Funktionsbeschreibung eines Feuerwaffenverschlusssystems. Angetrieben durch den Geschossrückstoß mit Wirkung auf Verschluss-Lauf-Koppelgruppe. Verriegelt durch Vertikalriegel. Verwendet mit anderem Verriegelungselement bei Browning AUTO-5 und Chauchat Maschinengewehr.
Kinematik: Rückstoßlader mit lang zurückgeleitendem Lauf |
Bild 1: Die Waffe ist geladen und befindet sich in Ruheposition.
Bild 2: Der Schuss bricht, das Pulver in der Pulverkammer der Patronenhülse setzen sich in Pulvergase um. Da die Gase ein vielfaches an Volumen besitzen als das Pulver in seinem festen Zustand entsteht ein gewaltiger Drück, welcher zu allen Seiten hin wirkt. Die erste bewegliche Angriffsfläche bietet dem Pulver der Boden des Geschosses, welcher unter dem Druck aus der Patronenhülse heraus in den Übergangskegel des Laufes getrieben wird. Sobald das Geschoss den Übergangskegel erreicht und die Patrone kein geschlossenes Bezugssystem mehr darstellt, versucht der Gasdruck die Patronenhülse, wie einen Hohlkolben, nach hinten zu treiben. Die Hülse wird jedoch vom Verschluss (rot) abgestützt und überträgt die Kraft des Gasdrucks auf diesen. Der Verschluss (rot) ist jedoch über den Vertikalriegel (grün) mit dem Lauf (dunkel Petrol) verbunden. Der Verschluss ist formschlüssig statisch verriegelt, eine Öffnungsbewegung findet nicht statt.
Ebenfalls kann der direkt auf den Stoßboden wirkende Gasdruck die Lauf-Verschluss-Koppelgruppe nicht nach hinten bewegen, da der Gasdruck zu diesen Zeitpunkt nur im lokalen Bezugssystem wirksam werden kann. Erst, wenn das Geschoss den Einpresswiderstand in die Felder des Laufes überwunden hat und eine gewisse Geschwindigkeit erreicht, kommt es nach dem dritten Gesetzt nach Newton zu einer Gegenreaktion. Diese Gegenreaktion wirkt, im Gegensatz zum Gasdruck, nicht im lokalen sondern im globalen Bezugssystem. Dabei nutzt diese das Gas als fluidmechanischen Körper zur Übertragung der Gegenreaktion auf den Stoßboden des Verschlusses (rot) der Waffe. Da der Verschluss (rot) über den Vertikalriegel (grün) mit dem Lauf (dunkel petrol) gekoppelt ist, wird der Lauf im Waffengehäuse (grau) mit nach hinten gezogen.
Bild 3: Der Gesamte Rücklauf der Koppelgruppe wird durch den Rückstoß angetrieben. Am Ende des gemeinsamen Rücklaufes stößt der Vertikalriegel (grün) auf eine Steuerkulisse (lila). Diese zwingt den Vertikalriegel (grün) nach unten, worauf dessen Verriegelungsflächen ihre Lager in Verschluss (rot) und Lauf (dunkel Patrol) verlassen. Die Kopplung von Verschluss (rot) und Lauf (dunkel petrol) wird aufgehoben.
Bild 4: Unter der Kraft einer eigenen Rückhohlfeder wird der Lauf (dunkel petrol) wieder nach vorne zurück bewegt. Dabei entsteht ein Spalt zwischen zurückgehaltenem Verschluss (rot) und dem Lauf (dunkel petrol). Da die Patronenhülse nach wie vor von der Auszieherkralle am Verschluss (rot) gehalten wird, wird das Patronenlager (dunkel Petrol) von der unbeweglich stehenden Hülse heruntergezogen. Sobald der Lauf (dunkel petrol) wieder vorne in seiner Ausgangsposition ankommt, betätigt er dabei einen Unterbracher welcher den Verschluss (rot) wieder freigibt, welcher durch die Schließfeder wieder nach vorne fährt.
Quellen:
Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902
Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912
Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926
Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956
Waffenlehre für die Bundeswehr, Heinz Dathan, 1972
Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977
Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998
Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016
Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021
Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948
The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955
Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970
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