30. August 2023

Wissenschaftliche Einteilung mehrschüssiger Feuerwaffen

Hallo alle zusammen, heute beschäftigen wir uns mal mit dem Thema mehrschüssige Feuerwaffen, also allen Waffen, welche heiße Gase dazu verwenden, einem Projektil Geschwindigkeit und Richtung zu geben.

Die Einteilung ist extrem wichtig, da es immer wieder zu Fehlern in der Waffenkunde kommt, wenn man vorher nicht sauber die einzelnen Arten sauber unterteilt, auf welchen eine Mehrschüssigkeit überhaupt erst erreicht werden kann.

Aber vorher noch ein paar Worte zu nicht mehrschüssigen Feuerwaffen, welche aber neu beladen werden können, den Einzelladern

Einzellader

Ein Einzellader kann nur einen Schuss aus ein und dem selben Lauf abgeben, bevor er nachgeladen werden muss. Bei Einzelladern ist vor allem die Laderichtung wichtig, hier gibt es:

  • Vorderlader, hier wird die Ladung von der Mündung aus in die Waffe geladen. Heute findet sich dieses Prinzip noch bei Mörsern und russischen Granatgeräten wie dem GP-25.
  • Hinterlader, hier wird die Ladung von hinten in die Kammer eingebracht. Heute findet man als Einzellader ausgeführte Hinterlader zb. bei Granatgewehren wie dem M79.

Mehrlader

Ein Mehrlader ist dazu in der Lage seine Patronenkammer mit einem frischen Ladung zu bestücken, ohne das der Schütze Teile der Ladung oder eine Einheitspatrone mit der bloßen Hand berühren muss. Mehrlader werden anhand des Grades der Automatisierung kategorisiert.

Mehrlader auch Repetierer, hier muss der Schütze von Hand einen Mechanismus bedienen. Dieser entfernt Reste der Ladung oder die Patronenhülse und führt dann eine frische Ladung in die Patronenkammer der Waffe ein. Heute arbeiten noch viele Scharfschützengewehre wie das Remington 700 oder Vorderscharfrepetierflinten wie die Remington 870 nach diesem Prinzip.

Selbstlader, hier wird der Rückstoß, Rückdruck oder Gasdruck der Ladung genutzt, um den Ladevorgang durchzuführen. Heute arbeiten vor allem Pistolen wie die Glock 17 nach diesem Prinzip, welches aber aktuell auch vermehr bei Scharfschützengewehren und Einsatzfliten Verwendung findet.

Schnellfeuerwaffen, zwar gibt es auch Schnellfeuerwaffen die nicht zu den Mehrladern zählen, aber eine Mehrladerschellfeuerwaffe erkennt man daran, dass diese eine Patronenkammer immer wieder neu Belädt, solange der Schusszyklus anhält. Heute zählen Sturmgewehr, Maschinenpistole und Leichtes Maschinengewehr zu den wichtigsten Schnellfeuerwaffen. 

Nachteile

Der Nachteil der Mehrlader besteht in der komplizierten Mechanik, welche für den Transport der Ladungen verantwortlich ist. Ist diese Mechanik gestört, wird die Schussfolge unterbrochen und kann erst dann wieder fortgesetzt werden, wenn die sogenannte Ladehemmung behoben wurde. Da immer das selbe Patronenlager beschossen wird, neigen Mehrlader zur Überhitzung. Dies wurde jedoch durch Patronenmunition teilweise gelöst, da die Hülse einen Teil der aufkommenden Hitze aufnimmt und diese mir ihrem Auswurf aus der Waffe entfernt. Ein weiteres Problem ist, dass durch das öffnen des Patronenlager nach hinten während des Ladevorgang, Dreck in die Waffe gelangen kann, was zu Störungen führen kann.

Transporter

Bei Transportern wird nicht eine und das selbe Patronenlager immer wieder mit frischen Ladungen bestückt, sondern mehrere vorher geladene Patronenlager werden bewegt. Dabei unterteilt man die Gruppe der Transporter nach der Art und Weise dieses Transports der Lager.

Wechselkammer, die Kammer lässt sich komplett aus der Waffe entnehmen. So kann der Schütze nach dem Schuss eine neue Kammer in die Waffe einsetzten. Diese Art der Transporter ist heute nicht mehr üblich.

Patronenblock, die Waffe enthält einen beweglichen Block, in dem sich mehrere Patronenkammern befinden. Bei der Schussfolge wird dieser Block so bewegt, dass nach jedem Schuss eine Kammer mit einer frischen Ladung vor dem lauf liegt. Als einzige Transporter haben die Trommel-Revolver bis heute überlebt.

Laufblock, diese Waffen haben mehrere Läufe von denen alle vorher beladen wurden. Bei der Schussfolge wird der Laufblock so bewegt, dass immer ein Lauf mit frischer Ladung in Abschussposition transportiert wird. Laufblockwaffen überschneiden sich mit den Mehrlingen.

Transporter werden weiter unterteilt nach der Art ihres Transports.

  • Handtransporter, hier muss der Schütze nach jedem Schuss den Patronenblock oder das Laufbündel von Hand in Abschussposition bewegen.
  • Hahntransport mit Einfachem Abzug (eng. Single Action), durch einen Mechanismus wird jedes mal der Patronenblock oder das Laufbündel transportiert, wenn der Schütze den Hahn spannt. Heute findet man diese Art nur noch bei sehr starken Magnum Revolvern.
  • Spanntransport mit Spannabzug (eng. Double Action), durch das abkrümmen des Abzuges wird gleichzeitig der Patronenblock oder das Laufbündes transportiert. Heute ist diese Art bei Revolvern vorherrschend.
  • Selbsttransport, das Spannen des Hahn und der Transport von Patronenblock oder des Laufbündels wird durch Gasdruck oder Rückstoß bewerkstelligt. Moderne Beispiele sind die Revolver Webley Fosbery und Mateba Unica.
  • Fremdtransporter, hier wurde vor der Schussfolge, eine Feder aufgezogen, welche den Transport nach jeder Schussabgabe übernimmt. Ein Beispiel sind die DAO-12 Flinte und der Milkor MGL.

Nachteile

Transporter haben den Nachteil, dass ihr Patronenblock mit steigender angestrebter Kapazität immer schwerer und größer wird. Aus diesem Grund haben die meisten Transporter eine recht niedrige Kapazität. Zudem kommt es bei den Meisten Transportern zwischen dem beweglichen Patronenlager und dem Lauf zu sogenannten Gasschlupf also dem austreten von Pulvergasen. Dies führt zum Verlust von Energie, welche sonst zur Beschleunigung des Geschosses genutzt hätte werden können und zum anderen zum entstehen eines zusätzlichen Gefahrenvektors. Auch neigen die Patronenblöcke zu Überhitzung, da Patronenhülsen in ihren Lagern verbleiben, können sie über lange Zeit ihre Hitze an dieses abgeben.

Mehrlinge

Um schnell mehrere Schuss hinter einander abgeben zu können, ging man schon früh dazu über, Waffen mit mehreren Läufen zu fertigen. Die sogenannten Mehrlinge besitzen mehrere Läufe mit jeweils eigenen Patronenlagern, die vor der Schussfolge beladen werden. Mehrlinge unterteilts man nach der Anzahl und Positionierung ihrer Läufe.

  • Querlinge teilen sich in Querflinten mit glatten und Querbüchsen mit gezogenen Läufen auf. Querlinge besitzen zwei horizontal neben einander sitzende Läufe, die je nach Art der Abzugsgruppe jeweils ihren eigenen Abzug besitzen oder sich einen Teilen, der beim ersten abkrümmen den recht und beim zweiten abkrümmen den linken Lauf zünden. Einige Modelle können auch beide Läufe doppeln also beide Läufe simultan abfeuern. Querlinge findet man heute noch bei der Jagd und beim Sportschießen.
  • Bocklinge teilen sich in Bockflinten und Bockbüchsel. Sie arbeiten wie Querlinge, nur das hier beide Läufe auf einander aufgebockt wurde und vertikal übereinander liegen. Auch Bocklinge findet man heute vorwiegend bei der Jagt und beim Schießsport.
  • Drillinge, Waffen mit drei Läufen bezeichnet man als Drillinge. Dabei handelt es sich meist gleichzeitig um kombinierte Waffen, dass bedeutet, dass das Laufbündel gezogene und glatte Läufe besitzt, welche auch für unterschiedliche Kaliber aufweisen. Drillinge werden aktuell meist bei der Jagt verwendet.

Mehrlinge, Mehrlinge mit mehr als drei Läufen werden meist nur noch Mehrlinge genannt.

Nachteile

Der größte Nachteil von Mehrlingen ist das hohe Gewicht. Da der Lauf einer Waffe einen Großteil des Gewichtes ausmacht, werden Mehrlingskonstruktionen mit jedem Schuss, den sie zusätzlich abgeben können sollen, immer schwerer. Auch die Visierung stellt ein Problem dar, da meist eine einzige Visierung für alle Läufe benutzt werden soll, müssen Mehrlinge sehr präzise gefertigt werden oder die Läufe müssen verstellbar gelagert sein. Zudem kommt es zu Problemen mit der Präzision, wenn ein Lauf im Laufbündel heißgeschossen wird und durch seine Ausdehnung an kälteren Läufen zieht.

Stapler

Als Stapler ausgeführte Waffen, besitzen einen Lauf, in welchen mehrere Ladungen hintereinander geladen werden. Stapler unterteilt man nach der Art und Weise ihrer Zündung.

Kettenzündung, nur die erste Ladung besitzt eine Zündeinrichtung. Da die Geschosse Löcher aufweisen, kann das Feuer von der Brennkammer der ersten Ladung auf die Brennkammer der zweiten überspringen von wo sich eine Kettenreaktion weiter fortsetzt. Diese frühe Form der Schnellfeuerwaffe hatte vor allem den Nachteil, dass sich das Feuer nicht mehr einstellen lies, wenn die Waffe einmal gezündet hatte.

Bewegliches Schloss, um die Ladungen eines Staplers einzeln und nach Bedarf zünden zu können, verbaute man bewegliche Zündeinrichtungen. Diese musste nach jedem Schuss ein Stück nach hinten geschoben werden. Übersprang man versehentlich eine Ladung, konnte es zu einer Waffensprengung kommen.

Bewegliches Rohr, eine Alternative zur beweglichen Zündeinrichtung ist das bewegliche Rohr. Dabei Steht das Schloss fest und das Rohr wird nach und nach nach vorne geschoben, um Ladung um Ladung zünden zu können. Ein kostuktiver Nachteil war, dass man das Rohr nach der Bewegung formschlüssig statisch sperren musste, damit sich dieses nicht durch den Rückstoß selbstständig bewegte.

Mehrere Schlosse, diese sehr teure Konstruktion hatte für jeder der Ladungen eine komplett eigene Zündeinrichtung. Aktuell wird das System des Reihenladers jedoch wieder verwendet, so zum Beispiel in der Maschinenpistole Surf Zone oder dem Granatgewehrs 3GL der Firma Metal Storm, hier erfolgt die Zündung elektronisch.

Nachteile

Vor allem das Nachladen von Staplern stelle oft ein Problem dar, da meist jede Ladung einzeln von vorne in den Lauf geladen werden musste. Eine Erleichterung brachen erst fertige Ladungsstangen, die am Stück in den Lauf geschoben werden konnten. Diese waren jedoch sperrig, empfindlich und schwer zu transportieren. Ein weiterer Nachteil war die Präzision, da die hinteren Geschosse praktisch durch einen längeren Lauf getrieben werden, als jene näher an der Mündung, weisen alle Schüsse leicht andere ballistische Eigenschaften auf.

Mischformen

Die vier mehrschüssigen Systeme sind zwar streng definiert aber es existieren durchaus Mischformen, welche die Feuerkraft noch weiter erhöhen sollten.

Mehrlade-Transporter, diese besitzen mehrere bewegliche Patronenkammern welche aber von der Waffe neu geladen werden können. Meist handelt es sich um Revolver, welche die unterste Kammer in der Trommel von einem Magazin aus beladen können. Dies wären Landstad Selbstthätiger Revolver und der Dardick 1500.

Mehrlade-Mehrling, diese Waffen besitzen mehrere Läufe, welche von der Waffe beladen werden können. Meist handelt es sich dabei einfach um zwei miteinander verbundene Mehrladewaffen. Aktuelle Beispiele wären die DP-12 Repetierflinte und die AF2011A1 Selbstladepistole.

Transporter-Mehrling, diese Waffen besitzen mehrere Läufe die nicht feststehend gezündet werden, sondern mit der Schussfolge bewegt werden. Dies gescheit meist, um die Waffe auf eine Zündeinrichtung zu reduzieren. Eine in der Vergangenheit weit verbreitete Form war die Bündelpistole. Im ersten Weltkrieg war der sogenannte Apachenrevolver verbreitet.

Stapler-Mehrling, die Waffen besitzen mehrere Läufe welche ihrerseits mit mehreren Ladungen hinter einander geladen sind. In der Zeit der Vorderlader wurden Waffen dieser Mischkategorie konstruiert, um eine ähnliche Feuerkraft zu erreichen, wie heutige Maschinengewehre. Meist waren die Läufe mit Zündkanälen miteinander verbunden, so das die letzte Ladung des ersten Laufen die erste Ladung des zweiten Laufen zünden konnte. Das System wurde mit dem Aufkommen der ersten Mehrlader verdrängt, gewinnt aber aktuell wieder an Bedeutung, da moderne elektronische Zündung das Problem mit der Zündeinrichtung gelöst hat. Die Surf Zone der Firma Metal Storm ist eine modere Form dieser Mischform.

Sonderformen

Neben den vier klassischen Arten der mehrschüssigen Feuerwaffen, welche über Patronenkammern verfügen, die vor oder während der Schussfolge geladen werden, existieren auch mehrschüssige Waffen ohne eine solche. Patronenkammerlose Waffen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Treibladung nicht in einer Brennkammer zünden, welche konstruktiv Teil der Waffe ist. Sondern diese zünden ihre Ladung in einer entsprechend materialstarken Patronenhülse oder einer Geschossbrennkammer. Auf diese Weise fällt sowohl die klassische Patronenkammer, als auch der Verschluss eines Laders bzw. Mehrladers weg. Die Waffe dient lediglich als Abschussplattform.

Alleinstehende Patronenhülse

Bei Waffen mit alleinstehender Patronenhülse ist die Patronenhülse starkwanding genug, um auch ohne eine Patronenkammer drum herum abgefeuert zu werden, ohne dass es zu einem Hülsenreißer kommt. Dabei betätigt sich die Hülse als eine Art Lauf, weswegen diese Form manchmal zu den Mehrlingen gezählt wird. Jeder Schuss bringt demnach seinen eigenen kleinen Lauf mit, welcher nach dem Abschuss entsorgt wird. Ein modernes Beispiel ist das Leuchtmittelgerät FHK19, bei welchem jedoch ein großer Teil der vermeidlichen Patronenhülse als Teil des Geschosses dient. Der zurückbleibende Hülsenboden wird von den Magazinlippen nicht mehr gehalten und von der nächsten Patrone ausgeworfen. Auch wenn der Hammer der Waffe nach jedem Schuss gespannt werden muss, zählt sie weder zu den Transportern, noch zu den Repetierern, da beim Spannen des Hahns keine Patronenbefördernde Mechanik in Gang gesetzt wird. Die Nächste Patrone wird lediglich von der Zubringerfeder des Magazins in Abschussposition gebracht.

Geschossbrennkammer

Waffen mit Geschossbrennkammer tragen ihre Treibladung im Geschosskörper. Modelle diesen Typs können, wie die Volcanic Pistol als reguläre Mehrlader mit Patronenkammer ausgeführt sein aber auch als patronenkammerlose Waffen, wenn eine Möglichkeit gefunden wird, das ausströmen von Pulvergase in Richtung des Schützen unter Kontrolle zu bekommen. Dies gelang bei der Gyrojet Pistole welche ihre Patronen als kleine Raketen verschießt. Nach der Zündung der Treibladung trennt sich die Hülse mit ihrem Hülsenboden nicht vom Geschoss, stattdessen entweichen die Pulvergase aus radial um das Zündhütchen herum angebrachten Bohrungen. Die so nach hinten austretenden Pulvergase prallen gegen den Stoßboden der Waffe und treiben, das Geschoss durch Gasdruck nach vorne in den Lauf der Waffe. Das durchqueren des Laufes und der weitere des Geschosses, wird dann durch den Rückstoß des Raketenantriebes bewerkstelligt. Obwohl die Waffe in der Lage ist Einzelfeuer abzugeben, zählt sie nicht zu den automatischen Feuerwaffen, da keine Mechanik ein erneutes laden der Waffe vornimmt. Lediglich die Zubringerfeder des Magazins schiebt eine Patrone nach der anderen nach oben in Zündposition. Ein beweglicher Verschluss existriert ebenfalls nicht, nur ein beststehender Stoßboden und ein von vorne wirkender Hammer.

Der Text erschien erstmals am 23. Oktober 2021 als Artikel Mehrschüssige Feuerwaffen im Waffen-Wiki und erscheint mit freundlicher Genehmigung vom Mitautoren Helmut Knittelfeld.

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