27. Dezember 2022

Warum hat das MG3 eine niedrigere Feuergeschwindigkeit als das MG42?

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zum leider recht selten gewordenen Fall, in dem ich eine Frage beantworte, weil ich diese immer wieder bekommt.

Warum hat das MG3 eine niedrigere Kadenz als das MG42?

Das System beider Waffen ist praktisch ein Hybrid aus Rückstoß- und Gasdrucklader. Und da muss man sich natürlich erstmal fragen, ob das System der Waffe nicht einfach bei dem einen Modell stärker angetrieben wird. Also sehen wir uns einfach mal die Quelle des Antriebes an, das ist bei beiden jeweils eine Einheitspatrone und zwar:

MG42: 7,92x57mm IS

MG3: 7,62x51mm NATO

Das war ja einfach, zwei verschiedene Patronen. Dann gucken wir mal, was die beiden Modelle für einen Rückstoß haben. Dazu sehen wir uns einfach mal schnell Geschossgewicht und Mündungsgeschwindigkeit an:

7,92mm IS = 12,8 Gramm bei 760 m/s = ~3,670 Joule

7,62 NATO = 9,5 Gramm bei 780 m/s = ~2,900 Joule

Also haben wir beim MG42 schon mal einen stärkeren Antrieb für den Rückstoßpart. Wer nicht komplett unter die Querflintendenken gegangen ist und den ersten Hauptsatz der Thermodynamik akzeptiert, der weiß, dass für eine energischere Beschleunigung auch mehr Gasdruck benötigt wird. Von daher kann man davon ausgehen, dass auch das Gassystem des MG42 von einem höheren Gasdruck angetrieben wird.

Also einfache Antwort:

Die Patrone des MG42 hat einfach mehr Rückstoß und Gasdruck.

Die kompliziertere Antwort muss jedoch noch gegeben werden, denn ein MG3 ist mehr als nur ein auf 7,62x51mm NATO umgekammertes MG42. Nach dem Krieg waren die Pläne für das MG42 verloren und Rheinmetall müsste das MG3 anhand von vorhandenen MG42 rekonstruieren, dabei wurde unter anderem ein anderer Rückstoßverstärker entwickelt und die Verschlusskonstruktion leicht abgehändert.

Aber was ist jetzt mit der NATO-Bremse? 

Die ist eine Erfindung von fantasievollen Bundeswehrsoldaten. Das besagte Bauteil ist eigentlich nur eine Verschlusssperre, welche Verschlussrückprall verhindern soll und die Feuergeschwindigkeit gerade mal um schlappe 50 Schuss die Minute senkt, weil dies eben auch nicht ihre Aufgabe ist.

Dazu als Quelle: Soldat & Technik 11 vom November 1961 Seite 604

15. Dezember 2022

Waffenfunktion: Rückstoßlader mit zurückgeleitendem Waffengehäuse gegen bewegliche Kolbenplatte, Vertikalriegelverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch den Geschossrückstoß mit Wirkung auf das Waffengehäuse. Verriegelt durch Vertikalriegel. Verwendet bei einem von Hiram Maxim modifizierten Unterhebelrepetierer, mit anderem Verriegelungselement.

Kinematik: Rückstoßlader mit beweglicher Kolbenplatte

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition

Bild 2: Der Schuss bricht, das Treibmittel in der Brennkammer der Patronenhülse setzt sich in Treibgase um. Diese Gase stehen unter einem hohen Druck und beaufschlagen alle begrenzenden Flächen. Die auf das Geschossheck wirkenden Pulvergase treiben das Geschoss aus dem Mund der Patronenhülse heraus. Die nach hinten auf den Patronenhülseninnenboden wirkenden Gase drücken diese gegen den Verschluss (rot), da der Verschluss mit dem Vertikalriegel (grün) verbunden ist, überträgt sich die Kraft auf diesen. Da der Vertikalblock in das Rohr der Waffe (dunkel petrol) eingreift ist der Kräftekreislauf geschossen, es kann keine Öffnungsbewegung des Verschlusses stattfinden, die Waffe ist formschlüssig-statisch verriegelt.

Sobald das Geschoss stark genug von den Pulvergasen bescheinigt wird, entsteht eine Gegenreaktion nach dem dritten Gesetzt nach Isaac Newton. Diese Gegenreaktion überträgt sich über die Pulvergase als fluidmechanischen Körper auf den Stoßboden und damit auf den Verschluss (rot). Da dieser fest mit dem Rest der Waffe verriegelt ist, überträgt sich die Gegenreaktion auf das Waffengehäuse. es kommt zum Rückschlag.

Bild 3: Beim Rückschlag der Waffe, wird die beweglich gelagerte Kolbenplatte (lila), relativ zum Waffengehäuse gesehen, eingedrückt. Vom Schützen aus gesehen, bewegt sich das Waffengehäuse zur Kolbenplatte hin (lila). Dabei kommt eine Steuerkulisse an der Erweiterung der Kolbenplatte (lila) mit einer Steuerkulisse am Vertikalriegel (grün) in Kontakt.

Bild 4: Das zusammentreffen der Steuerkulissen von Kolbenplattenerweiterung (lila) und Vertikalriegel (grün) führt zu einem Absenken des Vertikalriegels (grün). Bei dieser Verschiebung, verlassen die Verriegelungszapfen des Vertikalriegels (grün) die Aussparungen in Verschluss (rot) und Rohr (petrol). Die Verriegelung wird aufgehoben und ändert sich zu kraftschlüssig dynamisch. Zudem ist die Strecke, welche sich das Gehäuse gegen die Kolbenplatte bewegen kann aufgebraucht.

Bild 5: Das Waffengehäuse wird gestoppt, der nun freie Verschluss jedoch kann den Rest seiner kinetischen Energie dazu verwenden sich zu öffnen und dabei die Patronenhülse aus der Patronenkammer herauszuziehen.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Waffen-Schmidt, Karl Böhlein & Rolf Brand, 1968

Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

waffentechnik.wordpress.com

28. November 2022

Waffenfunktion: Rückstoßlader mit kurz zurückgeleitendem Lauf, Liderungsverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch den Geschossrückstoß mit Wirkung auf Verschluss-Lauf-Koppelgruppe. Verriegelt durch Liderung des weichen Hülsenmaterials. Bei diesem System handelt es sich um ein reines Gedankenexperiment, in kleiner bekannten Feuerwaffen verwendet.

Kinematik: Rückstoßlader mit Überliderung

Bild 1: Die Waffen befindet sich in Ruheposition, wurde aber vorher geladen.

Bild 2: Der Schuss bricht, das in der Patronenhülse befindliche Treibmittel wird durch Abbrand, ohne Sauerstoffzufuhr von außen, vom festen Treibmittel in die gasförmige Pulvergase umgesetzt. Diese Gase besitzen ein vielfaches des Volumens des Treibmittels und es kommt zu einem hohen Druck in der Brennkammer der Patronenhülse. Dieser Druck verformt den vorderen Teil der Patronenhülse derart, dass das relativ weiche Hülsenmaterial in eine Ringnut im Patronenlager gepresst wird. Die äußere Begrenzung dieser Ringnut bildet ein Spreizring (grün). Zeitgleich mit dieser Verformung, treiben die Pulvergase das Geschoss aus dem sich verformenden Hülsenmund hinaus und hinein in den Übergangskegel des Laufes. Sobald das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen hat und die Hülse kein geschlossenes System mehr darstellt, wäre der Gasdruck zudem in der Lage, die Patronenhülse wie einen Hohlkolben nach hinten zu treiben, wenn diese nicht vorne in die Ringnut hinein gebogen worden wäre.

Der Gasdruck, bei dem es sich nicht um eine denkende Entität mit einem Ziel handelt, sondern um eine gedanken- und gefühllose physikalische Kraft, arbeitet jetzt gegen sich selbst. Der Gasdruck vorne im Patronenlager presst die Hülse in die Ringnut und erhöht so den Ausziehwiderstand der Hülse. Der Gasdruck, der hinten auf den Patronenboden wirkt, möchte hingegen die Hülse nach hinten treiben. Da die Ringnut aber zu tief ist, übersteigt der Ausziehwiderstand das Arbeitsvermögen der Stoßbodenkräfte. Der Verschluss ist kraftschlüssig statisch verriegelt. Er könnte durch eine Kraft geöffnet werden, die Kraft der Waffe reicht dazu jedoch nicht aus.

Bild 3: Sobald das Geschoss im Lauf der Waffe auf eine ausreichende Geschwindigkeit gebracht wird, kommt es, nach dem dritten Gesetzt nach Issac Newton, zu einer Gegenreaktion. Diese überträgt sich über die Triebgase als fluidmechanischen Körper auf den Stoßboden der Waffe. Um Unterschied zum im kleinen Bezugssystem wirkenden Gasdruck, kann der Rückstoß im großen Bezugssystem wirken und so die Patronenhülse gegen das Waffengehäuse nach hinten treiben. Da die Patronenhülse, über ihren verformten vorderen Teil, mit dem Lauf (dunkel petrol) verbunden ist, wird auch dieser nach hinten beschleunigt. Da sich der Lauf (dunkel petrol) nach hinten gegen den Verschluss (rot) abstützt, wird auch dieser nach hinten getrieben. Im Gegensatz zu anderen Rückstoßladern wird hier der Lauf nicht vom Verschluss mitgezogen, sondern der Lauf schiebt den Verschluss nach hinten.

Beim Rücklauf der Hülse-Verschluss-Lauf-Koppelgruppe stößt der Spreizring (grün) mit Anlauf gegen ein gehäusefestes Steuerelement (blau). Dieses zwingt den Spreizring (grün) dazu sich zusammen zu ziehen. Dies ist gegen die Kraft des Gasdrucks im Rohr möglich, da das Geschoss bereits einen bestimmten Weg im Lauf der Waffe zurückgelegt hat und so dem Gas nun mehr Platz zur Verfügung stellt. Das größere Volumen lässt den Druck rapide sinken.

Bild 4: Durch die kinetische Energie des Rücklaufes, wird durch das Steuerelement (blau) die Spreizhülse (grün) so zusammen gedrückt, dass die Hülse in ihr ursprüngliche zylindrische Form zurück verformt wird. Dadurch und durch das absinken des Gasdrucks, wird der Ausziehwiderstand der Hülse so weit reduziert, dass der Verschluss (rot) diese aus dem Patronenlager herausziehen kann. Dabei nutzt der Verschluss (rot) die Bewegungsenergie, welche er zusammen bei dem Lauf bei dessen kurzen Rücklauf aufnehmen konnte, als dieser durch den Rückstoß nach hinten getrieben wurde.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Waffen-Schmidt, Karl Böhlein & Rolf Brand, 1968

Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

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Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

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17. November 2022

Waffenfunktion: Rückstoßlader mit kurz zurückgeleitendem Lauf & Gasstaudüse, Übermasseverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch den Geschossrückstoß mit Wirkung auf Verschluss-Lauf-Koppelgruppe, sowie indirekt wirkenden Gasdruck in Gasstaudüse. Quasi verriegelt per Übermasseträgheit. Reines Gedankenexperiment, deswegen in keiner real existierenden Waffen verwendet.

Kinematik: Rückstoßlader mit Übermasse

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich im Ruhezustand.

Bild 2: Die Waffe feuert, der Schuss bricht. Das in der Brennkammer befindliche Treibmittel wird durch Abbrand in Treibgase umgewandelt. Da diese Treibgase um ein vielfaches mehr Raum einnehmen, als das feste Treibmittel entstehen extrem gespannte Gase, welche alle Innenseiten der Patrone sowie des Heck des Geschosses beaufschlagen. Da das in die Patronenhülse eingebrachte Geschoss den geringsten Widerstand bietet, wird das Geschoss aus der Mund der Patronenhülse heraus in den Lauf der Waffe getrieben. Sobald das Geschoss aus dem Mund der Patronenhülse aus und in den Übergangkegel des Laufen eintritt, stellt die Patronenhülse kein geschlossenes System mehr dar. Dies hat zur Folge, dass der Gasdruck nun die Patronenhülse als Hohlkolben nach hinten drücken kann. Da die Patronenhülse jedoch nach hinten vom Verschluss (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Kraft auf diesen. Da der Verschluss (rot) seinerseits von der Übermasse (lila) abgestützt wird, überträgt sich die Kraft auch auf diesen. Da der Gasdruck zu niedrig ist, um die Masseträgheit von Verschluss (rot) und Übermasse (lila) zu überwinden, findet keine Öffnungsbewegung statt. Der Verschluss ist Kraftschlüssig statisch verrigelt.

Eine ausreichend starke Kraft, könnte den Verschluss öffnen, der Gasdruck ist jedoch nicht dazu in der Lage. Auch der Rückstoß, welcher entsteht wenn das Geschoss im Lauf weiter beschleunigt wird und über die Pulvergase als fluidmechanischen Körper auf den Verschluss (rot) wirkt, kann weder die Patronenhülse nach hinten schieben, noch den beweglich gelagerten Lauf nach hinten bewegen.

Grund dafür ist, dass der Rückstoß immer deutlich schwächer ausfällt, als der direkt nach hinten wirkende Gasdruck. Die Ursache liegt zum einen am extrem ineffektiven Antrieb des Geschosses und zum anderen am ersten Hauptsatz der Thermodynamik. Wenn der Gasdruck Verschluss (rot) und Übermasse (lila) nicht zu bewegen vermag, so kann der Rückstoß nicht Verschluss, Übermasse und Lauf (dunkel petrol) bewegen.

Bild 3: Sobald das Geschoss den Lauf der Waffe verlässt, tritt es in die Gasstaudüse ein. In diese Expansionskammer treten die Pulvergase ein und beaufschlagen dort alle Seiten, inklusive der hinteren Wand, bei welcher es sich um die Krone des Laufes handelt. Durch die Beaufschlagung des Laufes steht dem Gas nun zusätzliche Fläche zur Verfügung, an welcher dieser Arbeit verrichten kann. Da sich nach dem Druckgesetzt der Physik die Arbeitskraft des Gases mit der beaufschlagen Fläche vergrößert, ist der Gasdruck nun in der Lage Verschluss (rot), Übermasse (lila) und Lauf (dunkel petrol) zurückzutreiben.

Bild 4: Das Geschoss tritt aus der Gasstaudüse aus und zusätzlich wurden durch den Rücklauf des Laufes Gasentlastungsbohrugen frei. Letzteres ist wichtig, damit es bei einem schnellen Folgeschuss aus der Waffe nicht zu einer Überfunktion des Systems kommt, sollte sich noch Restgas vom letzte Schuss in der Staudüse befinden. Nach dieser doppelten Entlüftung, kann das Gas in der Staudüse nicht mehr zum Antrieb genutzt werden. Dies ist jedoch auch nicht nötig, da nach kurzem Rücklauf die Übermasse (lila) in eine Mulde fällt und damit vom Verschluss (rot) entkoppelt wird. So kann der Verschluss (rot) alleine, ohne die zusätzliche Masseträgheit der Übermasse (lila) überwinden zu müssen, zurücklaufen.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Waffen-Schmidt, Karl Böhlein & Rolf Brand, 1968

Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

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2. November 2022

Waffenfunktion: Rückstoßlader mit kurz zurückgeleitendem Lauf, Gasüberlastungsverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch den Geschossrückstoß mit Wirkung auf Verschluss-Lauf-Koppelgruppe. Quasi verriegelt per Gasüberlastungskolben. Reines Gedankenexperiment, deswegen in keiner real existierenden Waffen verwendet.

Kinematik: Rückstoßlader Mit Gasüberlastung

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, das in der Brennkammer der Patronenhülse befindliche Treibmittel wird per Abbrand in Treibgase umgesetzt. Diese Treibgase benötigen ein vielfaches mehr an Raum als das Treibmittel in festen Zustand. Aus diesem Grund kommet es zu einer starken Beaufschlagung aller anliegender Flächen durch den Gasdruck der Pulvergase. Den geringsten Widerstand bietet das in den Hülsenmund eingedrückte Geschoss welches folglich vom Gasdruck aus der Patronenheraus getrieben wird. Sobald das Geschoss die Patronenhülse verlässt und die Patrone kein geschlossenes System mehr darstellt, ist der Gasdruck in der Lage auch die Patronenhülse nach hinten zu treiben. Da diese vom Verschluss (rot) abgestützt wird, wird auch der Verschluss nach hinten geschoben, da er lediglich seine Masseträgheit überwunden werden muss. Der Verschluss ist kraftschlüssig dynamisch verriegelt.

Bild 3: Das Geschoss passiert die Gasentnahmebohrung im Lauf welche zum Belastungszylinder führt. Die unter hohem Druck stehenden Pulvergase nutzen diese Gelegenheit zur Expansion und füllen den Belastungszylinder. Dort beaufschlagen sie die Rückfläche des Gasbelastungszylinders (lila) und treiben diesen nach vorne. Da der Gasbelastungskolben (lila) mit dem Verschluss (rot) verbunden ist, überträgt sich diese Bewegung auf diesen. Nun wirken zwei Kolben gegen einander. Der Arbeitskolben mit dem Zylinder Rohr und dem Kolben Patronenhülse und der Belastungskolben mit dem Belastungszylinder als Zylinder und dem Belastungskolben (lila) als Kolben. Da der Belastungskolben (lila) dem Gasdruck eine größere Fläche zur Beaufschlagung bietet, gewinnt der Belastungskolben und führt zu einer langsamen Schließbewegung des Verschlusses (rot). Das System ist nun kraftschlüssig statisch verriegelt.

Der Verschluss (rot) könnte durch reine Krafteinwirkung geöffnet werden, öffnet sich jedoch nicht, da die Krafteinwirkung des Gasdrucks auf die Patronenhülse als Hohlkolben schwächer ist, als die Krafteinwirkung auf den Belastungszylinder, der Belastungszylinder verursacht eine Gasüberlastung. Das System ist durch Gasüberlastung verriegelt.

Bild 4: Das Geschoss wird durch die Pulvergase stark genug beschleunigt, dass es zu einer bedeutenden Gegenreaktion kommt, welche sich, über das Pulvergase als fluidmechanischen Körper, auf den Verschluss (rot) der Waffen überträgt. Dadurch wird der Verschluss im größeren Bezugssystem nach hinten geworfen. Da Lauf und Verschluss (rot) mit dem Lauf (dunkel petrol) per Gasüberlastung verriegelt ist, wird die Lauf-Verschluss-Koppelgruppe nach hinten geworfen. Die ist erst durch die Geschossbewegung möglich, der im kleinen Bezugssystem wirkende Gasdruck hätte diese Bewegung nicht verursachen können.

Sobald die Lauf-Verschluss-Koppelgruppe eine kleine gemeinsame Strecke zurückgelegt hat, wird der Belastungszylinder im Lauf (dunkel petrol) über eine Gasentlüftungsbohrung im Waffengehäuse geschoben, aus denen die Gase im Überlastungszylinder austreten können. In Folge dessen kommt es zu einem abrupten Druckabfall in diesem Zylinder, worum der Belastungskolben (lila) seine Arbeitskraft verliert. Nun ändert sich das Kräfteverhältnis zwischen Arbeitskolben, bestehend aus Patronenhülse und Verschluss (rot), und Belastungskolben, bestehend aus Belastungszylinder und Belastungskolben. Der Arbeitszylinder gewinnt wieder die Oberhand und so wird die Patronenhülse gegen den Verschluss (rot) durch die Pulvergase nach hinten geschoben. Der Verschluss ist wieder kraftschlüssig dynamisch verreigelt.

Möglich wird dies durch die Strömungsmechanik, das Gas im Belastungszylinder kann durch eine Öffnung ins Freie geladen, das noch im Lauf befindliche Gas muss zwei Öffnungen passieren.

Bild 5: Sobald das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen hat, kommt es auch im Lauf und damit im Arbeitszylinder zu einem rapiden Abfall an Gasdruck. Der Verschluss (rot) hat jedoch im Idealfall bei der vorherigen Antriebsphase durch die Pulvergase genug kinetische Energie aufnehmen können, um den Rest seines Rücklaufes selbstständig zu bewältigen.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Waffen-Schmidt, Karl Böhlein & Rolf Brand, 1968

Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

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16. Oktober 2022

Die zehn besten Bücher zum Thema Funktion von Handfeuerwaffen

Hallo alle zusammen und damit herzlich Willkommen zu einem neuen kurzen Beitrag. Selbiger dreht sich heute um die Frage, für welche 10 Bücher ich am ehesten denn eine Leseempfehlung rausgeben würde, wenn es um das Thema Waffentechnik von Feuerwaffen geht.

Der Übersicht halber habe ich mir die fünf besten deutschen und die fünf besten englischsprachigen Fachbücher rausgesucht und zwar in jeweils der Reihenfolge in welcher ich diese Bücher zu lesen empfehlen würde. Dabei muss ich allerdings deutlich sagen, dass der Einstieg in jedem Fall ein Sprung ins kalte Wasser darstellt.

  • 1. Handfeuerwaffen ein systematischer Überblick
  • 2. Vom Pulverhorn zum Raketengeschoss
  • 3. Maschinenwaffen 1 und 2
  • 4. Waffenlehre Grundlage der Systemlehre
  • 5. Verschlusssysteme von Feuerwaffen

  • 6. Hatcher's Notebook
  • 7. Tactical Small Arms of the 21st Century
  • 8. The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism
  • 9. Handbook On Weaponry
  • 10. Engineering Design Handbook Automatic Weapons

1. Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick über die Handfeuerwaffen und ihre Geschichte Band I & II von Jaroslav Lugs ist zwar schon etwas älter aber faktisch immer noch großartig und bei weitem am einfachsten zu verstehen. Das Buch kann man als Doppelband antiquarisch für einen klein erwerben. Dabei enthält der erste Band den Text und der zweite die dazu passenden Bilder. Gemütlich im Bett lesen, kann man diese Bücher also leider nicht.

2. Vom Pulverhorn zum Raketengeschoss: Die Geschichte der Handfeuerwaffen-Munition von Manfred R Rosenberger und Katrin Hanné behandelt zwar nicht direkt die Technik von Handfeuerwaffen, sondern die Munition Selbiger. Mit der Lektüre dieses Bucher verhindert ihr, dass euch später nötiges Basiswissen fehlt, denn Munition stellt die Grundlage der Waffenfunktion. Das Buch ist antiquarisch für einen mittleren Preis erhältlich.

3. Maschinenwaffen 1 Als die Technik laufen lernte & 2 Die technische Revolution erscheinen als DJW Extras sind eigentlich keine Fachbücher sondern zwei Periodika Sonderausgaben mit einer Reihe von Fachartikeln. Die vergleichsweise einfach geschriebenen Artikel bieten einen guten Einstieg ins Thema; haben aber das Problem, dass die verschiedenen Artikel in verschiedenen Waffensprachen verfasst wurden. Die Hefte können gebraucht erworben werden.

4. Arbeiten zu Studium und Praxis im Bundesgrenzschutz: Waffenlehre Grundlage der Systemlehre von Wolfgang Pietzner ist nie offiziell für den öffentlichen Markt erschienen oder von offizieller Stelle freigegeben worden. Trotzdem fördert eine kurze Internetsuche schnell ein Dokument im PDF-Format zutage. Das Buch ist gut geschrieben aber leider in der sogenannten amerikanisierten Waffensprache verfasst, welche bei einigen Begriffen von den anderen Werken abweicht.

5. Verschlusssysteme von Feuerwaffen und der Ergänzungsband 1 von Peter Dannecker stellen im deutschen Raum dem Goldstandard dar. Das einzige Problem an dem Buch ist, dass man ein wenig technisch physikalische Vorbildung benötigt, um alles zu verstehen. Das Buch und der Ergänzungsband sind noch neu beim DWJ-Verlag zu erwerben.


6. Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book for, Shooters, Gunsmiths, Ballistics, Historians, Hunter and Collectors von Julian S. Hatcher ist genau das und zwar ein Notizbuch. Diese Form kann einige Leser verwirren, denn Hatcher behaltet einfach alles mit dem er in seiner Zeit zu tun hatte. Man muss sich also die Themen raupicken welche für einen selber interessant sind. Aufgrund der us-amerikanischen Rechtslage ist das Buch im Internetarchiv verfügbar. Alternativ findet man auch günstige Nachdrucke.


7. Tactical Small Arms of the 21st Century von Charls Cutshaw behandelt zwar Waffen-Technik nicht in erster Linie dafür aber knapp, bündig und gut verständlich mit großen Abbildungen. Das Buch ist antiquarisch zu erwerben oder kann über das Internetarchiv digital ausgeliehen werden.

8. The Machine Gun Vol. IV Design Analysis of Automatic Firing Mechanism von Georg M. Chinn ist zwar eines der besten Bücher zum Thema aber leider nicht das verständlichste. Nach einer in der Regel noch lesbaren schriftlichen Erklärung zu den einzelnen Systeme; folgen oft Graphen und Formalen welche ein gewisses Maß an technischer Vorbindung erfordern und zwar nach US-Standard, was leider nicht jeder Leser mitbringen kann aber auch so kann man einiges aus dem Werk mitnehmen. Dank der US-Gesetze ist das Werk im Internetarchiv frei verfügbar.

9. Handbook On Weaponry oder in der deutschen Fassung Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch von eben der Rheinmetall GmbH bzw. Dr. R. Germershausen ist ein Handbuch für die Mitarbeiter des großen deutschen Rüstungsunternehmens. Aber genau da liegt das Problem, das Buch verlangt noch ein wenig mehr technisches Vorwissen und orientiert sich eher an den Nomenklaturen der Geschütztechnik. Zudem erklärt der knappe Text wenig und so muss man sich viel aus den Grafiken erschließen. Das Buch wurde von Rheinmetall freigegeben und ist auf englisch und deutsch im Internetarchiv abrufbar.

10. Engineering Design Handbook, Gun Series, Automatic Weapons vom United States Army Materiel Command ist ein Handbuch welches dem Personal der US-Armee bei der Entwicklung von Feuerwaffen unter die Arme greifen soll und auch kann, denn das Werk gleicht eher einer Formalsammlung als einer schriftlichen Erklärung. Vorwissen in physikalischer Mechanik sowie in Algebra sind also fast zwingend notwendig. Aufgrund der US-Gesetze ist das Buch im Internetarchiv verfügbar.

Zum guten Schluss noch ein  Sonderfall, welcher nicht unerwähnt bleiben darf und zwar das deutsche Werk Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr und ihre Begleiterscheinungen von C. Cranz es stellt nichts weniger als die Grundladen der Waffentechnik dar, weil hier auf gut 450 Seiten alleine das beschrieben wird, was ein Geschoss so im Rohr macht. Allerdings kann diese extrem ausführliche Beschreibung Anfänger oft abschrecken. Das Buch ist nach wie vor beim Springerverlag erhältlich, auch wenn antiquarische Exemplare oft günstiger zu bekommen sind.

So, das war es dann mit meinen Empfehlungen. Wie gesagt gibt es leider nur diese Fachbücher und diese zwei Zeitschriften und kein einfaches Sachbuch, welches das Thema fehlerfrei auf einfache weise darzustellen vermag. Waffentechnik zu verstehen ist eben Arbeit und nichts, was man sich mal eben, beim überfliegen eines schlecht übersetzten Sachbuches, aneignen kann.

Hübschere Version nun auch mit Bildern. Danke an Shnuffy dafür.

Waffenfunktion: Rückstoßlader mit kurz zurückgeleitendem Lauf & Gasstaudüse, Rollenverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch den Geschossrückstoß mit Wirkung auf Verschluss-Lauf-Koppelgruppe sowie indirekt wirkenden Gasdruck in Gasstaudüse. Verriegelt durch tiefliegende Rollen. Verwendet im deutschen Maschinengewehr MG42 und im MG3.

Kinematik: Rückstoßlader mit Gasstaudüse

Bild 1: Die Waffe ist geladen und feuerbereit, befindet sich jedoch in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht die Pulverladung in der Patrone setzt sich in Pulvergase um, da diese ein weitaus größeres Volumen beanspruchen als die Pulverladung in Festform kommt es zu einer gewaltigen Druckentwicklung. Der Druck im inneren der Patrone wirkt zu allen Seiten hin, findet aber im Geschossboden die Fläche mit dem geringsten Widerstand. Das Resultat des auf den Geschossboden wirkenden Druckst ist, dass das Geschoss vom Gasdruck aus dem Patronenhund in den Lauf geschoben wird. Sobald das Geschoss aus dem Mund der Hülse heraus geschoben wurde, stellt die Patrone kein geschlossenes System mehr dar und der Gasdruck ist in der Lage, die Hülse, ähnlich einem Hohlkolben, gegen den Verschlusskopf (rot) zu pressen. In diesem Verschlusskopf sitzen jedoch zwei Rollen (grün), welche in entsprechenden Rollentaschen im Schildzapfen sitzen, welche wiederum Teil des Laufes (dunkel petrol) sind. Die Kraft der Pulvergase überträgt sich also vom Lauf (dunkel petrol) auf den Verschlusskopf (rot), vom diesem auf die Rollen (grün) und von diesen wieder auf den Lauf (dunkel petrol). Der Kräftekreislauf ist geschlossen und es kann keine Bewegung stattfinden, Verschluss und Lauf sind mit einander formschlüssig statisch verriegelt. Man spricht auch von Verschluss-Lauf-Koppelgruppe.

Vorne hat das Geschoss den Einpresswiderstand in den gezogenen Teil des Laufes überwunden und wird schnell genug beschleunigt, dass eine bedeutende Gegenreaktion, zur nach vorne gerichteten Geschossbewegung, erzeugt wird. Diese Gegenreaktion, nach dem dritten newtonschen Gesetzt, ist nach hinten gerichtet und nutzt dabei die Pulvergase als fluidmechanischen Körper. Im Gegensatz zum nur lokal wirksamen direkten Gasdruck ist die Gegenreaktion dazu in der Lage die Verschluss-Lauf-Koppelgruppe relativ zum Waffengehäuse nach hinten zu werfen. Jedoch ist sie zu schwach die schwere Koppelgruppe weit genug nach hinten zu werfen.

Bild 3: Sobald das Geschoss den Lauf der Waffe verlässt, tritt es in die gehäusefeste Staudüse (grau) ein, das Geschoss passiert diese Gasexpansionskammer. Die dem Geschoss folgenden Pulvergase strömen in die Staudüse und füllen diese direkt aus und beaufschlagen alle Innenwände der Düse. In der leicht überkalibrigen Öffnung der Düse wirkt das Geschoss für einen kurzen Moment als eine Art Stopfen. Da der Lauf (dunkel petrol) der Waffe die hintere Wand der Staudüse bildet, wird auch dieser vom Gas beaufschlagt und es wirkt eine entsprechende Kraft auf die Laufkrone. Dieser indirekt wirkende Gaskraft schiebt den Lauf, wie den Kolben eines herkömmlichen Gasdruckladers, nach hinten. Dies ist nur möglich, da die Staudüse teil des Waffengehäuses und nicht fest mit dem Lauf verbunden ist.

Die selbe Bewegung, welchen der Rückstoß mit seiner Wirkung auf den Verschlusskopf (rot) bereits begonnen hat, wird so vom Gasdruck in der Staudüse mit seiner Wirkung auf den Lauf (dunkel petrol) noch verstärkt. Der vorher vom Verschlusskopf (rot) nach hinten gezogene Lauf (dunkel petrol), wirkt nun zusätzlich als Kolben, welcher den Verschlusskopf (rot) zusätzlich nach hinten anschiebt.

Beim Rücklauf der Verschluss-Lauf-Koppelgruppe kommen die Rollen (grün) in Kontakt mit einer gehäusefesten Steuerkulisse (blau). Diese zwingt die Rollen (grün) zu einer Aufwärtsbewegung, dabei verlassen die Rollen ihre Rollentaschen im Schildzapfen des Laufes (dunkel petrol).

Bild 4: Sobald die Rollen (grün) in den Verschlusskopf (rot) zurück gezwungen wurden, ist der Verschluss entriegelt und die Verschluss-Lauf-Koppelgruppe wird gelöst. Gleichzeitig werden bei Rücklauf des Laufes Gasentlüftungsbohrungen in der Gasstaudüse frei, welches das gestaute Gas entwichen lassen. Dies ist nötig, damit es beim Nächsten Schuss nicht zu einer Überfunktion aufgrund von Restgasdruck des vorherigen Schusses kommt.

Bild 5: Entkoppelt voneinander läuft der Lauf (dunkel Petrol), unter dem Druck einer eigenen Rückhohlfeder, wieder in seine Ausgangsposition zurück. Der Verschlusskopf (rot) fährt jedoch weiter zurück, dabei zieht er die leere Patronenhülse per Auszieherkralle aus dem Patronenlager heraus. Möglich macht das seine kinetische Restenergie, welche er durch den doppelten Antrieb erhalten hat.

Das System arbeitet also mit zwei Antriebsmethoden, einmal mit dem Rückstoß und einmal mit indirekt wirkendem Gasdruck auf den Lauf. 

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

waffentechnik.wordpress.com

14. Oktober 2022

Waffenfunktion: Rückstoßlader mit kurz zurückgeleitendem Lauf, Rollenverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch den Geschossrückstoß mit Wirkung auf Verschluss-Lauf-Koppelgruppe sowie direkt wirkenden Gasdruck. Verriegelt durch tiefliegende Rollen.

Kinematik: Rückstoßlader mit Rollenverschluss

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich im Ruhezustand.

Bild 2: Der Schuss bricht, das sich in der Patronenhülse befindliche Scheißpulver wandelt sich durch Abbrand in Pulvergase um. Diese Pulvergase benötigen um ein vielfachen mehr Raum als das Schießpulver im feststofflichen Zustand. Durch den höheren Raumbedarf, kommt es zu einem enormen Druck in der Brennkammer der Patrone. Dieser Druck wirkt zu allen Seiten hin macht sich aber ab deutlichen dadurch bemerkbar, dass er auf das Heck des Geschosses wirkt und dadurch selbiges aus dem Mund der Patronenhülse heraus, in den Lauf (dunkel petrol) der Waffe, drückt. Sobald das Geschoss den Mund der Hülse verlassen hat und diese kein geschlossenes System mehr darstellt, ist der Gasdruck in der Lage selbige Hülse, wie einen Hohlkolben, nach hinten zu drücken. Da die Hülse jedoch vom Verschlusskopf (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Kraft auf diesen. Im Verschlusskopf (rot) befinden sich zwei Rollen (grün), welche in Rollentaschen lagern im Schildzapfen, dieser sind mit dem Lauf (dunkel Petrol) verbunden. Im Gegensatz zu anderen Rollenverschlüssen lagern hier die Rollen (grün) so tief in ihren Lagern, dass sie nicht aus diesen herausrollen können, wenn sie vom Verschlusskopf (rot) nach hinten getrieben werden. Die Rollen (grün) machen so ein Zurückfahren des Verschlusskopfes (rot) unmöglich. Der direkt wirkende Gasdruck kann nichts ausrichten, die Waffe ist formschlüssig statisch verriegelt.

Erst wenn das Geschoss im Lauf der Waffe, nach der Überwindung des Einpresswiderstandes, auf eine ausreichende Geschwindigkeit gebracht wird, kann es nach dem dritten Gesetzt nach Newton zu einer Gegenreaktion kommen. Diese Gegenreaktion überträgt sich über die Pulvergase, als fluidmechanischen Körper, auf den Stoßboden des Verschlusses (rot). Im Gegensatz zum Eigengasdruck, welcher nur im lokal begrenzten Bezugssystem Arbeit verrichten kann, ist der Gegenimpuls in der Lage die Lauf-Verschluss-Koppelgruppe relativ zum Waffengehäuse (grau) nach hinten zu werfen.

Bild 3: Beim gemeinsamen Rücklauf von Lauf (dunkel petrol) und Verschluss (rot) kommen die Rollen (grün), welche die Koppelgruppe zusammenhalten, in Kontakt mit zwei Steuerklassen (blau). Diese schiefen Ebenen zwingen die Rollen (grün) dazu, sich in den Verschlussträger (rot) zurückzuziehen. Gleichzeitig zwingen dies den Verschlussträger (lila) relativ zum Verschluss zurück. Dieser Vorgang hat hier jedoch eher sicherheitstechnische Gründe, um den Zündstift bei nicht verriegeltem Verschluss von der Patrone fernzuhalten. Es handelt sich zwar um eine Übersetzung, jedoch ist diese nicht verriegelungsrelevant.

Bild 4: Umso weiter die Lauf-Verschluss-Koppelgruppe zurück fährt, umso weiter werden die Rollen (grün) von den Steuerkulissen (blau) in den Verschlussträger (rot) gezwungen. Sobald die Rollen (grün) bis über die Hälfte in den Verschlussträger (rot) eingefahren sind, ist die Verriegelung praktisch aufgehoben. Der Verschluss wechselt von einer formschlüssig statischen in eine kraftschlüssig dynamische Verriegelung.

Bild 5: Der Gasdruck wäre am diesem Zeitpunkt in der Lage, die Patronenhülse wie einen Hohlkolben nach hinten zu schieben. Dies ist bei diesem System jedoch nicht nötig, da der zuvor per Übersetzung beschleunigte Verschlussträger (lila) noch genug kinetische Restbewegungsenergie hat, um den Verschlussträger nach hinten mitzuschleppen.

Je nach Bedarf und gewünschter Funktionssicherheit, kann dieses System also als reiner Rückstoßlader mit Entriegelung per Rückstoß und Verschlussantrieb per kinetischen Restenergie des beschleunigten Verschlussträger konzipiert werden oder als System mit zwei Antriebsmethoden welches den Rückstoß zur Entriegelung verwendet und den Eigengasdruck im Lauf für den Verschlussantrieb.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

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10. Oktober 2022

Waffenfunktion: Rückstoßlader mit kurz zurückgeleitendem Lauf, Kniegelnekverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch den Geschossrückstoß mit Wirkung auf Verschluss-Lauf-Koppelgruppe sowie direkt wirkenden Gasdruck. Verriegelt durch Kniehebel. Verwendet bei der deutschen Selbstladepistole Luger P-08.

Kinematik: Rückstoßlader mit Kniegelenkverschluss

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, die Treibladung in der Patronenhülse wird in Treibgase umgesetzt. Diese Gase beanspruchen ein vielfaches von dem Raum, welchen die Treibladung in festem Zustand eingenommen hat. Dieder gewaltig gestiegene Platzbedarf resultiert in einem starken Druck innerhalb der Brennkammer der Patrone, welcher alle Innenwände der Patrone beaufschlagt. Die schwächste Stelle der Patrone ist das Geschoss, welches sich von den Pulvergasen aus dem Hünd der Hülse in den Lauf der Waffe treiben lässt. Sobald das Geschoss den Mund der Hülse verlässt ist das Gas zudem in der Lage, die Patronenhülse wie einen Hohlkolben nach hinten zu drücken. Da die Patrone jedoch vom Verschluss (rot) abgestützt wird, überträgt sich sich die Kraft auf diesen. Der Verschluss ist mit dem Kniehebel (grün) verbunden, dieser ruht mit deinem Mittelgelenk auf dem Steuerstück (blau). Da der Kniehebel (grün) bereits nach unten eingeknickt ist, versucht er diese Beugerichtung beizubehalten und sich nach unten zu öffnen. Daran hindert ihn jedoch das gehäusefeste Steuerstück (blau). Eine Öffnungsbewegung des Verschlusses (rot) kann deswegen nicht stattfinden, der Verschluss ist formschlüssig statisch verriegelt.

Auf der anderen Seite hat das Geschoss den Einpresswiderstand in die Felder des Laufes überwunden und wird anschließend von den, auf den Geschossboden wirkenden, Pulvergasen stark beschleunigt. Gemäß des dritten Gesetzes nach Newton kommt es bei der schnellen Geschossbewegung zu einer Gegenreaktion, diese nutzt die Pulvergassäule im Lauf als Fluidmechanischen Körper und überträgt so die Gegenreaktion auf den Stoßboden des Verschlusses (rot). Genau wie bei der direkten Gaswirkung, kann auch diese Kraft den Verschluss nicht öffnen. Jedoch wirkt die Gegenreaktion nicht wie der direkte Gasdruck lokal begrenzt, sondern wirkt in einem weiteren Bezugssystem, dieses resultiert darin, dass der Verschluss (rot) relativ zum Gehäuse (grau) nach hinten geworfen wird. Da der Verschluss (rot) über den Kniehebel (grün) mit dem Lauf (dunkel Petrol) verbunden ist, wird dieser nach hinten mitgezogen.

Bild 3: Das mit dem Gehäuse verbundene Steuerstück (blau) verbleibt jedoch an seinem Platz und sorgt damit dafür, dass das mittlere Gelenk des Kniehebels (grün) langsam nach oben bewegt wird. Dabei wird, gegen die Kraft des direkt wirkenden Gasdrucks, die Vorbeugung nach unten aufgehoben und anschließend das Gelenk (dunkel grün) nach oben eingeknickt.

Bild 4: Sobald der Kniehebel (grün) einmal eine kleine Beugung nach oben hin gemacht hat, versucht der direkt wirkende Gasdruck das Gelenk (dunkel grün) in diese Richtung weiter zu öffnen, was dem Gasdruck im Lauf auch gelingt. Durch die Änderung der Vorbeugerichtung, wurde die Verbindung zwischen Verschluss (rot) und Lauf (dunkel petrol) von einem formschlüssig statischen zu einer kraftschlüssig dynamischen.

Bild 5: Der direkt auf den Hülseninnenboden wirkende Gasdruck ist nun in der Lage, die Patronenhülse wie einen Hohlkolben gegen der Verschluss (rot) zu schieben, welcher dieses mal der Kraft nachgibt und sich nach hinten zu öffnen beginnt. Dabei wird der Kniehebel (grün) weiter eingeknickt, hat dabei aber keine verriegelungsrelevante Funktion mehr inne. Der Verschluss (rot) kann also erst nach dem gemeinsamen Rücklauf, zusammen mit dem Lauf, (dunkel Petrol) vom Gasdruck im Lauf geöffnet werden. Während dieser Zeit, konnte der Gasdruck soweit absinken, dass dieser die Hülse beim austreiben aus dem Patronenlager (dunkel petrol) nicht mehr beschädigt. Grund für das absinken des Drucks in so kurzer Zeit ist, dass dem Druck um so mehr Raum im Lauf zur Verfügung steht, umso weiter das Geschoss durch den Lauf getrieben wurde.

Das System arbeitet demnach mit zwei Antriebsmethoden, für die Entriegelung ist der Geschossrückstoß zuständig, während für das ausschieben der Hülse und die Öffnung des Verschlusses der direkt wirkende Eigengasdruck verantwortlich ist.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

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9. Oktober 2022

Waffenfunktion: Rückstoßlader mit kurz zurückgeleitendem Lauf, Vertikalriegel

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch den Geschossrückstoß mit Wirkung auf Verschluss-Lauf-Koppelgruppe sowie direkt wirkenden Gasdruck. Verriegelt durch Vertikalriegel. Verwendet mit anderem Verriegelungselementen bei Colt M1911, Beretta 92, Walther P.38, Johnson M1941 und Federow Avtomat.

Kinematik: Rückstoßlader mit kurz zurückgeleitendem Lauf

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht das in der Hülse befindliche Treibmittel setzt sich in Treibgase um, diese Gase stehen unter einem hohen Druck und beaufschlagen alle Innenseiten der Hülse. Davon gibt jedoch nur eine Wand nach. Dabei handelt es sich um den Geschossboden an welchem die Gase angreifen und dadurch das Geschoss aus dem Mund der Hülse in den Übergangskegel des Laufes schieben. Sobald das Geschoss den Mund der Hülse verlassen hat, stellt diese kein geschlossenes System mehr dar. Dies erlaubt den Pulvergasen die Patronenhülse, ähnlich einem Hohlkolben, nach hinten zu drücken. Da die Hülse jedoch vom Verschluss (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Kraft auf den Verschluss (rot), da dieser über den Vertikalriegel (grün) mit dem Lauf (dunkel petrol) verbunden ist, handelt es sich um ein geschlossenes Bezugssystem in dem eine Rückwärtsbewegung des Verschlusses durch den Gasdruck ausgeschlossen ist. Eine Öffnungs- oder Vorwärtsbewegung des Verschlusses findet nicht statt, der Verschluss ist formschlüssig statisch verriegelt.

Erst wenn das Geschoss im Lauf der Waffe stark genug beschleunigt wird, kommt es nach dem dritten newtonschen Gesetz zu einer Gegenreaktion. Die Kraft dieser Gegenreaktion nutzt das Pulvergase als fluidmechanischen Körper und überträgt sich so auf dem Stoßboden des Verschlusses (rot). Im Gegensatz zum Gasdruck, welcher ebenfalls auf den Stoßboden (rot) einwirkt, ist die Kraft dieser Gegenreaktion nicht lokal begrenz, sondern kann in einem größeren Bezugssystem wirken. Als Resultat wird der Verschluss (rot) relativ zum Waffengehäuse (grau) nach hinten getrieben, da der Verschluss (rot) über den Vertikalriegel (grün) mit dem Lauf (dunkel petrol) verbunden ist, werden beide nach hinten mitgezogen.

Bild 3: Beim gemeinsamen Rücklauf von Verschluss (rot), Lauf (dunkel patrol) und Vertikalriegel (grün) kommt der Vertikalriegel (grün) in Kontakt mit einem Steuerelement (lila). Dieses Steuerelement zwingt den Vertikalriegel (grün) zu einer Absenkbewegung, bei dieser Bewegung rasten die Verriegelungselemente des Vertikalriegel (grün) aus Verschluss (rot) und Lauf (dunkel Petrol) aus. Die Kopplung der Gruppe wird aufgehoben, die formschlüssig statische Verbindung wird zu einer kraftschlüssig dynamischen.

Bild 4: Diese Änderung der Verbindungsart, nutzt der Gasdruck im Lauf aus, um jetzt doch noch die Patronenhülse, wie einen Hohlkolben, nach hinten zu schieben zu können, dabei wird der Verschluss (rot) weiter beschleunigt. Dies gescheit jedoch bei einer deutlich niedrigeren Druck als dies zu Beginn der Waffenfunktion der Fall war. Das Geschoss hat bereit eine deutliche Strecke im Lauf zurück gelegt und der Gasdruck kann sich auf ein größeres freigewordenes Volumen verteilen. Der geringere Gasdruck kann nun die Patronenhülse sicher nach hinten aus dem Patronenlager herausschieben ohne, dass es zu einer Überanspruchung des Hülsenmaterials kommt.

Dieses System nutzt für die Entriegelung die Kraft des Geschossrückstoßes für den restlichen Antrieb jedoch den direkt wirkenden Gasdruck im Lauf.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

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25. September 2022

Die echten Namen der Waffen aus Hunt: Showdown

 Halle alle zusammen, neben Modern Warfare gibt es noch ein weiteres Videospiel, welches seinen real existierenden Waffen aus irgend einem Grund Phantasienamen gibt. Aber keine Sorge, dafür gibt es ja mich. Hier also eine Liste der Waffen aus Showdown the Hunt mit den echten Namen der Waffen.


  • Caldwell Conversion Pistol ist eine Colt Open Top 1872
  • Caldwell Conversion Uppercut ist ein Colt Walker (umgebaut für Patronen
  • Caldwell Pax ist ein Colt Single Action Army
  • Caldwell 92 New Army ist ein Colt New Army & Navy 1892
  • Nagant M1895 ist richtig
  • Quad Derringer ist eine Sharps Pepperbox
  • Scottfield Model 3 ist ein S&W Schofield No.3
  • LeMat Mark 2 Revolver ist ein LeMat 1861

  • Dolch 96 ist eine Mauser C96
  • Bornheim No. 3 ist eine Bergmann 1896

  • Romero 77 ist eine Montgomery Ward Ranger
  • Caldwell Rival 78 ist eine Colt 1878
  • Specter 1882 ist eine Spencer 1882
  • Winfield 1887 Terminus ist eine Winchester 1887
  • Winfield 1893 Slate ist eine Winchester 1893
  • Crown & King Auto-5 ist eine Browning Auto-5
  • Nitro Express Rifle basiert lose auf Holland&Holland Doppelbüchsen

  • Winfield M1873 ist eine Winchester 1873
  • Winfield M1876 Centennial ist eine Winchester 1876
  • Sparks LRR ist eine Sharps 1874
  • Vetterli 71 Karabiner ist ein Vetterli 1969/71 Karabiner
  • Mosin-Nagant M1891 ist richtig
  • Mosin-Nagant M1891 Avtomat ist ausgedacht*
  • Lebel 1886 ist richtig
  • Berthier1892 Carbine ist richtig
  • Martini-Henry IC1 ist richtig
  • Springfield 1866 ist richtig 

  • Flare Pistol ist eine Webley & Scott No. 1

*Der Mosin-Nagant M1891 Avtomat ist eine Abwandlung der Huot Automatic Rifle.#

Bemerkenswert ist, dass viele der später hinzugekommenen Waffen echte Namen tragen.

18. September 2022

Die echten Namen der Waffen aus Modern Warfare II 2022

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neuen Beitrag zum Thema: Feuerwaffen in Videospielen. Da mein Post zu den echten Namen der Waffen aus dem Vorgänger Modern Warfare 2019 so gut ankommen ist, mache ich das Ganze auch dieses Jahr für euch:

  • Bruen .45 ist eine SIG P220 Elite
  • X13 ist eine Glock 17 Generation 5
  • X13 Auto ist eine Glock 18

  • Lachmann MP ist eine MP5 A5
  • Fennec 45 ist eine Kriss Vector
  • K-Bloc ist eine PP-19 Bison
  • Zyklov 9 ist eine PP-19-01 Vityaz
  • Kastov-74u ist eine AKS-74U

  • Lockwood 725 ist eine Citori 725
  • Bryson 800 ist eine Mossberg 590
  • Expedite 12 ist eine Benelli M4 Super 90

  • M4 ist eine Mk.18 Mod 1
  • FSS Hurricane ist eine AR-57
  • M16 ist eine M16A4
  • FTac Recon ist eine M458 Monster
  • TAQ-56 ist eine Mk.16 / SCAR-L
  • Kastov 545 ist eine AK-104
  • Kastov 762 ist eine AK-103
  • Lachmann-556 ist ein HK33 KA2
  • Lachmann-762 ist ein G3 A3

  • EBR-14 ist ein M14 in einem Sage Schaft
  • Lockwood Mk2 ist eine Marlin 336
  • LM-S ist ein PSG-1
  • Signal 50 ist eine Gepard GM6 Lynx

  • 556 Icarus ist ein Fightlite MCR
  • Sakin MG38 ist ein Negev NG7
  • RAPP H ist ein HK21

  • JOKR ist die FGM-148 Javelin
  • PILA ist die SA-25 / 9K333 Verba
Alles Stand 18.09.2022
Aktualisiert am 25.09.2033

9. August 2022

Schweres Sturmgewehr, die Bundeswehr führt Begriffe aus Videospielen ein, Teil 3

Hallo und herzlich Willkommen zum nunmehr dritten Teil meiner Reihe, in welcher die deutsche Bundeswehr Begriffe einführt, welche ursprünglich aus Video-Spielen stammen.

Heute sehen wir uns mal das G27 an eine Version des HK417 oder die 7,62 x 51mm Version des HK416. Eben dieses Gewehr für eine moderne Gewehrpatrone, hat die Bundeswehr eingeführt und zwar unter der Bezeichnung schweres Sturmgewehr. Kaum gelesen haben bei mir auch schon die Glocken geklingelt und ich meine mich zu erinnern, dass ich das so oder so ähnlich schon mal irgendwo gehört hatte.

Mein erster Verdacht viel auf Jagged Alliance 2 aber leider gibt es dort nur die schwere Maschinenpistole, um den verschobenen Definitionsramen zwischen dem deutschen Reihenfeuerpistole/Maschinenpistole zum englischen machinepistol/sub machine-gun zu überbrücken.

Das schwere Sturmgewehr aus Fortnite 
 eine Mischung aus AK-74 und M70B1
Aber eine kurze Googlesuche später hatte ich es auch schon, denn gibt man den Begriff  "schweres Sturmgewehr" dort ein, so kommt man sofort ausgerechnet zu Fortnite, also genau dem Spiel welches gerade bei sehr jungen Spielen aktuell äußert populär ist und über welches sich von Seiten ernsterer Spieler immer wieder lustig gemacht wird.

Warum die Bundeswehr nun nach Battlefield V und Call of Duty (eigentlich Amazon) auch ausgerechnet aus Fortine Begriffe entlehnt ist mir nach wie vor schleierhaft.

6. Juli 2022

Holografisches Reflexvisier, die Bundeswehr führt Begriffe aus Videospielen ein, Teil 2

 Und damit herzlich Willkommen zum zweiten Teil von die Bundeswehr führt Begriffe aus Videospielen ein. In der letzten Folge ging es um den Begriff des mittleren Maschinengewehrs.

Dieses mal jedoch geht es um ein angebliches holografisches Reflexvisier und zwar von der Firma EoTech aber Eines nach dem Anderen. Was ist denn ein holografisches Reflexvisier, ganz einfach es ist ein Oxymoron ein Verbindung von zwei Worten, die sich gegenseitig ausschließen.

Holografie und Reflex sind zwei gegensätzliche - sogar konkurrierende Technologien für vergrößerungslose elektronische Visiere. Bei einem Reflexvisier befindet sich das Absehen nicht im Strahlengang der Optik, sondern wird über einen halbdurchsichtigen Spiegel ein reflektiert. Bei einem holografischen Visier befindet sich das Absehen im Strahlengang und wird von einer Laserdiode beleuchtet*.

Aber wie kommt die Bundeswehr nun auf diese komische Bezeichnung? Ich hab mich ein wenig umgesehen und konnte zwei Quellen finden. Zum einen ein Wiki zum Videospiel Call of Duty Modern Warfare III dabei scheint es sich jedoch nicht um einen Text zu handeln, welcher so im Videospiel zu lesen ist, sondern um den Text eines der Wiki-Autoren, den ich dafür allerdings nicht übermäßig kritisieren würde.

Die zweite Stelle ist dann noch kurioser, denn es handelt sich um ein Angebot beim Onlineversandthändler Amazone. Wahrscheinlich war eher das Zitat:

VERY100 Taktisches Zielfernrohr/holografisches Reflexvisier, beleuchtetes Fadenkreuz mit Grün- und Rotpunktvisier, 4 Modi einstellbar, Montage: 20-mm-Schiene

 verantwortlich für die merkwürdige Bezeichnung des EoTechs EXPS2 bei der Bundeswehr. Das ist natürlich ordentlich peinlich und es bliebt spannend ob der Fehler früher oder später korrigiert werden wird. Denn im Unterschied zum mittleren Maschinengewehr, wo das Wort mittel ja Auslegungssache ist, ist das Wort holografisch, leider physikalisch fest definiert. 

Ich hab die Firma EoTech mal per E-Mail angeschrieben und auch eine Antwort erhalten. EoTech sieht seine holografischen Visiere ganz eindeutig nicht als Reflexvisiere an und betont deutlich die Vorteile ihrer holografischen Visiere, gegenüber Reflexvisieren.


*Zumindest bei einem echten holografischen Visier, bei gefälschten Holovisieren für den Airsoft-Bereich handelt es sich technisch um Reflexvisiere welche nur die äußere Form eines holografischen Visieres aufweisen. Ich ergänze das hier, weil in der Vergangenheit immer wieder Leute auf mich zu gekommen sind, die meinten sie könnten meine Ausführungen über holografische Visiere mit ihren Airsoftrepliken widerlegen. Diese Leute kann man dann einfach fragen, was passiert, wenn man den NV Knopf an einem EoTech drückt. Lautet die Antwort: "Es wird grün", handelt es sich um eine Fälschung, echte EoTechs werden nämlich sehr sehr blass, wenn man diese Taste drückt. EoTech bestätigen dies auf ihrer Webseite.

5. Juli 2022

Mittleres Maschinengewehr, die Bundeswehr führt Begriffe aus Videospielen ein, Teil 1

 Hallo alle zusammen und Willkommen zu einem neuen Beitrag zum Thema Waffensprache.

Für das heutige Thema muss ich ein wenig in meine Vergangenheit reisen, und zwar in eine Zeit als ich mich altersbedingt sehr viel mehr mit Airsoft als mich rechten Waffen beschäftigt habe. Damals habe ich mich vor allem für die Wechselwirkung interessiert, welche zwischen Airsoft, Videospielen und Realsteal (so nennt man scharfe Waffen in der Airsoftsprache).

Dazu hatte ich auch damals ein schönes Dreieck angefertigt und in der Originalversion auch ausgefüllt mit den Aspekten, in denen sich die drei Bereiche beeinflussen. Nur leider blieb im Original ein Pfeil immer lehr und zwar der, welcher angegeben hätte, wie Videospiele denn den Realsteel-Bereich beeinflussen.

Aber nun kann ich diesen Pfeil endlich ausfüllen, denn die Bundeswehr hat nun mit dem MG5 ein mittleres Maschinengewehr eingeführt. Und nicht nur dass, das alte MG3 wurde  im Nachhinein auch zu einem erklärt. Aber was ist das denn eigentlich, den Begriff bekommt man im Deutschen recht selten zu hören. Nun, da gäbe es zwei Definitionen:

  • Vollautomatische Waffe
  • Gurtzuführung
  • Auf einer Lafette
  • Verwendung der Infanteriepatrone
  • Keine Wasserkühlung
  • Nicht als Handfeuerwaffe vorgesehen
Diese Definition stammt vor allem aus englischen Büchern, welche ins Deutsche übersetzt wurde und meist bezieht sich diese Beschreibung entweder auf das Colt MG M1895 bekannter als Potato Digger oder sowjetischen MGs DS-39 und SG-43 als die beiden Stankowy auf Deutsch Standmaschinengewehre.

Jetzt fällt aber auch, dass diese Definition nicht auf die Waffen der Bundeswehr passt und damit kommen wir zur zweiten Definition.
  • Vollautomatische Waffe
  • Gurtzuführung
  • Überhitzt
  • Das Visier darf nur bei aufgestelltem Zweibein benutzt werden 
Ok, diese Definition passt aber woher stellt diese und was soll dieser alberne letzte Punkt mit dem Visierverbot? Diese Definition stammt aus dem Videospiel Battlefield V und in einem Videospiel kann man es mit ein paar Zeilen Programmiercode auch verbieten, das Visier zu benutzen, wenn die Waffe nicht richtig aufgestellt wurde.

Das kuriose ist jetzt natürlich, warum die Bundeswehr Begriffe aus Videospielen einführt. Eine Notwendigkeit hätte es dazu nicht gegeben, der Begriff des Universalmaschinengewehrs gibt es schon lange und würde hier auch passen.

Natürlich arbeiten bei der Bundeswehr mittlerweile auch Gamer und einer von denen hat sich da einen kleinen Spaß erlaubt aber kurios ist es schon. Besonders da es bei weitem kein Einzelfall mehr ist, so wurde auch der Begriff Schweres Sturmgewehr neulich eingeführt, welcher vermutlich aus dem Videospiel Fortnite stammt, sowie der Begriff Holografisches Reflexvisiser, welcher auf Call of Duty zurück geht.

30. Juni 2022

Warum das G3 einen geringeren Rückstoß hat, als das FN FAL

 Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neuen Post.

Dass das G3 einen komplett anderes Rückschlag verhalten an den Tag legt als das FN-Gewehr, weiß jeder, der die beiden guten Stück schon mal geschossen hat aber warum das so ist dazu gibt es bislang keine zufriedenstellende technische Erklärung.

Pendelkanone
mit festen Stoßboden
Nun bin ich aber während einer Recherche, welche eigentlich den Fokus Messmethoden hatte, auf eine Antwort gekommen, welche mehr als nur zufriedenstellend ist.

Die Messmethode um die es geht ist der Pendellauf, eine Methode zur Ermittlung des Rückstoßes, die eigentlich jeder kennen sollte. Was man übrigens auch kennen sollte, um diesen Text hier zu verstehen ist der Unterschied zwischen Rückstoß, dem physikalischen Prinzip der Gegenreaktion auf einen schwereren Körper und Rückschlag, den Schlag welcher ab Ende seinen Weg in die Schulter des Schützen findet. 

Aber wieder zurück zur Methode, man hängt einfach einen Waffenlauf an zwei Seilen an ein Gestell, feuert das ganze ab und guckt, dass wie weil der Lauf, welcher gleichzeitig als Pendel fungiert, ausgeschwungen ist. Weiter Ausschwung viel Rückstoß, wenig Ausschwung wenig Rückstoß. Solange der Lauf über eine stoff- oder formschlüssige Verriegelung verfügt, sind hier Rückstoß und Rückschlag identisch.

Nun kommen wir aber zu einem modifizierten Aufbau unsere Pendelkanone. Jetzt ist das Rohr zu beiden Seiten offen und es befindet sich in der Mitte zwei Geschosse und dazwischen eine Pulverladung. Der Aufbau ähnelt also in etwa einem Gegenkolbenmotor. Welcher Bewegung des Pendels wäre nun in einem idealisierten Aufbau zu erwarten? Recht einfach, das Pendel bewegt sich nicht, da zwei Massen sich in zwei unterschiedliche Richtigen bewegen aber warum ist das so?

Pendelkanone mit
gleichen Massen
Dazu sehen wir uns das an, was eigentlich Jeder wissen sollte, der sich mit Feuerwaffentechnik beschäftigt: Die Übertragung der Gegenreaktion einer beschleunigten Masse über einen fluidmechanischen Körper.

Aber eines nach dem anderen, schließlich habe ich auch Leser, welche nicht so tief in der Materie stecken. Sobald das Triebmittel zwischen den beiden Geschossen zündet, entsteht ein Druck. Dieser beaufschlag alle ihn begrenzenden Flächen. Darunter sind auch die Böden der beiden Geschosse, welche hier wie die Stirnseiten von zwei Kolben fungieren. Das Druck auf diese Kolben bewirkt, dass sie sich im Lauf, welcher als Zylinder fungiert, bewegen. Die Geschossen werden beschleunigt.

Sobald die Geschosse beschleunigen entsteht nach dem dritten Gesetzt nach Isaac Newton eine Gegenreaktion, die wir aber erstmal noch nicht zu einem Rückstoß erklären, was man auch generell nicht tun sollte. Aber was macht diese Gegenreaktion? Recht einfach, die wirkt am gleichen Ort und mit gleicher Kraft aber in die entgegengesetzte Richtung.

Während das Gas auf das Geschoss drückt, drückt das Geschoss gleichzeitig in das Gas. Was passiert, wenn man auf einen Fluidkörper einwirkt, müsste eigentlich jeder wissen, der als Kind viel Zeit im Schwimmbad verbracht hat - es entsteht eine Welle. 

Diese Welle hat sogar einen Namen es ist die Lagrange-Welle, benannt nach einem Franzosen, welcher diese das erste mal, während der französischen Revolution, annähert berechnete. Wer sich für die genaue Berechnung samt Tabelle interessiert, kann dies bei Dr. Carl Cranz im zweiten Band des Lehrbuchs der Ballistik auf den Seiten 147 bis 150 nachlesen.

Es entsteht also eine Welle. Diese Wellt unterscheidet sich nicht großartig von den Wellen in anderen Fluiden und bewegt sich vom Geschossboden ausgehend vom Geschoss weg. Bei einer Waffe mit einem stoffschlüssigen Ende oder einem formschlüssigen Verschluss würde diese Welle irgendwann das hintere Ende der Waffe erreichen und dort quasi anbranden. Dabei würde sie einen Teil ihrer Bewegungsenergie auf den Stoßboden übertragen und es käme zu dem was wir als Rückstoß bezeichnen.

Pendelkanone mit
 ungleichen Massen
Bei unserem modifizierten Versuchsaufbau jedoch haben wir zwei Wellen. Denn auch das andere Geschoss verursacht eine solche Welle. Wir haben also zwei Wellen, die sich früher oder später treffen werden. Ich werde auch jetzt besser mit Konzepten wie Wellen-Interferenz oder dem Superpositionsprinzip verschonen und es einfach dabei belassen, dass auf beiden Seiten des Rohes das gleiche passiert. Das Resultat ist, dass sich das Pendel, wie erwartet, nicht bewegt.

Nun modifizieren wir den Aufbau erneut, ändern aber nur ein kleines Detail und zwar für wir dem linken Geschoss ein ganz klein wenig Masse hinzu. Es ist nun also schwerer und verfügt deswegen über eine größere Masseträgheit. Zünden wir die Treibladung, so beaufschlagt der Druck wieder alle ihn begrenzenden Flächen. Beide Geschosse werden also weiterhin mit der gleichen Kraft angetrieben.

Der Unterschied ist nun jedoch, dass sich das rechte Geschoss schneller bewegt, da es wegen seiner leicht geringeren Masse eine stärkere Beschleunigung erfährt. Wie auch im vorherigen Aufbau erzeugen beide beschleunigte Massen jeweils eine Gegenreaktion. Der Unterschied ist jedoch, das die stärkere Actio der leichteren Masse auch einen stärkere Reaktio zur Folge hat. Die Welle welche vom leichten Geschoss aus geht ist also stärker.

Nach der Berücksichtigung der oben genannten Konzepte wird diese Welle irgendwann bei linken Geschoss ankommen und einen Teil ihrer Energie auf dieses Übertragen. Dieses wiederum wird einen Teil der von der Welle erhaltenen Energie auf den Lauf übertragen. Zu beobachten ist nun, dass das Pendel ein wenig ausschwenkt aber nicht so stark, wie bei einem festen Stoßboden.

Der Grund ist, dass zwei, in entgegengesetzte Richtungen, bewegliche Massen auch immer jeweils eine eigene Gegenreaktion besitzen, welche sich in Wellen innerhalb der Pulvergase als fluidmechanischen Körper bewegen. Erst der Unterschied der Stärke dieser Wellen bestimmt die Stärke des Ausschwenkens des Pendels. Ist die Stärke der Wellen identisch so findet kein Ausschlagen statt.


Was das G3 angeht, so sieht unter Aufbau nun so aus, dass es zwar eine ganze Menge an Faktoren der Ungleichheit gibt aber das Prinzip das gleiche bliebt. Wir gaben ein Rohr, dabei handelt es sich zum Teil um den gezogenen Teil des Laufes und zum anderen um die Patronenkammer und das Waffengehäuse und zwei Geschosse. Das erste Geschoss ist das Geschoss an sich, das andere Geschoss ist die Patronenhülse mit dahinter liegendem Verschluss. Das Geschoss wird vom Gasdruck nach vorne Geschossen und erzeugt eine Welle - die Patronenhülse mit dem Verschluss dahinter wird nach hinten geschossen und erzeugt dabei eine Welle.

Jetzt ist das Geschoss zwar leicht aber dabei auch extrem schnell und so verursacht es eine nun deutlich stärkere Welle als der Verschluss. Aus diesem Grund ist der Rückstoß nun deutlich mess- und spürbar, liebt aber immer noch deutlich unter dem Wert, einer Waffe mit festem Stoßboden.

Aber wie eingangs erwähnt ist Rückstoß noch lange nicht Rückschlag und damit kommen wir zu einem kleinen Abriss zu diesem Thema. Das Problem des G3 liegt hier in der enormen Verschlussträgergeschwindigkeit, diese wird durch die Übersetzung verursacht, welche beim G3 für die sichere Waffenfunktion notwendig ist. Schlägt dieser beschleunigte Verschluss hinten am Waffengehäuse an, so überträgt er fast seine gesamte kinetische Energie auf das Waffengehäuse und damit auf den Schützen. Das G3 hat also erst einen recht milden Rückstoß aber dann einen recht heftigen Verschlussträgeranschlag. Es wirken demnach zwei mittlere Kräfte kurz hinter einander, welcher sich jedoch wie ein langgezogenen Rückschlag anfühlen.

Das FN FAL hingegen übergibt, als Waffe mit beim Schuss feststehendem Stoßboden, den vollen Rückstoß an das Gehäuse. Es gibt keine Gegenwelle. Dafür ist der Verschlussträgerrücklauf langsamer, da dieser von aus dem Lauf abgezapften Gasdruck angetrieben wird.

Oft wird bedeutet, das FN FAL hatte einen geringeren Rückschlag, da Gas aus dem System gezapft wird. Darauf kann man nur entgegnen, dass man doch bitte mal Gebrauch vom einstellbaren Gassystem der Waffe machen soll. Wählt man beim FN FAL immer größere Öffnungen so wird es für den Schützen immer unangenehmer. Es geht zwar tatsächlich mehr und mehr Gas verloren, jedoch erhöht sich auch immer und immer mehr die Verschlussträger Geschwindigkeit und letztere ist für den Rückschlag sehr viel wichtiger als das bisschen Gas.

Im übrigen hingt der Vergleich von G3 und FAL ohnehin ein wenig, da bei de Waffe unterschiedliche Lauflängen ausweisen und zudem die meisten FAL Versionen mit Mündungsfeuerdämpfern ausgestattet sind, welche man zumindest als Expansionsröhren ansehen kann.

Anmerkung:

Hier noch kurz ein Nachtrag zur Welle. Natürlich bildet sich nicht ab einer bestimmten Geschwindigkeit, der jeweils beschleunigten Masse, plötzlich eine große Welle. Viel mehr müsste man mit vielen kleinen Wellen rechnen, die mit zunehmender Beschleunigung der betreffenden Masse immer stärker werden. Die Reduktion auf eine Welle ist eine Vereinfachung, welche sich Lagrange, Vielli, Hugoniot, Charbonnier, Gossot-Lioville und Love-Pidduck aber ebenfalls erlaubt haben.

Kurioses:

Ich habe eine Nachricht bekommen, nachdem sich nur die leichtere Masse bewegen soll, weil Druck immer den Weg des geringsten Widerstandes nähme. Nein, das mit dem geringsten Widerstand ist Strom, also elektrischer Strom - Gas in geschlossenen Systemen funktioniert anders. Eingeschlossenes Gas beaufschlagt alle umgebenden Flächen mit der gleichen Kraft pro Fläche (Fn=a*p). Bekommt der Druck also zwei Flächen geboten, an denen er Arbeit verrichten kann, so verrichtet er Arbeit entsprechend der ihm zur Verfügung stehenden Fläche (a). 

Beispiel: Wenn ein Schotte auf einem Dudelsack spielt und dessen Sack zwischen seinen Rippen und seinem Arm einklemmt, welche Pfeife wird dann einen Ton von sich geben, nur diejenige mit dem größten Loch, da diese ja den geringsten Widerstand bietet oder würde man einfach alle Pfeifen hören?

Noch ein Beispiel, ein Druckbehälter hat zwei Sicherheitsventile, eines mit Grenze von 100, das andere mit einer Grenze von 200 Bar. In dem Behälter befindet sich aber ein Druck von 1000 Bar. Welches Ventil würde sich öffnen, nur das mit der 100 Bar Grenze, da es den geringeren Widerstand bietet oder würden einfach beide Ventile sich öffnen? 

Ich weiß natürlich das solche Behauptungen absoluter Unsinn sind und von Leuten kommen, die wahrscheinlich keinen richtigen Schulabschuss haben aber ich finde sie recht kurios.