22. April 2024

MOKITOWN, meine Erinnerungen

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neuen Beitrag zum Thema Soziale Medien aus einer Zeit als es den Begriff so noch gar nicht hab, zu einem "Chat", den es nicht mehr gibt.

Da ich darum gebeten wurde, geht es heute um MOKITOWN, einen Chat ... oder ist es eher ein Spiel? Das werde ich versuchen hier zu erklären. Aber erstmal muss ich mich leider dafür entschuldigen, dass ich keinen Screenshots zeigen kann, da ich damals einfach keine gemacht habe. Zudem handelt es sich um gut 20 Jahre alte Erinnerungen, es kann also sein, dass ich das ein oder andere nicht so genau wiedergebe.

Aber erstmal zum Namen, Mokitown schlüsselt sich auf in Mo-Ki-Town. Das stand für Mobile Kids Town. die Imitative Mobile Kits gibt es auch heute noch und ihr Ziel war es, Kinder sicher auf den Straßenverkehr vorzubereiten. Deswegen zieht sich das Thema, wie ein roter Faden durch den Chat.

Mein erster Kontakt mit Mokitown, war auf einem Geburtstag einer Tochter einer Freundin meiner Mutter. Da der Vater der Familie in der IT arbeitete, gab es dort zeitlich unbegrenztes Internet (Flatrate) und auch einen leistungsfähigen PC. Das wird so um das Jahr 2001 gewesen sein, wo beides noch lange nicht selbstverständlich war. Ich hatte zwar schon Chats von vorherigen Besuchen bei der Familie aber diese langweiligen Textfenster haben mich nie groß interessiert.

Mokitown war anders und deutlich weniger abstankt. Es war eine bunte Pixelwelt mit sich bewegenden und sprechenden Figuren. Ich war selbst vom zuschauen fasziniert von dieser bunten Welt, welche eher aussah wie ein Videospiel und auf den ersten Blick wenig mit anderen Chat zu tun hatte.

Soviel zu mir, jetzt mal zu Mokitown. Als erstes lief es leider nicht auf jedem Rechner, es wurde zwar durch das Aufrufen einer Internetseite im Internet Explorer gestartet, verlangte aber die Installation des Shockwave-Players, einer Zusatzsoftware, welche nicht auf jedem PC lief.

Aber genug Technik, kommen wir ins Spiel. Man musste sich zunächst anmelden, dabei konnte man zwar eine E-Mail Adresse angeben, da man aber keinen Link in einer Bestätigungs-Email anklicken musste, konnte man sich auch einfach eine ausdenken. Sich unendlich viele Accounts zu erstellen war demnach kein Problem, das wird später nochmal wichtig.

Anschließen konnte man seinen "Moki" gestalten, welchen man heute als Avatar bezeichnen würde, zur Auswahl standen eine ganze Reihe von Frisuren, Oberteilen, Hosen und - ich meine es waren zwei Arten von Schuhen. Unter den Frisuren stach vor allem eine schwarze Rasta Frisur heraus, welche als einzige einen Kinnbart trug und in der damaligen Zeit extrem populär war.

An Oberteilen gab es eine noch größere Vielfalt, jedoch ohne bauchfreie Optionen, trotz der damaligen Mode. Wahrscheinlich wegen des jungen Zielpublikums. Besonders beliebt waren ein grüner Kapuzenpullover und eine schwarze buffige Jacke, welche oft als Weste bezeichnet wurde. Um diese Kleidungsstücke, werden sich später Clans, bilden.

Hosen waren ziemlich unspektakulär, eine Adidas-Hose stach zwar heraus war aber recht unpopulär, zudem hatte diese, eher weniger wegen Markenrechten, sondern wegen der begrenzten Auflösung, nur einen Streifen.

Um seinem Moki ein optisches Geschlecht zugeben, musste man sich entweder für eine eindeutig weibliche Frisur oder entsprechende Farben der Kleidung entscheiden. Sämtliche Kleidung war mit sämtlichen Frisuren kombinierbar, mit Ausnahme der Mützen, diese ließen die Frisur komplett verschwinden.

Die recht begrenze Auswahl an Schuhen beschränkte sich auf weiß, schwarz, braun. Wird aber weit später um ~2006 noch durch ein Schuhgeschäft erweitert.

Nun aber auf ins Spiel. Man startete auf einem Platz in einer Stadt mit einigen Sitzbänken und es macht den Anschein, als wäre man auf einer Staßenbahn gestiegen. Meist war dieser Platz schon mit anderen "Moki" bevölkert. Ihre Chats erscheinen nicht in einem gesonderten Fenster, sondern direkt über ihren Köpfen für ein paar Sekunden. Schreibt man erneut etwas, verschwinden alte Sätze schneller.

Meist befanden sich auf diesem Platz exzentrische Spieler, welche um jeden Preis Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ein Moki in schwarzen Klamotten über den Platz lief, Zielen aus einem damals populären Emo-Song über seinem Kopf lesbar waren und er immer wieder die Phase *sing* schreib. Erste Person singular mit Astrixen für Tätigkeiten, waren damals üblich, um anzuzeigen, was man macht, den die Mokis konnten nicht viel. Heute würde man sagen er "rollplay'te".

Da man sich immer noch in einem Webbrowser befand, hatte man eine freie Maus und die Tasten waren hauptsächlich zum chatten gedacht. Um seine Spielfigur zubewegen, klickte man zu Beispiel auf den Platz vor einem und der Moki setzt sich zur gewünschten Stelle in Bewegung. Dabei war die Welt in Blöcke aufgeteilt, jeder so groß wie ein Moki. Mit einem Klick auf bestimmte Gegenstände, konnte man mit diesen interagieren. Ein Klick auf einen der Bänke und man konnte sich setzen.

Am interessantesten war wohl der Roboter, welcher über den Platz schwebt. Zu Anfang sah er eher aus wie ein gelber Briefkasten mit Stralantrieb, später wurde er zu einem klassischen Silbernen Roboter. Klickte man diesen an, so stellte dieser einem eine Frage. Meist handelte es sich dabei um Fragen zur Verkehrssicherheit aber es waren auch Fragen zu Allgemeinbildung dabei. Beantwortete man diese Frage richtig, so erhielt man ein wenig von der Spielwährung Mokidollar.

Laut besagter Tochter, ging es jedoch am schnellsten, wenn man die Frage nicht richtig beantwortet, sondern so schnell es geht immer wieder auf den Roboter und auf eine zufällige Antwort klickt. Da falsche Antworten nicht bestraft wurde, war das gar nicht mal so falsch. Als ich Mokitown aber zwei Jahre später selber gespielt habe, habe ich lieber die Fragen und Antworten auswendig gelernt. Nach den ersten zwei Worten der Frage, wusste ich auf welche Antwort mit welchem Anfangsbuchstaben ich klicken musste, dies ging dann noch schneller. Es waren aber auch nicht viele Fragen.

Aber was machte man mit den Mokidollar? Zunächst konnte man sich neue Klamotten kaufen, was aber nur bedingt sinnvoll war, denn soweit ich mich noch erinnern kann, gab es keine Klamotten zu kaufen, welche man nicht im Startbildschirm auswählen konnte. Meist hat man sich also nur noch eine Jacke dazugekauft und eine Mütze, welche die Frisur verdeckt, wenn man sich schnell vor Jemandem verstecken wollte.

Etwas sinnvoller waren dagegen ein Fahrrad und ein Roller, mit welchen man sich ein wenig schneller bewegen konnte aber auch nur ein wenig und man durfte sie nicht überall benutzen. Die Verwendung des Fahrrades wurde einem in Innenräumen per Texteinblendung versagt. Die wenigsten Spielen hatten diese Vehikel.

Auch von zweifelhaftem Nutzen war ein Walkman, welchen einem kurze Midi-Stücke abspielen konnte, die man nur selbst hören konnte.

Den mit weitem Abstand größten Nutzen hatte das Handy. Dieses war zwar so teuer, dass ein normaler Spielen eine gutes Stunde mit dem Roboter rätseln musste aber es beinhaltete das, was man heute als Freundeslist kennt. Man konnte andere Mokis hinzufügen und denen schreiben, egal wo sie sich in der Welt befanden. Zudem erscheinen Namen von Freunden in der Anrufliste, wenn diese online waren. Ausgesprochen praktisch. Zudem war ein Handy ein Anzeichen dafür, dass man es mit einem regelmäßig wiederkehrenden Moki zu tun hatte und nicht mit einer Eintagsfliege, die man nie wieder sieht oder einem Ghost, dessen Bedeutung ich noch erklären werde. 

Aber zurück in die Welt, von dem großen Platz aus kann man in mehrere Richtungen. Im nachhinein betrachtet war die Welt von Mokitown recht vielfältig und für damalige Verhältnisse echt groß leider waren nur wenige Ort wirklich belebt.

Verließ man den Platz nach links, so musste man zunächst eine Straße überqueren. Wie von einem Verkehrslernspiel nicht anders zu erwarten, muss man zunächst den Ampelknopf drücken, damit die Autos nach einer Zeit stehen bleiben und die Ampel auf Grün springt. Tut man das nicht, werden einem Mokidollar abgezogen. Die Autos bremsen dann mit quietschen Reifen. Überfahren wird also niemand. Viele neue Spieler haben sich einen Spaß daraus gemacht, ungestraft den Verkehr zu stauen, diese hatten kein Geld, was sie hätten verlieren können.

Auf der anderen Seite, kam es dann zu einem Szenenwechsel in der isometrischen Pixelwelt, welche um 45° gedreht war. Man bewegte sich auf einem Bildschirm in einer Ansicht, welche wechselte, wenn man an den Bildrändern einen anderen Abschnitt betrat. Der Abschnitt hinter dem Zebrastreifen, war ein kleiner Park mit einem See und einer Bank. Für Spieler welche sich mehr als andere in diese virtuelle Welt hinein haben fallen lassen, war dies der Ort für Paare.

Paare in großen Anführungszeichen, denn das flirtverhalten der meist sehr jungen und mit glück gerade mal frühpubertären Spieler war recht sprunghaft und einige hatten jeden Abend eine andere mit auf dieser Bank sitzen.

Ich kann mich an eine Szene erinnern, welche sich noch auf besagtem Geburtstag ereignet hatte. Ein anderer Moki hatte uns beleidigt, welchen wir später im Park mit einem Mädchen sahen. Um uns zu rächen, mussten wir nichts anders tun, als und vor die beiden zustellen und die ganze Zeit Testsalat in die Tasten zu kloppen. Da die Texte über unserem Kopf standen, war jegliche Unterhaltung der beiden untereinander unmöglich geworden.

Im nachhinein erscheint Mokitown in dieser frühen Phase wie eine Art Wilder Westen, es gab scheinbar gar keine Moderatoren, keine Funktion um Mokis zu ignorieren und auch keine Ausweichmöglichkeiten. Gut, hätten die beiden Handys gehabt, hätten sie über diese schreiben können.

Hinter dem Park befand sich etwas, was ich im Nachhinein am ehesten als keine Fabrik beschreiben würde. Man konnte auf das Flachdach eines lila farbenen Gebäudes, wo sich ebenfalls eine Doppelbank für zwei Figuren befand. Weit aus weniger romantisch als der Park aber dafür sehr viel ruhiger. Ich kann man an eine Szene erinnern, an dem sich ein ganz besonderes Part dorthin verirrt hatte. Ich muss heute noch schmunzeln, wenn ich daran denke aber diese beiden hielten es wohl für eine gute Idee, in einem Verkehrslernspiel "CS zu machen", wie man es damals nannte und was man heute eher mit "Sexschreibne" beschreiben würde. Dabei standen zwei Pixelfiguren mal mit ihren Gesichtern mal zueinander und mal abgewand, wären über ihnen Sachen standen wie *Dein Hals greif*. Ziemlich lustig wurde es, als das Mädchen so etwas schreib wie "zieh dich aus" und der Moki dann von einem grünen Kapuzenpullover auf ein weißes Unterhemd wechselte. Gedacht war das Kleidungsstück wohl für Mädchen als langes Top, wurde dann aber viel von 50 Cent Fans genutzt, weil diese meinten es sähe aus wie eine Schusssichere Weste.

Was Zensur anging gab es einen automatischen Wortfilter, welche unangemessene Worte durch ein Astrix * ersetzte. Die Verwendung von Leet-Speech (S3X) oder auch nur das verwenden von Freizeichen und Minus in einem Wort umgangen diesen jedoch.

Wurde die Fabrik nicht gerade für die ersten digitalen Erfahrungen genutzt, konnte man dort ein Minispiel spielen, welchen einen mit weiteren Mokidollar belohnen konnte. Von diesem Minispielen gab es auch nicht nur eines, sondern gleich mehrere verteilt über die komplette Spielwelt von Mokitown. Dabei handelte es sich bei den meisten dieser Spiele um Anlehnungen an die damals sehr beliebten Flashspiele, eben nicht auf Flash-, sondern auf Shockwave-Basis. Das Problem dieser Spiele war aber, dass man weitaus weniger Mokidollar bekam, als beim Quiz-Roboter. Zudem liefen die meisten Spiele auch nicht sonderlich flüssig und ich meine keines davon konnte man mit anderen Mokis zusammen spiele. Es gab jedoch später ein Spiel oder eine Taktik für ein bereits enthaltenes Spiel bei welcher man doch recht effektiv Mokidollar erhalten konnte.

Es gab sogar eine Bestenliste, welche Mokis die meisten Mokidollar besaßen. Diese poppte in einem kleinen Fenster auf und nannte Namen, die man aber nie im Spiel sah und die, trotz ihres digitalen Reichtums, keine Handy besaßen. Wahrscheinlich handelte es sich um Hacker, denn laut den Zahlen, hätte der Erstplatzierte fast ein Jahr ununterbrochen vor dem Quizroboter verbringen müssen.

Trotz meiner Anstrengung, kann ich mich leider nicht mehr erinnern, was hinter der Fabrik lag aber ich meine es müsste noch eine Fabrik und ein Musikladen, wo man den Walkman bekommen kann, gewesen sein.

Springen wir nun zurück zum Hauptplatz. Was ich nicht erwähnt hatte ist, dass man sich nach dem Start auch einfach umdrehen kann, um in die Straßenbein zu steigen, aus welcher man nach dem Login ausgestiegen ist. Dieser Schritt eröffnet ein Schnellreisesystem, mit welchem man die wichtigsten Punkte sofort erreichen kann. Leider kann ich mich nicht ganz genau erinnern, aber ich meine dies kostete den Betrag von genau einer richtigen Antwort beim Roboter. Neulinge konnten oft nicht sofort Bahnfahren.

Aber wir gehen weiter zu fuß und zwar nach rechts aus dem Bildschirmrand, welchen man auch ohne auf Autos achten zu müssen sofort betreten kann. Dahinter liegt ein Fahrradladen mit einer Halfpipe davor, leider kann man dort nicht wirklich fahren, sondern sich nur feldweise bewegen. Das interessante liegt über dem Fahrradladen. Bewegen wir uns an den oben Bildschirmrand dieses Abschnittes, so gelangen wir in etwas, was man als Vergnügungsvierten bezeichnen könnte.

Dort auf einen kleinen Vorplatz gelangt man auch, wenn man die Straßenbahn verwendet. Das interessanteste Gebäude liegt oben links, der Club oder wie wir damals noch gesagt haben die Disco. Neben dem Vorplatz, welchen mach nach dem Login zwangsweise betritt, war der Club immer der Dreh- und Angelpunkt des Spiels.

Nach dem Betreten, steht man am oben Bildschirmrand auf einer Art Galerie oder Veranda, der eigentlich Club liebt ein Stockwerk tiefer im Keller. Dorthin gelangt man über eine Treppe. Unten links befindet sich ein DJ-Pult mit einem NPC, welcher lustige Bewegungen macht darüber eine kleine Tanzfläche, obwohl Mokis nicht tanzen können, rechts daneben eine Sitzgruppe aus schwarzen Sesseln und darüber eine Bar mit NPC-Barkeeper, bei welchem man keine Getränke kaufen kann. Die Treppe führt in die Mitte des Raumes. Links neben der Treppe befinden sich noch einige weitere schwarze Sessel, wie erwähnt, können Mokis zumindest sitzen. Unter der Treppe und der Galerie befinden sich Pflanzen und sogar ein kleines Wasserbacken mit Seerose.

Kommen wir nun zu der Treppe, den diese ist auf den ersten Blick gar nicht so unschuldig, wie sie vermuten lässt. Sie war zu Beginn genau ein Feld breit und Mokis können sich nicht durch einander hindurch bewegen. Dies führe immer wieder zu unbeabsichtigten Staus, ging ein Moki vorne einfach nicht weiter, so konnten die hinter ihm nichts dagegen machen. Betrachtet man die damalige Stabilität des Internets, konnte es gut sein dass man den unteren Bereich des Clubs gar nicht mehr betreten konnte, wenn vorne Jemand stand, der sich nicht korrekt ausgeloggt hatte.

Aber es gab auch provozierte Staus, einige frühe Trolle machten es sich zur Aufgabe, den Club für einen ganzen Tag zu sperren. Oder sie taten sich mit einem Freund zusammen, von denen einer die Mokis am unteren Ende der Treppe staute. War die Treppe voll, so kam der Komplize und hinderte die Mokis ab oben Ende daran, die Treppe verlassen zu können. Wirklich gefangen wurden die Mokis dadurch nicht, denn ein ausloggen warf einem wieder auf den Vorplatz.

Neben Trollen gab es dann aber auch einige geschlossene Gesellschaften. Ich kann mich noch gut an eine Szene erinnern, an der zwei Mokis der Meinung waren, dass nur Fans der Band Evanescence an diesem Band den Club betreten dürften. Eine Filterung von Mokis stellte sich jedoch als schwierig heraus, ein mal für einen Evanescence-Fan frei gemacht strömten die anderen schnell nach, bevor man die Treppe wieder versperren konnte. Schlauer waren da die 50Cent-Fans, welche sich nicht nur durch ihre blauen Tops, ich meine natürlich schusssicheren Westen, schnell erkannten, die entwickelten auch aus System, bei welchem der Vordere Moki einfach durch eigenes Ausloggen platz machte.  

Obwohl das Spiel nahezu null moderiert war, griffen die Entwickler dann doch ein, als es um die Treppe ging, diese wurde nämlich noch kurz vor meiner Zeit deutlich verbreitert und zwar von einem auf ganz 3 Felder. Folge war unter anderem, dass die linkte Sitzgruppe vor den Seerosen auf einen einzigen schwarzen Sessel geschrumpft wurde. 

Aber auch das half wenig, denn zu dieser Zeit fing das "Ghosting" an, das hat aber nichts damit zu tun, dass einige Mokis einfach nicht zurückgeschrieben haben, sondern es ging um das einloggen mit mehreren Avataren. Dies war zwar auch schon vorher möglich, indem man einfach mehrere Internet Explorer geöffnet hat aber dadurch wurde das Spiel sehr schnell sehr langsam und ein Schritt nach vorne konnte schonmal eine ganze Minute dauern.

Abhilfe schuf dort der Firebird, die Urversion des Firefox. Im Gegensatz zum damaligen Internet Explorer, konnte dieser mehrere Seiten in einzelnen Tabs öffnen. Da Mokitown nicht überprüft hat, ob sich mehrere Mokis mit der gleichen IP-Adresse oder auch nur vom selben PC einloggen, konnte man schnell eine eigenen kleine Armee aus Mokis haben. Mit 6 Mokis, war die Treppe oben und unter wieder dicht. Dies erforderte jedoch schon einen damals aktuelle Gaming-PC. Die unechten Mokis, wurden Ghosts genannt.

Diese Ghosts waren dann auch der Kern einiger der ersten Flashmobs, einer davon waren schlicht die Bäume. Ein Baum hatte eine grüne Mütze, den erwähnten grünen Kapuzenpullover, dazu eine brauen Hose sowie Schuhe. Angefangen mit Baum 1 bis Baum 4 vermehrten sich die Bäume an diesem Tag unkontrolliert und "wucherten" alles voll. Immer mehr Spieler erstellen sich unaufgefordert selber einen Baum. Die Bäume waren noch sichtlich unkontrolliert, jeder Versuch eines Baum, die anderen zu einer Aktion wie dem blockieren der Treppe zu bewegen wurde mit einem "Bäume sprechen nicht" kommentiert.

Die Nachfolge solcher Flashmobs traten dann, mehr oder weniger organisierte Clans an. Darunter mit den GJ ein direkter Ableger der Bäume, welche den grünen Kapuzenpullover und die braune Hose beibehalten. Der Clan der dunklen Weste, eigentlich die erwähnte puffige schwarze Jacke, war auch eine Weile lang aktiv, wurde dann aber von beginnender Moderation an den Rand gedrängt, als sich Mokis mit rechtem Gedankengut die Gruppe unterwanderten und die "dunkle Weste" als Bomberjacke gelesen haben wollten.


Wer sich einen optischen Eindruck verschaffen will, es existiert noch eine Fanpage, welche aber nicht mehr korrekt angezeigt wird: Link (Archive.org)

Dan ganze in Bewegung sieht man in diesem 15 Jahre alten YouTube-Video auf dem Kanal EmoButer.


Alles in allem war Mokitown oft ein großer Spaß, auch wenn das kleine Chatfenster und der begrenzte Platz über den Köpfen der Mokis keinen großen Raum für tiefere Gespräche zuließen. Die hat man damals lieber nach ICQ verlegt.

Mokitown hat bei mir wahrscheinlich das bewirkt, was es bewirken sollte. Es hat mich mich sanft mit seiner bunten anschaulichen Welt in die Welt des Chattens hereingezogen und mich mit den Grundlagen bekannt gemacht. Später bin ich dann auch in die Chats gegangen, die ich damals bei besagter Tochter noch so langweilig gefunden habe, weil man dort einfach längere Texte schreiben kann und nicht gestört wird.

Das letzte mal muss ich Mokitown so um 2006 herum gesehen haben, dort wurden gerade von den Entwicklern Mokidollar für ein neues Schuhgeschäft gesammelt, welches dann auch kam und neue bunte Schuhe mit ins Spiel brachte. Eine Merkwürdige Aktion wenn man bedankt, dass sich die Entwickler vorher kaum um das Spiel gekümmert haben, wenn man von der Verbreiterung der Treppe mal absieht. Dazu gab es dann auch ein simples aber geniales Ignoriersystem, ein trollender Moki konnte ignoriert werden und war dann für einen unsichtbar und man konnte durch ihn hindurchlaufen. Ich meine nochmal gehört zu haben, dass langsame Leute auch auf der drei Meter breiten Treppe manchmal zu unrecht ignoriert wurden.

So, das waren soweit meine Erinnerungen an Mokitown. Falls noch fragen sind gerne die Kommentarfuktion benutzen. 


11. April 2024

Die Geschichte der Mittelpatronen im deutschen Sprachraum

Hallo alle zusammen, weil wir neulich darum geben wurden, die hier kurze Geschichte der Mittelpatronen im deutschsprachigem Raum.

Miniaturgewehr von Karel Krnka

Ersten Versuche mit Mittelpatronen im deutschen Sprachraum machte Karel Krnka um 1892. Dieser hatte die Idee zu einem Miniaturgewehr, welches kleiner sein sollte als die damals üblichen Infanteriegewehre. Dabei wollte er jedoch nicht nur die Waffe, sondern auch deren Munition einschrumpfen. Leider sind von seinen Versuchen weder Waffen noch Patronen erhalten. Auch die Abmessungen seiner Miniaturpatronen sind heute nicht mehr bekannt.

7,65x35 mm von Furrer und Rubin

Die Schweizer Adolf Furrer und Alexander Rubin entwickelten 1920 die ersten Mittelpatronen im deutschen Sprachraum, dessen Abmessungen heute noch bekannt sind. Sie verwendeten die Kaliber 7 mm und 7,65 mm, sowie die Hülsenlängen 27 mm, 35 mm und 38,5 mm. Die passenden Waffen sollten die Rolle von Zwischenwaffen erfüllen, welche die Lücken zwischen Gewehr und leichten Maschinengewehren schließen sollten.

7,92x42,5mm von Heinemann

Im Jahre 1927 modifizierte Karl Heinemann bei Rheinmetall-Borsig die Patrone 7,92x57mm IS durch Kürzung der Hülse auf 42,5mm Länge. Das Geschoss wurde von der langen 7,92x57mm beibehalten. Zudem entwickelte er einen Selbstladekarabiner mit Kniegelenkverschluss für diese Patrone; dieser sogenannte Heinemann-Selbstlader wurde 1931 als G28 erprobt.

7x49mm von RWM

Die damalige Rheinisch-Westfälische Metallwaren- und Maschinenfabrik, später Rheinmetall, entwickelte im Jahre 1932 eine Patrone mit den Abmessungen 7x49mm, für welche bei Mauser Gasdruckmessläufe bestellt wurden.

8,15x46mm von RWS

Ab 1935 war das generelle Konzept einer Kurzpatrone bereits bekannt, nur das passende Kaliber musste noch gefunden werden. Die Rheinisch-Westfälische Sprengstoff-Actien-Gesellschaft, kurz RWS, ermittelte ein Kaliber von 8,15 mm und nannte das Ergebnis Idealpatrone. Da Jedoch zeitnah keine passenden Waffen geschaffen werden konnten, wanderten die Ergebnisse in die Schublade.

7x39mm von Rheinmetall-Borsig

Im Jahre 1936 schuf die Zweigstelle Borsig der Rheinmetall die Patrone 8x36,5mm und 7x39mm, jedoch nicht für Infanteriewaffen, sondern für Flugzeugmaschinengewehre. Man wollte Gewicht sparen und so auf die schwere 7,92x57mm IS verzichten.

7x46mm von RWS

1936, im selben Jahr wie Rheinmetall-Borsig, arbeitete die RWS an einer Mittelpatrone für Flugzeugmaschinengewehre. Als die Flugzeugpanzerung jedoch in den folgendes Jahren zunahm entschied man sich gegen eine Kurzpatrone, sondern, unter anderem auch aus logistischen Gründen, für die 7,92x57mm IS zusammen mit dem MG81 von Mauser.

7x39,1mm von DWM

1935 entwickelte die Berliner-Karlsruher Industriewerke AG, ab 1936 wieder DWM, eine Patrone für Mauser mit den Abmessungen 7x39,1mm. Zunächst was diese Patrone ebenfalls für ein Fleugzeugmaschinengewehr geplant. Als die Luftwaffe sich jedoch für 7,92x57mm entschied, wollte man die in die Patrone geflossene Arbeit nicht verwerfen und entschied sich mit Bergmann zusammen zu arbeiten um eine Verstärkte Maschinenpistole zu entwickeln, diese sollte formschlüssig verriegeln. Nach Streitigkeiten mit Bergmann, beschloss Mauser die verstärkte Maschinenpistole selbst zu entwickeln. Dies wurde, nach der Umkammerung auf 7,92x33mm, der MKb.42(M).

7,75x40,5mm von GECO

1935 entwickelte die Gustav Genschow & Co, kurz GeCo, eine Mittelpatrone mit den Abmessungen 7,75x40,5mm. Um eine passende Waffe für diese Patrone zu entwickelt, wandte man sich an Heinrich Vollmer mit dem Auftrag für eine verriegelte Maschinenpistole. Die Ergebnisse waren 1935 der Vollmer M 35 (Gasdrucklader mit Drehverschluss) und Vollmer M 35A (Federlader mit Drehverschuss). 1936 wurde der Vollmer M35/II (Gasdrucklader mit Drehverschluss) fertig. 1938 folge mit dem Vollmer M 35/III (Gasdrucklader mit Drehverschluss) das letzte Modell. Für die 7,75x40,5mm GECO existiert ein Maschinenkarabiner der Firma Walther.

7,62x41mm von GECO

Um die Probleme des Vollmer M35/III zu beheben, entwickelte 1938 die Gustav Genschow & Co eine neue Patrone, welche auf die Funktion in automatischen Waffen mir kurzem Verschlussweg optimiert worden war. Der M 35/III wurde mit Wechselläufen in 7,75x40mm und 7,62x41mm erprobt. Die neue GECO-Patrone hat mit den Maßen 7,62x41mm die gleichen Nennmaße wie die spätere sowjetische 7,62 x 41 mm M43, vor ihrer Hülsenkürzung auf 39 mm.

7,92x33mm von Polte

1938/39 wurde die Firma Polte in Magdeburg mit der Entwicklung einer Kurzpatrone beauftragt. Um die Produktion von Waffenläufen und Geschossen zu vereinfachen, wurde auf das Kaliber 7,92 mm bestanden. Polte entwickelte daraufhin folgende Patronen:

  • 7,92x30 mm
  • 7,92x33 mm
  • 7,92x45 mm

1939, wurde mit der 7,92x33mm Kurz die goldene Mitte gewählt und Hugo Schmeisser mit der Entwicklung der schweren Maschinenpistole beauftragt, welche zunächst zur MP42, dann zum MKb.42 (h) sowie zu MP43/I, MP43, MP44 und Sturmgewehr 44 führen wird. Mit dem MKb.42(w) entsteht auch eine Konkurrenzwaffe von Walther. Ab 1943 wird die 7,92x33mm unter der Tarnbezeichnung PP43, Pistolen Patrone 1943, offiziell eingeführt.

10,75x29 mm von Mauser

Nachdem Hitler 1943 das Konzept des Maschinenkarabiners abgelehnt hatte aber eine verbesserte Maschinenpistole gefordert hatte, entwickelte Mauser eine Patrone mit den Abmessungen 10,75x39mm für eine Maschinenpistole mit erhöhter Reichweite und Stoppwirkung für Gruppenführer, Fahrzeugbesatzungen und spezielle Sturmabteilungen. Die Patrone ähnelt in ihrer Wirkung der heutigen .300 Blackout oder der sowjetischen 9x19mm SP5. Es wurde keine Waffe für diese Patrone geschaffen, da alle Ressourcen von Mauser in die Entwicklung von Gerät-06 und Gerät-06(h) flossen.

8x35 mm Rapid aus Brünn

1941 entwickelten die Waffenwerke Brünn, vor der Annexion Tschechiens Zbrojovka Brno, eine Patrone mit den Abmessungen 8x35mm. Für diese Patrone waren ein leichtes Maschinengewehr (ZK 423) sowie ein Maschinenkarabiner (ZK 412) geplant. Auftraggeber war die Waffen-SS welche den Maschinenkarabiner als SS 42 einführen wollte, dies wurde jedoch verhindert, um die Bewaffnung der deutschen Streitkräfte zu vereinheitlichen.

Grundlagen

  • Sturmgewehr 44 Vorgänger, Entwicklung und Fertigung der revolutionärsten Infanteriewaffe von Dieter Handrich
  • Kalaschnikow, Das Genie und sein Lebenswerk Edward von Clinton Ezell
  • The World's Assault Rifles von Gary Paul Johnston & Thomas B. Nelson