29. April 2022

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader per Rollen ins Schnelle übersetzter Masseverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck und Übersetzung ins Schnellere per Rollen, Masseverschluss. Verwendet in H&K G3 und Mauser Gerät 08H.

Direkter Gasdrucklader mit Rollenübersetzung
Kinematik: Direkter Gasdrucklader mit Rollenübersetzung

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, das Treibladungspulver setzt sich in Pulvergase um, welche in der Brennkammer der Patrone zu allen Seiten wirken. Die Pulvergase, welche auf den Geschossboden wirken treiben das Geschoss aus dem Hülsenmund heraus. Sobald das Geschoss in den Übergangskonus eintritt und die Patrone kein geschlossenes System mehr darstellt, ist der Gasdruck in der Lage die Patronenhülse nach hinten zu treiben. Da die Patronenhülse vom Verschlusskopf (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Rücklaufkraft das Hülse auf diesen.

Bild 3: Da der Verschlusskopf (rot) selber kraftschlüssig gelagert ist, bewegt sich dieser nach hinten. Im Verschlusskopf (rot) sind jedoch zwei Rollen (grün) gelagert, diesen werden vom Keil des Verschlussträger (lila) in zwei Rollentaschen im Waffengehäuse gedrückt. Diese Rollentaschen sind nach hinten flach auslaufend gestaltet. Diese Gestaltung sorgt dafür, dass die Rollen (grün) aus den Taschen herausrollen können, wenn der Verschlusskopf (rot) sich nach hinten bewegt. Beim zurücklaufen des Verschlusses (rot) werden die Rollen (grün) nicht nur nach hinten bewegt, sondern durch die Taschenform gleichzeitig in den Verschlusskopf (rot) eingedrückt. Werden die Rollen (grün) in den Verschluss (rot) eingedrückt, wirken sie dabei auf die schrägen Flächen des Keils des Verschlussträgers (lila). Dies sorgt dafür, dass der Verschlussträger (lila) nach hinten getrieben wird. Die Schrägen der Taschen, der Durchmesser der Rollen (grün) und die Schrägen des Kiels (lila) sind so berechnet, dass für jede Strecke die der Verschlusskopf (rot) zurücklegt, der Verschlussträger (lila) eine größere Strecke nach hinten gezwungen wird. Es kommt zu einer getriebetechnischen Übersetzung ins Schnellere, einer Abschleuderung. Gut zu erkennen ist dies, wenn man sich den Relativen Abstand von Verschluss (rot) und Verschlusskörper (lila) zu einander ansieht.

Bild 4: Dieser mechanische Nachteil sorgt dafür, dass sich der Verschluss (rot) viel langsamer öffnet, als er dies tun würde, wenn der Verschlussträger (lila) fest mit ihm verbunden wäre und beide eine Masse bilden würden. Durch die zweifache Umlenkung der Bewegung, geht ein Großteil der vom Verschlusskopf (rot) aufgenommenen Energie muss er dafür drauf, den Verschlussträger (lila) zu beschleunigen.

Bild 5: Sobald das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen hat, kommt es im Lauf zu einem schnellen Absinken des Gasdrucks, dies sorgt dafür, dass dem Verschluss nun keine Antriebskraft mehr zur Verfügung steht. Der Verschluss (rot) und Verschlussträger (lila) haben jedoch während der Antriebsphase genug Bewegungsenergie aufnehmen können, um den Rest des Rücklaufes ohne zusätzlichen Antrieb zu bewältigen. Ab einem gewissen Grad der Öffnung des Verschlusses (rot) enden die Pisten der Rollentaschen, da die Rollen (grün) komplett in den Verschlusskopf (rot) eingedrückt wurden. Ist dies geschehen, können die Rollen (grün) den Keil (lila) nicht weiter vom Verschluss (rot) wegdrücken. Die Übersetzung der Bewegung endet und Verschlusskopf (rot) und Verschlussträger (lila) verhalten sich wie eine Masse, welche keinen mechanischen Nachteil mehr überwinden muss. Der Rest des Rücklaufes gescheit aus diesem Grund schneller.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

waffentechnik.wordpress.com

28. April 2022

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader per Hebel ins Schnelle übersetzter Masseverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck und Übersetzung ins Schnellere per Hebel, Masseverschluss. Verwendet im französischen FAMAS Sturmgewehr.

Direkter Gasdrucklader mit Übersetzung per Hebel
Kinematik: Direkter Gasdrucklader mit Übersetzung per Hebel

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, die Treibladung in der Brennkammer der Patronenhülse setzt sich in Pulvergase um. Der Druck dieser Pulvergase wirkt zu allen Seiten gleichzeitig, der Druck auf den Boden des Geschosses sorgt dafür, dass das Geschoss aus dem Hülsenmund in den Lauf getrieben wird. Sobald das Geschoss die Hülse verlässt und diese kein geschlossenes System mehr darstellt, kann der Gasdruck die Patronenhülse nach hinten schieben. Da die Patronenhülse hinten vom Verschluss (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Kraft auf diesen. Da der Verschluss (rot) selber nur kraftschlüssig gelagert ist, bewegt sich dieser ebenfalls nach hinten.

Bild 3: Mit dem Verschluss (rot) verbunden ist ein Hebel (grün) mit zwei Armen, einem kurzen und einem Langem. Der kurze Arm des Hebels (grün) lagert in einer Mulde des Waffengehäuses. Bei Rücklauf des Verschlusses, wird der kurze Arm des Hebels (grün) so gegen das Waffengehäuse verschoben, dass er dazu gezwungen wird sich zu bewegen. Der lange Arm des gleichen Hebels (grün) dagegen ist so gegen eine Zusatzmasse (lila) gelagert, das eine Bewegung des Hebels dazu führt, dass diese Zusatzmasse (lila) weggedrückt wird.

Bild 4: Da das empfangende Ende des Hebels (grün) kurz und das ausgebende Ende des Hebels (grün) lang ist, wird für jede Bewegung des Verschlusses (rot) die Zusatzmasse (lila) zu einer Bewegung mit mehr Strecke gezwungen, sie wird abgeschleudert. Diese mechanische Übersetzung von einer langsamen starken Bewegung in eine schnelle schwache Bewegung einer größeren Masse sorgt für einen erheblichen mechanischen Nachteil. Der Verschluss (rot) öffnet sich erheblich langsamer als dies der Fall wäre, wenn die Zusatzmasse (lila) ohne Übersetzung einfach flach anliegen würde.

Bild 5: Verlässt das Geschoss den Lauf der Waffe, so kommt es im Lauf zu einem plötzlichen Abfall des Gasdrucks. Dadurch steht dieser der Patronenhülse nicht mehr als Antrieb zur Verfügung. Der Verschluss hat jedoch bei seinem, bereit auf Bild 2 begonnenen, Rücklauf genug Bewegungsenergie aufgenommen, um den Rest des Rücklaufes alleine zu bewerkstelligen. Bei seinem weiteren Rücklauf erreicht der Hebel (grün) das Ende der Anhebung der Mulde im Waffengehäuse. Sobald der Hebel maximal abgekippt ist, findet keine Übersetzung zwischen Verschluss (rot) und Zusatzmasse (lila) mehr statt. Beide verhalten sich für den Rest des Rücklaufes wie eine Masse ohne getriebetechnischen Nachteil.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

waffentechnik.wordpress.com

27. April 2022

Wie eine Mündungsbremse funktioniert

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neuen Beitrag zum Thema Waffentechnik,

na da musste ich mir ja neulich mal wieder was anhören. Das ganze werde ich aber mal besser nicht zusammen fassen, sondern euch einfach mal kurz und bündig erklären was denn so eine Mündungsbremse macht, denn im Kern ist das alles denkbar einfach.

Wenn aus einer Feuerwaffe mit einfacher Mündung geschossen wird, dann verlässt das Geschoss den Lauf und diesem folgen dann die Pulvergase. Das Geschoss hat eine hohe Geschwindigkeit und erzeugt dabei nach dem dritten Gesetzt nach Newton einen Rückstoß, den Geschossrückstoß. Die Pulvergase die dem Geschoss folgen haben aber auch einen Rückstoß und zwar den Gasrückstoß. Besser bekannt ist das Phänomen allerdings als Raketeneffekt, denn auch eine Rakete wird dadurch angetrieben, dass sehr viel Gas sehr schnell aus einer kleinen Öffnung strömt, eine Waffe verhält sich also wie eine kleine Rakete, welche der Schütze mit dem Ende in Richtung Ziel hält.

Aber was passiert da jetzt genau. Die Pulvergase stehen ja bekanntlich unter einem hohen Druck und sich hoch gespannt, bedeutet ihnen wohnt eine enorme Spannenergie inne. Die Energie ist auch nötig, da sie die in der Waffe anfallenden Arbeiten verrichtet. Zum einen muss ja das Geschoss durch den Lauf getrieben werden und bei Gasdruckladern muss ja auch noch das Verschlusssystem bedient werden. Auch dabei bleiben die Gase extrem gespannt und werden im System gehalten.

Erst wenn das Geschoss den Lauf der Waffe verlässt, können sich die Gase frei ausbreiten und entspannen und das tun sie auch und zwar nach alles Seiten hin. Links und rechts am Geschoss vorbei nach unten und oben  und einige Gasschwaden sind meist sogar in der Lage das Geschoss zu überholen. Das Ganze nannte man früher Kronen-Sturm, da er an der Laufkrone stattfindet, heute bezeichnet man das Ganze eher etwas verharmlosend als Mündungsturbolenzen.

Diese sich schnell zu allen Seiten ausbreitenden Gase haben natürlich eine Masse und wenn man Masse bewegt kommt es, wie bereits erwähnt, zu einer Gegenreaktion nach Newton. Diese Gegenreaktion übertragen die beschleunigten Gasteilchen auf die hinter ihnen liegenden Gasteilchen und so nutzten am Ende die Mündungsgase die, noch im Lauf befindliche, Gassäule als fluidmechnischen Körper und übertragen den Gasrückstoß auf den Stoßboden der Waffe. Einige zu den Seiten ausweichende Gasteilchen wirken zudem auf die Laufkrone und drücken den Lauf nach hinten.

Zusätzlichen Rückstoß und damit für den Schützen fühlbaren Rückstoß will man natürlich nicht haben und so hat man sich irgendwann gedacht, dass man den Rückschlag ja mit einer Ablenkung der Mündungsgase Herr werden könnte. Dazu benutze man einfach Mündungsaufsätze, welche zylinderförmig ausgeführt waren, rechts und links aber Öffnungen hatten. Passiert jetzt ein Geschoss diese Zylinder, so nutzten die Gase diese Möglichkeit für eine vorzeitige Expansion sofort aus und strömen durch diese Öffnungen ins Freie, noch bevor sie die Möglichkeit haben aus dem Lauf nach vorne zu entwichen.

Ordnet man diese Öffnungen nun so an, dass am Ende ein symmetrisches Entwichen möglich ist, so können die Gase ihre Spannenergie abbauen, noch bevor das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen hat und ein entwichen aus der Mündung möglich ist. Auf diese Weise sinkt der sogenannte p0 (pressure zero) der Druck welchen die Pulvergase haben, wenn sie die Mündung der Waffe verlassen können. Die symmetrische Anordnung ist wichtig, damit die Waffe durch den Austritt der Pulvergase aus den Öffnungen nicht bewegt wird. Auch seitlich austretende Pulvergase haben immer noch einen Gasrückstoß, welcher sich über das Gas im Zylinder als fluidmechanischen Körper auf die gegenüberliegende Seite  überträgt. Sind jetzt auf beiden Seiten Öffnungen im Zylinder vorhanden, so wirkt von beiden Seiten ein Gasdruckstoß welcher den jeweils anderen aufhebt, der Zylinder bleibt in der Theorie still.

Man muss die Gase übrigens nicht zwingen nach rechts und links ableiten, wichtig für eine Mündungsbremse ist nur das gleichmäßige ableiten zu allen Seiten im gleichen Maße. Man kann auch nach oben und unten oder zu allen gleichzeitig Seiten hin. Wichtig ist nur, dass kein Ungleichgewicht auftritt.

Das Ganze hat aber auch einen Nachteil, der hier nicht unerwähnt bleiben soll. Pulvergas stört, es ist heiß, steht auch nach dem Austritt noch eine Weile unter hohem Druck und neigt an der frischen Luft dazu mit dieser zu reagieren. Zur einen passiert das physikalisch, in Form eines Knalles, welcher durch den Druckausgleich zwischen gespannten Pulvergasen und entspannter Umgebungsatmosphäre passiert. Zum anderen kann es zu einer chemischen Reaktion kommen, bei der im Lauf nicht genutztes Verbrennungspotenzial dann schlagartig ausgenutzt wird, wenn die Pulvergase mit frischem Luftsauerstoff in Kontakt kommen, es entsteht eine Sekundärverpuffung außerhalb der Waffe, bekannt als rotes Mündungsfeuer.

All diese Phänomene spielen sich normalerweise vor der Mündung der Waffe ab und sind selbst da schon recht unangenehm. Durch eine Mündungsbremse aber, werden all diese Erscheinungen näher an den Schützen herangetragen. Dies resultiert in einer stärkeren Druckbelastung, welche vor allem das Gehör des Schützen beeinträchtigen kann. Nicht zu schweigen von Nebenschützen, welche die Seitlich abgelenkten Pulvergase noch direkter zu spüren bekommen können.

Nun sind viele feine Öffnungen in einem Zylinder schwer zu reinigen, weswegen man erst zu größeren Öffnungen in Zylindern und später zu großen Kammern übergegangen ist. Diese Kammern sind größer funktionieren aber beinahe gleich wie ihre zylindrischen Schwestern. Das Geschoss verlässt den Lauf und tritt in eine große Kammer ein, welche den Gasen jedoch nur nach rechts und links Platz lässt, um sich auszubreiten. Da das Gas diese Möglichkeit zur entspannung sofort nutzt, strömt es nach rechts und links aus. Anschließend passiert das Geschoss meist eine leicht überkalibrige Öffnung, damit nicht mehr Gas dem Geschoss folgen kann als nötig. Die nicht gelochte Teil der vorderen Kammerwand nennt man Prallfläche, da Gase abprallen, welche eigentlich wie das Geschoss nach vorne ausströmen wollten. Diese prallen an den Prallflächen ab, verlieren dabei etwas Bewegungsenergie und werden zu den Seiten hin abgelenkt.

Da es aber meist noch genug Gas schafft, dem Geschoss in seinem Windschatten durch die Öffnung zu folgen, weil das Prozedere meist noch in mindestens einer weiteren Kammer widerholt, wenn noch sogar noch in einer Dritten. Das Ziel jeder Kammer ist es, möglichst viel Gas seitlich abzulenken, um es davon abzuhalten dem Geschoss in gerader Linie zu folgen und damit gasrückstoß zu verursachen.

Meist ist das Gas aber spätestens in der dritten Kammer nicht mehr in der Lage, seinen Gasrückstoß auf den Stoßboden der Waffe zu übertragen, da es die Gase hinter sich nicht mehr als fluidmechanischen Körper benutzen kann. Drückt der Gasrückstoß der Gase in Kammer drei auf die Gase in der Kammer zwei werden diese die Gasrückstoßenergie nur zum Teil dazu nutzen, sie an die Gase in Kammer eins abzugeben, der Großteil der Energie wird die Gase in Kammer zwei aus den Öffnungen drücken. Stattdessen überträgt sich der Gasrückstoß zu einem Großteil auf die Vorderseiten der Prallflächen und überträgt sich so auf das Rohr der Waffe. Dieser zusätzlich Rückschlag ist aber extrem gering gegenüber dem Rückschlag, welcher durch die Verwendung einer Mündungsbremse wegfällt.

Zudem hat man natürlich herausgefunden, dass der Winkel der Öffnungen in einer zylindrischen Mündungsbremse sowie die abwinkelung der Kammern in einer Kammerbremse großen Einfluss auf die Effektivität der jeweiligen Mündungsbremse haben. 

Lenkt man die Auslassrichting für die Pulvergase vom Schützen weg, treten die Pulvergase nach vorne aus, was die Wirkung der Mündungsbremse zwar reduziert aber auch die Gas, Druck und Lärmbelastung des Schützen stark reduziert. Eine vom Schützen aus gesehen V-förmige Mündungsbremse reduziert zwar den Gasrückstoß aber die beiden Seiten sind nun wieder in der Lage mehr von ihrem Gasdrückstoß über die Pulvergase im Lauf als fluidmechnischen Körper auf den Stoßboden der Waffe zu übertragen.

Das genaue Gegenteil passiert, wenn man die Entlassöffnungen nach hinten anwinkelt. Eine vom Schützen aus gesehen A-förmige Anordnung arbeitet ganz anders, hier wird nämlich nicht versucht den Gasrückstoß aufzuhebeln, in dem man den Gasstrom in eine unwirksame Richtung umlenkt, sondern der Gasstrom wird aktiv genutzt, um dem, Rückschlag der Waffe entgegen zu wirken.

Auch nach hinten umgelenkte Pulvergase haben einen Gasrückstoß, dieser wird von den nach hinten austretenden Pulvergasen über die Gase, welche sich noch in der Bremsen befinden, meist auf die vordere Prallfläche übertragen. Aus diesem Grund sind auch Bremsen mit Kammern effektiver als Zylinderbremsen, wo lediglich die Öffnungswände als Angriffsflächen dienen. Das Resultat ist eine Kraft, welche die Mündungsbremse als Körper nach vorne bewegen möchte. Da der Lauf meist fest mit der Lauf der Waffe verbunden ist, überträgt sich die Kraft auf diesen. Ist der Lauf fest mit dem Gehäuse verbunden überträgt sich die Wirkung auch auf das Waffengehäuse. Bei Waffen mit lafettiertem Lauf, wird meist die Rücklaufgeschwindigkeit und oft auch die Rücklaufdistanz des Laufes deutlich reduziert, was ebenfalls den Laufrücklaufanschlag weniger hart ausfallen lässt. Jedoch sind Geschossrückstoß und der Gasrückstoß der nach vorne ausströmenden Gase stärker, eine deutliche Abschwächung des Rückschlages der Waffe ist jedoch spürbar.

Leider ebenfalls spürbar ist die deutliche Erhöhung der Druck und Lärmbelastung für den Schützen einer Waffe mit nach hinten gerichteten Mündungsbremsenöffnungen.

Das ist grob wie Mündungsbremsen funktionieren, meist bezeichnet man die mit geraden oder vom Schützen weggewinkelten als passive Mündungsbremsen, diese tun ja aktiv nicht sondern verhindern nur, dass das Gas etwas macht, dass es nicht soll. Auf der anderen Seite nennt man die Bremsen mit zum Schützen hingewinkelten Mündungsbremsen als aktive, weil diese ja aktiv etwas tun. Aber ich halte mich mit der Benennung mal zurück, gibt schon eh genug Chaos aber den sehen wir uns in der nächsten Folge an.

Quellen: Gibt es dieses mal, außer den Allgemeinen, leider keine konkreten Quellen. Dies liegt leider daran, dass sich noch kein deutsches Werk explizit dem Thema zugewendet hat.

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader per Hebel ins Langsame übersetzter Masseverschluss (Angeblich)

Angebliche Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck und Übersetzung ins Langsamere per Hebel, Masseverschluss. Verwendet in FN 57 "Sive-seveN".

Achtung: Bei dieser Beschreibung, handelt es sich um die Wiedergabe einer, im us-amerikanischen Sprachraum weit verbreiteten, Ansicht zur Funktion des Systems. Diese wurde jedoch widerlegt, eine Beschreibung der tatsächlichen Abläufe des Systems folgt bald

Direkter Gasdrucklader mit Hebelübersetzung
Kinematik: Direkter Gasdrucklader mit Hebelübersetzung

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, die Triebladung wird in die Treibgase umgesetzt. Der Druck dieser Gase wirkt in der Brennkammer der Patrone zu allen Seiten hin. Die auf den Geschossboden wirkenden Gase treiben das Geschoss aus der Hülse in den Lauf der Waffe. Sobald das Geschoss in den Übergangskonus eintritt, ist der Gasdruck in der Lage, die Patronenhülse nach hinten zu treiben. Da die Hülse vom Verschluss (rot) abgestützt wird, übertragt sich die Rücklaufkraft auf diesen. Da der Verschluss (rot) selber nur kraftschlüssig abgestützt ist bewegt sich dieser ebenfalls nach hinten.

Bild 3: In eine Mulde im Verschluss (rot) sitzt jedoch der Arm eines Hebels (grün). Bei seinem Rücklauf zwingt der Verschluss (rot) diesen Hebel (grün) dazu abzukippen. Da der Hebel (grün) auch Kontakt mit dem beweglich gelagerten Lauf (petrol) hat, überträgt der Hebel (grün) sie Öffnungsbewegung auch auf den Lauf. Dabei arbeitet der Hebel (grün) gegen die natürliche Vorwärtsbewegung des Laufes. Diese entsteht, wenn das Geschoss vom Gasdruck nach vorne durch den Lauf getrieben wird und durch Reibung diese Bewegung auf den Lauf überträgt.

Bild 4: Durch die Verkettung der Bewegung von Verschluss (rot), Hebel (grün) und Lauf (petrol) wird der Lauf gezwungen, für jede Strecke welcher der Verschluss (rot) zurücklegt ebenfalls eine kleinere Strecke zurückzulegen. Bei der Öffnung muss also also die Masseträgheit vom Verschluss (rot) und vom Lauf (petrol) überwunden werden. Zudem wird die Öffnungsbewegung dadurch erheblich verlangsamt, das der Lauf (petrol) mit seiner Patronenkammer dem Verschluss (rot) folgt.

Bild 5: Sobald das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen hat, kommt es im Lauf der Waffe zu einem plötzlichen Abfall des Gasdrucks, wodurch er dem Verschluss (rot) als Antrieb nicht mehr zur Verfügung steht. Dieser hat jedoch bei seinem Rücklauf bis dahin genug Bewegungsenergie aufgenommen, um durch sein Beharrungsvermögen weiter zurückzulaufen. Dabei klingt sich seine Mulde aus dem Hebel (grün) aus und der Verschluss (rot) kann seinen Rücklauf, ohne die zusätzliche Massebelastung durch den Lauf (petrol), vorsetzen.

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

waffentechnik.wordpress.com

26. April 2022

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader mit nachverlangsamtem Masseverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck, nachverlangsamt durch Zusatzmasse. Verwendet in der Glock 25.

Direkter Gasdrucklader mit Nachverlangsamung
Kinematik: Direkter Gasdrucklader mit Nachverlangsamung

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, das Treibmittel in der Patronenhülse setzt sich in Pulvergase um. Der Druck dieser Gase wirkt zu allen Seiten gleichzeitig. Das auf den Geschossboden wirkende Druck treibt das Geschoss aus dem Hülsenmund in den Übergangskonus des Laufes. Sobald die Patrone kein geschlossenes System mehr darstellt, ist der Gasdruck in der Lage die Patronenhülse nach hinten zu treiben. Da die Hülse vom Verschluss (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Rücklaufkraft auf diesen. Da der Verschluss (rot) nur kraftschlüssig abgestützt wird, bewegt sich dieser ebenfalls nach hinten.

Bild 3: Der Verschluss (rot) ist in der Lage, genau soweit nach hinten zu laufen, bis die Sicherheitsstrecke der Patronenhülse fast erreicht ist. Dann Stößt er an die Zusatzmasse (lila), da auch diese Zusatzmasse (lila) nur kraftschlüssig abgestützt ist, überträgt sich die Bewegung der Patronenhülse über den Verschluss (rot) auf diese.

Bild 4: Die weitere Öffnungsbewegung wird durch die angehängte zusätzliche Masse verlangsamt. Wäre die Zusatzmasse (lila) nicht vorhanden, würde sich der Verschluss (rot) sehr viel schneller öffnen und die Sicherheitsstrecke der Patronenhülse überschreiten.

Bild 5: Sobald das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen hat, kommt es im Lauf zu einem abrupten Abfall des Gasdruckt, der Patronenhülse geht ihr Antrieb verloren. Verschluss (rot) und Zusatzmasse (lila) haben bei ihrem Rücklauf jedoch genug Bewegungsenergie aufgenommen, um durch ihr Beharrungsvermögen den Rest der Rücklaufstrecke auch ohne Antrieb zu bewerkstelligen.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

waffentechnik.wordpress.com

25. April 2022

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader mit Liderung belastetem Masseverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck, belastet per Überliderung, Masseverschluss. Verwendet in Kimball Combat.

Kinematik: Direkter Gasdrucklader mit Liderungsbelastung

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, das Treibmittel in der Brennkammer der Patronenhülse setzt sich in Pulvergase um. Der Druck dieser Gase wirkt zu allen Seiten hin, die auf den Mund der Patronenhülse wirkende Gasdruck sorgt dafür, dass das Hülsenmaterial in eine Ringnut gedrückt wird, welche in den vorderen Teil des Patronenlagers geschnitten wurde. Gleichzeitig treibt der Gasdruck das Geschoss aus der Patronenhülse.

Bild 3: Sobald das Geschoss in den Übergangkonus des Laufes eintritt und die Patronenhülse kein geschlossenes System mehr darstellt, versucht der Gasdruck, welcher auf den Hülseninnenboden wirkt, die Patronenhülse nach hinten zu treiben. Dieses Austreiben wird jedoch dadurch behindert, dass das Material der Patronenhülse vom Gasdruck in die Ringnut gepresst wird und für einen reibschlüssigen Widerstand sorgt.

Bild 4: Es kommt zu einem Kräftemessen zwischen dem Druck auf den Hülseninnenboden und dem Druck auf den Hülsenmund in der Ringnut. Da der Hülsenboden eine größere Fläche aufweist, welche vom Gasdruck beaufschlagt werden kann, wird dieses Kräftemessen von der nach hinten gerichteten Kraft gewonnen. Da die Patronenhülse vom Verschluss (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Bewegung auf diesen. Da der Verschluss (rot) nur kraftschlüssig abgestützt ist, bewegt sich dieser ebenfalls nach hinten. Dies tut er jedoch langsamer, als wenn die Ringnut nicht existieren würde.

Bild 5: In dem Moment, in dem das Geschoss den Lauf der Waffe verlässt, fällt der Gasdruck im Lauf schlagartig ab. Damit gehen sowohl dem Hülseninnenboden als auch der Ringnut ihre Antriebskräfte verloren. Da jedoch der Verschluss (rot) während der Wirkzeit genug Bewegungsenergie aufnehmen könnte, bewegt er sich, durch das Beharrungsvermögen seiner Masse, weiterhin nach hinten. Dabei zieht er die Patronenhülse aus der Patronenkammer heraus und biegt dabei den Hülsenmund fast in seine ursprüngliche Form zurück. Letzteres sorgt noch mal für eine Verlangsamung der Öffnungsbewegung.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

waffentechnik.wordpress.com

24. April 2022

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader mit Gasdruck belastetem Masseverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck, belastet per Gasbelastungskolben, Masseverschluss. Verwendet in H&K P7 und Largo Alien.

Kinematik: Direkter Gasdrucklader mit Gasbelastung

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, das Treibmittel in der Patronenhülse setzt sich in Gasdruck um. Dieser Gasdruck beaufschlagt das innere der Patronenhülse, wie auch den Boden des Geschosses. Letzterer Druck treibt das Geschoss aus dem Hülsenmund heraus. Sobald das Geschoss die Patronenhülse verlassen hat, ist der Gasdruck in der Lage die Patronenhülse nach hinten zu treiben. Da diese vom Verschlusskörper (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Rücklaufkraft auf diesen. Da der Verschluss lediglich kraftschlüssig abgestützt ist, beginnt dieser mit dem Rücklauf.

Bild 3: Das Geschoss passiert eine Gasentnahmebohrung im Lauf und der Gasdruck füllt in kürzester Zeit den Belastungszylinder. Dort beaufschlagt der Gasdruck die Kolbenstirn des Belastungskolbens (blau). Da der Belastungskolben (blau) der Öffnungsbewegung des Verschlusses (rot) entgegen wirkt, kommt es zu einem Kräftekonflikt. Bei diesem hat jedoch der Verschluss (rot) die Oberhand, da seine vom Gasdruck beaufschlagte Fläche größer ist. Dabei handelt es sich um den inneren Boden der Patronenhülse, welche vom Gasdruck immer noch nach hinten getrieben wird.

Bild 4: Das Kräftemessen der beiden Kolben sorgt jedoch dafür, dass sich der Verschluss (rot) langsamer öffnet, als dies der Fall wäre, würde der Belastungskolben (blau) nicht existieren.

Bild 5: Sobald das Geschoss den Lauf der Waffe verlässt, verlieht erst der Öffnungskolben, bestehend aus Lauf und Patronenhülse und kurze Zeit drauf auch der Schließkolben, besteht aus Belastungszylinder und Belastungskolben (blau), seinen Gasdruck und damit seine Antriebskraft. Da jedoch der Verschluss über die ganze Zeit hinweg stärker angetrieben wurde, hat er bei seinem Rücklauf genug Bewegungsenergie aufnehmen können, um sich durch sein Beharrungsvermögen selber komplett zu öffnen.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

waffentechnik.wordpress.com

22. April 2022

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader mit Vertikalblock übersetztem Masseverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck, verlangsamt durch Vertikalblock übersetzten Masseverschluss. Übersetzung ins langsamere auf kleinere Teilmasse. Verwendet in der US Maschinenpistole Thompson M1928

Achtung: Diese Funktionsbeschreibung beschreibt den Verschluss so, wie es sich nach dem aktuellen Stand der Forschung darstellt. Die Beschreibung dazu, wie der Blish-Verschluss laut dem Erschaffer angeblich funktionieren sollte folgt bald. 

Kinematik: Direkter Gasdrucklader mit übersetztem Vertikalblockverschluss
Kinematik: Direkter Gasdrucklader mit übersetztem Vertikalblockverschluss

Bild 1: Der Verschluss der Waffe ist geschlossen.

Bild 2: Der Schuss bricht, die Treibladung in der Brennkammer der Patronenhülse wird umgesetzt, der entstehende Gasdruck wirkt zu allen Seiten hin. Der auf den Patronenboden wirkende Gasdruck, schiebt das Geschoss aus dem Hülsenmund in den Übergangskonus. Sobald das Geschoss dort ankommt, ist der Gasdruck um Lauf in der Lage, die Patronenhülse nach hinten zu schieben. Da sie vom Verschluss (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Kraft der rücklaufenden Patronenhülse auf diesen.

Bild 3: Da der Verschluss selbst nur kraftschlüssig verriegelt ist, beginnt dieser mit dem Rücklauf. Im Verschlusskörper ist ein Vertikalblock (grün) vertikal beweglich gelagert. Dieser weißt zwei schräge Kulissen auf, welche auf Gegenkulissen (blau) des Waffengehäuses ruhen. Bei seinem Rücklauf presst der Verschluss (rot) den Vertikalblock (grün) gegen diesen Kulissen (blau).

Bild 4: Dadurch zwingt der Verschluss (rot) bei seiner Rückwärtsbewegung den Vertikalblock (grün) zu einer Aufwärtsbewegung. Die Bewegung des Verschlusses (rot) wird übersetzt und zwar in eine langsamere Bewegung einer geringeren Masse. Beim öffnen der Waffe müssen also die horizontal-lineare Masseträgheit von Verschluss (rot) und Vertikalblock (grün) überwunden werden und zudem die vertikale Masseträgheit des Vertikalblocks (grün).

Bild 5: Die Übersetzung der Öffnungsbewegung endet, wenn der Vertikalblock (grün) nach der gehäusefesten schrägen Steuerkulisse (blau) dessen geraden Teil erreicht. Der Vertikalblock (grün) ist dann maximal nach oben bewegt worden und es findet keine Übersetzung mehr statt. Der Verschluss kann sich ohne zusätzliche Belastung öffnen.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

waffentechnik.wordpress.com

21. April 2022

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader mit durch Rollen belastetem Masseverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck, verlangsamt durch per Rollen belastetem Feder-Masseverschluss. In keiner serienreifen Waffen eingesetzt.

Kinematik: Direkter Gasdrucklader mit Rollenbelastung 

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, die Treibladung wird in Gasdruck umgesetzt. Dieser Gasdruck treibt das Geschoss aus der Patronenhülse heraus. Sobald das Geschoss in den Übergangskonus eintritt, ist der Gasdruck im Lauf dazu in der Lage, die Patronenhülse nach hinten zu treiben. Da diese vom Verschlusskörper (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Kraft auf den diesen.

Bild 3: Da der Verschluss (rot) selber nur kraftschlüssig abgesetzt ist, bewegt sich dieser nach hinten. Dabei laufen Rollen (grün) in ihren Rollentaschen im Waffengehäuse (grau). Diese Rollentaschen sind nach hinten flach auslaufend. Beim Rücklauf des Verschlusses (rot) werden diese Rollen (grün) gegen deren Belastungsfeder in den Verschluss (rot) gedrückt.

Bild 4: Bei der Öffnungsbewegung des Verschlusses (rot) muss, neben der Masseträgheit von Verschluss (rot) und Rollen (grün), noch die Federkraft der Belastungsfedern überwunden werden.

Bild 5: Sobald die Rollen (grün) ihre Rollentaschen im Waffengehäuse (grau) verlassen haben und damit maximal in den Verschluss (rot) eingefahren wurde, ändert sich die Belastung des Verschlusses und dieser fährt unter einer verringerten Belastung zurück.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

waffentechnik.wordpress.com.

20. April 2022

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader mit per Hebel belastetem Masseverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck, verlangsamt durch per Hebel belastetem Masseverschluss. In keiner serienreifen Waffen eingesetzt.

Kinematik: Direkter Gasdrucklader mit Belastungshebel

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, die Treibladung wird in Gasdruck umgesetzt. Dieser Gasdruck treibt das Geschoss aus der Patronenhülse heraus. Sobald das Geschoss in den Übergangskonus eintritt, ist der Gasdruck im Lauf dazu in der Lage, die Patronenhülse nach hinten zu treiben. Da diese vom Verschlusskörper (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Kraft auf den diesen.

Bild 3: Da der Verschluss (rot) selber nur kraftschlüssig abgesetzt ist, bewegt sich dieser nach hinten. Dabei läuft ein Hebel (grün) in einer Steuermulde im Waffengehäuse (grau). Beim Rücklauf des Verschlusses (rot) wird dieser Hebel (grün) gegen eine Belastungsfeder gedrückt.

Bild 4: Bei der Öffnungsbewegung des Verschlusses (rot) muss, neben der Masseträgheit von Verschluss (rot) und Hebel (grün), noch die Federkraft dieser Belastungsfeder überwunden werden.

Bild 5: Sobald der Hebel (grün) die Steuermulde im Waffengehäuse (grau) verlassen hat und damit maximal eingefahren wurde, ändert sich die Belastung des Verschlusses und dieser fährt unter einer verringerten Belastung zurück.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

waffentechnik.wordpress.com.

19. April 2022

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader mit Triebsiegel, Masseverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck, verschlossen durch Masseverschluss. Eingesetzt bei der Pistole PSS.

Achtung: Diese Beschreibung stützt sich auf eine alternative Sichtweise zur Funktion der PSS. Die anerkanntere Beschreibung folgt bald.

Kinematik: Direkter Gasdrucklader mit Treibsiegel

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht. Der, bei der Umsetzung der Treibladung entstehende, Gasdruck wirkt auf das Treibsiegel (grün). Dieses drückt das Geschoss aus der Patronenhülse heraus in den Übergangskonus der Waffe. Zugleich sorgt der Gasdruck, welcher radial auf die Hülsenwände wirkt dafür, dass die Patronenhülse mit dem Patronenlager (lila) reibschlüssig verbunden wird.

Bild 3: Das Geschoss kommt im Übergangskonus in Kontakt mit den beginnenden Feldern des gezogenen Laufes. Da dem Geschoss dadurch ein Gegenlager gegeben wird, kann die Patrone als Selbstkolben fungieren und sich unter dem Druck der Pulvergase nach hinten bewegen. Da die Patronenhülse mit dem beweglichen Patronenlager (lila) kraftschlüssig verbunden ist, wird dieses nach hinten bewegt. Da das Patronenlager vom Verschluss (rot) abgestützt wird, überträgt sich dessen Bewegung auf den Verschluss. Da der Verschluss selbst nur kraftschlüssig verriegelt ist, muss lediglich dessen Masseträgheit überwunden werden.

Bild 4: Das Geschoss hat die Patronenhülse vollständig verlassen, da das Treibsiegel (grün) jedoch einen geringeren Querschnitt aufweist als der Hülsenmund, bliebt dieses in der Hülse stecken. Auf diese Weise kann kein Gas in den Lauf der PSS entweichen. Es kommt zu keinem Mündungsknall oder zu einem gefährlichen Entweichen der Gase nach hinten. Das bewegliche Patronenlager (lila) wird gestoppt.

Bild 5: Der Verschlusskörper (rot) läuft den Rest des Wegen alleine nach hinten, während das bewegliche Patronenlager (lila), unter dem Druck seiner Rückhohlfeder, wieder nach vorne gleitet. Die Patrone kann so von beiden Elementen freigegeben werden und ausgezogen werden. Dies ist möglich, da sich der Druck, im Vergleich zu Bild 3, in der Patrone verringert hat, da sich die Brennkammer durch das Vortreiben des Treibsiegels vergrößert hat. Der geringere Druck reduziert die Lidrungskraft zwischen Patrone und Patronenkammer (lila).

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

waffentechnik.wordpress.com.

18. April 2022

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader mit Kniegelenk Masseverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck, verriegelt durch Kniegelenk Masseverschluss. Eingesetzt bei der ERMA KGP-68.

Kinematik: Direkter Gasdrucklader, Masseverschluss Kniegelenk

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition. Das Kniegelenk (grün) ist überknickt, das mittlere Gelenk befindet sich über die gedachten Laufseele.

Bild 2: Der Schuss bricht, der durch die Umsetzung des Treibmittels entstandene Gasdruck treibt das Geschoss aus der Patronenhülse heraus in den Übergangskonus des Laufes. Tritt das Geschoss in der Übergangskonus ein, ist der Gasdruck in der Lage, die Patronenhülse nach hinten zu schieben. Da diese vom Verschlusskörper (rot) abgestützt wird, wird dieser ebenfalls nach hinten getrieben. Der nur kraftschlüssig verriegelte Verschluss (rot) tritt seine Rückwärtsbewegung an und überträgt diese auf den Kniehebel (grün).

Bild 3: Da der Kniehebel (grün) bereits nach oben hin eingeknickt ist, möchte er sich weiter in diese Richtung öffnen und ist dazu auch in der Lage. Bei seiner weiteren Einknickung, muss lediglich seine Masseträgheit überwunden werden.

Bild 4: Da die Masse des Geschosses geringer ist als die Summe der Massen von Verschluss (rot) und Kniehebel (grün), kann das Geschoss den Lauf verlassen, bevor sich der Verschluss über die Sicherheitsstrecke der Patronenhülse hinaus öffnen kann.

Bild 5: Das Geschoss hat den Lauf der Waffe verlassen, der Verschluss hat aber in den vorherigen Phasen genug Bewegungsenergie aufnehmen können, um sich durch das Beharrungsvermögen seiner Masse vollständig öffnen zu können.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machien Gun Analysis of Automatic Fiering Mechanims, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

waffentechnik.wordpress.com.

17. April 2022

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader mit einfachem Masseverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck, verschlossen durch einfachen ungebremsten Masseverschluss. Eingesetzt bei IMI Uzi, Walther PP, oder PM Makarow.

Kinematik Direkter Gasdrucklader, Masseverschluss
Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, die bei der Verbrennung der Treibladung entstehenden Pulvergase wirken zu allen Seiten hin. Der auf den Seelenboden der Patronenhülse wirkende Druck kann nichts ausrichten, da die Hülse zu seinem Zeitpunkt noch ein geschlossenes System bildet. Würde man zumindest erwarten. Da das Geschoss, mittels seiner Masseträgheit dem Gas jedoch ein temporäres Gegenlager bietet, drückt das Gas zeitglich die Patronen Hülse nach hinten und das Geschoss nach vorne. Die zu den Seiten hin wirkenden Pulvergase sorgen für die Liderung des Patronenlagers gegen das rückwärtige austreten von Pulvergasen. Die auf den Geschossboden wirkenden Pulvergase treiben das Geschoss aus der Hülse hinaus in den Lauf.

Bild 3: Das Geschoss tritt in den Übergangskonus ein. Da die Hülse nun kein geschlossenes System mehr darstellt, ist der Gasdruck nun in der Lage. Die Patronenhülse als Hohlkolben nach hinten zu treiben. Da diese vom Verschluss (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Rückwärtsbewegung auf den Verschlusskörper. Da der Verschluss kraftschlüssig verriegelt ist, beginnt er darauf sofort mit einer Rückwärtsbewegung.

Bild 4: Da der Verschluss durch eine Masse eine größere Trägheit aufweist als das Geschoss, bewegt er sich langsamer nach hinten als das Geschoss nach vorne. Durch diesen Nachteil, wird das Geschoss den Lauf der Waffe bereits verlassen haben, bevor die Hülse über ihre Sicherheitsstrecke hinaus ausgezogen sein wird.

Bild 5: Das Geschoss hat den Lauf der Waffe verlassen, worauf der Druck im Lauf schlagartig abfällt. Sobald dies passiert ist, kann sich der Verschluss gefahrlos komplett öffnen, ohne die Waffe zu gefährden. Der Rücklauf des Verschlusses wird durch sein Beharrungsvermögen bewerkstelligt, sprich durch die von ihm aufgenommene Bewegungsenergie während der vorherigen Phasen.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen von Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik von Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr von C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick von Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch von Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre – Grundlage der Systemlehre von Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen von Peter Dannecker, 2016

Ergänzungsband 1 von Peter Dannecker, 2020

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik von Thomas Enke, 2021

Hatcher’s Notebook, A Standard Reference Book von Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism von Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons vom USA Materiel Command, 1970

Assault Rifle Development of the Moddern Military Rifle von Popenker & Williams, 2004

Tactical Small Arms of the 21st Century von Charles Cutshaw, 2006

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

 waffentechnik.wordpress.com.

16. April 2022

Warum haben Delta-Force und Ranger in Mogadischu nicht den M4 Karabiner benutzt?

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neuen Beitrag in Form der Beantwortung einer kleinen Frage:

Wenn der M4 Karabiner von 1987 ist, warum  haben dann die US-Ranger und die US Delta-Force dann CAR-15 benutzt?

Die Frage zu beantworten, warum etwas in der Geschichte gerade nicht passiert ist, ist immer etwas schwierig aber man kann sich der Antwort annähern. Was wir wissen ist, dass das XM4-Programm 1983 aufgelegt wurde und 1985 zu den ersten 40 realexistierenden Waffen führte. Diese heißen XM4 und trugen meist die Colt Modellnummer 970. 1987 wurde eine leicht veränderte Version dann offiziell als M4 bei den US Marines eingeführt.

Aber nur weil etwas offiziell eingeführt wurde heißt dies nicht, dass sofort alle Soldaten damit ausgerüstet wurden. Denn leider blockierte der US-Kongress die nötigen Gelder für die ordonanzmäßige Beschaffung großer Zahlen von M4 Karabinern. Außer den 40 XM4 und 892 M4, welche für Tests gekauft wurden, befanden sich keine M4 bei den US-Streitkräften.

Wie das bei Spezialeinheiten so üblich ist, waren Ranger und Delta jedoch nicht darauf angewiesen, ob eine Waffe offiziell beschafft wurde oder nicht, diese sind in der Wahl ihrer Ausrüstung sehr frei und können Waffen auf dem freien Markt kaufen.

Warum kauften aber die Ranger den M727 und die Delta den M723 und keine M4 Karabiner von Colt? Hier muss man jetzt anfangen zu vermuten. Eine Vermutung ist, dass Colt wegen des geplatzten Auftragen natürlich keine für den M4 eingerichteten Maschinen bereit hatte, da man aber ohnehin M727 und M723 produzierte war es wahrscheinlich einfach günstiger und schneller für Ranger und Delta, Karabiner zu kaufen, die Colt im aktuellen Programm hatte.

Ebenfalls kann vermutet werden, dass die Spezialeinheiten Dauerfeuer bei M727 und M723, dem mechanisierten 3-Schuss-Feuerstoß beim M4, vorzogen. Da Einheiten wie Ranger und Delta vermehrt in kleinen Gruppen operieren ist Dauerfeuer von Vorteil, wenn man als kleine Gruppe für kurze Zeit eine Feuerüberlegenheit  gegenüber einem zahlenmäßig überlegenen Gegner herstellen will. Zum Beispiel um einen Kontantabbruch zu erzwingen.

Es ist leider nicht bekommt, was mit den 892 M4 Karabinern in der Zwischenzeit passiert war. Ob Ranger und Delta überhaupt Zugriff auf diese hatten. Was man jedoch vermuten kann ist dass, wären diese eingesetzt worden, hätte man sicher früher oder später Probleme mit Ersatzteilen für diese bekommen.

Meine Antwort lautet also:

M4 waren nicht so schnell verfügbar wie CAR-15 und hatten kein, bei Spezialeinheiten beliebteres, Dauerfeuer.

Dies genau zu belegen ist allerdings schwierig. Danke an MinePantoffel für die Frage.

Quellen:

  • Weapon Band 77 The M4 Carbine Chris von McNab,2021
  • Weapon Band 14 The M16 von Gordon L. Rottman, 2011
  • The Black Rifle, M16 RetrospectivevonR. Blake Stevens & Edward C. Ezell, 1992