22. Dezember 2021

Und nein, Abbrand-Geschwindigkeit und Abbrand-Charakteristik sind nicht das Gleiche.

 Hallo alle zusammen und damit herzlich Willkommen zu einem neuen Post zum Thema Waffenkunde kurz vor den Feiertagen.

Es ist ja nichts neues, das Kostümwaffenexperten gerne mal zwei verschiedene Sachen für Ein und das Gleiche erklären aber so langsam kommt diese allgemeine Gleichmacherei in Gefilde, wo es echt gefährlich wird und zwar in den Bereich Wiederladen. Also kurz gesagt geht da um Leute, die ihre eigenen Munition herstellen.

Das neueste Opfer sind die Begriffe Abbrandgeschwindigkeit und Abbrandcharakterisik die Begriffe sollen beide einfach aussagen, wie schnell das Pulver abbrennt und damit identisch und austauschbar sein. Sind sie aber nicht.

Die Abbrandgeschwindigkeit, gibt in erster Linie an, wie viel Zeit vergeht vom Anzünden bis zum Zerfall des Pulverkörner. Dies hängt vor allem von der Oberfläche ab, welche die Pulverkörner dem Band bieten. Viele kleine Körner stellen dabei eine größere Oberfläche zur Verfügung, als wenige Große. Das kann man sich ganz einfach wie bei einem Lagerfeuer vorstellen, viele kleine Holzstücke brennen sehr stark aber nur für eine kurze Zeit. Ein dicker Holzscheit dagegen brennt weniger stark, aber dafür länger. 

Aus genau diesem Grund ist es ja auch so gefährlich, Pulver mit beschädigten Körnern zu verwenden, weil diese durch ihren Bruch eine größere Oberfläche bieten.

Die Abbrandcharakterisik hingegen gibt an, wie sich die Pulverkörnern beim verbrennen verhalten. Also zu welchem Zeitpunkt sie dem Brand wie viel Oberfläche bieten. Hier gibt es dann die bekannten drei Charakteristika:

Degressive Pulverkörner verkleinern ihre brennende Oberfläche mit der Zeit. Dies sind in der Regel geschlossene geometrische Formen wie einfache Kügelchen. Diese verbrennen von Außen nach Innen und verkleinern dabei ihre Oberfläche. Diese Sorte gibt erst viel und dann langsam immer weniger Pulvergas ab.

Liniere Pulverkörner behalten bis zum Verfall eine nahezu gleichbleibende Oberfläche bei. Dies wird in der Regel durch eine Röhrchenform, ähnlich der von Makkaroninudeln, erreicht. Die äußere Oberfläche nimmt beim schrumpfen ab, die Innenfläche in der Röhre nimmt jedoch beim verbrennen zu. Gewinn und Verlust an Brennfläche heben sich am Ende auf. Lineares Pulver gibt einen recht konstanten Gasdruck ab.

Progressive Pulverkörner vergrößern ihre Oberfläche. Dies wird zum Beispiel durch mehrere Löcher im Pulverkörper erreicht. Die Außenseite nimmt beim verbrennen zwar ab aber die vielen Löcher im inneren des Körpers vergrößern die brennende Oberfläche. Progressives Pulver gibt also erst wenig und dann immer mehr Gasdruck ab.

Diese drei Formen an Pulver können als kleine wie auch große Körner ausgeführt sein und damit verschieden Schnell abrennen. Es gibt also schnell abrennendes progressives Pulver, wie auch langsam abbrennendes progressives Pulver, wie auch langsam abbrennendes progressives Pulver.

Die Geschwindigkeit gibt an, wie schnell das Pulver verbrannt ist. Die Charakteristik gibt ab, wie sich das Pulver in dieser Zeit verhält.

Bei einer Verwechslung kann es zum Beispiel dazu kommen, dass man seine Munition mit degressivem Pulver lädt, welches ja bei einer Gleichsetzung gleichzeitig auch langsam abrennen sollte. Liegt dieses Pulver jedoch sehr fein gekört vor, ist die frühe initiale Gasentwicklung so hoch, dass die Materialfestigkeit der Waffe überschritten werden kann. Da nützt es auch nichts, wenn das Gasdruck später dann etwas gemäßigter ausfällt, wenn die Kügelchen erstmal ein wenig runtergebrannt sind.

Auf der anderen Seite sollte man progressivem Pulver nicht unbedingt einen schnellen Abbrand unterstellen. Denn diese Charakteristik entfaltet ihr volles Potenzial erst kurz vor dem Zerfall seiner Körner. Eine Verwechslung von progressiv und schnell führt schon mal schnell dazu eine Feuerwaffe, wie eine Pistole in eine Flammenwaffe wie einen kleinen Flammenwerfer zu verwandeln. Grobkörniges progressives Pulver für Quetschlaufpanzerbüchsen hat in den kurzen Läufen einer Pistole nicht die Zeit um sein volles Potenzial auszunutzen, während sich das Geschoss noch im Lauf befindet. Folge ist das verschießen von noch brennendem Schießpulver.


Ich weiß natürlich, dass die Vorschriften in Deutschland viele dieser Verwechslungen verhindern, da hierzulande die Wiederlader in einem engem Rahmen gehalten werden, damit sie keinen Quatsch machen können. Aber dann sollen diese Leute aus ihrem Sandkasten doch bitte keinen Unsinn in die Welt raus posaunen. Nicht jeder erkannt auf den ersten Blick den Unsinn hinter diesem Entverbrauchergeschwurbel.


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