Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch indirekt wirkenden Gasdruck, durch Antrieb eines Langhubkolbens. Verriegelt durch Drehung des Verschlusskopfes. Eingesetzt bei AK-47, FN FNC, IMI Galil ARM und weitern.
Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader mit Langhub |
Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.
Bild 2: Der Schuss bricht, das Treibmittel in der Brennkammer der Patrone setzt sich durch Verbrennung in Treibgase um. Da die Treibgase mehr Raum beanspruchen als das Treibmittel, entsteht ein starker Druck in der Brennkammer der Patrone. Dieser Druck wirkt zu allen Seiten hin. Dem Druck, welcher auf das Heck des Geschosses wirkt, wird jedoch der geringste Widerstand geboten und so wird das Geschoss von den Pulvergasen aus dem Patronenmund in den Lauf der Waffe bewegt. Gleichzeitig beaufschlagt der Druck die Wände der Patronenhülse, welche das relativ weiche Hülsenmaterial nach außen verformen. Begrenzt wird die Bewegung des Hülsenschaftes jedoch vom Patronenlager (dunkel petrol). Der nach hinten gerichtete Gasdruck versucht die Patronenhülse nach hinten aus dem Patronenlager heraus zu schieben, da die Patronenhülse jedoch vom Verschlusskopf (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Bewegung auf diesen. Teil des Verschlusskopfes (rot) sind jedoch zwei Verriegelungswarzen (dunkel rot) welche gegen Gegenwarzen im Schildzapfen (dunkel petrol) gestellt sind. Der Verschlusskopf ist auf diese Weise formschlüssig verriegelt, eine Rückwärtsbewegung der Patronenhülse findet nicht statt.
Bild 3: Bei seinem Weg durch den Lauf, passiert das Geschoss eine Gasentnahmebohrung im Lauf. Die Treibgase stehen unter so einem hohen Druck, dass sie sofort durch die Bohrung in eine Gasexpansionskammer strömen. In dieser Kammer beaufschlagen sie alle Seiten, den wenigsten Widerstand bietet die hinterste Seite. Dabei handelt es sich im die Stirn des Antriebskolben (lila), welcher beweglich gelagert ist und nach hinten getrieben wird. Da der Antriebskolben (lila) fest mit dem Verschlussträger (auch lila) verbunden ist, wird auch dieser nach hinten getrieben. Dabei Läuft der Verschlussträger (lila) zunächst über den Verschlusskopf (rot) ohne diesen zu bewegen. Dies wäre auch nicht möglich, da der Verschlusskopf (rot) mit seinen Verschlusswarzen (dunkelrot) immer noch im Schildzapfen (dunkel petrol) verriegelt ist.
Bild 4: Erst wenn der mit dem Verschlusskopf (rot) verbundene Steuerbolzen (dunkel rot) mit der ansteigenden Steuerkurve im Verschlussträger (lila) in Kontakt kommt, wird die Rückwärtsbewegung des Verschlussträgers (lila) in eine Aufwärtsbewegung des Steuerbolzens (dunkel rot) umgewandelt. Diese Bewegung wiederum wird in eine Drehbewegung des Verschlusskopfes (rot) umgewandelt. Bei dieser Drehbewegung verlassen die Verriegelungswarzen (dunkel rot) ihre Warzentaschen im Schildzapfen (dunkel petron), welche bisher eine Rückwärtsbewegung verhindert haben.
Mittlerweile hat das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen, worauf es zu einem schnellen Abfall des Gasdrucks im Lauf gekommen ist. Um auch die Gasexpansionskammer von Gas zu befreien, passiert der Gaskolben (lila) bei seinem Rücklauf, Gasentlüftungsbohrungen welche das Gas aus der Kammer nach außen leiten. Das Gas steht jetzt für den Antrieb des Gaskolbens (lila) nicht mehr zur Verfügung.
Bild 5: Da das Gas im Lauf keine Gefahr mehr darstellt und zudem die Patronenhülsenwände nicht mehr gegen die Innenwände der Patronenkammer gepresst werden, kann die Hülse gefahrlos nach hinten ausgezogen werden. Dies geschieht durch den Verschlusskopf (rot), dieser wurde über seinen Steuerbolzen (dunkel rot) durch die Steuerkurve komplett aus dem Schildzapfen (dunkel petrol) herausgedreht. Nach dem Ende der Drehbewegung, bleibt der Steuerbolzen (dunkel rot) im Ende der Steuerkurve des Verschlussträgers (lila) hängen und wird so von diesem mit nach hinten gezogen. Diese Rückwärtsbewegung kann der Verschlussträger (lila) auch ohne weiteren Gasantrieb bewerkstelligen, da die kinetische Restenergie seiner bewegten Masse dazu in der Lage ist. Da der Gaskolben (lila) mit dem Verschlussträger (auch lila) eine Einheit bilden, wird er die ganze Rückwegstecke mitgenommen.
Quellen:
Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902
Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912
Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926
Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956
Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972
Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977
Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998
Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016
Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021
Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948
The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955
Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970
Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen