28. April 2022

Waffenfunktion: Direkter Gasdrucklader per Hebel ins Schnelle übersetzter Masseverschluss

Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch direkten Gasdruck und Übersetzung ins Schnellere per Hebel, Masseverschluss. Verwendet im französischen FAMAS Sturmgewehr.

Direkter Gasdrucklader mit Übersetzung per Hebel
Kinematik: Direkter Gasdrucklader mit Übersetzung per Hebel

Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.

Bild 2: Der Schuss bricht, die Treibladung in der Brennkammer der Patronenhülse setzt sich in Pulvergase um. Der Druck dieser Pulvergase wirkt zu allen Seiten gleichzeitig, der Druck auf den Boden des Geschosses sorgt dafür, dass das Geschoss aus dem Hülsenmund in den Lauf getrieben wird. Sobald das Geschoss die Hülse verlässt und diese kein geschlossenes System mehr darstellt, kann der Gasdruck die Patronenhülse nach hinten schieben. Da die Patronenhülse hinten vom Verschluss (rot) abgestützt wird, überträgt sich die Kraft auf diesen. Da der Verschluss (rot) selber nur kraftschlüssig gelagert ist, bewegt sich dieser ebenfalls nach hinten.

Bild 3: Mit dem Verschluss (rot) verbunden ist ein Hebel (grün) mit zwei Armen, einem kurzen und einem Langem. Der kurze Arm des Hebels (grün) lagert in einer Mulde des Waffengehäuses. Bei Rücklauf des Verschlusses, wird der kurze Arm des Hebels (grün) so gegen das Waffengehäuse verschoben, dass er dazu gezwungen wird sich zu bewegen. Der lange Arm des gleichen Hebels (grün) dagegen ist so gegen eine Zusatzmasse (lila) gelagert, das eine Bewegung des Hebels dazu führt, dass diese Zusatzmasse (lila) weggedrückt wird.

Bild 4: Da das empfangende Ende des Hebels (grün) kurz und das ausgebende Ende des Hebels (grün) lang ist, wird für jede Bewegung des Verschlusses (rot) die Zusatzmasse (lila) zu einer Bewegung mit mehr Strecke gezwungen, sie wird abgeschleudert. Diese mechanische Übersetzung von einer langsamen starken Bewegung in eine schnelle schwache Bewegung einer größeren Masse sorgt für einen erheblichen mechanischen Nachteil. Der Verschluss (rot) öffnet sich erheblich langsamer als dies der Fall wäre, wenn die Zusatzmasse (lila) ohne Übersetzung einfach flach anliegen würde.

Bild 5: Verlässt das Geschoss den Lauf der Waffe, so kommt es im Lauf zu einem plötzlichen Abfall des Gasdrucks. Dadurch steht dieser der Patronenhülse nicht mehr als Antrieb zur Verfügung. Der Verschluss hat jedoch bei seinem, bereit auf Bild 2 begonnenen, Rücklauf genug Bewegungsenergie aufgenommen, um den Rest des Rücklaufes alleine zu bewerkstelligen. Bei seinem weiteren Rücklauf erreicht der Hebel (grün) das Ende der Anhebung der Mulde im Waffengehäuse. Sobald der Hebel maximal abgekippt ist, findet keine Übersetzung zwischen Verschluss (rot) und Zusatzmasse (lila) mehr statt. Beide verhalten sich für den Rest des Rücklaufes wie eine Masse ohne getriebetechnischen Nachteil.

Quellen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung von:

waffentechnik.wordpress.com

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