26. Juni 2025

Warum Wiederlader nicht ihre eigene Munition "herstellen"

Hallo alle zusammen, wer sich schon etwas länger im Internet bewegt und dort Diskussionen über Waffen verfolgt wird sicher früher oder später auf einen User treffen, welcher seine These wie folgt untermauern wird, Zitat:

Ich bin Wiederlader ich stelle sogar meine eigene Munition her!

Jeder gebildete Mensch wird hier sofort den Versuch erkennen, ein Autoritätsargument aufzubauen und aufhören den User erst zu nehmen. Ich hingegen werde nun mal prüfen ob die Behauptung überhaupt stimmt.

Dazu werfen wir einen Blick auf die einzelnen Komponenten einer modernen Einheitspatrone. Das Element, welches alle anderen zusammenhält, die maschinell getriebene Patronenhülse kann ein Wiederlader nicht herstellen. Diese sind viel zu komplex und haben mit den alten Papierpatronen nur noch wenig gemein. Es existiert jedoch die Möglichkeit eine eigenen Patronenhülse zu drehen, wie dies bei Samier-Reduzierhülsen für Unterschallmunition mit aufrecht erhaltener Ladedichte gemacht wird. Dies erfordert Jedoch eine Sondergenehmigung.

Heutige Zündhütchen sind ebenfalls viel zu komplex, als das man diese in einer Heimwerkstatt fertigen könnte. Es gäbe Ersatzmittel, welche jedoch dafür bekannt sind keine rückwärtige Dichtigkeit zu gewährleisten. 

Das Pulver ist eine in Deutschland stark kontrollierte Komponenten, welche nicht nur komplex in der Herstellung ist, sondern auch vom Widerlader nur verladen und nicht weiter angetastet werden darf. So ist bereits einfachen zermahlen, zur Reduktion der Korngröße, bei Strafe verboten.

Auch heutige einfache Vollmantelgeschosse mit ihrem Aufbau aus Bleikern und Tombak-Mantel sind viel zu aufwendig für die heimische Herstellung. Beinahe unmöglich wäre die Konstruktion eines eigenen Deformationsgeschosses mit gezielt gesteuerte Fahnenausbildung bei gleichzeitiger Beibehaltung eines Restkörpers. Es existiert lediglich die Möglichkeit einfache Bleigeschosse zu gießen, welche dann jedoch nicht in modernen Gewehren verwendet werden könnte, ohne den Lauf zu verbleien. Die Möglichkeit eigene Geschosse zu drehen, existiert zwar auf dem Papier - jedoch besitzen selbst herkömmliche industrielle Drehbänke nicht die nötige Präzision um moderne Büchsengeschosse herzustellen, die auch noch treffen.


Wir sehen also, dass Widerladen die einzelnen Komponenten nicht selber herstellen, sondern lediglich aus fertigen Teilen etwas zusammensetzen. Dass kann auch auf recht kreative Weise geschehen aber im Alltag würde niemand behaupten "sein eigenes Fahrrad" hergestellt zu haben, wenn man sich einen fertigen Rahmen gekauft hat, welchen man anschließend mit fertigen Reifen, einem fertigen Lenker und einem fertigen Sattel bestückt hat. Das Gleiche gilt für Computer, hier spricht kein normaler Mensch davon seinen eigenen PC hergestellt zu habe, welchem man aus den üblichen Fertigteilen zusammen bebaut hat, man spricht eher von zusammengestellt oder zusammenbehaut.

Aber warum sprechen dann Widerlader davon, ihre eigene Munition herzustellen. In aller Linie natürlich, um sich wichtig zu machen und ihren Themen mehr Gewicht zu verleihen, das ist natürlich richtig aber dies ist nicht der alleinige Grund. Dieser liegt, wie so oft bei Unsinn um Umfeld der Waffentechnik, in Waffengesetzt und seinen Formulierungen.

Das WaffG spricht so tatsächlich von herstellen, dabei weicht die juristische Bedeutung von herstellen, jedoch stark von dem ab, was man im Alltag so unter herstellen versteht. Ein ganz besonders gutes Beispiel ist ein Bekannter, welcher eine staatliche Erlaubnis zur Herstellung von Kriegswaffen besitzt. Dieser übt diese jedoch nicht dadurch aus, dass er, wie auf dem Khayba-Pass, in seinem Hinterhof ganze AK-47 aus vollen Stahlblöcken fräst - viel mehr biegt er Bleche und Kleiderbügelstücke zurecht, um diese in gesetzliche Halbautomaten einzusetzen, um dem BKA später berichten zu können, ob ein Umbau mit haushaltsüblichen Mitteln möglich ist. Gelingt ihm eines dieser vorhaben, hat er rein rechtlich eine Kriegswaffe hergestellt.  

Fazit:

Wiederlader stellen nicht ihre eigene Munition her, sie setzen lediglich fertige Komponenten zusammen. Meist wurde dabei die Hülse bereits einmal abgefeuert, daher auch der Name Wieder-Lader. Alleine das Gesetz bezeichnet diesen Vorgang im guten Beamtendeutsch als Herstellung. Widerlader benutzen diese Diskrepanz zur deutschen Umgangssprache, um ihre Tätigkeit künstlich aufzublähen und wichtiger klingen zu lassen.

Anmerkung:

Es gibt tatsächlich Menschen in Deutschland, welche ihre eigenen Munition herstellen. So stellen einige Vorderladerschützen wie Peter Kunz ihre eigenen Papierpatronen her. Dabei wird das Papier selbst geschnitten, das Geschoss selbst gegossen und manchmal selbst das Schwarzpulver selbst angemischt. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Wiederladen, sondern um eine vollständige Neuherstellung, welche einen Pulverschein voraussetzt.


25. Juni 2025

Wenn Sportschützen Isaac Newton in allen Punkten ablehnen

Hallo alle zusammen, nach meinen Beiträgen zur Gasdruck- und Rückstoßleugnung ist ein bisschen Zeit vergangen in welcher ich mir noch ein wenig mehr Unsinn durchgelesen habe, welcher von Konstümwaffenexperten so verfasst wurde. Dabei handelte es sich mal wieder zum Großteil um Sportschützen.

Dieses mal geht es, wie der Titel bereits verrät, im Isaac Newton und seine Axiome der modernen Physik. Dabei handelt es sich um drei Sätze, welche die Gesetzte bewegter sowie unbewegter Körper und deren Verhalten in verschiedenen  Situationen beschreiben.

Ich werde in diesem Beitrag dabei immer jeweils das lateinische Original zitieren, die übliche deutsche Übersetzung widergeben, in einem alltäglichen Beispiel und das jeweilige Gesetz erklären. Anschließend paraphrasiere ich dann die Ansicht von Sportschützen, welche diesem Gesetz widersprechen.

Erstes Axiom (Lex Prima): 

Corpus omne perseverare in statu suo quiescendi vel movendi uniformiter in directum, nisi quatenus illud a viribus impressis cogitur statum suum mutare

Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmig geradlinigen Bewegung, sofern jener nicht durch einwirkende Kräfte zur Änderung seines Zustands gezwungen wird.

Werfe ich einen Ball, dann würde sich dieser immer weiter bewegen und zwar mit der gleichen Geschwindigkeit aber hier bekommen die Waffenendbenutzer schon das erste Problem, denn auf der Erde herrscht zum einen die Gravitation (Auch Erdanziehung) und zum anderen auch noch Luftwiderstand. Geworfene, gerollte oder geschobene Körper werden sich nicht in alle Ewigkeit weiter bewegen, besonders geschobene Körper erleiden noch eine ganze Menge an Reibungskraft.

-Diese Beobachtung um Alltag lässt Sportschützen glauben, dass alle bewegten Körper eine "Innere Energie" hätten, welche durch dessen Bewegung nach und nach verbraucht würde. Dies ist jedoch nach Newton Lex Prima falsch. Siehe Appendix A "Innere Kraft".

Liegt ein Fußball still auf dem Rasen, wird sich dieser nicht bewegen, wenn nicht eine Kraft von außen auf diesen Wirkt, sei es nun ein Fußtritt oder ein Windstoß.

-Auch dies wird von einigen Sportschützen abgelehnt welche der Meinung sind, dass sich Körper, meist in Form von bestimmten Waffenteilen, einfach bewegen, weil sie sich aus ihrer Meinung bewegen müssen, damit die Waffe Funktioniert. Auf diese weise funktioniert jedoch die Physik nicht, ohne ein wirkende Kraft, gibt hier keine Bewegung. Jede erzeuge Bewegung genau wie gestoppte Bewegungen, ja selbst eine Richtungsänderung muss immer auf eine Kraft zurückzuführen sein.

Zweites Axiom (Lex Secunda):

Mutationem motus proportionalem esse vi motrici impressae, et fieri secundum lineam rectam qua vis illa imprimitur.

Die Änderung der Bewegung ist der Einwirkung der bewegenden Kraft proportional und geschieht nach der Richtung derjenigen geraden Linie, nach welcher jene Kraft wirkt. 

Wenn ich mit einer bestimmten Kraft auf einen Körper einwirke, dann bewegst sich der Körper entsprechend der Kraft. Ein leichter Tritt auf einen Ball bewirkt eine leichte Bewegung ein schwere Tritt eine schnellere. Oder wenn es um das Stoppen einer Bewegung geht, benötigt ein Torwart weniger Kraft einen langsamen Ball zu halten als einen schnellen. Zudem bewegt sich ein mitting von hinten getretener Fußball nicht einfach nach links oder rechts, wenn Hindernisse keine Gegenkräfte ausüben.

-Endbenutzer von Schusswaffen sehen dies aber schonmal anders da kann der "Rückstoß*" schon mal einfach um 180 Grad seine Richtung wechseln, wenn er gerade mal nicht nach hinten wirken kann. So erklären sie unter anderem, dass Vordrucklader wie die Schwarzlose M1909 deswegen ihren Lauf nach vorne schöben, da der Rückstoß ja nicht nach hinten wirken könne. Zudem sind Bewegungen bei Sportschützen selten proportional, so erhalten Masseverschlüsse schon mal ihren Antrieb vom 400 Joule starken Rückstoß und erreichen dabei selber eine Rücklaufenergie von 2000 Joule, wofür ihrer Meinung nach auf keinen Fall der Gasdruck von 2000 Bar verantwortlich sein kann.

Drittes Axiom erster Teil (Lex Tertia):

Actioni contrariam semper et aequalem esse reactionem

Kräfte treten immer paarweise auf

Wenn ich mich auf einen stabilen Tisch stelle, dann bricht dieser nicht automatisch unter mir zusammen. Der Grund dafür ist, dass mein Gewichtskraft nicht nur auf den Tisch wirkt, sondern auch die Kraft des Tisches auf mich. Ich drücke den Tisch nach unten, der Tisch drückt mich nach oben, da ein stabiler Tisch aber genauso stark ich wie meine Gewichtskraft herrscht ein Gleichgewicht der Kräfte und es passiert nicht. Ich stehe einfach nur auf dem Tisch. Zugegeben, diese Vorstellung ist recht abstrakt und so gelinkt die Erklärung bei Bewegten Körpern besser. Wenn man mit voller Wucht gegen eine stabile Wand schlägt, wird man sich wahrscheinlich an der Hand verletzten. Ursache ist die Gegenkraft welche die Wand auf die Hand ausübt. Das Gesetz kommen ebenfalls bei den meisten Abprallerscheinungen zum tragen, der Hammer eines Schmiedes prallt deswegen mit lauten Klirren vom Amboss ab, da der Amboss da die Gegenkraft des schweren Ambosses stark genug ist, um dem leichten Hammer einen gewaltigen Kraftstoß zu verpassen. 

-Im Gegensatz zu den anderen Axiomen, wird der erste Teil von Lex Tertia nicht geleugnet, sondern für alles möglichen Unsinn herangezogen, meist unter völliger Ausblendung von zweiten Teil des Axioms. So wird unter anderem beim (übrigens nicht von Newton Erfundene) Newton Pendel das ausschwingen der hinteren nicht angehobenen Kugel durch das Prinzip von Aktion-Reaktion erklärt. Dabei schwingt das Pendel jedoch in die gleiche Richtung wie die angehobene Kugel und nicht in die Entgegengesetzte, wie es das Lex verlangt. Auch müssen mal wieder die armen Masseverschlüsse unter dem falsch verstandenen Lex Tertia leiden. So sorge das dritte Axiom angeblich dafür, dass der, auf den Geschossboden wirkende, Gasdruck angeblich eine entgegengesetzte identische Kraft auf den Verschluss ausübe. Dies ist jedoch nicht richtig, da ein Actio-Reactio-Verhältnis nicht zwischen Geschoss und Verschluss, sondern zwischen Geschoss und Pulvergase besteht. Das Actio-Reaction-Verhältnis zwischen Verschluss (Eigentlich erstmal nur dem Hülseninnenboden) und Pulvergasen ist ein separates Verhältnis. Nur weil der Beifahrer eines Auto seine Autotüre öffnet, heißt das nicht, dass sich automatisch auch die Fahrertüre öffnen muss. Neben der Überbetonung und dem Einsatz an völlig falschen Stellen gibt es natürlich auch das wegleugnen des Actio-Reaktio-Prinzis, so wird Verschlussrückprall, wie der Name vermuten lässt eine Abprallerscheinung, nicht auf das Lex Tertia zurückgeführt sondern auf zurückgebliebene Pulvergase. Warum Verschlussrückprall auf bei entladenen Waffen auftreten kann, konnte mir bis dato nicht erklärt werden. Das Actio-Reaktio-Prizip wird ebenfalls häufig angewendet, um die Richtung von Kräften willkürlich zu ändern, wann und wenn es gerade passt.

Drittes Axiom zweiter Teil (Lex Tertia):

sive corporum duorum actiones in se mutuo semper esse aequales et in partes contrarias dirigi.

Übt ein Körper auf einen anderen Körper eine Kraft aus, so wirkt eine gleich große, jedoch entgegen gerichtete Kraft.

Dieser zweite enorm wichtige Teil besagt, dass man zwei Körper benötigt, welche Kräfte auf einander ausüben müssen. Diese Kräfte setzten meist eine Berührung voraus, wenn es sich nicht um Feldkräfte wie Gravitation oder Magnetismus handelt. Man bekommt also nicht plötzlich blaue Flecken auf der Hand, wenn man nicht gegen die Wand geschlagen hat und ein Fußball wird sich kaum bewegen, wenn man komplett daneben tritt.

-Sportschützen ist dies jedoch egal, hier wird für viele Bewegungen gar keine Berührung benötigt. Da kann ein abgefeuerter Geschoss auch noch den Lauf einer Waffe zurückbewegen, wenn es den Lauf schon längst verlassen hat. So war in einem bekannten Fall, ein Geschoss, welches schon längst in Ruhe im Kugelfang am Ende der Schießbahn lag, in der Lage gewesen sein, durch seinen Rückstoß, den Schlitten einer Beretta M9 nach hinten zu bewegen.

Viertes Axiom "Superposition" (lex quarta)

Wirken auf einen Punkt (oder einen starren Körper) mehrere Kräfte, so addieren sich diese vektoriell zu einer resultierenden Kraft auf

Das vierte Axiom ist im Kern aus Newtons Schriften abgeleitet und kein eigentliches Gesetz, weswegen ich auch kein lateinischen Original zitieren kann. Als alltägliches Beispiel stelle man sich das klassische Seilziehen vor. Ziehen beide Seiten gleich stark so bleibt das Seil unbewegt, daraus ist einfach zu lernen, dass hier zwar Kräfte wirken, jedoch keine Bewegung stattfindet. Ist eine Seite etwas stärker, so findet eine langsame Bewegung des Seils in eine Richtung statt, als würde eine kleine Kraft auf das Seil wirken, es wirken jedoch zwei starke Kräfte mit einem kleinen Unterschied.

-Sportschützen ist das Prinzip der Superposition meist absolut fremd. Da Kräfte ihre Richtung in dieser Gedankenwelt eh nach gut Dünken ändern können, muss meist nicht auf diese komplexere Erklärung ausgewichen werden. Die Unfähigkeit mit dem Prinzip der Superposition umzugehen zeigt sich meist an der HK P7, dessen Schlitten Opfer eines "Seilziehens" zwischen zwei Kolben wird und sich deswegen in der Realität langsam öffnet. Sportschützen behaupten jedoch, der Schlitten der P7 würde vom Gasdruck geschlossen gehalten werden und könne sich erst nach dem austritt des Geschosses aus dem Lauf durch den Rückstoß öffnen, wo mit nicht nur das vierte, sondern auch noch das dritte Axiom gebrochen werden würde. 

Auf der anderen Seite können Körper auch von zwei Kräften angetrieben werden, welche in die gleich Richtung wirken. So wird es um so leichter einen Baum mit einem Seal auszureißen, um desto mehr Personen wortwörtlich an einem Stang ziehen. Auch bewegt sich ein Flugzeug oder Boot mit Rückenwind deutlich schneller, da hier Wind und Motor, beim eventuell Boot zuzüglich noch die Strömung, alle bei der Bewegung helfen.

-Aber auch hier haben Sportschützen und Kostümexperten deutliche Probleme mit der Vorstellung, dass mehrere Kräfte auf ein und denselben Körper wirken. Meist wird eine Kraft ausgemacht, mit Glück wird sogar die stärkste Kraft benannt, und dieser alleine eine verursachte Bewegung zugeschoben. So sind Sportschützen meist kaum in der Lage, das Konzept der vereinigen Stoßbodenkräfte zu erfassen.

Appendix A "Innere Kraft"

Innere Kraft, gespeicherte Kraft oder auch potentia notata (gemerkte Kraft) ist ein Konzept welches ausdrücklich nicht der Realität entspricht aber von einigen Sportschützen fest geglaubt wird. 

Nehmen wir an, vor einer geschlossenen Türe läge ein Körper wie ein mittlere Stein. Würde man nun mit dem Fuß diesen Stein gegen die Türe pressen würde sich der Stein, aufgrund der geschlossenen Türe nicht bewegen. Würde man nun aufhören den Stein mit dem Fuß gegen die Türe zu drücken würde ebenfalls nichts passieren. Öffnete man nun die Türe würde in der Realität immer noch nichts passieren.

-Anders sieht es allerdings bei einigen Sportschützen aus, diese glauben daran, dass starre Körper sich auf sie einwirkende Kräfte (potentia) merken (notata) können. Sobald man mit dem Fuß auf den Stein einwirkt beginnt dieser demnach, sich die Kraft zu merken, er bliebt aber trotzdem in Ruhe, da die Türe seinen weg versperrt. Hört man nun auf gegen den Stein zu drücken, so hört der Stein zwar auf die Kräfte des Fußes zu absorbieren, hat sich diese jedoch gemerkt. Öffnet man nun die Türe so würde, nach dem Glauben der Sportschützen, der Stein, durch seine gemerkte Kraft, in der Lage sein, die Türschwelle zu überschreiten. Diesen Glauben brauchen Sportschützen unteranderem, um die automatische Funktion einer Waffen zu erklären, dessen Verschlüsse komplett geschlossen gehalten wurden, bis das Geschoss den Lauf einer Waffe verlassen hat. Da nach ihrem Glauben die beim Schuss unbeweglichen Verschlüsse sich einwirkende Kräfte merken und später umsetzen können. 

Appendix B "Kräfte-Absorption bis zum Punkt X"

Dieses Hirngespinst, welches noch keinen lateinischen Namen von einem echten Physiker bekommen hat, ist eng verwandet mit der Inneren Kraft aus Appendix A und besagt, dass ein Körper zunächst eine bestimmte Kraft aufgenommen haben muss, bis es sich in Bewegt setzt.

Wenn ich in der realen Welt auf einen freien starren Körper eine Kraft ausübe wird sich dieser in Bewegung setzen. Wie schnell sich dieser bewegen wird, hängt von der stärke der Kraft und vom seiner Masse ab. Leider kommen in unserem Alltag kaum wirklich freie Körper vor, das nächste wären noch am ehesten Asteroiden im Weltall. Aber Helium-Ballons kommen schon recht nah ran. Diese bewegen sich auch schon beim kleinsten Luftstoß. 

-Sportschützen sehen dies jedoch anders, nach ihrem Glauben muss ein Körper erstmal eine gewisse Kraft aufnehmen, bevor er sich in Bewegung setzen kann. Befindet sich demnach ein großer Meteoroid in Schwerelosigkeit und wird von einem kleineren Meteoriten getroffen und erhält dabei einen Kraftstoß welcher zu gering ist, bleibt der große Meteoroid in Ruhe. Erst wenn er von einigen weiteren kleinen Meteoroiden getroffen wurde, wird er sich bei der Erreichung der nötigen Kraft-Summe in Bewegung setzen.

Es stimmt zwar, dass man, um einen auf einer Straße liegenden Stein in Bewegung zu setzen erstmal eine gewisse Kraft aufbringen muss und diesen initial in Bewegung zu setzen, dies liegt jedoch nicht primär an dessen Gewicht sondern an der Reibung zwischen Stein und Straße, welche eine Gegenkraft darstellt. Reduziert man die Reibung, durch einen Schuss Schmierseife setzt sich der Stein früher in Bewegung.

-Sportschützen brauchen jedoch dieses Hirngespitzt, um ihren Lieblingsopfern den Masseverschlüssen andichten zu können, dass diese verschlossen*² blieben bis das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen hätte. Dabei würde sich der Verschlusskörper zunächst gar nicht bewegen, da dieser ja angeblich erst eine gewisse Kraft aufnehmen müsse, bevor dieser sich überhaupt in Bewegung setzen könne. Erst wenn der Verschluss "genug Kraft gesammelt" hat, würde sich dieser öffnen. Sportschützen, welche das Prinzip des Impulses*³ nicht verstehen, verwenden hier dann die Innere Kraft aus Appendix A.

Fazit:

Nehme ich alles zusammen, was Sportschützen über die Jahre so behauptet haben, dann bekommt man für jede einzelne Aussage in Issac Newtons Axiomen ein Beispiel für eine Leugnung. Natürlich leugnet nicht jeder Sportschütze alle Axiome und es gibt auch Sportschützen welche im Physikunterricht aufgepasst haben aber dass scheint leider eine leise Mehrheit zu sein.


*Das Wort Rückstoß, wie es von Sportschützen verwendet wird hat nichts mit dem Prinzip Actio-Reaktio nach dem dritten Axiom zu tun. Viel mehr hat das Wort die Bedeutung von "Irgendeine Rückwärts wirkende Kraft", wobei diese auch schon mal spontan die Richtung ändern kann. Zudem kommt es bei Kostümwaffenexperten, aufgrund von Probleme mit dem Konzept der Superposition, häufiger zur Verwechslung von Gasdruck und Rückstoß. Aus diesem Grund kann ein Sportschütze mit dem Wort Rückstoß auch schon mal "nach vorne gerichteter Gasdruck" meinen.

*²Masseverschlüsse sind per Definition nicht verschlossen. Dies hält Sportschützen jedoch nicht davon ab dies über unwissenschaftliche Umwege zu behaupten.

*³Das Wort Impuls wird von Sportschützen auch oft vollkommen falsch verwendet. Dabei benennen sie damit nicht den Bewegungszustand eines Körpers als Bewegungs-Impuls oder Ruhe-Impuls, sondern verwenden das deutsche Wort Impuls, wie das englisch "impulse" in seiner Bedeutung als Stoß, welchen sich Körper gegenseitig geben. Die Ursache dafür ist meist der Konsum englischsprachiger Medien bei gleichzeitig ungenügenden englischen Sprachkenntnissen.


24. Juni 2025

Warum hatten Gewehrpatronen bis 1945 zu viel Leistung und warum hat man das nicht schon früher geändert?

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neune Beitrag nach sehr langer Zeit.

Heute widmen wir uns der Frage, warum die meisten Gewehrpatronen wie 7,9x57mm oder 7,62x54mmR deutlich zu viel Leistung für ihren eigentlichen Zweck als Gewehrpatronen hatten und warum man dies nicht schon sehr viel früher, zum Beispiel direkt nach dem zweiten Weltkrieg, geändert hat.

Es ist natürlich immer leicht zu sagen, dass die Menschen es damals einfach nicht besser gewusst hätten aber das ist, wie so oft in der Geschichtsschreibung, viel zu einfach und zu kurz gegriffen, schließlich waren die Menschen damals nicht dümmer als wir heute.

Um dem ganzen auf den Grund zu gehen, springen wir zu nächst zur Linieninfanterie des 18. Jahrhunderts, diese hatte zwei große Angstgegner. Diese waren zum einen die Reiterei. Es galt als absoluter infanteristischer Albtraum von berittenen Gegner niedergeritten, mit Säbel zerschlagen oder von Lanzen aufgespießt zu werden. Diese Angst konnte jedoch durch das aufkommen des Bajonettes und deutlich gemindert werden.

So blieb der zweite Angstgegner - die Artillerie. Des Öfteren geriet Linieninfanterie unter den Beschuss eines Gegners, welche der einzelne Soldat selber meist noch nicht mal sehen konnte. In besonders unglücklichen Fällen, verlangte es die strategische Schlachtordnung, dass die Infanterie an eben jener Stelle verblieb, um eine wichtige Position zu halten oder dem Gegner den Zugang zur eigenen Flanke zu verwehren.

Die Folge bestand darin, dass die Soldaten mit ansehen mussten, wie vom Boden abprallende Kanonenkugeln durch die einen Reihen schlugen oder Sprenggeschosse die Kameraden neben ihnen in Stücke rissen. Dieses infanteristische Trauma grub sich tief in die Erinnerungen der Waffengattung ein und wurde über Generationen weiter getragen. 

Als nun ab 1880 die damals als "Rauchloses Pulver" bezeichnete Nitrozellulose aufkam, wendete sich das Blatt in den Augen der Infanteristen, da es dieses deutlich leistungsstärkere Treibmittel dem normalen Infanteriegewehr eine Reichweite von bis zu zwei Kilometern erlaubte. 

Das Ganze darf man sich jedoch nicht so verstellen, dass ein einzelner Soldat ein Artilleriegeschütz in eineinhalb Kilometern Entfernung erblickt, sein Visier auf die entsprechende Distanz eingestellt und dann gezielte Schüsse auf den vormaligen Angstgegner abgegeben hätte. Viel mehr hätte der Offizier der Gruppe ein feindliches Artilleriestück durch seinen Feldstecher erblickt, daraufhin wäre die Gruppe angewiesen worden, ihre Visiere auf die vom Offizier ermittelte Entfernung einzustellen, worauf auf einen Zielpunkt gezielt und anschließend gefeuert worden wäre. 

Auf diese Weise hätte sich eine Gruppe normaler Gewehrschützen wie eine riesige artilleristische Schrotflinte verhalten. Die im hohen Bogen von oben auf die Artillerie einprasselnden Gewehrprojektile hätten zwar die einzelnen Artielleriestücke nicht nachhaltig beschädigen können, jedoch wäre eine Bedienung selbiger durch die meist ungeschützte Besatzung unmöglich gewesen, ohne Verluste zu erleiden. Die meist aufwendig ausgebildeten Kanoniere wären in Deckung gezwungen und ihre Kanonen zum schweigen gebracht worden.

Besonders frühe englische Gewehre besaßen für dieses "Volley Fire" neben der Visierung für den persönlichen Schuss extra "Volley Sights" für das zusammengefasste Gruppenschießen.

Diese Taktik besaß in den Augen früher Strategen eine derartig bedeutende Rolle, dass man ebenfalls annahm, dass sich zukünftig Infanteriegruppen auch gegenseitig auf diese Art bekämpfen würde. Der Nahkampf unter 200 Metern wurde von nun an nur noch der Kavallerie zugestanden. Dies ist unter anderem der Grund warum die deutsche Gewehrprüfkommission und auch keine anderen Stelle 1905 kein Problem damit haben wird, dass die Visiereinstellung des Deutschen G98, mit Änderung auf Spitzpatrone, erst bei 200 Metern anfangen wird. 

Aber das griffe zu weit vor, wir gehen nun zurück nach 1895, denn ab diesem Jahr beginnt die Artillerie rapide aufzuholen. Zunächst gelang es nicht die neue Nitrozellulose für größere Geschütze zu bändigen, da man vor allem materiallogische Probleme hatte, große Geschützrohe in ausreichender Festigkeit zu fertigen. Zudem hatte man große Probleme mit der Treffgenauigkeit, erst neue Formeln sowie Optiken und andere Zielhilfe ermöglichten es der Feldartillerie, die Reichweite der Infanteriegewehr wieder weitgenug zu übertreffen, um ihre alte Rolle auf dem Schlachtfeld wieder einnehmen zu können.

Ab dies Zeitpunkt, auf der Schwelle zum 20. Jahrhundert, so würde man nun erwarten, dass die Leistung der Gewehrpatronen wieder zurückgefahren worden wäre, um den einzelnen Schützen eine deutlich angenehmer zuschießende Waffe zur Verfügung zu stellen.

Dies wurde auch überlegt, so ersann der Waffenkonstrukteur Karl Krnka ein "Miniaturgewehr". Dabei handelte es sich um eine Waffe welche in allen wichtigen Parametern reduziert war, sprich kürzerer Lauf, kleines Kaliber, kürzere Hülse. Eine solche Waffe wäre leichter und schneller zu schießen gewesen, hätte auf dem Marsch weniger gestört und der Schütze hätte mehr Munition am Mann tragen können.

Das Hauptbedenken gegen diese kleine Waffe war zunächst, dass die meisten Nationen zu diesem Zeitpunkt über lange überstarke Gewehre verfügten. Man hatte schlicht Angst, dass es zu Situationen kommen könnte, bei denen die eigene Infanterie von der Gegnerischen zusammen geschossen werden könnte, wie die Infanterie des 18. Jahrhunderts ihrer Zeit von der Artillerie.

Diese Bedenken spielten jedoch zu dem Zeitpunkt überhaupt keine Rolle mehr, als sich kurz später die ersten Maschinengewehre flächendeckend durchsetzen. Diese Form der Maschinenwaffe verwendete meist die jeweils landesübliche Gewehrpatrone.

Entgegen der landläufigen Meinung sind Maschinengewehre weitaus mehr als einfach ein Sturmgewehr mit mehr Munition. Man kann, wenn auch in einem kleineren Rahmen, artilleristische Aufgaben mit ihnen erfüllen. So ist es unteranderem Möglich über bis zu vier Kilometer hinweg die einen vorrückenden Truppen in hohem Bogen zu überschießen und einen Kugelhagel von oben auf die Gegner niederprasseln zu lassen (eng. Beating Zone).

Diese kleinen Artilleriewerkzeuge im Arsenal der Infanterie wurden schnell unverzichtbar. Das Problem war nur, dass die frühen Maschinengewehre diese Aufgaben nur dann weiterhin erfüllen konnte, wenn diese weiterhin mit den zu starken Gewehrpatronen arbeiteten. Ein Umstellung der Munition wurde zwar diskutiert kam aber nicht in Frage.

Die Situation wird sich später noch zu Ungunsten einer kleineren Patrone verschärften als die ersten Flugzeugmaschinengewehre fest in Flugzeuge verbaut werden* welche zum einen auf eine große Reichweite angewiesen waren und zum anderen auch darauf, in den Geschossen noch zusätzliche Funktionen wie Brandsätze zu integrieren. Auch das aufkommen früher Panzer, um 1918 noch schlicht Tank genannt, verlangt nach leistungsfähigen Patronen, um frühen panzerbrechenden Geschossen mehr Durchschlagleistung zu geben.

So bekamen die Japaner mit ihrer recht leistungsschwachen 6,5x50mm Meiji 38 (三十年式) Probleme in der Manschurei mit ihren weiten Feldern, worauf die leistungsstärkere 7,7x58mm Typ 99 (九九式) entwickelt wurde.

Heute lebende Menschen werden nun wahrscheinlich fragen, warum man damals nicht einfach zwei Patronen verwendet hat. Eine kleine für Gewehre und eine größere für Maschinengewehre. Dies sei ja auch heute üblich, wenn man sich die NATO mit 5,56x45mm und 7,62x51mm ansieht oder Russland mit 5,45x39mm und der immer noch verwendeten 7,62x54mmR. 

Dabei vergisst man jedoch wie aufwendig Logistik ist und in welchen Kinderschuhen selbige damals um 1900 noch steckte. So führte selbst noch die Einführung der deutschen 7,92x33mm Kurz 1943 zu erheblichen Problemen. Zeitweise hatte man ganze Lagerhäuser voller Stg.44 welche man jedoch nicht an die Truppe ausgeben konnte, da die nötige Munition fehlte. 

Auch Japan geriet durch das nebeneinander von 6,5mm Meiji und 7,7mm immer wieder in Schwierigkeit und so entschloss man sich mit dem Arisaka Typ 99 auch ein Gewehr für die 7,7mm zu schaffen, um nur noch eine Patrone produzieren zu müssen.

Als sich zur Mitte des Zweiten Weltkrieges hin die Logistik dahingehend verbesserte, dass man dieser endlich eine weitere Patrone zumuten konnte, wurde dieser Platz jedoch schnell von den damals immer verbreiteteren Maschinenpistolen eingenommen, diese persönlichen Maschinenwaffen verwendeten bereist existierende Pistolenmunition und waren schnell in den Orts- und Häuserkämpfen sowie in Waldgebieten unverzichtbar geworden. Alleine Deutschland ging das Risiko ein, diesen Platz ab 1943 der bereits erwähnten 7,92x33mm Kurz zu überlassen.

Selbst die NATO entschied sich 1959 noch Gewehre und Maschinengewehre für die gleiche Patrone, die 7,62x51mm NATO, einzurichten. Der Grundgedanke dahinter war, dass eine Kriegslogistik welche mehrere Länder umfasst hätte, deutlich effizienter gewesen wäre, wenn die Infanterie nur mit einer Lebenswichtigen*² Patrone hätte versorgt werden müssen. Man war also bereit, die Effizienz des einzelnen Soldaten zugunsten einer besseren Logistik zu opfern.

Die stärkere Leistung der 7,62x51mm hatte in den Augen der NATO, bei welcher es sich voranging um ein Verteidigungsbündnis handelt, den großen Vorteil, dass die eigenen Soldaten, aus ihren Stellungen heraus, deutlich früher gezieltes und leistungsstarkes Feuer abgeben hätten können, als die feindlichen Soldaten des Warschauer Paktes mit ihren 7,62x39mm Waffen.

Die Sowjetunion plante zunächst ebenfalls die Einführung nur einer Patrone, die 7,62x41mm sollte in Selbstladegewehren (später SKS-45), leichten Maschinengewehren (später RPD-44) und einer Avtomat genannten Mischung aus Sturmgewehr und Maschinenpistole (es wurde das Sturmgewehre AK-47) verschossen werden. Die Patrone musste jedoch auf das heute bekannte maß 7,62x39mm gekürzt werden. Schnell stallte man fest, dass es Maschinengewehre (RPD) und Selbstladegewehr (SKS) an Reichweite fehlte und so entstanden das Universalmaschinengewehre PK (Später PKM) und das Universal-Scharfschützengewehr SVD um den Reichweitenvorteil der NATO-Patrone im Kriegsfall auszugleichen.

Die Logistik des Nebeneinander der zwei Infanteriepatronen 7,62x39mm und 7,62x54mmR gelang und machte im Sowjetisch-Afghanischen Krieg keine großen Probleme. Erst im Donbass-Krieg und später im Ukraine-Krieg wird das Nebeneinander der zwei Maschinengewehr-Patronen 5,45x39mm (RPK-74) und 7,62x54mmR (PKM, PKP Pecheng) Probleme bereits, welche durch das aussondern des RPK-74 weitgehend behoben werden konnten.

Als die US-Armee 1963 das AR-15 als XM16E1 einführte kam mit der 5,56mm M193 eine neue Patrone in die Logistik, dessen Verteilung ohne Probleme von der Logistik bewältigt werden konnte. Jedoch scheiterte der Versuch ein Maschinengewehr für die M193 zu schaffen, da das leichte aber schnelle Geschoss der M193 auf Entfernung schnell an Wirkung verlor. Das Stoner 63 bot in der Konfiguration Mk.23 Mod 0 zwar bis zu 150 Schuss in einem Gurtkasten, wurde jedoch aufgrund der geringen Reichweite nur von Spezialeinheiten als feuerstärkeres Sturmgewehr eingesetzt. So verblieb das 7,62mm NATO MG M60 bei der Truppe. Zudem kam das Scharfschützengewehr XM21 für die selbe Patrone hinzu.

Erst die Einführung der 5,56mm NATO 1980 mit ihrem langsameren jedoch schweren SS-109 Geschoss ermöglichte die Entwicklung von leichten Maschinengewehren, welche dieser Rolle gerecht werden konnten. Durch die Ausrüstung mit M16A2 und M249 (FN Minimi) besitzen die USA wieder zwei Waffen eingerichtet für die gleiche Patrone. 

Fazit:

Man hat früh erkennt, dass die damaligen Gewehrpatronen zu viel Leistung hatten, hat aber nichts daran geändert weil Maschinengewehre diese Art von Patronen brauchen um ihr volles Potential auszuschöpfen. Es war besser Gewehre mit zu viel Leistung zu haben als Maschinengewehre mit zu wenig. Die Logistik des Ersten Weltkrieges hätte zwei Munitionssorten nicht stemmen können, die Logistik des Zweiten keine drei und die zweite war die Pistolenmunition für die Maschinenpistolen. 

Anmerkungen:

*Ironischerweise waren einige der aller ersten in Flugzeugen eingesetzt Maschinenwaffen für kleinere Patronen eingerichtet. So verwendete das italienische Kleistmaschinengewehr Villar-Perosa Pistolenpatronen vom Typ 9x19mm Glisenti. In US-amerikanischen Flugzeugen kam das Selbstladegewehr Winchester M1907 in .351 (9x35mm) zum Einsatz.

*² Pistolenmunition, welcher in der NATO-Armee lediglich in den Pistolen von MG-Schützen und Offizieren sowie den Maschinenpistolen von Fahrzeugbesatzungen verwendet wurde, wurde nicht als Lebenswichtig betrachtet.


27. November 2024

Rückstoßleugnung oder Sportschützen gegen Issac Newton & die Wissenschaft

 Hallo alle zusammen, ich hatte auch im letzten Text, im Urlaub geschrieben deswegen kommen die für euch zeitgleich, erklärt, dass Gasdruckleugnung so ziemlich das dümmste ist, dass ein bildungsferner Hobbyschütz so von sich geben kann. Da hab ich mich leider vertan, denn es gibt noch etwas viel viel dümmeres und zwar so ziemlich das genaue Gegenteil, die Rückstoßleugnung.

Ihr habt tatsächlich richtig gehört, es gibt tatsächlich Endbenutzer wie Sportschützen die genau das leugnen, was jedes Kind im Kindergarten auf einem Rollbrett mit einem Medizinball einfach ausprobieren kann. Oder ein Erwachsener auf einem Bürostuhl mit einem Sixpack Mineralwasser.

Da es sich bei Rückstoßleugnung um derart unwissenschaftlichen Schrott handelt, kann man diesen gleich mit mehreren physikalischen Gesetzen und Formeln begegnen aber legen wir los, wären Isaac Newton um Grab rotiert.

Eine Verschwörungserzählung?

Vertreten wird diese Idee vor allem von Laien, Endbenutzern und Betroffenen des Gunning-Kruger-Effekts und erfüllt keine nachvollziehbare Funktion. Denn durch die Leugnen des Rückstoßes in der Feuerwaffe erreicht der Gläubige meist keine Vorteile. Das einzig denkbare Szenario wäre, dass Jemand aus bloßer Unwissenheit eine solche Behauptung aufstellt und danach versucht diese zu verteidigen, um keinen persönliche Fehler eingestehen zu müssen. Es handelt sich demnach also nicht um eine Verschwörungserzählung.

Rückstoßleugnung ist theoretisch das genaue Gegenteil von Gasdruckleugnung. Jedoch sind einige Leugner so ungebildet, dass sie deswegen zu Rückstoßleugnern werden, da sie die physikalischen Größen Rückstoß und Gasdruck nicht zu unterscheiden in der Lage sind.

Newtonsche Physik

Rückstoß würde erstmals vom englischen Physiker Isaac Newton erforscht. Dabei konnte er das Phänomen jedoch noch nicht beweisen und stelle deswegen folgendes Axiom auf:

Actioni contrariam semper et aequalem esse reactionem: sive corporum duorum actiones in se mutuo semper esse aequales et in partes contrarias dirigi.

Für jede (semper) Bewegung (actiones) eines Körpers (corporum) gibt es eine entsprechende Gegenreaktion (reactionem).

Rückstoßleuger sind jedoch der Ansicht, dass dieses Axiom nicht auf die Funktion von Feuerwaffen anzuwenden sei, obwohl mit dem Geschoss eindeutig ein physikalischer Körper in eine starke Bewegung versetzt wird. Bei den meisten Schusswaffen, ist der Rückstoß als Rückschlag deutlich spürbar.

Beachtet man dieses grundliegende Axiom der physikalischen Mechanik entsprechend nicht, so wird die komplette Wissenschaft der Bewegung, die Kinetik, unberechenbar. Rückstoßleugner haben jedoch meist keine oder nur sehr unzureichende Kenntnisse der Physik im speziellen und der Wissenschaft im allgemeinen.

Experiment

Um den Rückstoß im realen Leben nachvollziehen zu können setzt man sich einfach auf einen Bürostuhl und wirft einen schweren Gegenstand von sich. Man wird erleben, dass man mit dem Bürostuhl nach hinten rollt. Alternativ bieten sich auch Einkaufswagen oder Rollbretter für dieses Experiment an. Zu beachten ist jedoch, dass die Rollen dieser Körper einen, wenn auch geringen, Reibungswiderstand aufweisen.

Thermodynamik

Was Newton nicht gelang, glückte der Wissenschaft der Thermodynamik. Aus dem Ersten Hauptsatz, betreffend die Energiebilanz in einem geschlossenen System, lässt sich der Rückstoß als eine Form des inneren Ruhezustandes ableiten:

ΔU = Q - W

Betrachtet man eine Feuerwaffe als ein geschlossenes System, so kann ohne Zufuhr von äußerer Energie (Q) keine Bewegung (W) stattfinden. Die innere Energie (ΔU) kann das System als ganzes nicht Bewegen.

Das System einer einfachen Feuerwaffe umfasst Rohr, Treibladung und Geschoss. Zündet nun die Treibladung, wird ein Teil der inneren (chemischen) Energie (ΔU) in kinetische Bewegungsenergie des Geschosses umgewandelt. Gemäß dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik (ΔU = Q - W) ist eine Bewegung (W) im Geschlossenen System nicht möglich, die Bewegung des Geschosses hätte jedoch eine Verlagerung des Schwerpunktes des System zur Folge. Bewegt sich aber nun nicht nur das Geschoss nach vorne, sondern auch der Rohr nach hinten, so kann der Schwerpunkt des Gesamtsystem in Ruhe blieben. Dabei ist zu beachten, das Rohr, Treibladung (nun in der Form von Triebgasen) und Geschoss zum System gehören und damit einen gemeinsamen Schwerpunkt besitzen, auch wenn kein direkter Kontakt mehr besteht. Da das Geschoss für gewöhnlich sehr viel leichter ist als das Rohr, kann sich das Geschoss schneller und weiter nach vorne bewegen, als dies das Rohr tun muss, um den gemeinsamen Massenschwerpunkt unbewegt zu lassen.

Energieerhaltungssatz

Der Energieerhaltungssagt der Physik besagt, dass Energie weder erschaffen noch vernichtet werden kann, stattdessen wird Energie immer in andere Formen überführt. Zudem wissen wir dank Issac Newton, dass hinter jeder Bewegung eine Kraft stecken muss. Unterstellt man Gasdruck für die Bewegung eines Körper verantwortlich zu sein, so muss die Energie, welche den Köper in Bewegung gesetzt hat, dem Druck verloren gehen. Dieser Energieverlust eines fluiden Druckkörpers macht sich in der Pneumatik durch Volumengewinn bemerkbar, der Druckraum vergrößert sich und der Druckkorpus verliert seine Spannenergie. Dabei gilt die Formel der allgemeinen Gasgleichung:

p = (k*N*T) / V

Druck (p) ist gleich Gaskonstante (k) mal Stoffmenge (N) mal Temperatur (T) geteilt durch Volumen V), da wir durch das Volumen (V) teilen bedeutet mehr Volumen (V) gleich weniger Druck (p).

Als Beispiel nehme man einen hydraulischen Arbeitszylinder, welcher ein Gewicht verschieben soll. In den Arbeitszylinder wird Öl gepresst, welches die Stoffmenge N erhöht und damit den Druck (p) im Zylinder, es entsteht Spannenergie. Dieser Druck ist in der Lage, an der Kolbenstirn Arbeit zu verrichten und das damit verbundene Gewicht zu bewegen, die vorige Spannenergie wird in kinetische Energie umgewandelt. Durch den bei dieser Arbeit entstehenden Volumengewinn (V+), im inneren des Arbeitszylinders, geht den Druckkörper Spannenergie verloren. Diese Energie wurde jedoch nicht vernichtet, sondern wurde in kinetische Energie von Kolben und Gewicht umgewandelt.

Bei Waffen, welche als direkte oder indirekte Gasdrucklader aufgeführt sind, kommt es bei der Betätigung der Antriebselemente zu einem Volumengewinn in einem Kolbensystem. Durch diesen Volumengewinn und der damit nachgewiesenen Umwandlung von Spannenergie in kinetische Energie, ist durch den Energieerhaltungssatz in Verbindung mit der allgemeinen Gasgleichung bewiesen, dass der Gasdruck für den Antrieb folgender Antriebselemente verantwortlich ist:

  • Bei direkten Gasdruckladern mit festem Lauf (auch Rückdrucklader genannt) wird die Patronenhülse wie ein Hohlkolben nach hinten aus dem Patronenlager geschoben, dabei kommt es zu einer künstlichen Vergrößerung der Brennkammer nach hinten, ergo einem Volumengewinn.
  • Bei direkten Gasdruckladern mit nach vorne beweglichem Lauf (auch Vordrucklader genannt) wird der Lauf nach vorne geschoben, dabei kommt es zu einer künstlichen Vergrößerung der Brennkammer nach vorne, ergo einem Volumengewinn.
  • Bei indirekten Gasdruckladern mit Kolbenantrieb in Richtung des Schützen (AK-47), kommt es durch die Rückwärtsbewegung des Antriebskloben im Arbeitszylinder zu einer Volumenvergrößerung.
  • Bei indirekten Gasdruckladern mit Kolbenantrieb in Richtung des Geschossaustritts (Bang-System), kommt es durch das nachvornegleiten des Ringkolbens zu einer Volumenvergrößerung in dessen Arbeitsrichtung.
  • Bei indirekten Gasdruckladern mit Gasaufleitung auf den Verschlussträger, kommt es durch das zurückgleiten des Verschlussträgers zu einer Volumenerweiterung.
  • Bei indirekten Gasdruckladern mit Gaseinleitung (AR-15 System), kommt es beim auseinanderschieben von Verschlussträger und Verschluss zu einer Volumenvergrößerung zwischen den beiden Verschlussteilen.
  • Bei indirekten Gasdruckladern mit Rohrhub, kommt es beim zurückgleiten des Rohres in der Mündungsstaudüse, zu einem Volumengewinn.

Bei Rückstoßladern, sieht es jedoch anders aus. Hier kommt es zu keiner Vergrößerung eines Volumens in Antriebsrichtung. Dem Gasdruck kann hier demnach nicht unterstellt werden, er sein für die Bewegung der Waffe oder für die Bewegung einer Koppelgruppe verantwortlich. Würde man dem Gasdruck trotzdem unterstellen, für eine solche Bewegung verantwortlich zu sein, ohne das diesem Spannenergie abhanden kommt, so würde man dem Energieerhaltungssatz widersprechen und einfach Energie erfinden. Man würde den Boden der Wissenschaft verlassen.

  • Bei Rückstoßladern mit beweglicher Kolbenplatte, kommt es zu keinem Volumengewinn beim Eindrücken der Kolbenplatte. Es herrscht bei einem abgestützten Abfeuern der Waffe von der Schulter und einem nicht abgestützten abfeuern aus der Hüfte der selbe Gasdruck. Dieser kann demnach nicht für das Repetieren verantwortlich sein, da die Waffe nur im erstgenannten Fall repetiert. Der Gasdruck verliert beim Antrieb der Kolbenplatte keine Spannenergie und kann demnach nicht für das Repetieren verantwortlich sein.
  • Bei Rückstoßladern mit beharrendem Entriegelungselement (Mauser M1916), kommt es beim der Bewegung des beharrenden Elementes zu keinem Volumengewinn in Antriebsrichtung. Wird die Waffe gegen eine unbewegliche Wand abgestützt, so ist die Waffe nicht in der Lage zu repetieren, obwohl der Gasdruck seine Wirkung nicht ändert. Der Gasdruck verliert beim Antrieb der des beharrenden Entriegelungselements keine Spannenergie und kann demnach nicht für das Repetieren verantwortlich sein.
  • Bei Rückstoßladern mit beharrendem Verschlussträger (Benelli M3), kommt es beim der Bewegung des Verschlussträgers und dem spannen der Feder zwischen Verschlusskopf und beharrendem Verschlussträger zu keinem Volumengewinn in Antriebsrichtung. Die Waffe ist zwar auf Druck angewiesen, jedoch auf den Federdruck zwischen den Verschlussteilen und nicht auf den Gasdruck. Der Gasdruck verliert beim Antrieb der des beharrenden Verschlussträgers keine Spannenergie und kann demnach nicht für das Repetieren verantwortlich sein.
  • Bei Rückstoßlader mit beharrendem Verschlusskopf (Sjörgen Schrotflinte), kommt es weder bei der Aufnahme von kinetischer Energie durch den Verschlusskopf noch bei der anschließenden, durch dessen Beharrungsvermögen bewerkstelligter, Öffnung, zu einem Volumengewinn in Funktionsrichtung. Eine Sjörgen Schrotflinte wird repetierunfähig, wenn man diese an eine unbewegliche Wand abgestützt abfeuert, obwohl dies den Gasdruck nicht beeinflusst. Der Gasdruck verliert beim Antrieb der des beharrenden Verschlusskopfes keine Spannenergie und kann demnach nicht für das Repetieren verantwortlich sein.
  • Bei Rückstoßladern mit lang und kurz zurückgeleitenden Lauf-Verschluss-Koppelgruppen, kommt es im Lauf zu keiner Volumenvergrößerung in Funktionsrichtung, da die Patronenhülse, bis zur Entriegelung, an ihrem Platzgehalten wird. Zudem ist der Lauf mit dem Stoßboden formschlüssig statisch verbunden und so kann die Brennkammer, durch ein vorgleiten des Laufes, ebenfalls nicht nach vorne erweitert werden. Da bei gleitenden Lauf-Verschluss-Koppelgruppen ohne Mündungsstausysteme (zb. Mündungsstaudüse), kein Volumengewinn verzeichnet werden kann, kann dem Gasdruck aus wissenschaftlicher Sicht mit Bezug auf den Energieerhaltungssatz, nicht empirisch adäquat unterstellt werden, die Bewegung von Lauf-Verschluss-Koppelgruppen zu verursachen.

Es bleibt jedoch wichtig zu erwähnen, dass die meisten Rückstoßlader mit kurz zurückgeleitender Lauf-Koppel-Gruppe nach der Entriegelung, welche bereits nach wenigen Millisekunden eintreten kann, den Verschlussantrieb als Gasdrucklader bewerkstelligen, wobei es dann, durch das rückwärtige herausdrücken der Patronenhülse, zu einem beweisfähigen Volumengewinn kommt. Ähnliches gilt für Rückstoßladern mit beharrendem Entriegelungselement.

Boot Beispiel

Als Experiment stelle man sich zwei Boote vor, welche auf einem See schwimmen. In jedem der Boote steht einer von zwei Zwillingen genau auf der Mittelbank, beide Brüder sind mit 80 kg genau gleich schwer und haben auch die gleiche Körperkraft von 80 kg. Der erste Bruder stemmt seine Füße gegen die Mittelbank und seine Arme gegen die Heckwand des Bootes und spannt nun seinen Körper an. Dabei wirkt eine Kraft von etwa 80 kg auf die Mittelbank des Bootes. Nun ist logischerweise zu beobachten, dass sich das Boot des ersten Bruders nicht bewegt.

Der Zweite Bruder aber macht etwas ganz anderes, der stützt auch zwar auch mit seinen beiden Füßen auf der Mittelbank ab aber spring stattdessen ans Ufer. Da der zweite Bruder etwa 80 Kilo schwer ist, wirkt auch bei seinem Boot eine Kraft von 80 kg auf die Mittelbank des Bootes. Nun bewegt sich das Boot vom zweiten Bruder.

Lösung

Der Grund, warum sich das Boot vom ersten Bruder nicht bewegt ist ein geschlossener Kräftekreislauf. Die Kraft aus den Beinen des ersten Bruders übertragen sich auf die Mittelbank des Booten, auf den Rumpf des Bootes, vom Rumpf auf das Heck, vom Heck in die Arme des Bruders und über den Körper wieder auf die Beine. Es ist keine Bewegung möglich, da sich die Kräfte im Gleichgewicht befinden. Das Ganze ist in etwa vergleichbar mit einem quengeligen Kind auf dem Rücksitz eines Autos auf einer langen Autobahnfahrt, welches seine Füße gegen den Vordersitz stemmt im Glauben, es könnte das Auto dadurch schneller nach vorne schieben und so schneller ankommen.

Der Zweite Bruder jedoch, welcher von Boot ans Ufer springt ist nach Newton die eine bewegte (actiones) Masse (corporum), welche der Masse des Bootes (duorum) eine Reaktion (reactionem) gibt oder in den Worten der Thermodynamik ist der zweite Bruder ein Teil des Gesamtsystems, welches den gemeinsamen Masseschwerpunkt gefährdet und zwar dadurch das Boot zu einer Bewegung in entgegengesetzter Richtung, wodurch der Gemeinsame Masseschwerpunkt gehalten werden kann.

Rückstoß auch bei nicht-Feuerwaffen

Eines der deutlichsten Belege für den Rückstoß in Waffen sind sowohl die Armbrust als auch Schienenkanonen, Railguns oder Gaus-Gewehrs. Armbrüste haben eindeutig keinen Gasdruck, weisen jedoch meist einen deutlich spürbaren Rückschlag auf. Das Gleich gilt für Schienenkanonen, welche ihre Geschosse mit Hilfe von Feldkräften in Form von Magnetfeldern antreiben und deswegen auf Treibgase verzichten können.

Zudem wird eine schlüssige Erklärung der russischen Pistole PSS erschwert, da bei dieser die Pulvergase in der Patronenhülse zurückgehalten werden.

Rückstoß bei Krummlaufwaffen

Rückstoß und Rückdruck wirken,
bei Waffen mit krummen Läufen,
in unterschiedliche Richtungen.

Bei keiner anderen Waffenart oder Waffenzubehör ist der Unterscheid zwischen Rückstoß und Rückdruck deutlicher als bei Waffen mit krummen Läufen oder Krummlaufaufsätzen, wie dem Vorsatz P für das Sturmgewehr 44. Durch den krummen Lauf, verlässt das Geschoss die Waffe seitlich, wodurch auch der Rückstoß final seitlich auf die Waffe wirkt. Ein Stg.44 mit Vorsatz P schlägt nicht nach hinten, in Richtung der Kolbenplatte, sondern, je nach Ausrichtung der Laufmündung, zur Seite oder nach oben. Folglich wirkt der Rückstoß hier entgegen dem Geschossaustritt. Der Rückdruck hingegen wirkt nach wie vor auf den Stoßboden der Waffe.

Gäb es keinen Rückstoß, sondern nur Rückdruck, würde ein Stg.44 mit Aufsatz P oder eine Waffe mit gekrümmten Lauf nicht seitlich ausschlagen sondern, wie eine Waffe mit gerade Lauf, gerade nach hinten laufen.

Rückstoß bei Filmwaffen

Von Rückstoßleugern wirf oft bedeutet, dass der Gasdruck für die Repetierfunktion von Rückstoßladern verantwortlich sei. Dies lässt sich jedoch deutlich anhand von Filmwaffen widerlegen. In einer Beretta 92 oder einer P.38 kann man beliebig starke Platzpatronen verwenden, ohne das eine Repetierfunktion einsetzt. Die als Rückstoßlader ausgeführten Waffen, benötigen zwingend eine Geschossbewegung, um ihre Lauf-Verschluss-Koppelgruppen nach hinten zu bewegen. Aus diesem Grund werden Filmwaffen, welche ursprünglich als Rückstoßlader ausgeführt waren, an ihren Verriegelungselementen so manipuliert, dass sie nicht mehr formschlüssig-statisch sondern kraftschlüssig-dynamisch verriegeln. Somit ist der Gasdruck in der Lage, den Verschluss der Waffe zu öffnen.

Aufgabe zur Unterscheidung von Rückstoß und Gasdruck

Hellgrau: Gehäuse, lagert die Verschluss-Lauf-Koppelgruppe gefedert

Dunkelrot: Verschluss, schließt den Lauf nach hinten ab

Grün: Sperrriegel, verbindet den Verschluss mit dem Lauf und stellt einen Formschluss her

Dunkelgrau: Unverbranntes Treibmittel

Hellrot: Gasdruck, wirkt auf alle angrenzenden Flächen gleich ihrer Oberfläche

Dunkelpetrol: Lauf, ist über den Sperrriegel mit dem Verschluss verbunden

Orange: Geschoss/Pfropfen verschließt den Lauf temporär bei Fig.1 und dauerhaft bei Fig. 2 - 5

Pink: Sperrt die Pfropfen bei Fig. 2 - 5 mit dem Lauf und stellt so einen Formschluss her

In dieser Grafik seht man fünf Systeme, von Figur 1 bis Figur 5. Zu den jeweiligen Figur gibt es zusätzlich immer eine Zeitangabe, bezeichnet mit englisch time. Dabei hat die erste Figur die Besonderheit, dass sie an vier unterschiedlichen Zeitpunkten dargestellt wird. Die Figuren 2 bis 5 hingegen werden nur in jeweils einem Zeitpunkt dargestellt.

Die Aufgabe ist nun zu ergründen, warum sich Fig.1 time 1 und Fig.2 time 1 sowie Fig.1 time 2 und Fig.3 time 1 in der jeweils ersten und zweiten Reihe noch ähneln aber schon Fig.1 time 3 und Fig.4 time 1 bereits unterscheiden.

In der dritten Reihe haben sich bei Fig.1 time 3 Lauf (dunkel petrol) und Verschluss (rot) gemeinsam nach hinten bewegt, wohingegen diese Bewegung bei Fig.4 time 1 nicht zu beobachten ist. Dabei wirkt bei beiden Grafiken, der selbe Gasdruck (Pfeile mit weißen Spitzen) auf den Stoßboden des Verschlusses (rot) als auch auf das den Lauf (dunkel Petrol) zu diesem Zeitpunkt abschließende Element (orange).

Lösung

Der Unterschied liegt in der Bewegung des Geschosses. Bei Fig. 1 bewegt sich das Geschoss zwischen den Zeitpunkten time 3 und time 4. Nur durch diese Geschossbewegung kann eine Gegenreaktion entstehen, welche in der Lage ist, die Verschluss-Lauf-Koppelgruppe nach hinten zu bewegen.

Bei den Figuren Fig. 2 bis Fig. 5 findet eine Bewegung der Pfropfen (orange) nicht statt, da dieser durch die Sperren (pink) mit dem Lauf (petrol) verbunden sind. Die Pulvergase wirken zwar auf den Stoßboden des Verschlusses (rot) aber auch auf den Pfropfen (orange), beide Kräfte heben sich gegenseitig auf und es kann keine Bewegung der Koppelgruppe, weder nach hinten noch nach vorne stattfinden. Der Kräftekreislauf ist geschlossen.

Das Raketenproblem

Rückstoßleuger müssen annehmen, dass sich die dritte Rakete rückwärts bewegt

Rückstoßleugner haben erhebliche Probleme, den Flug einer einfachen Rakete zu belegen. Da Rückstoß in diesem Weltbild wegfällt, muss auf den Druck als Erklärung ausgewichen werden.

Sehen wir uns eine einfache Rakete mit einem großen Treibstofftank an. Dort könnte ein Mensch, mit mangelnder Bildung, auf die Idee kommen, dass die Rakete von eben jenem Druck angetrieben wird, welcher im inneren des Treibstofftankes wirkt. Die Beaufschlage Fläche wäre demnach die Oberfläche des noch nicht verbrannten Treibstoffes. Der Druck würde nach dieser fragwürdigen Erklärung die Rakete nach oben drücken.

Problematisch wird es jedoch, wenn der Treibstoff nicht mehr in einem großen Tank untergebracht ist, sondern, wie bei einigen Langstreckenraketen, gefaltet. Hier wirkt der Druck zunächst in Flugrichtung, wenn auch auf eine kleinere Fläche. Bei der Überwindung der Faltkurve, wirkt der Druck jedoch entgegen der Flugrichtung. Ginge man nach einem Weltbild, in welches es keinen Rückstoß gäbe, so müsste die Rakete jetzt kehrt machen und in die entgegengesetzt Richtung mit dem Leitwerk voraus fliegen.

Da Langstreckenraketen mit gefalteten Treibstofftanks jedoch nicht im Flug einfach umkehren, ist davon auszugehen, dass sowohl Rückstoß als auch der Impulserhaltungssatz Teil unsere Realität sind.

Nur die unmodifizierte Rakete erhält einen Bewegungsimpuls i.

Noch schwieriger für Rückstoßleugner ist die Erklärung der Bewegung einer Rakete, dessen Düsenaustritt unten mit einer Platte verstehen ist, welche mit etwas Abstand an der Rakete befestigt wurde. Diese Konstruktion, mit Ähnlichkeiten zur Mündungsbremse einer Feuerwaffe, verhindert, dass die Treibgase einen nach unten gerichteten Triebstahl erzeugen. Stattdessen breiten sich die Treibgase seitlich aus.

Obwohl bei einer nicht modifizierten Rakete, als auch bei einer derart umgebauten Rakete, im Treibstofftank der gleiche Druck Fp (Force Pressure) auf den unverbrannten Treibstoff wirkt, bewegt sich nur die modifizierte Rakete. Dieses Beobachtung kann ein Rückstoßleuger nicht erklären.

Lösungen

Die Bewegung von Raketen mit gefalteten Treibstofftanks, lässt sich sowohl anhand des zweiten Teils des dritten newtonschen Axioms, als auch anhand des Impulserhaltungssatzes erklären.

Rückstoß

Der Rückstoß R erzeugt den Impuls i der Rakete

Nach Newton erzeugt das abschleudern einer Teilmasse von einer größeren Hauptmasse eine als Rückstoß bezeichnete Gegenreaktion, welche in entgegengesetzter Richtung zur Abschleuderung, auf die Hauptmasse wirkt. Die Verbrennung des Treibstoffes erzeugt zwar Druck aber dieser wird nicht direkt für den Antrieb verwendet, viel wichtiger ist, dass die Verbrennungsgase die Rakete nach hinten verlassen. Dabei stellen die Gase die abgeschleuderte Teilmasse dar, während der Rest der Rakete die Hauptmasse bildet. Als Hauptmasse erfährt die Rakete die Rückstoßkraft, welche diese in die entgegengesetzt Richtung zur Ausstoßdüse beschleunigt.

Bei der mit einer Platte modifizierten Rakete wirken zwei entgegengesetzt Rückstoßkräfte, welche sich gegenseitig aufheben. Es herrscht ein Kräftegleichgewicht, die Rakete bleibt in Ruhe.

Impulserhaltungssatz

Rakete Impulserhaltung FiN fixpunkt

Der gemeinsame Masseschwerpunkt ∑mx aus Rakete und Treibstoff bleibt unbewegt.

Nach dem Impulserhaltungssatz bleibt der Impuls eines Systems immer gleiche, dieses System umfasst im Fall der Rakete: Die Rakete selber als auch den Treibstoff. Beide besitzen den gemeinsamen Masseschwerpunkt ∑mx, nach dem Impulserhaltungssatz, kann sich dieser gemeinsame Masseschwerpunkt ∑mx nicht bewegen, ohne das ein Kraft von außen auf das System einwirkt.

Zündet der Treibstoff in der Rakete, so entsteht im Inneren Druck, dieser wird jedoch nicht direkt für den Antrieb verwendet, viel wichtiger ist das austreten eines Teil des Treibstoffes, nun in Gasform, aus der Düse der Rakete. Dabei wandert ein Teil des Gesamtgewichtes in eine Richtung, da jedoch der gemeinsame Masseschwerpunkt ∑mx unbeweglich bleiben muss, wandert gleichzeitig die Restmasse (Rakete mit noch unverbranntem Treibstoff) in die entgegengesetzte Richtung.

Bei der modifizierten Rakete mit Platte, kommt es zwar ebenfalls, durch die Abschleuderung der Treibgase zu den Seiten hin, zu einer Bewegung von Masse. Da diese jedoch gleichmäßig zu den Seiten hin verteilt werden, bleibt der gemeinsame Masseschwerpunkt ∑mx in relativer Ruhe.


So das wars dann mit diesem unsäglichen Unsinn. Dieses mal bin ich mir jedoch recht sicher, die ein oder andere Endbenutzer-Seele retten zu können, den gegen Isaac Newton, die Thermodynamik, den Energieerhaltungssatz und Raketentechnik zu argumentieren wäre schon sehr sehr seltsam aber Sportschützen schaffen es leider immer wieder sich intellektuell zu unterbieten.


Gasdruckleugnung oder Sportschützen gegen die Wissenschaft

Hallo und herzlich Willkommen zu einem neuen Beitrag zum Thema Waffenkunde.

Es gibt ja wirklich viel dummes Zeug im Internet und auch so einigen Unsinn, welcher man sich von Hobbyschützen anhören kann aber nichts davon ist so strunz dumm wie das Leugnen des Gasdrucks in Feuerwaffen. Naja nicht ganz, denn obwohl wir seit Blaise Pascal wissen, dass Gasdruck allseitig ist, wird meist nur eine ganz bestimmte Seite des Drucks geleugnet nämlich der Rückdruck, ergo die Stoßbodenkraft und damit die so ziemlich gefährlichste Kraft in einer Feuerwaffe. Die meisten wissen gar nicht wie nötig wir in Deutschland unsere ganzen Regeln und die Beschussämter haben, bis man es mit einem Rückdruckleugner zu tun bekommt. Aber fangen wir an, den Unsinn wissenschaftlich zu zerlegen.

Literatur

Der Ursprung ist ein bekannter Fehler in der amerikanisierten Waffensprache, wonach Waffen mit Masseverschlüssen zu den Rückstoßladern gezählt wurden. Dieser Fehler wurde leider sehr oft unreflektiert abgeschrieben. Trotz dieses Fehlern in der Benennung, ist die Beschreibung in der Fachliteratur meist richtig und gibt korrekt an, dass Masseverschlüsse vom Gasdruck angetrieben werden.

Rückdruckleugner sind jedoch der falschen Überzeugung, dass die Benennung als Rückstoßlader, für Masseverschlüsse, richtig sei und argumentieren teils sehr aggressiv dagegen, wenn man sie darauf aufmerksam gemacht werden, dass dies nicht den mechanisch physikalischen Tatsachen entspricht. Ihre Argumentation besteht dabei meist aus Scheinargumenten sowie aus Geschwurbel, das zwar auf den ersten Blick wissenschaftlich klingt aber keiner empirischen Prüfung stand hält. Zudem widersprechen sie, mit dieser Ansicht, folgenden deutschen Fachwerken:

  • Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen von Karel Krnka
  • Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick über die Handfeuerwaffen und ihre Geschichte von Jaroslav Lugs
  • Verschlusssysteme von Feuerwaffen von Peter Dannecker
  • Waffen-Schmidt Waffen- und Munitionstechnisches Handbuch von Karl Böhlein, Rolf Brand
  • Moderne Faustfeuerwaffen von Gerhard Bock
  • Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr von C. Cranz
  • Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik von Robert Weisz
  • Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch von der Rheinmetall GmbH, Dr. R. Germershausen
  • Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik von Thomas Enke
  • Waffenlehre für die Bundeswehr von Heinz Dathan
  • Die deutschen Militärgewehre und Maschinenpistolen 1871-1945 von Hans-Dieter Götz
  • Visier Special Ausgabe 68 P.38 & P1 Die Pistolenfamilie von Matthias S. Reckenwald
  • Schützenwaffen Heute (1945-1985) von Günter Wollert, Reiner Lidschun, Wilfried Kopenhagen
  • Die offizielle Geschichte der Oberndorfer Firma Heckler&Koch von Manfred Kersten, Walter Schmid
  • ...sowie weitere

Das Phänomen existiert im übrigen nur in der deutschen Sprache. Im englischen zählt die Antriebsart Blowback als Unterkategorie von Gas Operation im Gegensatz zur Recoil Operation. Auch das versuchen Rückdruckleugner zwar zu leugnen, stehen dabei aber gegen:

  • The World's Assault Rifles von Gary Paul Johnston & Thomas B. Nelson
  • Sub-Machine Gun, The Development of Sub-Machine Guns and their Ammunition von Maxim Popenker & Anthony G. Williams
  • Engineering Design Handbook - Gun Series - Automatic Weapons vom United States Army Materiel Command
  • Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book von Julian S. Hatcher
  • The Machine Gun Vol. IV Design Analysis of Automatic Firing Mechanism von Georg M. Chinn
  • Tactical Small Arms of the 21st Century von Charls Cutshaw
  • ...sowie gegen weitere englische Autoren.
Ursachen

Die Ursache für dieses Verhalten ist wahrscheinlich darin begründet, dass Rückdruckleugner nicht zugeben können und wollen, dass sie jahrelang unrecht hatten. Wir erinnern uns an den von Simon Stolle beschriebenen Gunning-Kruger-Effekt, wonach das Wissen über Waffen zu einem Teil der Persönlichkeit von machen Laien und Endbenutzern wird. Geht nun Jemand her und macht sie auf einen Fehler aufmerksam, so hat das Ego des Rückdruckleugners Angst, dass ein Teil der Persönlichkeit weggerissen werden kann. Dagegen muss sich das Ego des Rückdruckleugners mit allen Mitteln wehren, sie es hat und das sind meist keine sachlichen Argumente, sondern Scheinargumente, persönliche Angriffe auf das Gegenüber und pseudo wissenschaftliches Geschwurbel. Das es Messungen und Zeitlupenaufnahmen der Waffen gibt, wird von Betroffenen einfach weg ignoriert.

Rückdruckleuger verstehen zudem meist nicht, dass es sich bei der Frage um eine naturwissenschaftliche Frage handelt und versuchen mit Argumenten aus anderen Wissenschaftsbereichen zu argumentieren. So versuchen sie es oft mit Axiomen aus Strukturwissenschaften, dem sogenannten Axiomenexport.

Typische Argumente

Rückdruckleugner benutzt, für die Untermauerung ihrer Schwurbelei häufig die immer gleichen Argumente. Die meisten davon Scheinargumente oder Behauptungen ins blaue hinein, in der Umgangssprache auch Lügen genannt.

Es war schon immer so.

Nein, der Fehler stammt hauptsächlich aus den 50er Jahren. Die erste Kategorisierung der automatischen Waffen in der deutschen Sprache von Karel Krnka listet Waffen mit Masseverschluss als Gasdrucklader auf.

In der Mehrheit der Fachliteratur steht...

Nein, es wird zwar manchmal das Wort Rückstoßlader verwendet aber in Fließtext liest man, dass der Gasdruck den Verschluss antreibt. Selbst wenn, so hat eine Mehrheit in einer Naturwissenschaft wenig Gewicht gegen ein Experiment. Es sei an das Buch 100 Autoren gegen Einstein erinnert.

Aber in der Dienstvorschrift steht...

Ja aber in einer anderen Dienstvorschrift steht auch, die P1 sei ein Rückdrucklader und auch das ist physikalisch nicht richtig. Hier wird versucht eine naturwissenschaftliche Tatsache mit einem Axiom aus einer Formalwissenschaft zu belegen, typischen Schwurbler verhalten.

Aber der Hersteller sagt...

Nein, Heckler & Koch haben schon vor Jahren die Drucksache 358 rep.6 herausgegeben und dort klar Stellung bezogen. Warum im Werbematerial was anders steht, sieht man am verhalten der Rückdruckleugner. Die Firmen haben keine Lust sich böse Emails von Schwurblern schicken zu lassen.

Dann gibt es aber gar keine Rückstoßlader...

Doch, die gibt es eine Glock 17 wird ohne Geschoss nicht repetieren, egal wie groß der Gasdruck im Lauf ist.

Es ist doch Egal, ob die Waffe mit Manöverpatronengerät funktioniert und nicht

Nein, ist es nicht, denn genau das ist eines der Experimente zur Kräftefindung, das ist ein der Physik eines der wichtigsten Formen der Erkenntnisgewinnung. Das wissen aber die Schwurbler nicht. Repetiert eine Waffe ohne Geschoss ist sie kein Rückstoßlader.

Was ist mit dem MG42?

Das nutzt ein hybrides Antriebsystem aus Rückstoß und Gasdruck, ohne Rückstoß arbeitet das Gasssystem weiter. Ist aber auch seit Jahren bekannt.

Mathematische Probe

Es existiert eine einfache mathematisch Rechnung, um empirisch adäquat feststellen zu können, ob es sich bei einer Feuerwaffe, um einen Rückstoßlader handelt. In seinem Magnum Opus Philosophiae Naturalis Principia Mathematica definiert Issac Newton die natur Gegenreaktionen im zweiten Teil des dritten Axioms wie folgt:

Actioni contrariam semper et aequalem esse reactionem, sive corporum duorum actiones in se mutuo semper esse aequales et in partes dirigi.

Daraus ergibt sich folgende mathematische Formel:

Actio-Masse × Actio-Geschwindigkeit = Reactio-Masse × Reactio-Geschwindigkeit

Übertragen auf Feuerwaffen:

Geschoss-Masse × Geschoss-Geschwindigkeit = Verschluss-Masse × Verschluss-Geschwindigkeit

Nun setzt man nun die Masse-Werte für die israelische Maschinenpistole Uzi (MP2 bei der Bundeswehr) ein. 6860 Gramm für den Verschluss sowie 8 Gramm für ein durchschnittliches Geschoss einer 9x19 mm Patrone. Gesucht ist die Verschlussgeschwindigkeit ergo der resultierende Impuls der Reactio-Masse. Für die Rechnung nimmt man jedoch einen Geschosstecker im Übergangskonus an, bei welchem sich das Geschoss nicht bewegt. Mathematisch setzt man dazu für die Variable der Geschossgeschwindigkeit eine Null ein.

8 Gramm × 0 = 6860 Gramm × ?

Da Null multipliziert mit einer natürlichen Zahl immer ebenfalls Null ergibt, steht auf der liken Seite ein Wert von genau Null.

0 = 6860 Gramm × ?

Auf der anderen Seite wird mit 6860 Gramm das Verschlussgewicht der Uzi eingetragen. Da Null gleich Null ist, müsste man mathematisch davon ausgehen, dass sich der Verschluss der Uzi bei einem Geschossstecker nicht bewegen dürfte, damit auf der anderen Seite der Gleichung ebenfalls ein Wert von Null steht. Da sich der Verschluss in der Realität trotzdem bewegt, gibt es zwei Möglichkeiten:

Entweder man akzeptiert, dass 0 nicht gleich 0 ist. Dies widerspricht jedoch der wissenschaftlichen Mathematik. Aus diesem Grund muss diese Lösung des Problems als unwissenschaftlich verworfen werden.

0 = ≥1

Die zweite Möglichkeit besteht darin, dass man der Mathematik, damit der Wissenschaft und ihren empirischen Arbeitsmuster treu bleibt und davon ausgeht, dass der Rückstoß, welcher mathematisch gleich Null ist und damit den Verschluss nicht bewegen kann, nicht für die Verschlussbewegung der Uzi verantwortlich ist.

0 = 0

Lösung

Der Verschluss der Uzi Maschinenpistole wird nicht vom Rückstoß, sondern vom Gasdruck angetrieben. Das dritte Axiom nach Issac Newton greift hier nicht, um die Verschlussbewegung zu berechnen. Die richtigen physikalischen Gesetze wären zum einen die Definition des Drucks als:

p = F / A

Druck (p) ist die Kraft (F) geteilt auf die Fläche (A). Umgestellt nach F:

F = p * A

Die Kraft, welche auf den Verschluss wirkt ergibt sich aus dem Druck (p) mal der Fläche (A) des Patroneninnebodens.

Die zweite Formale ist die Definition eines Kraftstoßes als:

i = f / m

Der gesuchte resultierende Bewegungsimpuls (i) des Verschlusses ist gleich der resultierenden Gasdruckkraft (F) geteilt durch die Masse (m) des Verschlusses. Der Verschluss der Uzi wird von der Kraft (f) des Gasdrucks (p) angetrieben und erhält dabei eine Geschwindigkeit anhängig von seiner Masse (m), aus diesem Grund wird das Verriegelungssystem der Uzi wissenschaftlich als Masseverschluss bezeichnet sowie das Antriebssystem als indirekter Gasdrucklader.

Beweis Krummlaufwaffen


Die obere Kanone fährt beim Schuss, durch den Rückstoß der abgefeuerten Kugel, zurück. Die zweite Kanonen, dessen Lauf nach oben gebogen ist, wird jedoch nach unten gestoßen und landet im Dreck.

Rückstoß und Rückdruck wirken,
bei Waffen mit krummen Läufen,
in unterschiedliche Richtungen.
Bei keiner anderen Waffenart oder Waffenzubehör ist der Unterscheid zwischen Rückstoß und Rückdruck deutlicher als bei Waffen mit krummen Läufen oder Krummlaufaufsätzen, wie dem Vorsatz P für das Sturmgewehr 44. Durch den krummen Lauf, verlässt das Geschoss die Waffe seitlich, wodurch auch der Rückstoß final seitlich auf die Waffe wirkt. Ein Stg.44 mit Vorsatz P schlägt nicht nach hinten, in Richtung der Kolbenplatte, sondern, je nach Ausrichtung der Laufmündung, zur Seite oder nach oben. Folglich wirkt der Rückstoß hier entgegen dem Geschossaustritt. Der Rückdruck hingegen wirkt nach wie vor auf den Stoßboden der Waffe.

Gäbe es keinen Rückdruck, sondern nur Rückstoß, so würden direkte Gasdrucklader mit Krummläufen, wie eine Ruger 10/22 nicht mehr in der Lage sein zu repetieren, da nun der Rückstoß nicht mehr nach hinten auf den Stoßboden wirken würde, sondern seitlich auf die Waffe. Direkte Gasdrucklader (Rückdrucklader) genauso wie indirekte Gasdrucklader (Stg.44 mit Vorsatz P) sind jedoch auch mit gebogenen Läufen oder Krummlaufaufsätze nachwievor in der Lage zu repetieren.

Rückstoßlader, wie die Walther P.38 oder Glock 17 hingegen stellen beim Aufsatz eines Krummlaufes jegliche Repetierfunktion ein. Aus diesem Grund, wird im israelischen Cornershot die gesamte Pistole mit Stoßboden angewinkelt und auf einen Krummlauf für die eingesetzte Pistole verzichtet.

Der Text wird wahrscheinlich nicht reichen, um bildungsferne Hobbyschützen aus ihrer an Verschwörungsmythen grenzenden Sturheit zu holen und ins Licht der empirischen Wissenschaft zu führen aber eventuell fand es ja der ein oder anderen unterhaltsam.

Weitere Grundladen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

3. November 2024

Die Geschichte von MG1, MG1A1, MG2 und MG3 der Bundeswehr

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neuen Beitrag zum Thema Waffengeschichte. Dieses mal sehen wir uns die Geschichte der Universalmaschinengewehre bei der Bundeswehr an. Angefangen bei dem recht schwammig definierten MG1 über das klar abgegrenzte MG1A1 über das seltene MG2 bis hin zum heutigen MG3.

MG42 beim Bundesgrenzschutz

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden in der Bundes Republik Deutschland zwei bewaffnete militärische Formationen aufgestellt. Die erste war das Bundesgrenzschutz, welche vorwiegen die Aufgabe hatte, den Schmuggel zwischen der alliierten und der sowjetischen Besatzungszone zu unterbinden. Diese Truppe wurde vorwiegen aus Restbeständen der Wehrmacht ausgerüstet, darunter das MG42. Die zweite Formation war die Bundeswehr, welche mit us-amerikanischen Uniformen und Waffe ausgerüstet wurde. Der Hintergedanke dieser unterschiedlichen Uniformierung und Bewaffnung war, dass bei eventuellen Zusammenstößen an der Grenze mit Sowjettruppen der Grenzschutz einfacher von der Bundeswehr zu unterscheiden sein sollte. Eine Verwechslung von Grenzschutz und Bundeswehr, oder sogar der US-Armee, hätte in der Frühphase den Kalten Krieges fatale Folgen für die ganze Welt haben können.

MG1 beim Bundesgrenzschutz

Zunächst gab es mit dem MG42 keine Probleme, solange noch 7,92x57mm mit schwerem Spitzgeschoss aus Wehrmachtsbeständen in Stahlhülsen verschossen wurde. Als diese Munition zu neige ging und man auf neu produzierte und importierte Munition mit Messinghülsen umstieg, zeigte sich er erneut, der schon vom MG42 bekannte, Verschlussrückprall. Um diesen zu verhindern, liest man MG42 bei Rheinmetall mit Verschlusssperren nachrüsten. Diese hatten zwar die gleiche Aufgabe wie die Zwangsjacke, welche während des Zweiten Weltkrieges für das MG42 entwickelt wurde, unterschied sich jedoch in der äußeren Form. Derart abgehänderte Waffen erhielt die Bezeichnung MG1.

MG2 bei der Bundeswehr

Die Bundeswehr war mit teilen ihrer US-Bewaffnung unzufrieden, vor allem das schwere MG Browning M1919A6 wurde als zu umständlich erachtet. Viele Soldaten des Bundesgrenzschutzes, welche in die Bundeswehr übernommen wurde, verlangen nach dem MG42. Dieser Bitte wurde stattgegeben und so wurden einige MG1 vom Grenzschutz übernommen.

Das Problem war jedoch die nicht NATO konforme Patrone 7.92x57mm sS. Aus diesem Grund lies die Bundeswehr MG42 und Grenzschutz MG1 (MG42 mit Rückprallsperre) von Rheinmetall zu 7,62x51mm umrüsten und als MG2 einführen. Durch denen Patronen und Kaliberwechsel änderte sich die Kadenz der Waffe von theoretischen 1500 s/m auf 1300 s/m.

MG42/58

Als umrüstbare MG42 und Grenzschutz MG1 zu neige gingen, bestellte die Bundeswehr neue Waffen bei Rheinmetall. Dort hatte man schon kurz nach dem Krieg mit der Rückentwicklung des MG42 begonnen, welches man für den Export fertigen wollte. Die Pläne zu Produktion des MG42 waren verloren gegangen und die Maschinen zu dessen Herstellung waren von den Sowjet erbeutet und nach Jugoslawien verschickt worden. Die Entwickler bei Rheinmetall mussten die Waffe also teilweise neu erfinden. Dies gelang erst 1958, weswegen die Waffe intern als MG42/58 bezeichnet wurde.

MG1 bei der Bundeswehr

Die Bundeswehr führte das MG42/58 offiziell zunächst als MG1 ein, was jedoch zu Verwechslungen mit dem MG1 in 7,92 mm des Bundesgrenzschutzes führe. Zudem bezeichnete auch Rheinmetall die ersten Versionen des MG42/58 als MG1, so kommen folgende Verwendungen der Nomenklatur zustande:

  • Der Bundesgrenzschutz bezeichnet mit MG1, originale MG42
  • Rheinmetall bezeichnet mit MG1 neu gefertigte Waffen in 7,62mm (angeblich auch in 7,92mm)
  • Die Bundeswehr bezeichnet mit MG1 neu gefertigte Waffen in 7,62mm

MG1A1 bei der Bundewehr

Erst die Nomenklatur MG1A1 ist eindeutig und bezieht sich auf ein beim Rheinmetall neu gefertigtes MG in 7,62x51mm NATO und darauf angepasstem Visier.

MG1A2

Das MG1A2 gleicht dem MG1A1, ist jedoch auch für das Verwenden von modernen M13 Zerfallgurten geeignet.

MG1A3

Dieses Version den MG1A1 erhielt das erste mal die deutlich vereinfachte einteilige Gasstaudüse und ein verbessertes Zweibein.

MG1A4

Eine Version des MG1A3 für Fahrzeuge.

MG42/59

Als der Bedarf der Bundeswehr mit dem MG1A3 gesättigt war, bemühte man sich um den Export der Waffe. Als großes Hindernis erwies sich dabei die extrem hohe Kadenz der Waffe. Besonders Länder mit geringerem Militärbudget wiesen das MG42/58 immer wieder zurück. da zu hohe Munitionskosten befürchtet wurden.

Aus diesem Grund entschied man sich für ein System mit zwei verschiedenen Verschlüssen für die nächste Stufe der Waffe. Das MG42/59 konnte zum einen mit dem Verschluss-550 oder dem Verschluss-950 ausgerüstet werden. Dabei steht die Zahl hinter dem Wort Verschluss für die angepeilte Kadenz. Dabei benötigt der schwerere Verschluss-550 jedoch eine hydraulisch gepufferte Abfedereinrichtung im hinteren Teil des Waffengehäuses, welche mit dem Schaft entnommen werden kann. Zudem war das MG42/59 mit den meisten damals üblichen Patronengurten kompatibel.

MG3

Nach der Entwicklung eigener Patronengurte, namentlich dem DM-1 und DM-6, sowie einer Gurttrommel aus Plastik, sollte das MG1A3 entsprechend angepasst werden. Die Bundeswehr lehnte das neue Verschlusssystem des MG42/59 ab, sondern wollte die Kadenz von 1200 s/m beibehalten. Neu beim MG3 war jedoch eine Gurthaltekralle, welche einen frei herunterhängenden Patronengurt am herunterrutschen hindern sollte, sobald der Deckel geöffnet wurde. Auch wurde dem Deckel eine Lamellenbremse gegeben, welche seinerseits verhindern sollte, dass dem Schützen ein geöffneter Deckel mit voller Wucht auf die Finger fallen konnte.

Im Gegensatz zu Gerüchten innerhalb der Bundeswehr besitzt das MG3 keine NATO-Bremse. Die geringere Kadenz rührt vorwiegend vom Patronenwechsel her. Bei der angeblichen NATO-Bremse, handelt es sich um eine Rückprallsperre in Form einer Nachschlagmasse, welche schon in einigen MG3 aber in allen MG1A1 zu finden war.

MG3A1

MG3 optimiert für den Einsatz in Fahrzeugen.

MG3A1A1

MG3 optimiert für den Einsatz in automatischen Fahrzeugtürmen.

Italien, Beretta 42/59

MG42/59 produziert von Beretta in Italien mit einem Zwischenschritt zwischen Verschluss-550 und 950, welcher die Waffe auf 800 s/m bringt und keine extrem ausgeprägte Puffereinrichtung voraussetzt.

Österreich, MG74

Das MG74 Produziert von Steyr für das österreichische Bundesheer ist eine Abzweigung des deutschen MG3. Es unterscheidet sich vor allem durch eine andere Abzungsgruppe, welche das Abgeben von Einzelfeuer erlaubt. Die Waffe besitzt eine Kadenz von 850 s/m und ist oft an der grünen Lackierung der Schaftteile zu erkennen.

Schweden, Ksp m/94

Das in von deutschland gelieferten Leopard Panzern verbaute MG3 wird von Schweden als Ksp m/94 bezeichnet.

Grundlagen

  • Machine Gun, The Development of the Machine Gun from the Nineteenth Century to the Present Day von Maxim Popenker & Anthony G. Williams
  • Arbeiten zu Studium und Praxis im Bundesgrenzschutz: Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre von Wolfgang Pietzner
  • Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch von Rheinmetall GmbH, Dr. R. Germershausen
  • Waffenlehre für die Bundeswehr von Heinz Dathan
  • Handwaffen und Panzerabwehrwaffen der Bundeswehr - Geschichte, Taktik, Technik von Jan-Phillipp Weisswange
  • German Machineguns von Daniel D. Musgrave, Smith Hempstone Oliver
  • Full Circle, A Treatise on Roller Locking von R. Blake Stevens

23. Oktober 2024

Die echten Namen der Waffen aus Black Ops 6

Hallo alle zusammen, wie alle Jahre wieder kommt ein neues Call of Duty und seit dem diese Spieleserie dazu übergegangen ist, fast nur noch Phantasienamen für seine Waffen zu verwenden, liegt es im deutschen Sprachraum wohl an mir, euch die echten Namen der jeweiligen Waffen zu verraten.

-Pistolen- 

  • 9mm PM ist eine PM Makarov
  • GS45 ist eine UPS 45
  • Stryder .22 ist eine Grendel P-30
  • Grekhova ist eine APS Stechkin
-Maschinenpistolen-
  • C9 ist eine stark veränderte HK MP5
  • Kompakt 92 ist eine FAMAE SAF
  • PP-919 ist eine PP-90M1
  • Tanto .22 ist eine Grendel R-31
  • Jackal PDW ist eine Gepard PDW
-Schrotflinten-
  • Marine SP ist eine Mossberg 500
  • ASG-89 ist eine USAS-12
-Sturmgewehre-
  • XM4 ist richtig aber der Lauf ist zu lang
  • KSV ist eine SR3 Vikhr (ohne M)
  • AK-74 ist eine AK-74N
  • AEK-973 ist richtig
  • AMES 85 ist eine AR-18 mit Howa Typ 89 Teilen
  • GPR 91 ist eine L85A1
  • SWAT 5.56 ist eine SIG 550 oder StgW.90
  • Model L ist richtig (von CETME)
  • Goblin MK 2 ist eine RMC No.2
  • AS Val ist richtig
-Maschinengewehre-
  • XMG ist ein AR-10 LMG
  • PU-21 ist ein PK mit fiktivem Handschutz
  • GPMG-7 ist ein FN MAG, M240B oder Ksp. 58
-Zielfernrohrgewehre (DMR)-
  • DM-10 ist eine SR-25 oder M110
  • SVD ist richtig
  • Tsarkov 7.62 ist eine OTs-03 oder SVU
-Scharfschützengewehre (Sniper)-
  • LW3A1 Frostline ist eine AW oder L96A1
    "Artic Warfare"
  • LR 7.62 ist eine PGM Ultima Ratio
-Panzerfäuste und Fliegerfäuste-
  • HE-1 ist eine Panzerfaust 3
  • CIGMA 2B ist eine FIM-92 "Stinger
So, falls in DLCs und oder Seasons noch welche nachkommen, trage ich die so schnell wie möglich nach. 

23. September 2024

Wie die Geschichte des SKS verfälscht wird

Hallo alle zusammen, heute widmen wir uns leider erneut dem leidigen Thema der Geschichtsrevision, ergo der absichtlichen Verfälschung der Geschichte. Was für den Historiker der jüngeren Zeitgeschichte die Holocaustleugnung ist, das ist für den Kenner der Waffengeschichte die Verfälschung der Geschichte des AR-15 sowie des SKS.

Mit den Verzerrungen rund um das AR-15, haben wir uns bereits in einem anderen Beitrag beschäftigt, heute geht es um den SKS-Karabiner, in der DDR als Karabiner-S bezeichnet. Im Gegensatz zum AR-15 geht es den Sportschützen dieses Mal nicht darum, eine Waffe als harmloser erscheinen zu lassen. Im Bezug auf den SKS geht es um nichts geringeres als sich Zugang zu einer Kriegswaffe zu erschleichen, indem dessen historischen Daten dreist umgeschrieben werden.

Hintergrund


Den Hintergrund bildet das Kriegswaffenkontrollgesetz, welches Sportschützen den Besitz von sogenannten Halbautomaten mit einer Hülsenlänge von unter 40 mm nur erlaubt, wenn die betreffende Waffe vor 1945 eingeführt wurde.

Geschichtsfälschung

Dies ist jedoch beim SKS-Karabiner nicht der Fall, da dieser erst 1949 zusammen mit der AK, dem RPD offiziell eingeführt wurde.

Die Basis der Erzählung, dass der SKS 1945 eingeführt worden sei sind Angaben in veralteter Fachliteratur, wo eine Erprobung des SKS-45 im Jahre 1945 zu einer offiziellen Einführung hochstilisiert wurde. Dabei kann nicht eindeutig bewiesen werden, dass diese Erprobung in der Form stattgefunden hat. Experten halten dies auch für äußerst unwahrscheinlich, wenn man sich die strenge Geheimhaltung rum und das sowjetische Kurzpatronenprojekt ansieht. Deutlich wahrscheinlicher sind begrenze Erprobungen des SKS-44 für die alte Gewehrpatrone 7,62 x 54 mm R.

Eine Erprobung, geschweige denn eine Einführung, des SKS in 7,62 x 39 mm ist alleine aus dem Grund nicht möglich, da die Patrone mit 39 mm langer Hülse frühestens 1947 zur Verfügung stand.

Ursache

Für diese Geschichtsverfälschung kommen zwei Ursachen in Betracht. Zum einen könnte es sich um ein Versehen handeln, da die Informationslage vor dem Fall des Eisernen Vorhanges, im Bezug auf Waffen, sehr dürftig war.

Zum anderen kommt aber auch in Frage, dass hier Sportschützen gezielt um das Kriegswaffenkontrollgesetz herumgelogen haben, um so Zugang zu einer bestimmten Waffen zu erhalten, welche ihnen sonst verboten wäre.

Historische empirisch Adäquate Darstellung

SKS in 7,62x39mm

Der SKS-Karabiner eingerichtet für die Patrone 7,62x39mm M43 wurde offiziell 1949 mit der GAU-Nummer 56-A-231 in die Sowjetarmee (bis 1946 Rote Armee) eingeführt. Nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz ist die für Sportschützen nicht zugänglich, da die durch ihre Hülsenlänge unter 40 mm sanktioniert wird, durch die Einführung nach 1945 wird diese Sanktion nicht aufgehoben. Auch die früheste theoretisch mögliche Einführung der Waffe liegt im Jahre 1947, da erst zu diesem Datum die Patrone 7,62x39mm existiert.

SKS-45 in 7,62x41mm

Der SKS-45 wurde nie offiziell eingeführt, er besitzt demnach keine GAU-Nummer. Wären SKS-45 auf dem Mark verfügbar, so wurden diese, wegen ihrer Hülsenlänge von über 40 mm nicht vom Kriegswaffenkontrollgesetz sanktioniert und wären für Sportschützen verfügbar.

Fazit

Den deutschen Sportschützen ist es im Bezug auf den SKS-Karabiner in 7,62x39mm gelungen sich durch das reine erfinden einer Einführung dieser Waffe, zu einem Zeitpunkt, zu welches es diese Waffe gar nicht gegeben haben kann, den Zugang zu einer Kriegswaffe zu erschleichen.

Grundlagen

  • The World's Assault Rifles von Gary Paul Johnston & Thomas B. Nelson
  • Эволюция Стррелкового Оружия von Wladmimir Fjedorow
  • Kalaschnikow, Das Genie und sein Lebenswerk von Edward Clinton Ezell
  • Visier Spezial Nr.25 Kalaschnikow Der Konstrukteur und seine Waffe Vom AK 47 zum PK