29. November 2012

Unterschied zwischen Kaliber, Patrone und Munition - Munition

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zum nunmehr letzten Teil der Kaliber, Patrone, Munition Reihe. Es tut mir leid, das dieser Teil erst heute kommt, aber es gab da eine kleine Diskussion über die Korrektheit meiner Ausführung, die jetzt auch entsprechen einfließen wird.

Übersicht:
Munition

So, wie ihr im Titel lesen könnt, geht es heute um Munition. Was Munition ist, weiß sicherlich jeder, Munition kommt in eine Waffe, ohne funktioniert sie nämlich nicht gut.

Aber wie unterscheidet sich der Begriff Munition von den begriffen Kaliber und Patrone. Dazu stellen wir wie immer die Frage: Gibt es Patronen die zwar die exakt gleichen Maße haben aber trotzdem in einer Waffe funktionieren und in der anderen nicht? Oder etwas ungenauer in einer Behauptung, welche ich erst neulich so lesen musste:

Wenn eine Waffe das Kaliber 5,56x45mm Nato hat, dann kann sie auch alle 5,56x45mm Patronen verschießen.

Nein, nur weil eine Waffe mit einer Patrone mit gewissen Maßen umgehen kann, also diese wegen ihrer Form dort hinein passen, heißt das nicht, dass sie auch mit jeglichem Material, jeglicher Ladung und jeglichem Geschoss umgehen kann.

Wie die meisten sicher wissen, bestehen die meisten Hülsen aus Messing, aber es gibt einige Waffen, die damit nicht gut zurecht kommen, bei einigen liegt das lediglich daran, das beim Ausziehen der Hülsen Zuviel Reibung auftritt, dann wird die Hülse meist einfach lackiert - bei anderen hingegen, wirken zu starke Kräfte auf die Hülse ein, als dass man sie aus Kupfer fertigen könnte. Diese Hülsen fertigt man dann meist aus Aluminium oder in ganz harten Fällen aus Stahl wie in nachfolgenden Beispiel.

5,45x45mm Nato SS109
5,45x45mm Nato SS109 Steel or french-made

Das Famas, verwendet zwar 5,56x45mm Nato Patronen, aber durch seinen übersetzten Masseverschluss, ist die Hülse enormen Belastungen ausgesetzt und muss deswegen aus Stahl gefertigt werden, die Verwendung von regulärer Nato Munition mit Messinghülse würde unter dem Druck zerreißen.
 Unüblicherweise, ändert sich der Name der Munition - SS109 - hier nicht, oft wird einfach nur ein Steel oder "french-made" angehängt.

Darüber hinaus, gibt es noch eine ganze Reihe von Waffen, vor allem leichte Maschinengewehre, welche nur mit laktierten Hülsen zurecht kommen. Der Name der Munition ändert sich auch hier eher selten.

Wie sicherlich jeder weiß, hat jede Patrone eine Ladung, also eine gewisse Menge an "Schießpulver". Nimmt man mehr davon, so erhöht sich der Gasdruck, dieser kann je nach System schon den kompletten Ablauf der Waffe durcheinander bringen. Aber damit nicht genug, es gibt auch noch verschiedenste Arten von "Schießpulver" und dieses kann auch noch in verschiedensten Formen austreten, zb. in Stäbchen-, Plättchen-oder Kugelform - diese wiederum können verschiedenen Größen und Längen besitzen. Die Form ist maßgeblich dafür, wie schnell das Pulver abbrennt. Die Summe aus Menge, Form und Große des Pulvers bildet die Laborierung. Hier zwei Beispiele:

7,62x51mm Nato
7,62x51mm CETME

Erste sollte wohl jedem bekannt sein, die erste einheitliche Patrone der Nato, welche unter anderem im Heckler und Koch G3 Verwendung findet.
 Die andere jedoch 7,62x51mm CETME sollte wohl weniger von euch etwas sagen. Das "Cetme Modelo B" ist ein Vorgänger des deutschen G3, verwendet also ebenfalls einen durch Rollen übersetzten Masseverschluss. Das Modelo B kommt übrigens aus Spanien. Die Spanier mochten zwar die 7,62x51mm Patrone aber die 7,62x51mm Nato Munition war ihnen viel zu stark geladen und hatte einen viel zu hohen Rückschlag, als dass man damit hätte effektives automatischen Feuer abgeben können. Also gingen die Spanier her und reduzierten einmal die Menge an Pulver und zusätzlich noch das Gewicht des Geschosses. So entstand die 7,62x51mm CETME Patrone. Natürlich musste man jetzt auch hergehen und den Widerstand des Verschlusses des Modelo B verringern, damit der schwächere Druck der neuen Munition, diesen überhaupt öffnen kann.
 Als Resultat haben wir jetzt zwei Gewehre die beinahe gleich aufgebaut sind, aber zwei verschiedenen Sorten von Munition verwenden, kann man die Munition austauschen? Theoretisch - ja, denn die Patronen haben die gleichen Maße, passen also, ob sie auch funktionieren? Nein - oder zumindest nicht richtig. Zündet man CETME Munition im G3, so wäre der Gasdruck nicht stak genug um den Verschluss ganz zu öffnen, die Patrone würde also zünden und der Schuss würde abgegeben, aber wahrscheinlich würde die Automatik nicht richtig ablaufen und der Schütze müsste jede Patrone manuell fertigladen.
 Zündet man hingegen reguläre Nato Munition im Modelo B, so wäre der Gasdruck viel zu hoch, der Verschluss würde sich öffnen, lange bevor der Gasdruck im Lauf auf ein ungefährliches Maß abgesunken wäre, dadurch könnte es zu Hülsenreißern oder schlimmeren kommen.

Des weiteren seien hier nur kurz das Beispiel Dreier Japanischer Munitionssorten aufgeführt, die Japaner änderten ihre Gewehrmunition zwei mal ab, einmal mit etwas weniger Pulver für ihr leichtes Maschinengewehr und einmal mit noch weniger Pulver und leicht verändertem Projektil für ihr Scharfschützengewehr. Die Japanischen LMGs verwendeten Munition mit weniger Pulver um dessen Feuerrate zu senken, verwendete man die reguläre Gewehrmunition in diesen Waffen so stiegen deren Schüsse pro Minute auf ein unkontrollierbares Maß an und der Verschleiß der Waffen war durch die höhere Belastung der einzelnen Bauteile enorm. Die Reduzierung der Ladung bei der Munition der Scharfschützenwaffen, hatten dagegen die Hintergrund, dass das Mündungsfeuer nicht zu sehen sein sollte. Allerdings gab es oft Probleme mit der Logistik, weswegen die japanischen Scharfschützen gezwungen waren reguläre Gewehrmunition verwenden zu müssen. Eine Folge von dessen höhere Ladung war, das jetzt die Visierlinien in den Zielfernrohren der Waffen nicht mehr stimmten, außerdem waren die Mündungsfeuer jetzt wieder gut zu erkennen.

Jetzt zum letzten Punkt, den Projektil. Wie wir von den Spaniern und Japanern nun mehr wissen, gibt es Geschosse die schwere und leichter sein können, das hat zwar Auswirkungen aus dessen Flugbahn, aber die Mechanik wird bei Mehrladern nur selten wirklich berührt. Was die Mechanik wirklich interessiert ist die Geschossform, FMJ also Full metal Jacket sollte wohl jedem ein Begriff sein, aber Hollowpoint - da hört es bei den meisten auch schon auf, besonders da diese im militärischen Bereich selten vorkommen, anders als zum Beispiel in der Jagd.
 Kurz gesagt ist FMJ Munition also Vollmantelmunition wie ein Schwert und Hollowpoint also Hohlspitz Munition wie ein Hammer - also an der Spitze eher flach. Und damit haben machen Waffen, besonders ältere Modelle von Selbstladepistolen so ihre Probleme. So gibt es bei machen Colt M1911 Modellen in Verbindung mit Hohlspitzmunition immer wieder zu Zuführstörungen.

Also kommen wir zu dem Schluss, nur das auf einer Waffe eine Patronengröße angegeben ist, heißt das noch lange nicht, dass man dort auch alles mit der selben Größe hineinstopfen darf. Was man darf erfährt man mit Glück aus dem beiliegendem Handbuch.

Ich schließe die Riehe mit einem Zitat ab:

"Don't use anything in your M1 Garand, but factory M2 Ball."

Verwende nichts in deinem M1 Granad also M2 Ball Munition aus der Fabrik

Vergleiche: Waffen-Online.de Artikel: Munitionssorte

Quellen:
Manfred R. Rosenberg und Katrin Hanne, Vom Pulverhorn zum Raketengeschoß Die Geschichte der Handfeuerwaffen-Munition, Stuttgart 1993
Reiner Lidschun, Günter Wollert, Infanteriewaffen Illustrierte Enzyklopädie der Infanteriewaffen aus aller Welt bis 1945, Königswinter 1999
Günter Wollert, Reiner Lidschun und Wilfried Kopenhagen, Schützenwaffen Heute (1945-1985) Band 1 & 2, Berlin 1998

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