12. Januar 2022

Ist der Rückstoß einer Feuerwaffe stärker als der Rückdruck?

 Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neuen Post. Da ihr immer so viel Spaß daran habt, wenn ich mich mal wieder zu einer der typischen Dummheiten der üblichen Verdächtigen äußere, mache ich das heute einfach mal wieder.

Es geht um folgende Aussage:

"Das Rückstoß einer Feuerwaffe ist stärker als der Druck der Pulvergase auf den Patroneninnenboden."

 Naja, wo fängt man da an? Naja am besten mal bei den Gesetzen der Thermodynamik. Denn schon der erste Hauptsatz dieser lautet:

Energie kann nicht erzeugt und nicht vernichtet, sondern lediglich umgewandelt werden.

Aber warum ist gerade dieser Satz der Sargnagel der obigen Behauptung? Um diese Frage zu beantworten, sehen wir uns einfach mal die Energien in einer herkömmlichen Feuerwaffe an. Neben einer für den Rückstoß irrelevanten in der Abzugsgruppe gespeicherten Spannenergie, haben wir nur eine einzige Quelle und zwar die chemische Energie in Zünd- und Treibmittel.

Verbrennen wir unser Treibmittel, so setzt es sich in Gas um. Dieses Gas nimmt allerdings mehr Raum in Anspruch und ist deswegen in der Lage, Arbeit zu verrichten. Eine dieser Arbeiten ist das Beschleunigen des Geschosses. Erst die Gegenreaktion dieser Beschleunigung ist das, was man bei einer Feuerwaffe als Geschossrückstoß kennt.

Wir halten also Fest, unsere Energie kommt aus dem Gas, wird in eine Bewegung umgewandelt und erst die Gegenreaktion dieser Bewegung ist der angeblich so starke Rückstoß. Wir erhalten demnach am Ende eines Energiekreislaufes eine größere Energie als Resultat, als wir ursprünglich in das System hinein gegeben haben.

Sprich, eine Feuerwaffe wäre demnach ein Perpetuum Mobile.

Würde die oben genannte Theorie stimme, müsste man jetzt nur noch ein paar Kraftwerke bauen, welche die kinetische Rückstoßenergie zum Antrieb einer Turbine nutzt und unsere Energieprobleme wären gelöst. Zwar müsste man einen Teil der gewonnenen Energie wieder in die Erzeugung von Gasdruck reinvestieren aber die Differenz könnte man als freie Energie für alles mögliche Nutzen.


Aber natürlich ist das oben Beschriebene kompletter Unsinn. Der Rückstoß ist eine, im Vergleich zum Gasdruck, enorm schwache Kraft. Das hängt vor allem damit zusammen, wie absolut ineffektiv Feuerwaffen arbeiten. Zum ersten sind die Pulvergase nicht intelligent und pressen (beaufschlagen) einfach auf alle Oberflächen, mit denen sie in Kontakt kommen. Dann müssen sie bei Waffen mit gezogenen Läufen auch noch einen enormen Reibungswiderstand überwinden. 

Wer sich genauer für das Thema interessiert, dem sei folgende Literatur empfohlen:

  • Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr von C. Cranz, 1926
  • Vom Pulverhorn zum Raketengeschoß von Manfred R. Rosenberg & Katrin Hanne, 1993
Der Fehler kommt wahrscheinlich daher, dass da jemand mal wieder lokale Kräfte wie den Gasdruck im System, nicht mit globalen Kräften wie dem Rückstoß unterscheiden kann.

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