sprachraum weniger feste Regeln, meist wird bei zwei Kommastellen die ganze Zahl gesprochen. Beispiel .45 Kaliber Fünfundvierzig. Bei drei Komastellen kann es jedoch vorkommen, dass die Zahlen einzeln gesprochen werden .233 wird Kaliber Zwei Zwei Drei gesprochen oder .308 als Drei Null Acht. Dagegen wird .300 als Kaliber dreihundert gesprochen.

Entsprechungen

Meist wird jedem verbreiteten metrischen Kaliber eine Inch-Entsprechung gegenüber gestellt. Diese Gleichsetzungen sind jedoch nicht immer zuverlässig und können stark voneinander abweichen. So entsprechen 0,223 Inch nicht 5,56 mm, sondern 5664,20 mm.

Gauge

Gauge angaben, ausgesprochen als ɡeɪdʒ, orientieren sich an der Einteilung alter Kanonen, welche runde Kugeln aus homogenem Blei verschossen. Diese Kugeln wurden in Pfund (kurz lb für das lateinische Libra, dt. Wage) gewogen, was 453,59 Gramm entsprach. Eine Sechs-Pründer-Kanone verschoss demnach eine Kugel aus 6 lb Blei.

Mit dem Aufkommen kleinerer Geschütze, wurde zu Brüchen gegriffen, so verschoss eine Halbpründer-Kanone einen Kugel aus einem halben Pfund Blei. Diese Rechnung wurde vor allem für Schrotflinten beibehalten und so handelt es sich einer einer 12 Gauge Schrotflinte einfach um einen Zwölftelpfünder, was 18,53 mm entspricht. So kommt es zustande, das Gauge-Angaben mit höheren Zahlen kleine Kaliber aufweisen. Die verkürzte Schreibweise lautet 12g.

Aussprache

Im englischen nennt man die zunächst die Zahl gefolgt von dem Wort Gauge. Zum Beispiel 12 Gauge, twelve gauge (twɛɫv ɡeɪdʒ). Im Deutschen sagt man hingegen Kaliber und dann die entsprechende Zahl. Um ganz sicher zu gehen, das keine metrische Angebe gemeint ist, wird jedoch empfohlen Flintenkaliber zu sagen. Zum Beispiel Flintenkaliber zwölf.

Der Text erschien erstmals am 6. August 2023 als Artikel Kaliber im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

11. August 2023

Wie Funktioniert das Gewehr G11, Antriebs- und Verschlusssystem

Das Gewehr G11 gilt als eine der kompliziertesten Feuerwaffen der Welt. Bricht man jedoch dessen Funktionszyklus auf die wichtigsten Abläufe und Elemente herunter ist das System des stoffschlüssig-dynamischen Walzenverschluss gar nicht mehr so schwer zu verstehen.

Deswegen nähern wir uns nun Schritt für Schritt dem Mythos G11.

Der Modus Operandi dieser Waffe lässt sich am ehesten beschreiben als ein Mehrlader, welcher mit der Funktion eines Transporters vereint wurde. Ziel war es eine kompaktes Kernsystem zu schaffen, welche lafettiert im Waffengehäuse nach hinten gleiten kann. Dadurch ist es der Waffe möglich, mehrere Schüsse abzugeben, bevor der Rückschlag den Schützen erreicht.

Bild 1: Die Waffe ist geladen, es befindet sich eine Patrone im Patronenlager, welches in eine drehbare Walze geschnitten ist. Weitere Patronen befinden sich im Magazin über dem Patronenlager. Die Patronen sind mit dem Geschoss nach unten gelagert.

Bild 2: Der Schütze krümmt den Abzug durch, worauf der Schlagbolzen auf das Zündhütchen der Patrone trifft. Die Zündflamme entzündet eine Setzladung welche oft fälschlicherweise als Booster bezeichnet wird. Dabei ist die Aufgabe dieser Ladung nicht das entzünden der weiteren Treibladung, welche das Geschoss umgibt, sondern das setzen des Geschosses. Der Druck der setzladung wirkt sowohl auf den Geschossboden, als auch auf den Stoßboden des G11. Beim Stoßboden der Waffe handelt es sich um ein Teil des Kernsystems, die Waffe ist stoffschlüssig verriegelt, der Gasdruck ist nicht in der Lage den Stoßboden zu bewegen. Das Geschoss hingegen wird vom Gasdruck aus der ihm umgebenen Hauptladung heraus getrieben. Dies muss geschehen, bevor die Hauptladung zündet, käme es verfrüht zur einer Zündung der Hauptladung, würde der entstehende Gasdruck allseitig auf das Geschoss einwirken und könnte dieses nicht beschleunigen. Da jedoch das Geschoss von der Setzladung in den Übergangskonus des Laufes getrieben wurde, fungiert es dort als eine Art Pfropfen.

Bild 3: Durch die von der Setzladung erzeugte Wärme, zündet nun auch die Hauptladung, mit einer Zeitlichen Verzögerung. Das von der Setzladung in den Übergangskonus des Laufes getriebene Geschoss, wird nun von den wesentlichen stärkeren Pulvergasen der Hauptladung am Geschossheck beaufschlagt und durch den Gasdruck durch den Lauf des G11 getrieben. Da mit dem Geschoss eine erhebliche Masse beschleunigt wird, kommt es nach dem dritten Gesetz nach Issac Newton zu einer Gegenreaktion. Diese Gegenreaktion nutzt die Pulvergassäule im Lauf als fluidmechanischen Körper, um auf den Stoßboden des G11 zu wirken. Im Gegensatz zum direkt wirkenden Gasdruck, ist die Gegenreaktion der Geschossbewegung, auch bekannt als Geschossrückstoß, dazu in der Lage den Stoßboden nach hinten zu treiben. Da das Kernsystem des G11 im Waffengehäuse beweglich gelagert ist, wird nur das Kernsystem bedeutend nach hinten bewegt, wobei das Waffengehäuse relativ still steht. Der Schütze bekommt vom Rückstoß nicht mit.

Bild 4: Das Geschoss passiert eine Gasentnahmebohrung, welche unten im Lauf angebracht ist. Die hochgespannten Pulvergase nutzen diese Möglichkeit zur Ausdehnung und gelangen durch die Bohrung in einen Gaszylinder, dort beaufschlagen sie alle umliegenden Flächen. Bei der hinteren Fläche, handelt es sich um die Stirn eines Antriebskolbens, welcher vom Gasdruck nach hinten getrieben wird. Der Antriebskolben ist über einer Pleuelstange mit dem Zahnradsystem des G11 verbunden und sorgt über diese dafür, dass die Walze, mit der darin eingeschnittenen Patronenkammer, gedreht wird. Das Antriebssystem des G11 ähnelt dabei einer Dampfmaschine, welche die hin und her Bewegung des Dampfkolbens in eine Drehbewegung des Schwungrades umwandelt.

Realisiert wurde das schnelle aufrichten des Patronenlagers über ein Malteserkreuzgetriebe, welches das ruckartige Drehen der Walze binnen weniger Millisekunden ermöglicht. Während des dieses, durch lokale Gaskraft angetriebenen Vorgangs, läuft das Kernsystem des G11 weiter zurück. Möglich ist dieses, da Gaskräfte lokal begrenzt arbeiten, was man mit einer Dampflock vergleichen kann, welche durch den Dampfdruck auch dann angetrieben werden kann, wenn sie sich mit hoher Geschwindigkeit auf Schienen bewegt.

Bild 5: Das Geschoss hat den Lauf der Waffe verlassen und die Walze mit Patronenlager wurde durch das Malteserkreuz vollständig aufgerichtet und zeigt nun mit seiner Öffnung nach oben zum Magazin. Ein Schieber welcher die nächste Patrone ergreift hat nun die Möglichkeit, angetrieben durch das Zahnradsystem des G11, diese neue Patrone von oben in das Patronenlager in der Walze zu schieben. Vorher kommt jedoch ein zweiter kleiner Schieber zum Einsatz, welcher nach dem Aufstellen einmal kurz durch das Patronenlager fährt. Der Sinn hinter diesem Entladeschieber ist, dass entladen einer nicht ganz leer geschossenen Waffe oder die Entfernung einer Blindgängerpatrone. Das Kernsystem des G11 läuft dabei immer noch im Gehäuse zurück.

Bild 6: Der Ladeschieber hat die neue Patrone vollständig in das Patronenlager in der Walze eingeführt. Es ist festzustellen, dass es sich durch diesen Sachverhalt beim G11 um einen Schieberlader handelt. Die Patronen werden also nicht von der Stirn eines zurücklaufenden Verschlusses erfasst, sondern von einem Schieber in das Patronenlager geschoben. Da auf diese Weise auf einen zurücklaufenden Verschluss verzichtet werden konnte, konnte das Kernsystem sehr kompakt gebaut werden, was den Rücklauf im Waffengehäuse erst ermöglichte. Das Kernsystem des G11 läuft auch dabei immer noch im Gehäuse zurück.

Bild 7: Durch die Rückstellfeder des Gaskolbens, werden die meisten vorher durch des Gasdruck angetriebenen Bewegungen im System revidiert ergo in umgekehrter Bewegungsrichtung erneut ausgeführt. So wird unter anderem die Walze mit Patronenkammer, vom Malteserkreuzgetriebe schlagartig wieder in die ursprüngliche senkrechte Position gebracht. Auf diese Weise wird die neue Patrone mit dem Geschoss vor den Lauf gebracht und befindet sich so in Abschlussposition. Es kommt also zu einer Präsentation durch eine Bewegung des Patronenlagers relativ zum Lauf. Dass G11 zählt somit primär zu den Transportern und sekundär zu den Mehrladern.

Bild 8: Beim Rücklauf des Kernsystems im Waffengehäuse hat die, mit dem Waffengehäuse verbundene, Abzugsgruppe die Kontrolle über das, mit dem Kernsystem verbundene, Zündsystem des G11 verloren. Wurde diese jedoch vor der ersten Schussabgabe auf den mechanisierten Feuerstoß eingestellt, übernimmt der Rücklauf des Kernsystem die Aufgabe der Schussauslösungssignalgebung. Beim Rücklauf des Kernsystems berührt ein Element im feststehenden Waffengehäuse das Zündsystem des G11 und es kommt, noch während des Rücklaufes, zu einer erneuten Schussabgabe. Der Ablauf dieses Schusses ist weitgehend mit der des Erstschusses identisch, nur der Rücklauf des Kernsystems ist weiter vorgeschritten. Beim, durch den Rückstoß des zweiten Schusses, weiter angetriebenen Rücklaufes, kommt es zu einer erneuten Betätigung des Zündsystems und zu der Abgabe eines dritten Schusses, welcher ebenfalls nach dem gleichen Muster verläuft. Auch dieser Schuss treibt den Rücklauf des Kernsystems weiter an, nur trifft dieses mal das Kernsystem auf die Rückwand des Waffengehäuses, erst jetzt ist für den Schützen ein Rückschlag zu spüren, da das Kernsystem, bei seinem Anschlag an die hintere Wand des Waffengehäuses, einen Großteil seiner, während der drei Schüsse aufgenommenen, Bewegungsenergie auf das Gehäuse übertragt. Vor diesem Anschlag ist für den Schützen der Rückstoß der drei abgegebenen Geschosse kaum zu merken. Die Waffe bliebt während der drei ersten Schüsse erstaunlich stabil, was das eigentlich Ziel der Konstruktion ist.

Der Text erschien erstmals am 8. Mai 2023 als Artikel HK G11 im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

10. August 2023

Die Lebensgeschichte von Michail Kalaschnikow und seinen Waffen

 Hallo alle zusammen,

wenn man zum Thema Michail Kalaschnikow recherchiert hat man in der Regel keine großen Probleme. Es gibt eine Biographie auf deutsch, in welchem er sein Leben schildert. Auch hat mein keine großen Probleme die Geschichte der AK-47 zu recherchieren, den hier gibt es schon fast einen ganzen Berg an Fachliteratur.

Das große Problem kommt dann, wenn man versucht das Leben des wohl berühmtesten Waffenentwicklern mit seinen Waffen in Einklagt zu bringen. Fachleute werden wissen, welche Waffe genau gemeint ist, wenn Kalaschnikow in seiner Biographie von einem automatischen Karabiner oder seiner ersten Maschinenpistole spricht aber Einsteiger haben da leider oft schon erhebliche Probleme. Aus diesem Grund hier unser Text, welcher die Lebensgeschichte von Michail Kalaschnikow kompakt zusammenfasst und dabei genauer auf die von ihm erfundenen Waffen eingeht.

Kindheit

Geboren wurde Michail Kalaschnikow am 10. November 1919 in Kurya einem Dorg in der Altai Region Altai. Zu dieser Zeit herrscht im Land der Russische-Bürgerkrieg zwischen der Roten- sowie der Weißen-Armee. Michail kommt als achtes Kind der Familie Kalaschnikow zur Welt. Seine Mutter hieß ursprünglich Alexandra Frolowna Kawerina, wurde 1884 geboren und heiratete um 1900 Kalaschnikows leiblichen Vater Timofej Alexandrowitsch Kalaschnik. Dieser stammte aus einer kosakischen Familie, mit Wurzeln in der Kubanregion. Als 1910 Zar Nikolaus II. den Bauern dieser Region eigenes Land in der Altairegion anbot, nahm die Familie des Vaters das Angebot an und übersiedelte in das Dorf Kurya. Dabei russifizierte die Familie ihren Namen vom kosakischen Kalaschnik zu Kalaschnikow. Schon mit sieben Jahren musste Michail bei der Feldarbeit helfen, lesen und schreiben lernte er Großteils von seinen älteren Geschwistern, später besuchte er die Dorfschule.

Deportation

Nachdem 1923 der Russische Bürgerkrieg zu Gunsten der Roten Armee beendet wurde lag die Altairegion auf dem Gebiet der neu gegründeten Sowjetunion. Nachdem diese ihre Macht konsolidiert hatte, kam es ab 1929 zu den ersten Deportationen von sogenannten Kulaken, dabei handelte es sich angeblich um reiche Bauen, die beschuldigt wurden, andere kleine Bauen auszubeuten. Die Definition blieb jedoch so wage, dass es 1930 auch Kalaschnikows Familie traf, welche zwar über eigenes Land verfügte aber nicht im Wohlstand lebte. Das Ziel dieser Deportationen war die Urbarmachung bis dahin beinahe menschenleerer Landesteile der Sowjetunion.

Mit Ausnahme zweier verheirateter Schwestern, namentlich Niura und Gascha, wurde die Familie Kalaschnikow von Kurya nach Sibirien deportiert in einen Ort names Nijnaja Mochowaja in einem Außenbezirk von Tomsk. Sein älterer frisch verheirateter Bruder Viktor widersetzte sich der Deportation durch Flucht, wurde aber später gefasst und zu sieben Jahren Zwangsarbeit am Bjelomor-Kanal verurteilt. Michail war zu diesen Zeitpunkt gerade einmal elf Jahre alt. Die Bürgerrechte der Deportierten wurden stark eingeschränkt, welche erst 1936 wieder hergestellt.

Michail erhielt in der Verbannung eine gute Schulbildung, Grund dafür waren die nach Sibirien verbannten Intellektuellen, welche sich dort als Dorflehrer durchschlagen mussten. Um nach der Beendigung der Dorfschule eine weiterführende Schule besuchen zu können, musste er ins Nachbardorf namens Worochina, wo er die Woche über blieb. Besonders der Physikunterricht hat es ihm angetan. In seiner Freizeit zerlegt er oft Gegenstände wie Vorhängeschlösser und Wecker, um zu verstehen, wie sie funktionieren.

1930 starb Michails Vater mit 48 Jahren an Erschöpfung. Einige Jahre danach heiratete Michails Mutter einen Witwer, welcher weitere Kinder mit in die Familie brachte.

Erste Flucht

1934 beschließt Michail mit 15 Jahren aus Sibirien zu fliehen und in sein Heimatdorf zurück zu kehren, wo seine älteren Schwestern lebten. Als Landstreicher überwindet er die fast 100 Kilometer strecke und kommt bei seiner Schwester Niura unter, welche in der Nähe von Michails Haimetdorf Kurya lebt. Er findet zwar Arbeit, beschließt dann aber doch nach Sibirien zurück zu kehren, um weiter die Schule besuchen zu können.

Zweite Flucht

Jedoch plant Michail im alter von 17 Jahren 1936 erneut seine Flucht, nun jedoch mit besserer Vorbereitung, in einer kleinen Werkstadt auf dem Dachboden fälscht er die nötigen Dokumente für eine legale Reise in sein Heimatdorf. Zur Seite steht im dabei sein Freund Gawril Bondarenko. Um durch die ersten entlegenen Dörfer zu kommen, mimt Michail einen Strafgefangenen und Gawril seinen Bewacher. Zu diesem Zwecken haben sich die beiden und unbrauchbares Gewehr auf dem Schwarzmarkt besorgt. Kurz vor dem Ziel entsorgen sie die Waffe. Jedoch besorgen sie sich in Gawrils Heimatdorf eine alte Pistole. Diese Waffe wird von Michail gründlich untersucht, immer wieder zerlegt und danach wieder zusammengesetzt.

Dank ihrer Papiere finden beide Arbeit im Landmaschinenbetrieb von Kurya, Gawril als Buchhalter, Michail als Kontrolleur. Jedoch werden sie wegen der alten Pistole angezeigt und von der Miliz verhört. Um weiterem Ärger aus dem Weg zu gehen, beschließen beide nach Kasachstan zu Gawrils Bruder zu gehen, welcher im Ort Matai für die "Turk-Sib", die Turkmenistan-Sibirien-Eisenbahn arbeitet.

Arbeit in Matai

In Matai arbeiten beide im Eisenbahndeopt der "Turk-Sib" und schlafen in einem der dort deponierten Schlafwagen. Michael wird aufgrund seiner schönen Handschrift dort als technischer Sekretär eingesetzt.

Militärdienst

1938 wird Michail im Alter von 19 Jahren zum Militärdienst eingezogen und in Stryi in der Ukraine kaserniert. Beim Grundwehrdienst wird er am Mehrladegewehr Mosin-Nagant 1891 ausgebildet. Später kommt er, aufgrund seiner technischen Vorkenntnisse zur Panzertruppe. Die Panzerfahrer dieser Zeit sind mit der Selbstladepistole TT-33 ausgerüstet. Kurz kommt er auch in Kontakt mit der damals neuen Maschinenpistole PPD-34. Diese Waffe fasziniert den jungen Panzertechniker, wurde aber nach kurzer Zeit wieder aus der Armee gezogen, da der Volkskommissars für Verteidigung Gennadi Kulik gegen diese damals recht neue Waffengattung war.

Michail nimmt 1940 an einem Programm teil, welches einfache Soldaten dazu aufruft, die Ausrüstung der Armee zu verbessern. Michail entwickelt darauf hin, in der dortigen Werkstatt, ein Gerät welches die von einem Panzer abgegebenen Schüsse zählet. Einen kleinen Durchbuch hat er bei einer Ausschreibung für ein Gerät welches die Betriebsstunden von Panzermotoren zählt. Seine Vorgesetzten sind von einem handgefertigten Prototypen angetan und schicken ihr deshalb nach Kyiv, da sich dort eine höhere Schule für Panzertechnik befand. Mit einem dort verbesserten Modell wird Kalaschnikow bei General Schukow vorstellig, welcher das Talent des Jungen Michail erkennt und ihn nach Moskau schickt, um dort das Gerät testen zu lassen. Zudem schenkt Schukow Kalaschnikow bei den Treffen eine Uhr.

Die unweit der Hauptstadt Moskau in Kubinka stattfindenden Test sind jedoch bereits abgeschlossen, als Kalaschnikow dort mit seinem verbesserten Prototypen eintrifft. Jedoch setzte Schukow durch, dass das Gerät von Kalaschnikow ebenfalls zu testen sei. Da sich dieses als das beste des Wettbewerbes herausstellte, sollte Kalaschnikow ab 1941 die Serienproduktion in Leningrad begleiten.

Zweiter Weltkrieg

Als jedoch am 22.6.1941 die Sowjetunion von Nazi Deutschland angegriffen wird, muss Kalaschnikow zu seinem Regiment zurück und wird, aufgrund von Personalmangel in der Roten Armee, als Panzertechniker und gleichzeitig als Panzerkommandant eingesetzt. Obwohl er nie eine Ausbildung für letztere Tätigkeit erhalten hatte. Er wird an der inneren Grenze zwischen der Russischen- und Weißrussischen-SSR eingesetzt und erlebt dort einen Mangel an wirksamen Handfeuerwaffen. Bei der Schlacht um Briansk wird er verwundet. als er aus der Klappe des Geschützturmes sieht, um sich einen Überblick zu verschaffen, trifft ihr der Splitter eine deutschen Granate in der Schulter.

Er wird von Kameraden geborgen und in einem Bunker notdürftig versorgt, erst nach zwei Tagen erreicht ihn ein Feldarzt und bestimmt seine Verlegung in ein Lazarett. Da seine Stellung jedoch zwischenzeitlich von deutschen Truppen eingekesselt worden war, wurde bestimmt, dass ein LKW mit Verwundeten einen Ausbucht versuchen sollte. Die Vorhut dieses Ausbruches bildete Kalaschnikow zusammen mit einem Leutnant, wobei Kalaschnikow lediglich mit einer TT-33 Pistole, der Leutnant mit einem Mosin-Nagant 1891 Gewehr bewaffnet war.

Bei der Erkundung eines Dorfes, wurden beide von deutschen Truppen überrasch und mit automatischen Waffen unter Feuer genommen. Als Beide sich darauf hin zurückzogen, um den Krankentransport zu warnen mussten sie feststellen, dass dieser ebenfalls von Deutschen angegriffen worden war. Es gab nur wenige Überlebende, zu denen der Fahrer des LKW Kolja zählte.

Kalaschnikow schlug sich zusammen mit Kolja und dem Leutnant von Dorf zu Dorf durch zurück zu den eigenen Linien, welche sich immer weiter nach hinten verschoben. Dabei kamen sie bei einem Dorfarzt unter, welcher notdürftig ihre Wunden versorgte und bei welchen sie sich einige Tage ausruhen konnten. Nach einer Woche erreichten sie die Stadt Trubtschewsk, nahe der Grenze zur Ukrainischen-SSR.

Zeit im Lazaret

Wegen seiner Verwundungen wurden Kalaschnikow und der Leutnant in ein Militärkrankenhaus eingeliefert. Dort hört er Gespräche von Soldaten, welche ähnliche Erfahrungen gemacht hatten, wie er selbst. Sie unterhielten sich über die geringe Feuerkraft der eigenen Waffen, im Gegensatz zu denen der Deutschen. 1941, dem Jahr in welchem die meisten Gefangenen ihre Erfahrungen gemacht hatten, stand die russische Maschinenpistole PPSch-41 noch nicht in ausreichenden Stückzahlen zur Verfügung. Die einzigen verbreiteten schnellfeuerfähigen Waffen der Infanterie waren das leichte Maschinengewehr DP sowie das schwere Maschinengewehr PM-1910, letzteres noch eine Konstruktion von vor dem ersten Weltkrieg. Die Deutschen hingegen waren mit dem Universal-Maschinengewehr MG43 ausgerüstet, zudem trugen viele Zug- und Gruppenführer bereits MP40/MP38.

Die Meinung der Soldaten im Krankenhaus war, dass man die sowjetische Armeefrührung Fehler des Krim- sowie des Ersten Weltkrieges widerholte und sie eigenen Soldaten nicht ausreichend mit modernen automatischen Waffen versorgt hätte. Tatsächlich war die Sowjetunion damals technisch recht gut aufgestellt. Man besaß mit dem Selbstladegewehr SVT-38/SVT-40 bereits ein modernes Gewehr, war jedoch nicht in der Lage dieses in ausreichender Stückzahl zu produzieren. Auch hatte man mit der PPD-34 bereist früh eine leistungsfähige Maschinenpistole, dessen Entwicklung jedoch auf Geheiß des stellvertretenden Volkskommissars für Verteidigung Gennadi Kulik eingestellt hatte. Erst 1939, durch die Erfahrungen mit der finnischen Suomi KP/-31, wurde die Entwicklung wieder aufgenommen und mündeten in der PPD-40, welche jedoch recht teuer in der Produktion war.

Kalaschnikow beschloss diesen Mangel an Maschinenpistolen zu beheben. Um so viel über Waffen zu lernen wie er konnte, lieh er sich die beiden Bücher von Wladimir Fjodorow aus der Bibliothek des Militärkrankenhauses aus. In diesen Bücher hatte Fjodorow beinahe alle bis dahin bekannten Waffen und deren Funktionsweise beschrieben. Zudem half ihm ein ebenfalls verwundeter Wissenschaftler beim Verständnis der naturwissenschaftlichen Grundladen der Waffentechnik. Kalaschnikow fertige Listen and und verglich die Vor- und Nachteile aller bis dahin bekannten Waffenklassen. Besonders fasziniert war Kalaschnikow von der Geschichte des einfachen Soldaten Jakow Ustinowitsch Roschtschepej, welcher bereits um 1900 bei der zaristischen Armee ein Selbstladegewehr entwickelt hatte, welches einen Drehkopfverschluss besessen hatte, das aber von der Armee abgelehnt worden war. Kalaschnikow zeichnete noch auf dem Krankenbett die ersten Skizzen seiner Maschinenpistole.

Arbeiten an der Maschinenpistole PPK-42 in Matai

Nach seiner Entlassung aus dem Militärkrankenhaus wurde Kalaschnikow ein mehrmonatiger Genesungsurlaub verschrieben. Also machte er sich auf zu nach Kurya im Altai, er überlegte es sich jedoch anders und ging nach Kasachstan zum Eisenbahndepot von Matai, um dort seine Maschinenpistole zu bauen. Der dortige Verantwortliche genehmigte den Bau der Waffe, da kurz zuvor 1941 ein offizieller Wettbewerb für eine neue Maschinenpistole ausgeschrieben wurde. So bekam Kalaschnikow die Bedingungen für das Ausschreiben mitgeteilt, zusammen mit einem Mosin-Gewehr, von welchem Kalaschnikow den Lauf und einige Kleinteile wie den Abzug verwendete. Eine große Hilfe bei der Verwirklichung der Waffe war ein Freund und Facharbeiter namens Genja Krawtschenka zudem halfen einige weitere Arbeiter in ihrer Freizeit.

So entstand mit der PPK-42 Kalaschnikows erste Waffe. Es war ein Maschinenpistole mit einfachem Masseverschluss ausgeführt als direkter Gasdrucklader, durch die Verwendung des Mosin-Laufes im Kaliber 7,62mm. Auffällig ist die Ähnlichkeit zur us-amerikanischen Thompson, sowie der Klappschaft, welcher verrät, dass Kalaschnikow bei allen seinen Waffen auch an Panzerbesatzungen dachte, zu denen er bis vor kurzem noch gehört hatte.

In dieser Zeit zeugt Kalaschnikow seinen ersten Sohn, welchen er zu ehren seines Bruders Viktor genannt hatte. Viktor Kalaschnikow wird in den 90er Jahren die Maschinenpistole Bison entwickeln.

Arbeiten an der Maschinenpistole PPK-42M in Alma-Ata

Nachdem der Leiter des Millitärkommisarriats von Matai die PPK-42 in ihrer frühen Form begutachtet hatte, schickte er Kalaschnikow nach Alma-Ata, um die Waffe weiter zu entwickeln. Als Kalaschnikow jedoch dort eintraf wurde er zunächst vom dortigen Millitärkommisarriats verhaftet und für vier Tage ins Gefängnis geworfen. Erst als sich die Sache geklärt hatte, konnte Kalaschnikow dort mit seiner Arbeit beginnen. Aufgrund der vorrückenden deutschen Wehrmacht, wurden viele kriegswichtige Fabriken und Institute ins Hinterland verlegt. So befanden sich in Alma-Ata (ab 1998 Almaty) eine Menge gut ausgebildeter Fachkräfte sowie Werkstätten. Kalaschnikow wurde einem Ingenieur und Professor für Luftfahrt von der Moskauer Universität vorgestellt, dessen Studenten ihm bei der Verbesserung seiner Maschinenpistole helfen sollten. Mit dieser Hilfe wurde aus dem einfachen Masseverschluss ein Übersetzter Verschluss mit einer recht eigenwilligen Arbeitsweise. Die späte PPK-42 besitzt eine separate Zündeinrichtung mit relativ großer Masse, durch sein zurücklaufen unter den Stoßbodenkräften zwingt der Verschluss die Masse dieser Zündeinrichtung zur Rotation. Beim Rücklauf kommt also nicht nur die Verschlussmasse zum tragen, sondern auch die radiale Masseträgheit der Zündeinrichtung. Das Gesamtgewicht des Verschlusses konnte so reduziert werden.

Reise nach Samerkand

Nach dem Abschluss der Arbeiten begab sich Kalaschnikow nach Samarkand, die Hauptstadt der Usbekischen-SSR, dorthin war die Artillerieakademie verlegt worden. Der berühmte Feuerwaffenexperte Anatolij Balgonrawow begutachtete die PPK-42 befand jedoch den übersetzten Verschluss als zu kompliziert und zu schwierig für die Massenproduktion. Balgonrawow war jedoch der Ansicht, dass man Kalaschnikow die Möglichkeit zu einem eigenen Studium geben sollte. Die verantwortlichen Militärs entscheiden jedoch, dass es nicht der geeignete Zeitpunkt dafür sei und so wurde Kalaschnikow ins Polygon von Kurowo nahe Moskau entstand, um dort die Entwicklung seiner Maschinenpistole abzuschließen und an den Test zur Ausschreibung für die neue Maschinenpistole teilzunehmen. Auf der Zugfahr dorthin begegnete Kalaschnikow das erste mal Sergej Simonow, dem Entwickler des Selbstladegewehrs AVS-36, welcher zu diesem Zeitpunkt am Karabiner SKS-31 arbeitete.

Im Polygon von Kurowo

Das Polygon von Kurowo faszinierte Kalaschnikow vor allem wegen seiner großen Waffensammlung. Wenn er nicht an seiner PPK-42 weiter arbeitete, studierte er die verschiedenen dort ausgestellten Waffen. Seine Maschinenpistole PPK-42 wurde sowohl in der ursprünglichen Version für 7,62mm als auch in einer neuen Version in 9mm nicht angenommen und unterlag der PPS-42 von Georgi Schpagin. Der Grund lag im einfacheren Aufbau der PPS gegenüber der PPK, sowie der günstigeren Produktionskosten.

Arbeiten am Schnellfeuergewehr AKK-44 in Taschkent

Trotz der Niederlage im Wettbewerb wurde Kalaschnikow mit einer neuen Aufgabe betraut, dieses mal sollte er eine Waffe konstruieren, welche auf der Schwelle zwischen leichtem Maschinengewehr und Schnellfeuergewehr lag. Dazu wurde er nach Taschkent, der Hauptstadt der Usbekischen-SSR gesandt. Die dort von ihm entwickelte Waffe war für die Mosin-Patrone 7,62x54mmR eingerichtet, welche sie aus einem 20 Schuss Magazin verschloss, das gewechselt werden konnte. Wie seine Maschinenpistole auch, hatte diese Waffe einen Klappschaft.

Der Wettbewerb für diese neue Waffe fand am 15.12.1943 statt, brachte jedoch keinen Sieger hervor und es wurde beschlossen, diesen neuen Waffentyp nicht einzuführen. Trotzdem wurde in diesem Zeitraum Kalaschnikow als regulärer Waffenkonstrukteur eingestellt und erhielt ein Gehalt von 1.500 Rubel im Monat.

Arbeiten am Karabiner SKK-44 in Kurowo

Kalaschnikow kehre nach Kurowo zurück und erfuhr dort unter der Hand, dass eine neue Patrone in der Entwicklung sein, für welche vier Waffen gesucht würden. Bei der Patrone handelte es sich um die neu entwickelte M43 Mittelpatrone, damals noch in den Abmessungen 7,62x41mm für welche ein Selbstladekarabiner, ein Maschinengewehr und ein Mehrladegewehr gesucht wurden. Mit diesen drei Waffen sollten beinahe die gesamte Rote Armee ausgerüstet werden. Es gab jedoch eine Ausnahme, alle Waffen welche nicht durch diese drei ersetzt werden konnten, sollten alle in eine Waffen ersetzt werden welche Awtomat (kyr. Автомат) zu Deutsch einfach "Automat" genannt wurde. Dies hätte das aus für die Maschinenpistole bedeutet, welche immer noch viele Gegner hatte, dessen Massenproduktion jedoch aufgrund der Not des Krieges toleriert wurde.

Kalaschnikow widmete sich, wieder Kurowo angekommen, der Entwicklung des Selbstladekarabiners. Die Gründe waren zum einen, dass das Groß der Armee mit dieser Waffen ausgerüstet werden sollte und zum anderen, dass vermutet wurde, dass der Awtomat als sprichwörtliche "einerlegende Wollmilchsau" nicht alle Aufgaben gleichzeitig erfüllen könne und deswegen genau so in Ungnade fallen könnte wie das Schnellfeuergewehr.

Die Arbeiten führten zum SKK-44, welcher trotz des S auch über Schnellfeuer verfügte. Als Magazin diente ein Laderahmen welcher, ähnlich wie beim us-amerikanischen M1 Garand mit dem Auswurf der letzten Patronenhülse aus der Waffe geschleudert wurde. Bei den ersten Tests, stellte sich diese Eigenschaft jedoch als verehrend heraus, denn der prüfende General bewertete diese Eigenschaft als zu kompliziert und verwirrend für den einfachen Soldaten und bemerkt: "Sie werden denken, dass ein Teil vom Gewehr abgefallen ist". Und zu Kalaschnikow: "[...]wenn es dir nur darum geht[...] originell zu sein, braucht du nicht mehr herzukommen."

In seiner Zeit in Kurowo lernte Kalaschnikow Alexej Sudajew kennen, dessen Maschinenpistole PPS-42 der von Kalaschnikow vorgezogen worden war und welche sich in verbesserter Form als PPS-43 zu diesem Zeitpunkt in Massenproduktion befand.

Ebenfalls in diese Zeit fällt die Entwicklung eines Einzelfeuer-Unterbrechers für das mittlere Maschinengewehr SG-43, welche es der Waffe erlaubte auch Einzelfeuer abgeben zu können.

Frühe Arbeiten am Awtomat in Kurowo

Betrübt, durch die Ablehnung seines Karabiners, kehre Kalaschnikow nach Kurowo zurück, wurde dort aber von einen Mitarbeiten aufgeheitert und schließlich dazu überredet an dem Wettbewerb für den Awtomaten teilzunehmen. Kalaschnikow rechnete sich keine guten Chancen aus, da andere Konstrukteure sich bereits mit dem Thema beschäftigten und es sich um eine sehr schwierige Aufgabe handelte, mit welcher die meisten Konstrukteure Neuland betraten.

Awtomaten gab es bereits seit 1916 mit dem Avtomat Federov (jedoch erst als 1921 als solcher bezeichnet), bei dieser Waffe handelte es sich um ein Schnellfeuergewehr für die japanische Patrone 6,5x50mm Arisaka. In den 30er Jahren entstanden verschiedene Zwischenwaffen, welche teilweise zu den Proto-Sturmgewehren gezählt werden. Darunter die AK-33 von Sergie Korowin, dabei handelte es sich quasi um eine vergrößerte Maschinenpistole für die US-Patrone .351 Winchester SL (met. 8,9 x 35 mm).

Der neue Awtomat sollte in der Lage sein, sehr vielfältige Aufgaben abzudecken. Darunter die meiner Maschinenpistole, jedoch sollte er ebenfalls als leichtes Maschinengewehr mit Magazin eingesetzt werden können, eine Rolle welche man heutzutage der IAR (Infantry Automatic Rifle, dt. Infanterie Automatik Gewehr) zurechnen würde. Damals erfüllte wohl die BAR in ihrer ersten Version aus dem Ersten Weltkrieg am ehesten diese Rolle. Von vielen etablierten Waffenkonstrukteuren, wurde das Konzept schlicht abgelehnt. Die damalige Patrone 7,62x41mm sei für eine MP zu stark und eine IAR wegen des leichten RPD nicht nötig. Viele Konstrukteure weigerten sich deswegen schlichtweg eine entsprechende Waffe einzureichen und konnten erst durch einen Befehl der Militärführung zur Teilnahme gebracht werden. Bei den Waffen derjenigen Konstrukteure, welche bereits ein erfolgreiches Modell einer anderen Waffenkategorie entwickelt hatten, handelte es sich einfach um umklammerte Versionen dieser Modelle. So bestand Tokarews Beitrag quasi aus einem SVT-40 mit 30 Schuss Wechselmagazin und angeflanschtem Pistolengriff.

1945 erging der offizielle Auftrag zur Einrichtung von Plänen für die neue Waffe. Das späte Datum ist mit der strengen Geheimhaltung der 7,62x41mm M43 Patrone zu erklären. Da die Militärführung eine Überalterung der Riege der Waffenkonstrukteure befüchtete, wurde entschieden, dass alle Pläne für den Wettbewerb unter einem Pseudonym einzureichen seien. Auf diese Weise wollte man verhindern, dass die alten bekannten Konstrukteure aufgrund ihres Namen übervorteilt werden würden.

Bei den Arbeiten an den Plänen, lernte Michail Kalaschnikow die Zeichnerin Katja Moissejewa, seine spätere Frau, kennen.

Awtomat Michtim

Als Pseudonym wählte Michail Kalaschnikow "Michtim" eine Zusammenziehung seines Vornamen Michail und seines in Russland typischen Vatersnames Timofejevitsch. Die Pläne wurden zur Jury nach Moskau gesamt und von dieser für gut befunden.

Arbeit an der AK-46 in Kowrow

Durch den Segen der Jury aus Moskau erhielt Kalaschnikow nun den Auftrag einen realen Prototypen zu fertigen. Jedoch waren zu diesen Zeitpunkt alle Werkstätten des Polygons in Kurowo besetz und so musste Kalaschnikow in die Stadt Kowrow. Diese Stadt war quasi um die dortige Rüstungsindustrie herum entstanden und das Heimwerk von Degtjarew. Damals wurde jedem wichtigen Rüstungswerk einer der bekannten Konstrukteure zugeordnet.

Das Ergebnis von Kalaschnikows Arbeit in Kowrow, wurde die AK-46 No.1. Diese Waffe war noch für die alten Abmessungen der M43 gekammert und wurde nach dem Kurzhub-Prinzip angetrieben, es war etwas schlanker, besaß Ladeheben und Sicherung auf der linken Gehäuseseite. Im Gegensatz zu den Modellen der anderen Kandidaten, handelte es sich bei der AK-46 weder um eine aufgeblasene Maschinenpistole oder einen kleinen Karabiner, sondern um eine von Grund auf auf ihre Aufgabe abgestimmte neue Waffe.

1946 verstirbt Sudajew plötzlich und scheidet somit aus dem Wettbewerb aus, während Degtjarew Desinteresse am Wettbewerb zeigte, es war zu diesem Zeitpunkt bereist 66 Jahre alt.

Tests im Polygon von Kurowo

Nach Beendigungen der Arbeiten am AK-46 wurde das Modell, zusammen mit anderen, einigen Zwischentests unterzogen. Das Ergebnis war das ausscheiden einiger kleinerer Konstrukteure. Die AK-46 sollte jedoch weiter entwickelt werden. Ein vom Team Kalaschnikow eingerechter Karabiner mit der Bezeichnung SSK No.3 wurde jedoch abgelehnt.

Bei seiner Rückkehr nach Kurowo sah Kalaschnikow Katja wieder.

Arbeiten an der AK-47 in Kowrow

1947 entwickelte Kalaschnikow die AK-46 zur AK-47 No.1 weiter. Entgegen den Regeln des Wettbewerbes, nachdem die Waffen nur noch verbessern, jedoch nicht grundlegend verändert werden dürften, arbeitete er die Waffe fast komplett um. Der Grund dafür waren das nur knappe abschneiden der AK-46 bei den Umwelttest, sowie kursierenden Gerüchen, dass diese bei der nächsten Phase der Tests Verschärft werden würden.

Kalaschnikow änderte das Antriebsystem von Kurz- in Langhub um und erhöhte die aus das Lauf entnommene Gasmenge, um eine zuverlässige Waffenfunktion auch bei Verschmutzung zu gewährleisten. Auch wich er vom bisherigen Dogma im Waffenbau ab, nachdem man mit allen Mitteln verhindern müsse das Dreck in die Waffe gelangen kann. Stattdessen schnitt er im inneren ausgedehnte Drecknuten, in welchen sich Dreck sammeln konnte, welche in die Waffe gelangt war, um dort nicht die Funktion der Waffe zu stören. Auch waren alle wichtigen Komponenten im wannenartigen unteren Gehäuseteil untergebracht, das obere Gehäuse war nur ein Deckel, welcher sich zur Reinigung der Waffe schnell und einfach abnehmen lies. Auch der Lauf wurde nun von 500 mm auf 420 mm verkürzt, um die Waffe für Panzerbesatzungen handlicher zu machen. Lediglich sein engster Mitarbeiter Sascha Saitzew war in diese Änderung eingeweiht.]

Kurz vor den anstehenden erneuten Tests willigen Kalaschnikow und Degtjarew ein, sich vorher gegenseitig ihre Prototyp zu zeigen. Nachdem Degtjarew die AK-47 begutachtet hat, kündigt er an, freiwillig aus dem Wettbewerb auszuscheiden. Er wird aber doch noch von seinen Vorgesetzten dazu überredet.

Test der AK-47 von 1947

Die besonders harten Test fanden vom 30.06 bis zum 12.10.1947 statt. Neben Kalaschnikow beteiligen sich auch Rukawischnikow, Bulkin, Dementjew und Korobow. Es fanden dabei auch Vergleichsschießen mit anderen wie wie dem AS-44, der PPSch-41 sowie dem deutschen Stg.44 statt. Dabei bleiben lediglich Kalaschnikow, Bulkin und Dementjew im Rennen von denen jeweils Vorserien gefertigt werden sollten.

Vorserie der AK-47 in Ischewsk

Anfang 1948 reist Kalaschnikow zusammen mit Sacha Saitzew und Ober-Leutnant Deikin in die Stadt Ischwesk, jedoch nicht in die Dortige etablierte Waffenfabrik, sondern in die Motorradfabrik der Stadt, wo eine Vorserie für Test gefertigt werden soll.

In der selben Zeit entsteht mit der PPK-47 "Model 1" zusätzlich eine Maschinenpistole mit einfachem Masseverschluss und eingerichtet für die Tokarev-Patrone 7,62x25mm sowie ein "Model 2" eingerichtet für 9x18mm PM. Einige Teile der Waffen stammen von AK-46 Prototypen. Warum diese Waffe entwickelt wurde ist unklar, es kann jedoch angenommen werden, dass Kalaschnikow nicht an das, von oben bestimmte, Aus für die Maschinenpistole als Waffenkategorie glaubte.

Arbeiten an der AK-48 in 7,62x39mm

Kurz vor dem Jahreswechsel 1947 1948 werden die Abmessungen der Patrone M43 von den ursprünglich 7,62x41 mm auf 7,62x39 mm geändert, um die ballistischen Eigenschaften unter arktischen Bedingungen zu verbessern. Die größte Änderung betrifft dabei das Geschoss, welches um 2 mm verlängert werden musste. Wäre nur das Geschoss verlängert worden, so hätten alle Waffen, welche zu diesem Zeitpunkt schon alle in der Endphase ihres Prototypen-Statium waren, von Grund auf neu konstruiert werden müssen. Um dies zu verhindern, würde die Patronenhülse um 2 mm gekürzt. Auf diese Weise bleibt die Gesamtlänge der Patrone beinahe identisch, es mussten lediglich andere Patronenlager in die Waffen geschnitten werden.

Diese Gelegenheit nutzen Kalaschnikow und sein neues Team in Ischwesk, um die AK-47 zur AK-48 weiter zu entwickeln. Diese Waffe erhielt einige Verbesserungen wie ein Mündungsgewinde anstelle der bis dahin eingesetzten Mündungsbremse. Aufgrund des geringeren Rückschlages der kürzeren Patrone konnte auf diese verzichtet werden. Zudem wurde der Schildzapfenblock nun anders in die Waffe genietet, was jedoch für Probleme sorge, welche bis zu den Tests nicht abgestellt werden konnten und so wurde eine AK-47 No.3 mit einem neune Lauf ausgestattet und anstelle der AK-48 zu den Tests nach Moskau geschickt.

Da die Modelle der Vorserie nicht vom eingesandten Modell abweichen durften, wurden Waffen nach Muster der AK-47 No.3 gefertigt aber für die neuen Abmessungen der Patrone M43 mit 39mm Hülsenlänge eingeklammert.

Test der AK-47 x39 von 1948

1948 werden in großangelegten Test bei der GAU in Moskau alle Kandidaten der Waffen für die neue Patrone endgültig getestet. Neben den Kandidaten für den Awtomat, werden auch die für den Karabiner sowie das leichte Maschinengewehr getestet. Bei einer Truppenerprobung mit der AK-47 in kleinem Rahmen, beschweren sich einige Soldaten über Ohrenschmerzen nach dem schießen, welche Kalaschnikow dadurch behebt, die Mündungsbremse zu entfernen, welche die AK-47 No.3 noch hatte und welche ohnehin nicht mehr so dringen benötig wurde wie noch bei Waffen mit 41 mm Hülsenlänge.

Serienproduktion

Noch vor der offiziellen Einführung sollte die Serienproduktion anlaufen, diese wurde von der Motorenfabrik in die eigentlich Waffenfabrik von Ischewks nach Ischmach verlegt. Erst 1949 wurde die Waffe offiziell als AK ohne Jahreszahl eingeführt, genauso wie der Karabiner SKS von Simonow und das leichte Maschinengewehr RPD von Degtjarew. Im selben Jahr erhielt Kalaschnikow und die beiden Anderen den Stalin-Preis für ihre Arbeiten. Das Groß der Roten Armee, seit 1946 Sowjet-Armee, wurde jedoch zunächst, wie geplant, mit dem SKS ausgerüstet. Die AK sollte zunächst nur an Truppführer und Spezialeinheiten ausgegeben werden, Panzerbesatzungen sollten die AKS mit Klappschaft erhalten. Da man jedoch bei weiteren Truppenversuchen erkannte, welche großen Wert der Avtomat hatte, beschloss man seine Existenz zunächst geheim zu halten, so wurden AKs nur sehr zögerlich überhaupt ausgegeben.

Zu dieser Zeit wird Kalaschnikow aus der Armee entlassen, er erhält dadurch den Rang eines Ober-Feldwebels der Reserve. Er lässt sich als Zivilist mit seiner Frau Katja und deren Kindern in Ischewsk nieder. Er führt seine Arbeit als Konstrukteur bei Ischmach vor und wird dabei, der Zeit entsprechend, gut bezahlt. Mit der Zeit steigt er erst zum stellvertretenden und schließlich zum Chefkonstrukteur auf.

Probleme mit der Serienfertigung, die AK-49

Ischmach war eine Fabrik, welche zwar schon seit Bestehen Waffen produziert wurden, welche aber noch kaum Erfahrung mit dem kaltverformen von Blechprägeteilen hatte. Aus diesem Grund gab es erhebliche Probleme mit der Herstellung der AK in der ursprünglich Version, welche Kalaschnikow aus Kowrow mitgebracht hatte. Bei dieser Version wurde die untere Wanne U-förmig um einen aus einem Schmiederohling gefrästen Schildzapfen herumgebogen, wobei anschließend Teile des Schildzapfens noch frei lagen. Selbst die Expertise deutscher Ingenieure konnte das Problem nicht lösen, da die im dritten Reich verwendete Blechprägetechnik darauf beruhte eine rechte sowie eine linke Waffenhälfte zu prägen und diese dann anschließen miteinander zu verscheißen.

Die Probleme mit der AK bezogen sich jedoch ausschließlich auf die Fertigung, wo viel Gehäuse durch die Qualitätskontrolle vielen. Waffen mit Gehäusen, welche diese bestanden, wurden nur selten von der Sowjetarmee beanstandet. Um das Problem trotzdem zumindest zeitweise zu umgehen, wurde die AK-49 entwickelt, welche das Blechprägegehäuse durch eines ersetzt, welches aus dem vollen aus einem Schmiederohling gefräst wird. Zudem erhielt die Waffe einen neuen steileren Griff, welche aus einem Stück gefertig wurde und eine neue Befestigung für den Kolben, mit welcher es jedoch Probleme gab.

1950 experimentierte das Team Kalaschnikow zusätzlich mit Zweibeinen, eine Version besaß ein Zweibein am Kornträger, ein anderen besaß einen Sturmgriff, aus welchem ein Zweibein ausgeklappt werden konnte, ähnlich dem heutigen GPS.

Zu dieser Zeit bezieht Kalaschnikow zusammen mit Katja ein Zimmer in einer Gemeinschaftswohnung. 1952 wird ihm von der Fabrik eine Zweizimmerwohnung zur Verfügung gestellt. 1953 wird seine jüngste Tochter Natascha geboren.

Arbeiten an der APK-50 Reihenfeuerpistole

Durch den Plan für die neue Bewaffnung von 1943 war die Maschinenpistole als Waffenklasse ausgeschieden. Man suchte jedoch eine Waffe mit hoher Feuerkraft auf kurze Entfernung, um Spezialeinheiten sowie Besatzungen von Fahrzeugen eine Waffe zur persönlichen Vereidigung zu geben. Die Wahl fiel die Schaffung einer neuen der Reihenfeuerpistole, diese sollte die Abmessungen einer Pistole haben, die damals neue Patrone 9x18mm verfeuern und mit einem Anschlagkolben ausgerüstet sein.

Kalaschnikow, der immer noch an die Wirksamkeit von Maschinenpistolen glaubte, und sein Team schufen daraufhin mit der APK-50 sowie der leicht verbesserten APK-51 eine entsprechende Waffe, welche jedoch in Test 1949 gegen die APS Stetschkin von Igor Stetschkin unterlag und nicht eingeführt wurde.

Wahl in den obersten Sowjet

1950 wird Kalaschnikow mit 30 Jahren als Abgeordneter in den obersten Sowjet gewählt. Er reist deswegen regelmäßig nach Moskau, um die Republik Utmurien zu vertreten. Jedoch tritt er erst 1953 in die Partei ein. Etwas, dass er vorher vermieden hatte, um zu verhindern, dass seine Vergangenheit als Flüchtling aufgedeckt wird. 1954 wird er nicht wieder gewählt, da er bei seinen Kollegen in Ungnade fällt. Der Grund dafür ist Chruschtschow Kampf gegen den Personenkult. Diese Kampagne richtete sich ursprünglich gegen den Personenkult um Stalin, weitere sich jedoch auch auf andere Prominente des Sowjetsystem aus, zu denen Kalaschnikow auf lokaler Ebene zählte. Einige seiner Mitarbeiter wendeten sich gegen ihn und warfen ihm neben Arroganz vor das Talent junger Entwickelter nicht anzuerkennen. Kalaschnikow wird diese Zeit später als die schlimmste seines Lebens beschreiben. Einige Zeit drauf verbessert sich das Klima jedoch wieder.

Die AK-53

Um auch das letzte Problem der AK-49 zu beheben bekam die Waffe eine neue Anbringung für den Festschaft und wurde zur AK-53 weiter weiterentwickelt. Dies ist jedoch lediglich eine interne Bezeichnung, die Sowjetarmee führte die Waffe weiter einfach unter der Beziehung AK.

Vereinheitlichung der Waffen

Die Verkürzung der Patronenhülse der M43 Patrone hatte einen besonders günstigen Einfluss auf die AK, die Waffe konnte auch ohne die Mündungsbremse bei kurzen Feuerstößen im Ziel gehalten werden und konnte die Rolle eines echten Sturmgewehrs einnehmen. Weniger günstig wirkte sich die Änderung auf die anderen beiden Waffen aus. Dem Karabiner SKS fehlte es jetzt an wichtiger Reichweite für die Waffe, eine geplante Version mit Zielfernrohr musste deswegen verworfen werden. Auch das leichte Maschinengewehr RPD hatte mit geringer Reichweite zu kämpfen und konnte so, entgegen der ursprüngliche Idee, nicht mehr als Unterstützungswaffe auf weite Entfernungen verwendet werden. Auch hatte die Waffe oft nicht genug Kraft einen frei hängenden langen Patronengurt zuverlässig zuzuführen. Das RPD war von einem Maschinengewehr, zu einem übermäßig schweren Schnellfeuergewehr degradiert worden.

Anfang der 50er Jahre veranlasste Stalin deshalb eine Vereinfachung der Waffe, welcher alle überflüssigen Modelle aller Waffengattungen zum Opfer fielen. Im Bereich der Handfeuerwaffen traf es als ersten den SKS Karabiner. Dieser hatte nur geringfügig mehr Reichweite als die AK, bei deutlich geringere Feuerkraft, durch das nicht wechselbare 10 Schuss Magazin. Das Groß der Sowjetarmee sollte nun mit der AK ausgerüstet werden.

Und das RPD, welches seiner Rolle als Universal-Maschinengewehr ohne hin nicht mehr gerecht werden konnte, zu ersetzten, entwickelte Kalaschnikow mit seinem Team eine Version der AK-53 als reines leichtes Maschinengewehr. Dazu erhielt die Waffe einen verlängerten Lauf, ein Zweibein und einen Fischbauchschaft, an welchen der Schütze sein zweite Hand anlegen konnte, wenn die Waffe auf dem Zweibein abgestellt war. Die RPK genannte Waffe hatte gegenüber dem RPD viele Vorteile. Ein an der AK ausgebildeter Schütze konnte auch das RPK bedienen, das RPK konnte im Notfall auch mit den Magazinen der AK geladen werden und es mussten weniger Ersatzteile in Vorrat gehalten werden.

AKK-53

Kalaschnikow und sein Team entwickelten auch eine Version der AK, welche mit einem längeren Lauf sowie einem längeren Handschutz ausgestattet war und damit Karabinerartiger sein sollte, diese AKK-53 entsprach jedoch nicht den Vorstellungen der Armee.

Ausschreiben der GAU von 1954

Die geänderte Strategie der Roten Armee verlang nun nach entsprechenden Handfeuerwaffen. Aufgrund der fortschreitenden Entwicklung von Atomwaffen wurde von der Idee der Infanteriewellen abgesehen und der Fokus auf motorisierte Infanterie gelegt. Diese sollte von Schützenpanzern, namentlich den BTR und BMP, bis auf Handwaffenreichweite an die gegnerische Front herangefahren werden, um dann abzusitzen um den Feind mit massivem Feuerniederhalten zu können. Auch wurde man sich der Bedeutung des beweglichen Orts- und Häuserkämpfen bewusst.

Das Groß dieser motorisierten und mechanisierten Infanteristen sollte mit dem AK und dem RPK ausgerüstet werden. Dazu war die aktuelle AK-53 mit ihrem spanabhebendem Herstellungsverfahren jedoch zu teuer. Zudem hatten der Wegfall einen Universal-Maschinengewehrs und eines präzisen Karabiner, Lücken in der Bewaffnung der Infanterie hinterlassen, welche geschlossen werden sollten. Die GAU (das sowjetische Ministerium für Artillerie) schreib 1954 einen entsprechenden Wettbewerb aus.

Kalaschnikow und sein Team entwickelten darauf hin die AKM, welche wieder, wie die ursprüngliche erste Serienversion der AK, im Blechprägeverfahren hergestellt wurde. Dabei wurde jedoch der Schildzapfen vollständig vom Wannenförmigen unteren Gehäuse umschlossen und eingenietet. Das RPK wurde zum RPKM, erhielt jedoch einen einen stärkeren Schildzapfen als die AKM. Zudem entwickelte Kalaschnikow ein 75 Schuss Trommelmagazin für das RPKM. Mit dem AKM kam ein neues Seitengewehr, welches als Bajonett sowie als Kampfmesser verwenet werden konnte. Auch war es möglich mit diesem Messer Draht zu durchschneiden, der unter Strom stand.

Tests im Polygon 1956

Erst 1956 kommt es zu den ersten Erprobungen der AKM. Neben der AKM wurden auch Modelle von Korobow und Konstantinow getestet, welche zwar über eine bessere Präzision verfügten aber weniger Umweltbeständig waren als die frühe AKM. Nach Beendigung der Test wird deswegen beschlossen, die AKM einzuführen und Kalaschnikow dem Titel "Held der Sozialistischen Arbeit" zu verleihen. 1959 wird die AKM offiziell eingeführt.

Da 1957 die Mutter des ersten Sohnes von Kalaschnikow stirbt, zieht Viktor Kalaschnikow mit 15 Jahren zu ihm und Katja. Im selber Jahr erhölt er die Auszeichnung "Rote Fahne er Arbeit".

Arbeiten am Maschinengewehr PK ab 1959

Um die Lücken in der Bewaffnung der Roten Armee zu schließen, hatte man schon 1946 das leichte Maschinengewehr DP ad hoc modifiziert, damit es an Stelle seines ursprünglichen Tellermagazins Patronengurte verschießen konnte. Die RP-46 genannte Waffe diente als Lückenfüller, wohingegen eine neue Waffe für präzisen Einzelschuss auf Entfernung nicht geschaffen wurde. Stattdessen blieben einige wenige Spezialeinheiten mit dem Mosin-Nagant mit PU-Zielfernrohr bewaffnet. Zudem sah die Armeeführung keine Verwendung für Scharfschützen im Atomzeitalter.

Kalaschnikow beschäftigte sich ab 1960 mit der Entwicklung eines universellen Einheitsmaschinengewehrs, diese sollte die damals schon veraltete Patrone 7,62x54mmR aus guten verschießen und sowohl als leichtes als auch als schweres Maschinengewehr einsetzbar sein. Zudem wurden Versionen für den Einbau in Panzer und Flugzeugen gefordert. Besonders wegen des vorstehenden Randes der Patrone war die Entwicklung extrem schwierig. Der Grund ist, dass man die Patronensorte nur nach hinten aus dem Grund herausziehen kann, da sich diese aufgrund ihres Randes nicht nach vorne aus dem Gurt herausschieben lässt, wie bei modernen Maschinenwaffen üblich.

Kalaschnikow und sein Team fanden jedoch eine Lösung in Form einer Kralle, welche die Patronen ergriff, nach hinten aus dem Gurt herauszog, um diese anschließend eine Etage tiefer in die Patronenkammer einführte. Durch diese Anordnung auf zwei Ebenen wurde das Ergebniss, das PK eine für ein uMG sehr kompakte und leichte Waffe, welche trotz allem mit der veralteten Munition zurecht kam. Viele Experten sehen im PK Kalaschnikows eigentlichen Geniestreich und weniger in der AK.

Das PK wurde 1961 offiziell bei der Sowjetarmee eingeführt, nachdem es sich in Test in Samarkand gegen seine Konkurrenz durchsetzen konnte. Für seine Arbeit am PK, bekam Kalaschnikow 1964 den Lenin-Preis. Es dauerte jedoch bin 1969 bis die geforderte Version für den Einbau in Panzern und gepanzerten Fahrzeugen bereit stand, dies wurde das PKT. 1969 wurde das PK leicht verbessert, was vor allem die Produktion vereinfachte und als PKM eingeführt.

Arbeiten am Scharfschützengewehr SVK ab 1959

Zeitgleich zum PK arbeitete Kalaschnikow mit seinem Team an einem halbautomatischen Scharfschützengewehr, mit dieser Waffe wollte die Armeeführung die Lücke schließen, welche durch den Wegfall des SKS mit Zielfernrohrs entstanden war. Der Grund war die zu geringe Leistung der Patrone 7,62x39mm. Entsprechen wurde eine Waffe für die alte Mosin-Patrone 7,62x54mmR gefordert, ein schwieriges Unterfangen, denn der Rand der Patrone verursachte in modernen Waffen mit Kastenmagazinen immer wieder sogenannte Randhänger, dabei blieb die obere Patrone bei der Zuführung aus dem Magazin am Rand, der darunter liegenden Patrone hängen.

Als Basis für diese Waffen verwendeten Kalaschnikow und sein Team das RPK, welches dank seines verstärkten Schidzapfens den höheren Drücken der Mosin-Patrone standhalten konnte. Um die Präzision der Waffe zu verbessern, wurde jedoch auf ein Kurzhub-Gassystem gesetzt. Trotzdem unterlag 1961 die SVK-59 dem SVD-61 von Simonov, welche 1963 als SVD eingeführt wurde.

1960 verbessern sich, ähnlich wie im Rest der Sowjetunion, die Lebensverhältnisse und die Familie Kalaschnikow kann in ein "Finnisches Haus" umziehen, welches nach den finnischen Kriegsgefangenen benannt ist, die er erbaut haben. Dabei handelte es sich um eine sogenannte "Isba". Welche sie jedoch später verlassen, um in einer modernen Wohnung unterzukommen, welche die Fabrik Kalaschnikow zur Verfügung stellte.

Erneute Wahl in der Obersten Sowjet

1966 wird Kalaschnikow wieder als Abgeordneter in der obersten Sowjet gewählt, eine Funktion welche erst wieder 1988 endet. Auf politischer Ebene erreicht er so den Bau von wichtigen Straßen, Krankenhäusern, Schulen und einer Musikschule direkt neben seiner Wohnung.

Ebenfalls 1966 wird Kalaschnikow Großvater, als sein erster Sohn Viktor einen Sohn bekommt.

Experimente zur Rückschlagreduktion von 1964

Eine der größten Schwächen der AKM war nach wie vor die geringe Stabilität bei Dauerfeuer. Mit der Waffe konnten nur kurze Salven gezielt abgegeben werden, bevor sich die Waffe aus dem Ziel bewegte. Neben dem Geschossrückstoß waren die enorme bewegte Masse, sowie der Raketeneffekt, der aus der Mündung austretenden Pulvergase, hauptverantwortlich dafür.

Um den Part des Verschlussträgers anzugehen, baute man ein Gegengewicht in die Waffe ein, welches nach vorne getrieben wurde, sobalt sich der Verschlussträger nach hinten bewegte. Dieses Gegengewicht war jedoch in einer Scheibe über dem Lauf angebracht, was die Waffe im Einsatz zu unhandlich machte. Die Entwicklung wurde zwar eingestellt, die Grundidee führte jedoch zur Entwicklung von AL-7, AEK-971 und AK-107.

Die Lösung für den Raketeneffekt war erfolgreicher, er bestand in einem einfach abgeschrägten Kompensator, dieser wurde ab 1971 bei fast alles AKM und AKMS der Sowjetarmee nachgerüstet.

Aufkommen der 5,45x39mm Patrone

Nachdem die US-Amerikaner während des Vietnamkrieges gute Erfahrungen mit einer SCHV (Small Calibre High Velocity) Patrone gemacht hatten, namentlich der 5,56 x 45 mm M193 entschied sich die Armeeführung ab 1969 die Entwicklung eigener Patronen dieser Art vorzusetzen. Dieser Munitionstyp erhält seine Wirkung nicht durch ein großes Kaliber in Verbindung mit einer großen Geschossmasse, sondern vor allem aus der hohen Geschwindigkeit des Geschosses. Um dies zu erreichen, wird das Geschoss im Kaliber verkleinert, die Pulvermenge aber beinahe gleich gelassen. Ein großer Vorteil für den Soldaten ist dabei, dass SCHV-Munition in der Regel leichter ist als herkömmliche Kurzpatronen-Munition und er so mehr Munition tragen kann.

Da die Sowjetarmee mit den bisher verwendeten Waffen zufrieden war, wurde die neue sowjetischen SCHV-Patrone so designt, dass sie fast die gleiche Gesamtlänge hatte wie die alte 7,62x39mm M43, das Ergebnis war die 5,45x39mm M74. Kalaschnikow persönlich war gegen diesen "Schnellschuss" und hätte leider die 7,62x39mm M43 gründlich überarbeitet.

Die AK-74

Trotzdem beteiligte er sich mit seinem Team an der Ausschreibungen für die neue Waffe. Die Ergebnisse Waren ab 1970 beinahe unveränderte Versionen der AKM für die neue Patrone. Um den verschräften Bedingungen des angekündigten Wettbewerbes jedoch gerecht zu werden, verbauten Kalaschnikow und sein Team seit langem wieder eine Mündungsbremse mit vorgelagerter Expansionskammer mit Kompensatorbohrungen. Dieses Modell wurde 1974 als AK-74 eingeführt, nachdem es sich in Test gegen ein Modell der Waffenschmiede Kowrow durchgesetzt hatte, wo Kalaschnikow das erste Modell der AK-47 gefertigt hatte. Durch seine Arbeit am AK-74 wird Kalaschnikow mit dem "Order der Oktoberrevolution" ausgezeichnet.

Ein im gleichen Zeitraum entwickeltes leichtes Maschinengewehr mit Ähnlichkeiten rum RPF und Gurtzuführung der neuen Patrone M74 wird nicht angenommen. Auch eine Version des PKM für diese Patrone stoßt auf kein Interesse bei der GRAU. Stattdessen wird das RPK M als RPK-74 eingeführt.

In den 70er Jahren reist Kalaschnikow das erste mal ins Ausland nach Bulgarien, wo er unter dem falschen Namen Sidorow die dortigen Fabriken besucht.

1972 erhält Kalaschnikow eine Postkarte des us-amerikanischen Historikers Edward Clinton Ezell welcher zu deiner Zeit an seinem Buch "AK-47 Story" schreibt. Da die Behörden einen Kontakt zunächst verhindern, erscheint dieses Buch 1988 ohne Kalaschnikows Mitwirken.

Arbeiten am OA-70-X

Um die Produktion der AK zu vereinfachen, dachten Mitglieder des Teams Kalaschnikow schon früh an einen übersetzten Masseverschluss. Dies war jedoch aufgrund der sehr Kegelförmigen M43 nicht möglich, da ein sehr früher Auszug der Patrone zu einer Überschreitung der Sicherheitsstrecke geführt hätte. Mit der neuen Patrone änderten sich die Rahmenbedingungen und so wurde mit der OA-70-X die Idee wieder aufgenommen. Die Waffe wurde durch direkten Gasdruck angetrieben, welche die Patronenhülse gegen den Verschluss nach hinten drückte. Dabei hätte der Verschlusskopf seine Bewegung auf den Verschlussträger via eines Hebels übertragen, dessen Armen so berechnt waren, dass der verschlussträger beschleunigt worden wäre. Ein ähnliche Form der Übersetzung wird 1971 beim französischen Sturmgewehr FAMAS eingesetzt werden.

Stagnation der Handfeuerwaffenenticklung in der UdSSR

Um 1975 entschied der amtierende Generalsekretär der Sowjetunion Chruschtschow, dass den Handwaffen der Infanterie in einem nuklearen Krieg keine sonderlich große Bedeutung mehr zukommen würde. Das Militärbudget wurde demnach vor allem für Nuklearwaffen und die damit bestückten Interkontinentalraketen aufgewendet.

Demnach wurden kaum neue Wettbewerbe ausgeschrieben. Entsprechend dem sozialistischen System, wurden Kalaschnikow und sein Team jedoch nichts arbeitslos, sondern entwickelten weiter. Jedoch wurden viele der zu dieser Zeit entwickelten Prototypen verschrottet. Nach Kalaschnikows eigener Aussage hatte Ischmach einen Arbeiter alleine dazu abgestellt, alle Prototypen, die Kalaschnikow fertigte, zu verschrotten.

Trotzdem wurde Kalaschnikow 1971 vom Technischen Institut in Tula der Doktortitel der Technischen Wissenschaften verliehen. 1976 erhielt er die zweite Auszeichnung zum "Helden der sozialistischen Arbeit".

Zur Amtszeit Gorbatschows erhält Kalaschnikow die Ehrenmedaille der Maschinenbauer.

Arbeiten an der AKS-74U 1979

Bereits mit dem ersten Plan für die vier Waffen von 1943 für die 7,62x41mm Patrone, war die Maschinenpistole aus der Bewaffnung der Roten Armee gestrichen worden. Mit der Entwicklung immer engerer Panzer wie dem T-72 wurde jedoch klar, dass die AK-74 selbst in der Version mit Klappschaft, AKS-74, nicht mehr als Waffe für die Besatzungen aller Fahrzeugen tauglich war. Aus diesem Grund wurde 1977 eine Ausschreibung für eine Kompakte Waffe ausgeschrieben. Eine der Bedingungen war jedoch, dass diese ausdrücklich die Ordonanzpatrone 5,45x39mm M74 verwenden sollte und nicht die damals übliche Pistolenmunition 9x18mm PM.

Eine echte Maschinenpistole konnte so nicht konstruiert werden. Kalaschnikows und sein Team taten jedoch ihr bestes und schufen eine Waffen, welche im Westen zu dieser Zeit als Commanda, heute als Sub-Carbine, bezeichnet worden wäre. In der Sowjetunion blieb es ein Awtomat, jedoch mit dem Zusatz U für Ukorotschenyj zu Deutsch verkürzt. Die Waffe setzt sich in Test gegen die Konkurrenz durch und wurde 1979 als AKS-74U offiziell eingeführt.

Parallel zur AKS-74U, entstand mit der PPL eine Version der Waffe für die Patrone 7,62x25mm Tokarev. Wahrscheinlich waren Kalaschnikow und sein Team der Meinung, dass man so die Jury davon hätte überzeugenden können, dass die Einführung einer richtigen Maschinenpistole sinnvoller wäre. Die PPL wurde jedoch abgelehnt.

Spezialwaffen für das Ministerium des Inneren

Mit dem beginn der 80er Jahre und der in der Sowjetunion damit verbundenen Perestroika, verlangt das Ministerium des Inneren immer stärker nach Spezialwaffen. Der Hintergrund ist der gefürchtete Anstieg der Kriminalität sowie der Separatismus. Kalaschnikow und sein Team entwickeln daraufhin einige Prototypen hoch spezialisierter Waffen. Zu diesem Zeitpunkt ist jedoch sein Sohn Viktor Kalaschnikow federführend.

Interviews mit Ezell 1989

Erst als sich im Rahmen der Perestroika die Zügel lockern, kann sich Kalaschnikow mit dem US-Historiker Ezell treffen, welcher ihn für mehrere Tage interviewt. Diese Interviews bilden die Grundlade für das 2001 erschienen Buch "Kalashnikov: The Arms and the Man", welche auf Deutsch unter dem Titel "Kalaschnikow, Das Genie und sein Lebenswerk" 2011 erschien. Die Videoaufzeichnungen der Interviews sind mittlerweile auf Youtube frei verfügbar.

Reise in die USA

1990 reist Kalaschnikow auf die Einladung Ezells hin in die USA, wo er neben Eugene Stoner, den Schöpfer des M16, auch Bill Ruger, den Leiter der größten Handfeuerfaffenfabrik in den USA und Uziel Gal, den Schöpfer der Uzi, kennen.

Reise nach China

1991 wird Kalaschnikow von chinesischen Industriellen der NORINCO nach China eingeladen, um die dortigen Produktionstädten der Typ-56 zu besichtigen. Beim Beschuss einer QBZ-95B erleidet er jedoch einen Hörschaden.

Zusammenbruch der Sowjetunion

Den Zerfall der Sowjetunion als solches Betrachtete Kalaschnikow eher neutral und begrüßte zunächst die gewonnen Freiheiten. Was ihm jedoch missfiel war die anwachsende Kriminalität vor allem unter jungen Leuten. Zudem war er der Ansicht, dass man die staatlichen Betreibe nicht hätte privatisieren dürfen, da diese vom Volk über Jahre mühsam aufgebaut wurden und nun quasi verschenkt worden seien.

Generaldirektor von Rosvoorujenije

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist Kalaschnikow quasi in Rente, jedoch werden ihm, aufgrund seiner Bekanntheit immer wider verschiedene Posten angeboten. Zudem treten immer wieder damals neu gegründete Firmen an ihn heran, um mit seinem Namen und mit seinem Gesicht Geld zu verdienen.

Eines der wenigen für ihn erfolgreichen Projekte war die Arbeit als Generaldirektor bei Rosvoorujenije.

Entwicklung der AK-74M ab 1991

Um die Anzahl der in der neu gegründeten Russischen Armee eingesetzten AK-74 Versionen zu reduzieren, wird ab 1991 die AK-74M entwickelt. Sie soll die Modelle AK-74, AK-74N, AKS-74 und AKS-74N in einem Modell vereinen. Dazu bekommt jede Waffen einen klappbaren Vollschaft sowie eine Schäftung aus schwarzen Kunststoff und eine Seitenmontage für Optiken. Der kurze Zeitraum der Entwicklung lässt vermuten, dass es sich um eine Idee aus Sowjetzeiten handelte, welche aus Geldmangel jedoch damals nicht umgesetzt werden konnte,

Export der Saiga 1996

Ab 1996 wird die inzwischen privatisierte Fabrik, nun Firma, Ischmach profitabel. Der Grund ist der erfolgreiche Export von Saiga-Gewehren für die Jagt. Diese Waffe war von Kalaschnikow und seinem Team noch zu Sowjetzeiten aus der AKM entwickelt worden, um einer Plage von namensgebenden Saiga-Antilopen in Kasachstan Herr zu werden. Trotz seinem quasi Status als Rentner, arbeitete Kalaschnikow zu deinem Zeitpunkt mit an der Verbesserung der Waffen.

Auszeichnung durch Boris Jelzin 1997

Im Jahr 1997 wird Kalaschnikow von Boris Jelzin in den Kreml eingeladen und erhält dort eine "Ehren Pistole". Bei dieser handelte es sich jedoch, nach Kalaschnikows Aussage, um eine herkömmliche gebrauchte Pistole. Als Kalaschnikow dieses öffentlich machte, boten Vertreter des Kremls an, diese Pistole zu vergolden. Kalaschnikow bestand jedoch darauf, dass die Pistole so bleiben sollen wie sie sei, um sie später so im geplanten Kalaschnikow-Museum auszustellen. Kalaschnikow war kein Freund von Jelzin und seiner Politik.

1998 erhält Kalaschnikow den St.Andreas-Odern einen russischen Staatspreis.

Als um 1999 die Welt erfährt, dass Kalaschnikow nach wie vor den Rang eines Oberst-Feldwebels der Reserve hat, wird er 1999 zum Divisionsgeneral befördert.

Entwicklung der AK-100 Serie

Um die Wirtschaft der jungen Russischen Föderation zu stärken werden die Waffen des Kalaschnikows-Systems neu aufgelegt. Als Grundlage dafür dient die vor kurzem entwickelte AK-74M. Es entstehen zunächst konservative Modelle in 7,62x39mm und 5,45x39mm - AK-101 bis AK-104. IN wie weit Kalaschnikow selber noch in die Entwicklung eingebunden war ist unbekannt. Die weiteren Modelle ab der AK-107 bis zur AK-109 enthalten zwar das von Kalaschnikow und einem Team entwickelte Gegengewichtsystem, Federführend ist jedoch Yourij Alexandrow.

Annahme des AN-94 "Abakan"

1997 wird das Projektes Abakan der Streitkräfte der Russischen Föderation offiziell abgeschlossen und endet mit der Einführung des Gewehrs AN-94. Damit ist die AK-74M nicht mehr das Hauptordonanzgewehr der Armee. Kalaschnikow hat die Entscheidung akzeptiert und lobte den Entwickler Gennadij Nikonow als einfallsreich und kreativ. Gleichzeitig kritisierte Kalaschnikow jedoch die Komplexität der Waffe.

Praktisch wurde die AN-94 jedoch nur auf dem Papier eingeführt, die Stückzahlen erreichten in der russischen Armee nie die der AK-74 und AK-74M. Die offizielle Einführung wurde zurückgezogen.

Die Kalaschnikow-Stiftung 2002

Im Jahre 2002 gründet Michail Kalaschnikow die Kalaschnikow-Stiftung, dessen Vorsitzende seine Tochter Lena wird. Die Aufgabe der Stiftung ist es vor allem gegen Falschinformationen vorzugehen, welche damals vorwiegen in der neue etablierten Klatschpresse der Russischen Föderation kursierten.

Die AK-200

Die AK-200 von 2010 ,nicht zu verwechseln mit der AK-200 von 2018, ist der erste Versuch eine AK von Grund auf mit modernen Zubehörschienen auszuliefern. Ob Kalaschnikow selber daran mitgewirkt hat ist nicht bekannt. Unzuverlässigen Quellen zufolge soll er einen Bedenken geäußert haben. Grund soll das zu hohe Gewicht gewesen sein sowie zu geringer Nutzen von Zubehör wie Taschenlampen für den normalen Soldaten.

Die frühe AK-12

Kalaschnikows Meinung zu den verschiedenen Versionen der AK-12 ist nicht gesichert.

Quellen:

Эволюция Стррелкового Оружия von Wladmimir Fjedorow

Kalaschnikow, Das Genie und sein Lebenswerk von Edward Clinton Ezell

Visier Spezial Nr.25 Kalaschnikow Der Konstrukteur und seine Waffe Vom AK 47 zum PK von Sascha Numßen, Dr. David Th. Schiller

The AK-47 and AK-74 Kalashnikov Rifles and Their Variations vonJoe Poyer

AK47 Assault Rifle The real weapon of mass destruction von Nigel Bennet

AK47 The Complete Kalashnikov Family of Assault Rifles vonDuncan Long

Kalashnikov AK47 Series The 7.62 × 39 mm Assault Rifles in Detail von Martin J. Brayley

Legends and Reality of the AK, A Behind-the-Scenes Look at the History, Design and Impact of the Kalashnikov von Val Shilin & Charlie Cutshaw

Оружие Калашникова - Kalashnikov Arms von Alexei Nedelin

AK47, The Story of the Peoples Gun von Michael Hodges

The AK-47 Assault Rifle von Wyant LaMont

Sowie die Biographie: Mein Leben von Michael Kalaschnikow & Elena Joly

Der Text erschien erstmals am 8. Mai 2023 als Artikel Michail Kalaschnikow im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.