8. Mai 2022

Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader mit Gasaufleitung, Drehkopfverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch indirekt wirkenden Gasdruck, durch Aufleitung auf den Verschlussträger. Verriegelt durch Drehung des Verschlusskopfes. Eingesetzt bei Ljungman m/42 und MAS-49/53 mit anderer Verriegelung.

Indirekter Gasdrucklader mit Gasaufleitung, Drehkopfverschluss
Indirekter Gasdrucklader mit Gasaufleitung, Drehkopfverschluss

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, das Treibladungspulver in der Patronenhülse setzt sich in Pulvergase um. Der Druck dieser Gase wirkt zu allen Seiten hin, der Druck welcher auf das Heck des Geschosses wirkt, treibt dieses aus dem Hülsenmund heraus. Sobald das Geschoss im Lauf in den Übergangskonus eintritt und die Hülse kein Geschlossenes System mehr darstellt, ist der Druck in der Lage, die Patronenhülse nach hinten zu treiben. Da diese vom Verschlusskopf (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Kraft von der Patronenhülse auf den Verschluss. Dieser ist jedoch durch seine Verriegelungswarzen (dunkel rot) so im Schildzapfen des Laufes verriegelt, dass eine Rückwärtsbewegung nicht möglich ist. Der Verschluss ist Kraftschlüssig verriegelt.

Wenn das Geschoss die Gasentnahmebohrung im Lauf passiert, können Pulvergase aus dem Lauf in das Gasröhrchen (hell grau) gelangen. Dieses Röhrchen leitet den Gasdruck zurück zum Verschlussträger (lila) und wirkt dort auf dessen Stirnfläche.

Bild 3: Durch den Druck auf seine Wirkfläche, wird der Verschlussträger (lila) nach hinten gedrückt. Dabei gleitet er über den Verschlusskopf hinweg, zunächst ohne diesen zu bewegen.

Bild 4: Im Verschlussträger (lila) befindet sich eine Steuerkurve in welchem der Steuerbolzen (dunkel rot) des Verschlusskopfes läuft. Sobald der Verschlussträger (lila) eine bestimmte Strecke zurückgelaufen ist, kommt der Steuerbolzen (dunkel rot) der Verschlussträgers (rot) mit der Steuerkurve in Kontakt. Diese Kurve zwingt den Steuerbolzen (dunkel rot) zu einer Aufwärtsbewegung. Diese Aufwärtsbewegung wird durch die Verbindung zwischen Steuerbolzen (dunkel rot) und Verschlusskopf (rot), in eine Drehbewegung des letzteren verwandelt. Bei dieser Drehbewegung, werden gleichzeitig die Verriegelungswarzen (dunkel rot) des Verschlusses (rot) aus dem Schildzapfen des Laufes (dunkel petrol) heraus gedreht. Das Ganze dauert so lange, dass das Geschoss mittlerweile den Lauf der Waffe verlassen hat.

Bild 5: Sobald das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen hat, kommt es im Lauf zu einem rapiden Abfall des Gasdruckts. Dies ermöglicht zum einen das gefahrlose Ausziehen der Patronenhülse, zum anderen steht der Waffe jedoch kein Antrieb mehr zur Verfügung. Der Verschlussträger (lila) hat jedoch genug Bewegungsenergie aufnehmen können, um seinen Rücklauf zu Ende zu führen. Dabei schleppt er den Verschlusskopf (rot) mit, da der Steuerbolzen (dunkel rot) im Ende der Steuerkurve hängen bleibt. Es erfolgt ein Zwangsauszug der Patronenhülse.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

waffentechnik.wordpress.com

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