29. April 2022

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader per Rollen ins Schnelle übersetzter Masseverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck und Übersetzung ins Schnellere per Rollen, Masseverschluss. Verwendet in H&K G3 und Mauser Gerät 08H.

Direkter Gasdrucklader mit Rollenübersetzung
Kinematik: Direkter Gasdrucklader mit Rollenübersetzung

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, das Treibladungspulver setzt sich in Pulvergase um, welche in der Brennkammer der Patrone zu allen Seiten wirken. Die Pulvergase, welche auf den Geschossboden wirken treiben das Geschoss aus dem Hülsenmund heraus. Sobald das Geschoss in den Übergangskonus eintritt und die Patrone kein geschlossenes System mehr darstellt, ist der Gasdruck in der Lage die Patronenhülse nach hinten zu treiben. Da die Patronenhülse vom Verschlusskopf (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Rücklaufkraft das Hülse auf diesen.

Bild 3: Da der Verschlusskopf (rot) selber kraftschlüssig gelagert ist, bewegt sich dieser nach hinten. Im Verschlusskopf (rot) sind jedoch zwei Rollen (grün) gelagert, diesen werden vom Keil des Verschlussträger (lila) in zwei Rollentaschen im Waffengehäuse gedrückt. Diese Rollentaschen sind nach hinten flach auslaufend gestaltet. Diese Gestaltung sorgt dafür, dass die Rollen (grün) aus den Taschen herausrollen können, wenn der Verschlusskopf (rot) sich nach hinten bewegt. Beim zurücklaufen des Verschlusses (rot) werden die Rollen (grün) nicht nur nach hinten bewegt, sondern durch die Taschenform gleichzeitig in den Verschlusskopf (rot) eingedrückt. Werden die Rollen (grün) in den Verschluss (rot) eingedrückt, wirken sie dabei auf die schrägen Flächen des Keils des Verschlussträgers (lila). Dies sorgt dafür, dass der Verschlussträger (lila) nach hinten getrieben wird. Die Schrägen der Taschen, der Durchmesser der Rollen (grün) und die Schrägen des Kiels (lila) sind so berechnet, dass für jede Strecke die der Verschlusskopf (rot) zurücklegt, der Verschlussträger (lila) eine größere Strecke nach hinten gezwungen wird. Es kommt zu einer getriebetechnischen Übersetzung ins Schnellere, einer Abschleuderung. Gut zu erkennen ist dies, wenn man sich den Relativen Abstand von Verschluss (rot) und Verschlusskörper (lila) zu einander ansieht.

Bild 4: Dieser mechanische Nachteil sorgt dafür, dass sich der Verschluss (rot) viel langsamer öffnet, als er dies tun würde, wenn der Verschlussträger (lila) fest mit ihm verbunden wäre und beide eine Masse bilden würden. Durch die zweifache Umlenkung der Bewegung, geht ein Großteil der vom Verschlusskopf (rot) aufgenommenen Energie muss er dafür drauf, den Verschlussträger (lila) zu beschleunigen.

Bild 5: Sobald das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen hat, kommt es im Lauf zu einem schnellen Absinken des Gasdrucks, dies sorgt dafür, dass dem Verschluss nun keine Antriebskraft mehr zur Verfügung steht. Der Verschluss (rot) und Verschlussträger (lila) haben jedoch während der Antriebsphase genug Bewegungsenergie aufnehmen können, um den Rest des Rücklaufes ohne zusätzlichen Antrieb zu bewältigen. Ab einem gewissen Grad der Öffnung des Verschlusses (rot) enden die Pisten der Rollentaschen, da die Rollen (grün) komplett in den Verschlusskopf (rot) eingedrückt wurden. Ist dies geschehen, können die Rollen (grün) den Keil (lila) nicht weiter vom Verschluss (rot) wegdrücken. Die Übersetzung der Bewegung endet und Verschlusskopf (rot) und Verschlussträger (lila) verhalten sich wie eine Masse, welche keinen mechanischen Nachteil mehr überwinden muss. Der Rest des Rücklaufes gescheit aus diesem Grund schneller.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

waffentechnik.wordpress.com

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