2. März 2021

Unterschied zwischen Kaliber, Patrone und Munition - Kritik IIb

 Hallo und herzlich Willkommen,

ich bin gerade so schön in Fahr und da dachte ich mir, ich guck mir doch mal an was der Rest im Forum so geschrieben hat. Ich weiß, ist soll ja nicht so super fies zu Leuten sein, die deutlich weniger Ahnung haben als wird.

Aber manchmal sind die sogenannten niedrig hängenden Früchte einfach die schmackhaftesten. Aber kurz worum geht es? Ich habe 2012 zusammen mit Danny vier Artikel geschrieben in denen es darum geht, das Kaliber, Patroenabmessungen und Munition nicht das selbe sind. 2019 hat diesen Artikel jemand in ein Jägerforum gepostet und gesagt wie falsch das alles sein soll. Hab ich ja in einem Artikel schon zerlegt. Jetzt gucken wir uns mal die Kommentare an.

Da heißt es: Ich leg schon mal die Sternchenaufkleber aus der 2. Klasse bereit... 

Ich sehe, das wird eher eine Runde Sportschützen Rechtfertigungs und Diskussions Bingo, als eine fachliche Auseinandersetzung. Das zählt dann wohl unter Spekulation über das Alter. Das hat man bei Sportschützen und Jägern oft, dass diese meinen alleine ihr Alter gäbe ihnen Recht. Übertragen in den Alltag wäre das jemand der 50 Jahre lang Auto fährt und dann einen jungen Automobil-Ingenieur zu labert.

Zudem heißt es: Mehr Beschäftigung damit lohnt sich nicht.

Was man nie unterschätzen sollte ist das Ego dieser Leute. Bei vielen Sportschützen und Jägern ist der Wissen über Waffen, oder das was sie eben dafür halten, ein wichtiger Teil ihrer Identität geworden. Wenn sie selber also zulassen würden, dass jemand sich kritisch mit ihrem Wissen auseinander setzt und am Ende rauskommt, dass sie keinen Ahnung vom Thema haben, hätten sie einen wichtigen Baustein ihrer Identität verloren. Es mangelt also nicht an Ausreden sich mit anderen Meinungen nicht auseinandersetzten zu müssen.

Nach: Zunächst vornweg. Die MP5 hat unter anderen, auch das Kaliber 9mm Luger.

Ich würde den Herren gerne mal fragen wie er auf die komische Angabe 9mm Luger kommt, denn das ist der us-amerikanische alte Marketingname. In den USA wird öfter mal die Hülsenlänge weggelassen und durch einen Namen ersetzt wie bei 10mm Auto. Hierzulande kennt man die Patrone fast nur als 9x19mm Para. Wie auch immer, hier wieder der Fehler Kaliber mit Patrone zu verwechseln, denn was an dem Lauf der Waffe soll Parabellum sein? Nur die Patronenkammer ist für 9x19mm Patronen gekammert und das System der Waffe auf die Patronensorte 9x19mm Parabellum ausgelegt, denn eine 9x19mm Glisenti Patrone würde die Waffe nicht repetieren können. Auch funktionieren noch nicht mal alle 9x19mm Parabellum Laborierungen, denn als Rollenübersetzter Rückdrucklader ist die MP5 sehr Ladungsfühlig.

Zudem: Das Kaliber war historisch eine Gewichtseinheit und erfuhr dann zahlreiche Wandlungen. Damit waren dann auch Größe, Form oder Modell inkludiert. Es konnte wiederum LAufdurchmesser als auch Geschossdurchmesser sein.

Das hört sich sehr nach Galileo an, denn in frühester Zeit hatte man bei Feuerwaffen Maßeinheiten. Das war wichtig, damit man zu seinem Gewehr die richtige Kugeltange bekam, mit der man sich damals seine Geschosse selber gießen musste. Das mit dem Gewicht ist eine Geschützgeschichte. Ich schätze er verwechselt hier das Kaliber von Büchsen mit dem Gauge von Flinten. Größe, Form und Modell spielten lange keine Rolle. Aus einer .54 Muskete konnte man Rundkugeln, Miniegeschosse und Schot verschießen. Es dauert lange bis, die Hülsenlänge überhaupt auf die ersten Waffen gedruckt wird. 

Aus dem letzten Satz könnte man mit etwas bösen Willen übrigens ablesen, dass er nicht weiß, dass Werte wie 9mm stark gerundete Nennkaliber sind. Hätte er mal meinen Artikel gelesen bevor er hier urteilt.

Weiter: Die CIP vermischt die Begriffe und spricht auch von Kalibern, obwohl im Tabellenteil dann nur mehr von Patronen die Rede ist.

Ich halte die CIP ja für ziemlich unfähig, alleine weil sie durch ihre Vermischung von .223 Remington, 5,56mm M193 und 5,56mm SS109 für enorme Probleme in Deutschland mit AR-15 System Waffen verschuldet aber ich bin mir sicher, wenn ich da alles nochmal durchlese, dass die dann in der Hinsicht alles richtig haben. Das Problem ist halt, dass wenn man selber nicht richtig zwischen Kaliber, Patrone und Munition unterscheiden kann, dass man dann nicht erkennen kann, ob jemand anders es richtig macht oder nicht. In den Alltag übertragen hießt das, wenn ich selber kein Spanisch spreche und ich einen hören der falsches Spanisch spricht, dass ich dann nicht sagen kann ob das falsches Spanisch ist oder nicht.

Zudem: Ich kaufe zB. Geschosse im Kaliber 270 mit einem Durchmesser von 0.277", wenn ich die Patrone 270 Win. laden will.

Ok, da weiß nun jemand nun offensichtlich nicht, was ein Nennkaliber ist. Und auf solche Leute gehe ich gerade unironisch ein, kann man sich nicht ausdenken.

Weiter: Wie gesagt, ganz unrecht haben sie nicht. Aber wie das eben so ist haben sie es geschafft, das ich sogar selbst kurz an meinem Wissen gezweifelt habe - nach kurzem Nachdenken hat sich das dann wieder gelegt.

Was er uns eigentlich sagen möchte ist, dass er ganz kurz einen wachen Moment hatte, wo sein logisches Denken aktiv war. Letzteres hat dann unsere Argumentation verfolgt und wahrscheinlich auch verstanden aber dann hat sich ein Teil seinen Gehirns gemeldet, dass zu diesem Thema bereits konträre Informationen gespeichert sind und dann hat sich sein Ego eingeschaltet und erfolgreich verhindert, dass es Schaden nimmt. Wo kommen wir denn da hin, wenn ihm eine Internetseite sagt, dass das was ich in der so super tollen Jägerprüfung gelernt habe Unsinn ist?

Ich weiß nicht was die Leute lernen, die in den Waffentechnikstunden der Jägerprüfung nicht einfach gepennt haben wie ich aber der Quatsch sitzt bei denen tiefer als die Indoktrination mancher Sekten und wird von Sportschützen und Jägern auch stärker verteidigt.

Zudem: Grundsätzlich finde ich es gut was die beiden da machen. Komplexe Themen einfach runter zu brechen ist nicht leicht gut zu machen. Das dabei das eine oder andere liegen bleibt ist ganz natürlich, hier darf man die Zielgruppe nicht vergessen.

Komplizierte Sachverhalte einfach zu vermitteln, ohne faktische Kompromisse zu machen ist die Kunst. Anders als in den Waffenprüfungen von Jägern und Sportschützen haben wir nämlich nicht einfach Begriffe in einen Topf geworfen. Bei dem was die Herren gelernt haben ist offensichtlich deutlich mehr auf der Strecke geblieben als bei uns.

In den Alltag übertragen ist das wie ein Kind, dem die Eltern noch nicht den Unterschied zwischen Auto und Bus beigebracht haben und das deswegen alles einfach erstmal Auto nennt. Das Problem ist nur das unser metaphorisches Kind hier Leute für dumm erklärt, die sagen, dass man Busse doch besser nicht Auto nennen sollte.

Ein wohl englisches Kommentar: In England wuerde der Prinzipienreiter das Wort 'chambering' anstatt 'calibre' einsetzen wenn von eine bestimmter Patrone, und nicht nur der Zug- bzw. Felddurchmesser des Laufes, geredet wird Meine Deutchkentnisse sind zu gering um zu wissen, ob es ein Wort 'chambering' entspechend gibt: 'Patronenlagerung' kling mehr nach einen Speicher fuer Munition.

Ja ein solches Wort gibt es in der deutschen Sprache, es lautet gekammert oder eingekammert. Aber das werden die Leute im Forum mit einer großen Wahrscheinlichkeit nicht kennen, weil es eben nicht in ihren Kursen vorkam und diese Kurse sind für sie alles was es gibt. Mit deutschen Sportschützen und Jäger verhält es sich fast so wie mit den Leuten in Platons Höhlengleichnis, nur das sieh nicht angekettet sind und es ihnen frei stünde sich durch Fachliteratur weiter zu bilden. Tu sie aber nicht.

Vor allem in Amerika wäre es undenkbar, wenn man sich nach seiner Jägerprüfung nicht weiter mit dem Thema Waffen beschäftigen würde aber der Deutsche hat seine Prüfung und damit auch alles was man wissen muss.

Dazu ein passendes Zitat aus dem Artikel Gunning-Kruger-Effekt auf Waffen-Online:

Etwas schriftliches: Leider herrscht, vor allem im deutschem Kulturraum, oft ein blindes Vertrauen in Schriftstücke. So halten sich Gunning-Kruger Betroffene nach einer bestandenen Waffensachkundeprüfung oft für ausgebildete Experten. Das man in der Waffensachkundevorbereitung nur das nötigste lernt, um sich und andere nicht zu verletzen, wird von Betroffenen meist weitläufig ausgelegt und eine bestandene Sachkundeprüfung zu einer Art Abschluss in Waffenkunde umgedeutet.

Und damit endet dann auch schon unsere Reise in die Welt derer die so unwissend sind, dass die anderen für sie als unwissend erscheinen. Um eine richtige Antwort zu erkennt, muss man erstmal die Kompetenz haben zwischen einer falschen und einer richtigen Antwort unterscheiden zu können. Kann man dass nicht, so ist es einfacher einfach alle Antworten als falsch zu verdammen.

1 Kommentar:

  1. Das Beispiel mit den Spaniern sieht eher so aus: Jemand, der gerade erst Spanisch gelernt hat, hört zwei Spanier reden. Diese reden jedoch im Perfekt. Da der Lernende jedoch nur das Präsens kennt, meint er, dass die Spanier falsches Spanisch sprächen.

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