Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch indirekt wirkenden Gasdruck, durch Antrieb eines Kurzhubkolbens. Verriegelt durch Rollen auf vertikalem Steuerstück. Eingesetzt bei Gerät-08 auch Stg.45 genannt.
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Waffenfunktion: Indirekter Gasdrucklader, Rollenverschluss |
Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in feuerbereiter Ruheposition.
Bild 2: Der Schuss bricht, das Pulver in der Brennkammer der Patronenhülse geht durch Abbrand vom feststofflichen in den gasförmigen Zustand über. Da das Gas einen größeren Raum einnimmt als das Pulver in festen Zustand, herrscht ein enormer Druck in der Patronenhülse. Dieser Druck wirkt zu allen Seiten hin, das schwächste Glied ist dabei das Heck des Geschosses welches dem Druck als erstes nachgibt und sich nach vorne bewegt. Das Geschoss beginnt seinen Weg durch den Lauf. Sobald das Geschoss in den Lauf eintritt ist der Druck in der Lage, die Patronenhülse nach hinten zu treiben, diese wird jedoch vom, Verschlusskopf (rot) abgestützt. Die Rückdruckkraft überträgt sich auf den Verschluss, dieser ist jedoch mit zwei Rollen (grün) gekoppelt, welche in Rollentaschen im Waffengehäuse lagern. Die Rollentaschen sind so geformt, dass die Rollen (grün) aus diesen nach hinten ausrollen könnten. Die Rückdruckkraft überträgt sich so auf die Rollen (grün), welche sich aus den Rollentaschen hinaus in den Verschlusskopf (rot) hinein bewegen möchten. Dies ist den Rollen (grün) jedoch nicht möglich, da das Steuerstück (lila) mit seinen vertikalen Flächen dies verhindert. Die Waffe ist formschlüssig statisch verriegelt. Eine Rückwärtsbewegung der Patronenhülse ist nicht möglich.
Bild 3: Das Geschoss passiert eine Gasentnahmebohrung im Lauf der Waffe, die unter hohem Druck stehenden Pulvergase nutzen dies sofort zur Expansion und strömen in die Gasexpansionskammer des Antriebszylinders. Dort beaufschlagen die Gase die Stirn des Antriebskolbens (blau), welcher unter dem Druck der gase nach hinten getrieben wird. Da sich der Antriebskolben (blau) auf der Stirn des Verschlussträgers (lila) abstützt, wird die Rücklaufkraft auf diesen übertragen und treibt diesen nach hinten.
Bild 4: Bei seinem Weg nach hinten nimmt der Verschlussträger (lila) das Steuerstück mit, dies hat den Effekt, dass die Rollen (grün) nun nicht mehr in ihren Rollentaschen festgehalten werden. Sobald das Steuerstück (lila) so weit nach hinten aus dem Verschlusskopf (rot) herausgezogen wurde, dass die Rollen (grün) von ihm nicht mehr an ihrem Platz gehalten werden, können sich diese in den Verschlusskopf (rot) zurückziehen, worauf dieser frei nach hinten gleiten könnte. Da das Geschoss den Lauf der Waffe zu diesen Zeitpunkt idealerweise bereits verlassen hat, fehlt dem Verschlusskopf (rot) jedoch der nötige Antrieb durch die vom Gas nach hinten getriebene Patronenhülse. Auch dem Antriebskolben (blau) fehlt, nach dem Abgang des Geschosses, der nötige Antrieb.
Bild 5: Da der Verschlussträger (lila) jedoch durch den Antriebskolben (blau) stark genug angestoßen wurde, ist er in der Lage durch seine verbleibende Bewegungsenergie den Rücklauf auch ohne Antrieb vorzusetzen. Dabei greift das Steuerstück (lila) in das Ende des Verschlusskopfes (rot) ein und zieht diesen nach hinten, damit sich der Verschluss vollständig öffnen kann. Der Antriebskolben (blau) wird unterdessen von seiner eigenen Rückhohlfeder in Ausgangsposition gebracht.
Quellen:
Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902
Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912
Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926
Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956
Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972
Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977
Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998
Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016
Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021
Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948
The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955
Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970
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