29. Juli 2024

Einfluss von Schalldämpfern auf automatische Waffen

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neune Post zum Thema Waffenkunde.

Ich musste neulich wieder die Aussage hören, dass man es ja gar nicht voraussehen könnte, ob ein Schalldämpfer bei einer automatischen ergo selbstladenden oder schnellfeuerfähigen Waffe nun Unterfunktion oder Überfunktion entsteht.

Ja gut, dass kann man natürlich nicht, wenn man nicht weiß, welche Waffen von welchen Kräften angetrieben werden und Gasdruck nicht vom Rückstoß unterscheiden kann. Das ist als würde man versuchen zu kochen, ohne in der Lage zu sein Zucker von Salz zu unterscheiden.

Deswegen erstmal die Grundladen, die eigentlich Jeder, der sich mich Waffentechnik auseinandersetzt beherrschen sollte. 

Waffen mit Masseverschluss, werden vom Gasdruck angetrieben wie man anhand dieser einfachen Rechnung hier nachvollziehen kann oder wie man in diesen Fachwerken nachlesen kann.

Waffen mit Gasbohrung oder Staudüse werden ebenfalls vom Gasdruck angetrieben.

Waffen mit lang zurückgeleitendem Lauf werden vom Rückstoß angetrieben, der lokal wirkende Gasdruck kann eine Lauf-Verschluss-Koppelgruppe nicht bewegen, genauso wie ein Dampfdrucktopf nicht plötzlich durch die Küche fliegt, weil der Deckel von unten Druck erfährt. 

Soweit so einfach, das erste mal kompliziert wird es erst bei Waffen mit kurz zurückgleitendem Lauf, denn das kurze zurückgeleiten des Laufes wird zwar durch den Rückstoß bewerkstelligt und damit auch die Entriegelung. Jedoch passiert dies so früh, dass noch mehr als genug Gasdruck im Lauf vorhanden ist, um den Verschluss nach hinten zu treiben. Die Verschlussöffnung wird also hier durch den Gasdruck angetrieben.

Mit diesen Erkenntnissen ergibt sich der erste Teil unserer Tabelle.

  • Masseverschlüsse erleben Überfunktion
  • Waffen mit Gasbohrungen oder Staudüsen erleben Überfunktion
  • Waffen mit lang zurückgleitendem Lauf erleben Unterfunktion
  • Waffen kurz zürckleitendem Lauf erleben beim Entriegeln Unterfunktion
  • ...aber beim öffnen des Verschlusses Überfunktion
Die Ursache für die Überfunktion von Gasdrucklader ist einfach, dass das Gas länger im System gehalten wird. Die meisten Gasdrucklader (Masseverschlüsse wie auch solche mit Laufbohrungen und Staudüsen) sind drauf ausgerechnet, dass es mit dem Austritt des Geschosses aus der Mündung, zu einem rapiden Gasdruckabfall kommt. Dieser schiebt sich jedoch Zeitlich weit nach vorne und so hat der Gasdruck deutlich länger Zeit auf direkt auf den Verschluss (bei Masseverschlüssen) oder auf Gaskolben (Gasdrucklader mit Hubkolben) oder Teile des Verschlusses (Gaseinleitung) einzuwirken.

Die Ursache für die Unterfunktion bei Rückstoßlader liegt in der Zusätzlichen Masse am Lauf, welche mit bewegt werden muss. Die meisten Rückstoßlader sind darauf berechnet, genau ihre Laufmasse zu bewegen, wenn auch mit Spielraum. Wird diese zu bewegende Masse erhöht, so ergibt sich Unterfunktion.

Gleiches gilt für Rückstoßlader mit kurz zurückgleitendem Lauf, nur das dort die Entriegelung sehr früh geschient und nach dem Übergang von der formschlüssig statischen Verbindung zur kraftschlüssig dynamischen der verbleibende Gasdruck im Lauf den Verschluss- oder Schlitten-Antrieb übernimmt. Dies ist gut zu beobachten bei Waffen, dessen Auszieherkralle entfernt wurde und welche trotzdem zum Auszug und teilweise sogar zum fehlerfreien Auswurf von Patronen fähig sind, nachdem das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen hat, da ab diesen Zeitpunkt der Rückstoß nicht mehr in der Lage ist, auf Waffenteile einzuwirken.

Jetzt wird es aber nochmal kurz kompliziert und wir müssen uns kurz mit dem Thema Rohrhub beschäftigen. Dieses Phänomen dürfe am ehesten von Maschinengewehren wie dem MG42 oder MG08/15 bekannt sein. Hier wird das Rohr selber als Gaskolben verwendet und vom Gasdruck in einer Staudüse nach hinten geworfen.

Dieser Effekt tritt aber nicht nur dann auf, wenn man ihn haben will, sondern immer, wenn sich dem Gasdruck die Gelegenheit bietet, sich zwischen einen beweglichen Lauf und das Waffengehäuse zu drängeln. Wichtig wird dieser Effekt, wenn wir uns mit Schalldämpfer beschäftigen, welche nicht an die Rohrmündung also ein Laufgewinde, sondern am Waffengehäuse befestigt werden, denn dann gelten Teilweise komplett andere Regeln für den Einfluss von Schalldämpfern auf automatische Waffen.
  • Gasdrucklader erleben weiter Überfunktion, da ihre Läufe meist feststehen.
  • Rückstoßlader mit lang zurückgleitenden Läufen erleben Überfunktion.
  • Rückstoßlader mit kurz zurückgleitenden Läufen erleben Überfunktion beim Entriegeln und Laden.
Die zunächst vom lauffesten Schalldämpfern benachteiligen Rückstoßlader erleben nun, durch Rohrhub, durchgehen Überfunktion. Die lauffesten Schalldämpfer verhalten sich, an der Mündung der Waffe, wie die Staudüsen von MG42 und MG08/15 und verwandeln die Waffen praktisch in Gasdrucklader.

Schalldämpfer und automatische Waffen Als praktische Tabelle

Fazit:

Wir sehen also, dass das Verhalten von automatischen Feuerwaffen in Verbindung mit herkömmlichen Schalldämpfern nicht dem Zufall überlassen ist, sondern sehr wohl vorausgesehen werden kann, wenn man zwei Bedingen erfüllt. Ernstes muss man sich an die wissenschaftliche Einteilung von Antriebssystemen halten. Zweitens muss man in der Lage sein Gasdruck und Rückstoß zu unterscheiden und drittens muss man zwischen laufwesten und gehäusefesten Schalldämpfer unterscheiden und den Effekt des Rohrhubes kennen.

Appendix:

Es existieren natürlich auch Schalldämpfer, welche diese Probleme durch besonderen Konstruktionen umgehen. So schalten Schalldämpfermasseentkoppler (Nielsen Device) die Unterfunktion bei Waffen mit kurz zurückgleitendem Lauf weitgehend aus. Schalldämpfer mit entlüfteter Erststufe (Flow Through Design) erzeugen bei Gasdruckladern weniger Überfunktion und Schalldämpfer mit deutsch erweiterter Erststufe erzeugen bei Rückstoßladern deutlich weniger Rohrhub.

22. Juli 2024

Warum haben M4 und M16 (A1) eine Schließhilfe (Forward Assist)?

 Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neuen Post zum Thema Waffentechnik mit einer großen Portion Waffengeschichte.

Über die Schließhilfe des M16A1 und M4A1 ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Ob sie gut ist und wozu sie überhaupt gut ist, wird und wurde viel diskutiert. Aber die Frage, warum ist sie überhaupt da wird so gut wie gar nicht berührt und wenn, dann heißt es oft fälschlichterweise "Wegen der Probleme in Vietnam".

Und um das schonmal vorweg auszuräumen, die Schließhilfe wurde nicht wegen der Problem in Vietnam eingeführt, denn wenn wir uns den zeitlichen Ablauf ansehen, dann fordert die US-Armee 1963 die Schließhilfe, erst ein Jahr später 1964 kommt es zum Golf von Tonkin Vorfall und erst 1965 landen die ersten regulären Truppen der US-Armee in Vietnam. Zu diesen Zeitpunkt haben schon alle Truppen für den Fronteinsatz das XM16E1 mit Schließhilfe. Die großen Probleme treten erst ab 1966 auf und werden 1967 durch das M16A1 mit hartverchromter Kammer und neuem Puffer behoben.

Aber kurz zu den Nomenklaturen. Das M16 ist die Version der Luftwaffe ohne Schließhilfe. Das XM16E1 ist die Version der US-Armee mit Schließhilfe.

Aber wenn die Schließhilfe nicht wegen der Probleme in Vietnam eingeführt wurde, warum dann?

Ein Blick in die Unterlagen verrät dass die US-Armee folgende Begründung angegeben hat: "Bei jeder bisherigen Waffen, hatte der Soldat die Möglichkeit den Verschluss manuell zu schleißen."

Eine durchaus wahre Aussage, bei M14 und M1 Grand musste man nur den Verschlussgriff nach vorne drücken, um den Verschluss zu schließen. Warum der Armee dies aber so wichtig war, darüber sagt die Fachliteratur zur M16 nichts.

Vertrackter weise finde man die Gründe aber in der Literatur zu einer anderen Waffen, jener der FN FAL. Vielen fragen sich eventuell, was das FN FAL mit der Schließhilfe des M16A1 zu tun hat aber lasst mich erklären.

Bevor das FAL zu den heutigen Formen wie dem FAL 50.00, dem britischen L1A1 oder dem deutschen G1 (FN Gewehr) wurde, war es das T48, welches in den USA im Wettbewerb mit dem T44 stand. Wobei aus dem T44 später das M14 hervorgeheben wird.

Wie eventuell bekannt ist, waren die USA dem belgischen Gewehr sehr skeptisch gegenüber. Was auch zu dieser Zeit verständlich ist, denn der Kalte Krieg konnte schon morgen heißt werden und deswegen war es besser morgen ein gutes Gewehr zu haben, als übermorgen ein besseres. Zudem war das T48 deutlich unausgereifter als das spätere FN FAL, welches der rechte Arm der freien Welt, werden wird.

Die voreingenommenen oder, gelinder ausgerückt, die vorsichtigen Tester bemängelten alles am T48, was das T44 konnte. Bei arktischen Versuchen mit Wasser, das über und in die Waffen gegossen wurde, während deren Verschlüsse offen standen brachten eine interessante Fehlfunktion des T48 zu Tage. Dabei fror der Verschluss im inneren des Waffengehäuses fest und ließ sich nicht mehr nach vorne bewegen, ergo auch nicht schließen.

Das FN FAL treibt eine
Stange in seinen Kolben
Ein intuitives Zerlegen der Waffen, um diesen Überstand zu beseitigen, war jedoch nicht möglich.
Schuld daran war die alte Schließfeder der FN FAL zu diesem Zeitpunkt, diese befand sich vollständig im Kolben der Waffe. Der Verschluss war mit einer Übertragungsstange mit dieser Feder verbunden. Bewegte sich der Verschluss nach hinten, so drückte diese Übertragungsstange auf die Feder. Befand sich nun der Verschluss in der hinteren Position, so ragte diese Stange vom Verschluss aus in den Schaft. Versuchte nun ein Schütze, die Waffe zu zerlegen, so funkgierte die Stange als eine Art Sperre, welche das trennen der Gehäusehälften verhinderte. Die T48 konnten erst wieder zerlegt werden, als das Eis geschmolzen war. Es gab kaum eine Möglichkeit Gewalt auf den Verschluss des T48 auszuüben, um dessen Verschluss nach vorne zu zwingen.

Zum zerlegen des FN-FAL muss 
das Gehäuse abgeklappt werden
Aus diesem Grund bekam das T48 einen mit dem Verschlusskoppelbaren Durchladegriff, welcher
seinerseits jedoch das Gewicht der Waffe erhöhte und bei Verschmutzung nicht mehr einwandfrei funktionierte. Das T48 unterlag dem T44, wenn auch aufgrund vieler anderen Details und das T44 wurde als M14 offiziell eingeführt.

Für uns interessant dabei ist, dass diese Ereignisse dazu geführt haben, dass die US-Armee ab da an der Meinung war, dass der Schütze den Verschluss einer Waffen zu jeder Zeit nach vorne zwingen können muss.

Als das AR-15 aufkam, war dieses für die meisten Verantwortlichen in vielen Punkten so neu, dass man, nicht immer komplett unberechtigte, Vorbehalte gegen die Waffe hatte. 

Einer davon war der wieder hervorgeholte Punkt, dass das schließen des Verschlusses das AR-15 01 (Colt M601) nur durch die Schließfeder bewerkstelligt wurde und der Schütze den Verschluss nur schwer in die vorderste Position bringen konnte, auch denn der Verschluss außen eine kleine Mulde hatte, in welcher der Schützen mit dem Daumen eingreifen konnte.

Die Kralle der Schließhilfe
hat keinen Einschnitt unter sich
Kenner das AR-15-Systems werden jetzt anmerken, dass man einen in hinterster Position feststehenden
Verschluss gar nicht mit der Schließhilfe (Forward Assist) nach vorne bringen kann, da die Kralle der Schließhilfe sich in dieser Position auf Höhne der Daumenmulde mit den Gasentlastungsbohrungen befindet und dort Wort wörtlich nichts zu greifen hat.

Das ist natürlich Korrekt und man kann vermuten, dass die Geschichte mit den FN FAL, den arktischen Test und den gesperrten Gehäusen in Vergessenheit geraten war, auch wir haben diese Geschichte erst nach Jahren gefunden, und die Verantwortlichen nur noch die Information hatten, dass eine Waffe eine Schließhilfe haben muss und nicht warum sie die haben muss. Beziehungsweise, die Begründung, dass jede US-Waffe bis dato eine besaß.

Eigentlich ironisch, wenn man bedenkt, dass man ein AR-15-System mit hinten festgefrorenem oder anderweitig stecken gebliebenen Verschluss noch schwerer wird trennen können als ein FN FAL mit diesem Übelstand.

Grafiken aus: World of Guns: Gun Disassembly

Quellen:

  • The FAL Rifle Classic Edition von R. Blake Stevens 
  • The FN-FAL at al. von Duncan Long
  • Misfire, the tragic failure of the M16 in Vietnam von Bob Orkand & Lyman DurzeaThe 
  • Black Rifle, M16 Retrospective von R. Blake Stevens & Edward C. Ezell

21. Juli 2024

Verwendung des Begriffes AR-15

AR-15 aka. M16
im CAR-15 Programm
Hallo alle zusammen, im letzten Post habe ich die Geschichte des AR-15 grob abgerissen - heute geht es dagegen nochmal um die genaue Begriffsverwendung. Wer meint also was, wenn er oder sie AR-15 sagt und vor allem, wie verwendet man den Begriff richtig und eindeutig. 

Armalite AR Waffen

Die Firma Armalite entwickelte als Zweigfirma des Flugzeugherstellers Fairchild ab beginn der 50er Jahre Feuerwaffen. Das Ziel war es, die damals neuen leichten Materialien aus dem Flugzeugbau auch für Feuerwaffen nutzbar zu machen.

Die erste Waffe war das AR-1 ein äußerst leichtes Repetiergewehr mit dem Spitznamen Para Sniper. Die Benennung der einzelnen Projekte folgt dabei dem Muster AR plus einer fortlaufenden Nummer für jedes neue begonnene Projekt. Dabei steht AR für die Firma Armalite. Die Behauptung, AR stände für Assault Rifle oder Armalite Rifle müssen aufgrund der AR-9 zurückgewiesen werden, bei welcher es sich um eine Schrotflinte handelt. Da das englische Wort rifle sich gleich dem deutschen Wort Büchse lediglich auf Waffen mit gezogenen Läufen bezieht.

Armalite XAR-15

Das erste militärische Schnellfeuergewehr von Armalite war das AR-10, welches sich jedoch bei der Ausschreibung der US-Streitkräfte nicht gegen T-48 (FN FAL) und M14 durchsetzen konnte. Jedoch bat man die Firma Armalite eine kleinere Version des AR-10 für eine SCHV-Patrone (small caliber high velocity) zu entwickeln. Zunächst entwickelte man mit der AR-11 Stopette eine neue Waffe, kehrte dann aber zur Idee des geschrumpften AR-10 zurück und schuf das XAR-15.

Das XAR-15 war, wie das AR-10, schnellfeuerfähig und dank der verwendeten Patrone .222 Remington (5,7x43,2mm) auch aus heutiger Sicht ein vollwertiges Sturmgewehr. Die Abzugsgruppe des XAR-15 zeigt zwar nicht die Aufschrift AUTO, jedoch ist der Pinn, welcher den Schnellfeuerunterbrecher hält, deutlich von außen zu sehen.

Armalite AR-15

Da das XAR-10 vielversprechender war als die Stopette, wurde das XAR-15 zum AR-15 weiter entwickelt. Dabei wurden Kinderkrankheiten ausgebessert und eine neue Patrone für die Waffe geschaffen, welche zunächst den Namen .223 Special oder .223 Stoner erhielt, jedoch später als .223 Remington bezeichnet und unter diesem Name auch auf den zivilen Markt angeboten wurde, das Armalite AR-15 jedoch blieb zunächst ein rein militärisches Projekt.

Verwendet ein Fachkundiger den Begriff AR-15 mit bestimmtem Artikel, das AR-15, ist meist diese Waffe gemeint.

Colt AR-15

Da die Firma Armalite nicht die nötigen Produktionskapazitäten besaß, um das AR-15 in Massen zu produzieren, wurde zunächst eine begrenze Lizenz an die Firma Colt vergeben. Diese verbesserten das AR-15 und passen die Waffe an die Fertigung auf eigenen Maschinen an. Dabei bliebt die Bezeichnung AR-15 erhalten, Colt fügte lediglich eine Modellnummer an, welche sich aus Modell und einer bei 601 beginnenden Nummer zusammensetzt.

Aufgrund der begrenzten Lizenz tragen die Waffen den Namen Colt AR-15 gut lesbar auf ihren Gehäusen.

Verwendet ein Fachkundiger den Begriff AR-15 mit bestimmtem Artikel, das AR-15, können auch die ersten Modelle von Colt gemeint sein.

Das AR-15 beim US-Militär

Die US-Armee waren zunächst am AR-15 nur aus dem Grund interessiert, da man einige süd-ost asiatische Verbündete nicht ohne weiteres mit US-Waffen ausrüsten konnte. Vor allem die Süd Vietnamesen hatten sowohl Probleme mit dem M1 Grand als auch dem M14. Das Colt AR-15 mit der Modellnummer 601 auch AR-15 M601 oder nur AR-15 01 wurde als besser geeignet angesehen. Die USA kauften einige hundert AR-15 01 und rüsteten zunächst eigenen Militärberater mit dieser Waffe aus.

XM16 und M16

Da die Luftwaffe das damals neue M14 wegen seines hohen Gewichts ablehnte, wurde das AR-15 M601 erprobt und einige Verbesserungsvorschläge gemacht, das verbesserte AR-15 erhielt von Colt die Nummer M603 und wurde von der US-Luftwaffe als XM16 probeweise eingeführt. Dabei metrisierte man die Patrone .223 Remington zunächst als 5,64x45mm HV.

Nach weiteren Verbesserungen entstand das AR-15 M604, welches offiziell als US Rifle, 5,56mm, M16 eingeführt wurde. Die metrisierung der Patrone wurde von 5,64mm auf 5,56x45mm geändert.

Bei XM16 und M16, handelt es sich nachwievor um AR-15 Modelle, wie auf deren Gehäusen zu lesen ist. Ein Fachkundiger wird diese Modelle jedoch bei ihren militärischen Namen XM6 und M16 nennen.

XM16E1 und M16A1

Die zunächst am AR-15 eher uninteressierte US-Armee, interessierte sich später doch für das AR-15 bestand aber auf einem Sonderwunsch in Form einer Schließhilfe. Aus diesem Grund entwickelte Colt das Modell 603, welches als XM16E1 von US-Armee und US-Marines und teilen der Navy eingeführt wurde.

Nach starken Problemen der Waffe im Zuge des Vietnamkrieges wurden, zum Großteil durch falsches Pulver verursachte, wurden diese behoben und das verbesserte Modell als M16A1 eingeführt.

Auch XM16E1 und M16A1 sowie die SMG (XM177, XM177E1, GAU-5/A) und Commando-Versionen (XM177E2, GAU-5A/A) tragen noch die Bezeichnung AR-15 auf ihren Gehäusen.

CAR-15

Um das Sturmgewehr AR-15 M601 herum, schuf Colt eine ganze Waffenfamilie. Dabei wurde diese als CAR-15 vermarktet, was für Colt Automatic Rifle 15 steht. Dieses umfasste stark verkürzte Sturmgewehre wie das M607, Sturmgewehre in Karabinerlänge wie das M605 sowie leichte Maschinengewehre, welche als Colt LMG-1 und LMG-2 bezeichnet wurden.

Die Bezeichnung CAR-15 findet sich vor allem in Werbematerial und taucht nicht auf den Gehäusen der Waffen oder internen reintechnischen Dokumenten auf. Da sich von der Produktpalette nur die sehr kurzen Sturmgewehre durchgesetzt haben, wird der Begriff CAR-15 als Oberbegriff für sehr kurze AR-15 aus der Zeit vor dem M4 Karabiner verwendet.

Auf den Gehäusen der CAR-15 Waffen findet sich nachwievor die Bezeichnung AR-15.

AR-15 SP1 Sporter

Zusätzlich zu den vollautomatischen AR-15 Sturmgewehren, wurde von Colt eine auf Selbstladefunktion reduzierte Version, semi-auto, des AR-15 geschaffen. Diese Waffe wurde unter der Bezeichnung GX-4968 von der US-Behörde ATF (Amt für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen) geprüft und für den Zivilmarkt geeignet befunden.

Vermarktet wurde die Waffe als AR-15 SP1 Sporter, intern erhielt sie die Nummer R6000.

Sprechen Fachkundige von der zivilen AR-15, ist meist der SP1 Sporter gemeint.

M16A2, das AR-15 fällt weg

Aus markenrechtlichen Gründen, tragen alle Waffen von Colt bis zum M16A1 und XM177E2 die Bezeichnung AR-15 auf ihren Gehäusen. Diese verschwindet erst mit dem erscheinen des M16A1E1, welches zum M16A2 führen wird. Der Grund ist der Erwerb der Patentrechte des AR-15-Systems durch die US-Streitkräfte.

Beim M16A2, handelt es sich, auch ohne eine entsprechende Markierung auf dem Gehäuse, immer noch um eine Waffe mit AR-15-System.

Waffen mit AR-15 System

Das AR-15 besitzt als Gasdrucklader mit Gaseinleitung ein ziemlich einzigartiges System, welches zwar erstmals beim AR-10 verwendet wurde, aber für Waffen mit dem selben System und der selben Baugruppenanordnung als Waffenfamilienbezeichnung verwendet wird. Die erste Waffe, welche ein AR-15 System verwendete, bei welcher es sich jedoch nicht um eine Colt AR-15 oder ein Lizenzproduktion handelte, was die chinesische Raubkopie CQ 5.56.

Als die Lizenz für das AR-15 von der US-Regierung erworben wurde, wurde der Weg frei für eine Vielzahl an lizensierten Versionen. Aufgrund der kleinen Unterschiede auf der einen Seite aber der nachwievor vorhandenen Ähnlichkeit auf der anderen, wird diese sehr unübersichtliche Waffengruppe als Waffen mit AR-15 System bezeichnet. Bekannte Vertreter sind unter anderem das XM15 der Firma Bushmaster, das K3B von Olympic Arms, das ADAR 2-15 von Molot oder das M&P 15 von Smith&Wesson.

Spricht ein Sachkundiger von einer AR-15, mit unbestimmten Artikel, so handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Waffe aus dieser Gruppe.

Waffen mit AR-15 Architektur

Wie das AR-10 auch, so besitzt das AR-15 eine besondere Baugruppenanordnung. Der Lauf ist am oberen Gehäuse befestigt, wohingegen Magazinschacht und Abzugsgruppe im unteren Gehäuse Platz finden. Dazu ist am hinteren Ende des Gehäuses eine Röhre befestigt, in welcher der Verschluss beim Schuss hineinläuft. Diese Röhre enthält zudem einen Puffer, welcher technisch Teil der Verschlussmasse ist.

Waffen, welche diese Baugruppenanordnung übernehmen aber nicht mehr als Gasdrucklader mit Gaseinleitung arbeiten, bezeichnet man nicht mehr als als AR-15, beziehungsweise als Waffen mit AR-15 System, sondern als solche mit AR-15 Architektur oder als Waffen mit AR-15 Baugruppenanordnung. Zu dieser Gruppe zählen unter anderem das deutsche HK416 oder der MK556.

Waffen mit AR-15 Anlehnung

Ändert sich die Baugruppenanordnung nur leicht, meist durch den Wegfall der Röhre mit Schließeinrichtung, spricht man meist nur noch grob von Waffen mit Anlehnung oder Abstammung vom AR-15. So besitzen LR300 oder der SIG MCX Spear keine Buffertube/ Receiverextention mehr aber ihre übrige Baugruppenanordnung verrät ihre Herkunft.

Die äußere Grenze bildet hier das koreanische Daewoo K1, welches nicht mehr zur AR-15 Familie gezählt wird, obwohl es immer noch deutlich von dieser abstammt.

Falschbehauptungen

AR-15 wurden als M16
von Colt gekauft

Immer wieder hört man von Unkundigen, dass das AR-15 angeblich die halbautomatische Version des M16 sei. Diese Behauptung ist schon anhand der AR-15 Prototypen zurückzuweisen, welche alle über eine AUTO-Einstellung an ihrer Abzugsgruppe verfügten. Lediglich das XAR-15 weist diesen Schriftzug nicht auf, jedoch ist bei diesem Modell gut der Pinn für den Schnellfeuerunterbrecher zu sehen. Zudem existieren Bilder von der zerlegten Waffe, bei welchen der Schnellfeuerunterbrecher deutlich sichtbar ist.

Auch die ersten von Colt Produzierten AR-15 (AR-15 01, AR-15 M601) waren schnellfeuerfähig und wurden in der frühen Phase des Vietnamkrieges von US-Militärberatern eingesetzt. Offizielle US-Dokumente zu den ersten Bestelllungen und Feldberichte erwähnen AR-15 mit Schnellfeuer. Frühe Fachartikel und Fachbücher verwenden die Begriffe AR-15 und M16 parallel und gleichwertig. Da die US-Luftwaffe damals das Produkt AR-15 als M16 typenklassifiziert (type classified) hat.

Grundlagen:

  • The Black Rifle, M16 Retrospective von R. Blake Stevens & Edward C. Ezell
  • The Black Rifle II, the M16 into the 21st Century von Cristopher Bartocci
  • Small Arms Profile 22 Armalite Weapons von F.W.A. Hobart
  • The M16 von Gordon L. Rottman
  • The M16/AR15 Rifle A Shooter's Guide von Joe Poyer
  • Sturmgewehre der Welt Band III T -V von Gary Paul Johnston & Thomas B. Nelson
  • Waffen Revue Nr.18 Sept.-Nov. 1975 Waffensystem AR 15 (M-16)
  • Visier Special Ausgabe 37 M16 & AR-15

Die kurze Geschichte des AR-15

Das AR-15 von Armalite
Und damit herzlich Willkommen zu einem neuen Beitrag mit dem Thema Waffengeschichte. Dieses mal sehen wir uns, aufgrund der aktuellen Ereignisse, schon wieder das AR-15 an und seinen Weg von einer reinen vollautomatischen Kriegswaffe zu einem zivilen Halbautomaten. 

Auch wenn alleine die letzte Aussage schon nicht ganz korrekt ist, denn die vielen zivilen AR-15 sind ein Nebenzweig der militärischen Geschichte der Waffe aber lasst und erklären.

Armalite

Der Flugzeugproduzent Fairchild hatte die Idee, die damals im Flugzeugbau neuen Materialien und Herstellungsmethoden, auch für den Bau von Feuerwaffen einzusetzen und gründete zu diesem Zweck die Firma Armalite. Bei dieser entstand als erstes das AR-1 ein äußerst leichtes Repetiergewehr, welches den Beinamen Para Sniper trug. Armalite nutzte die durch Fairchild bestehenden Kontakte zur US-Luftwaffe, um dieser die Waffe anzubieten. Die US-Luftwaffe hatte jedoch kein Interesse am AR-1, bekundete jedoch den Bedarf an einem leichten Überlebensgewehr für Piloten.

AR-5 & AR-7

Darauf begannen die Arbeiten für eine besonders leichte Waffe, welche man kompakt unter anderem unter dem Schleudersitz eines Flugzeuges verstauen konnte. Die Ergebnisse waren die AR-5 Survival Rifle für die Kleinkaliberpatrone .22 Hornet und das AR-7 Explorer für die Patrone .22lfb. Beide wurden zunächst in begrenzten Stückzahlen von der US-Luftwaffe bestellt.

AR-10

Zudem begannt 1955 bei Armalite die Entwicklung von automatischen Waffen unter der Leitung von Eugene Stoner, welcher ein damalig neuartiges Antriebsystem für Feuerwaffen entwickelt hatte. Sein System war ein Gasdrucklader, bei welchem die Pulvergase aus dem Lauf abgezapft und anschließend zwischen Verschlussträger und Verschlusskopf geleitet wurden, um den Verschlussträger exakt gerade nach hinten zu treiben und zeitgleich den Verschlusskopf durch Drehung zu entriegeln. Dieser lineare Verschlussantrieb verhinderte eine kippen des Verschlusses. Zudem war der Vorteil dieses System, dass man auf einen herkömmlichen Gaskolben gänzlich verzichten konnte. Somit wurde keine Zusätzliche Masse beim Schuss hin und her geworfen, das System bleib beim Schuss ruhiger.

Die erste Schnellfeuerwaffe mit diesem System wurde 1956 das AR-10 welches zunächst für die starke Gewehrpatrone .30-06, welche einen extremen Rückschlag aufweist. Um diesem weiter Herr zu werden, verlegte Stonder die Schulterstütze auf eine Höhe mit dem Lauf. Auf diese weise wurde der Rückschlag gerade auf die Schulter der Schützen übertragen und es kam zu keiner starken Drehung, wie bei gewöhnlichen Gewehrschäften.

Um die neuen leichten Materialien aus dem Flugzeugbau nutzbar zu machen, wurde der Schildzapfen, ea. das Verrigelungstsück, in welches die Verschlusszapfen eingriffen, aus einem Teil mit dem Lauf gefertigt. So konnten Lauf und Verschlusskopf miteinander verriegeln und dem Gasdruck der Pulvergase gemeinsam standhalten. Der Vorteil dieser Bauweise war, dass das Gehäuse nun kein Gastragendes Teil mehr war - es konnte nun aus leichtem Aluminium gefertigt werden.

Als 1957 die NATO-Patrone 7,62x51 mm vorgestellt wurde, entwickelte Stonder das AR-10 für diese Patrone weiter und schuf so eine sehr leichte Waffe, welche in der Lage war, die starke moderne Gewehrpatrone in kurzen Feuerstoßen zu verschießen, ohne das die Mündung aus dem Ziel wanderte. Mit anderen Waffen für diese Patrone, war dies nicht möglich oder aber diese hatten ein deutlich höheres Gewicht.

Als die USA für die nächste Waffe nach dem M1 Garand Test durchführen, trat das AR-10 in den letzten Test gegen T-48 (FN FAL) und M14 an. Da das AR-10, zu diesen Zeitpunkt, jedoch deutlich früher in der eigenen Entwicklung steckte, zeigte es deutlich mehr Probleme als bei seine Konkurrenten. Zudem kam es zu einer Laufsprengung, da die Läufe der früheren AR-10 aus Aluminium mit einer dünnen inneren Stahleilage bestanden. spätere AR-10 erhielten aus diesem Grund Vollstahlläufe.

Auch die Bundeswehr testete das AR-10 als G4 neben G1 FN FAL (FN Gewehr), G2 SIG 510-2 und G3 (CETME Gewehr). Lehnte es jedoch ab. Lediglich der Sudan und Portugal kaufen das AR-10 in größeren Stückzahlen.

Eine für die Patrone 7,62x39mm M43 eingerichtete Version des AR-10, wurde als AR-10F von Finnland erprobt ajedoch nicht eingeführt. Das AR-10F war Armalites erste Waffe für eine echte Mittelpatrone.

AR-11 Stoppete

Parallel zur Entwicklung des konservativen M14 forschten die USA an neuen progressiven Waffenkonzepten, ein Programm Namens SALVO, sollte die Trefferwahrscheinlichkeit im Feuerkampf erhöhen. Eine Auskopplung dieses Programms war das SCHV-Konzept, welches für small caliber high velocity (kleines Kaliber hohe Geschwindigkeit) steht. Dabei sollten eine Waffe und Munition geschaffen werden, welche durch ihr kleines Kaliber leicht zu schießen waren aber durch die hohe Geschwindigkeit der Geschosse dennoch großen Schaden anrichten sollten. Der Vorteil für den Schützen wäre zum einen gewesen, dass er mehr Schüsse in kürzerer Zeit hätte abgeben und zudem auch mehr Munition mitführen können.

Die Idee kam schon durch die Patrone .220 Swift von 1935, welche ein .22 Kalibergeschoss auf über 1000 m/s beschleunigte und dabei gute Stoppwirkung zeigte. Da die Patrone für die Verwendung in den gewünschten vollautomatischen Waffen ungeeignet war, forschte man auf Grundlage der .222 Remington von 1950 für welche jedoch zu diesem Zeitpunkt keine automatischen Waffen existierten.

Die Verantwortlichen des SCHV-Programms wendeten sich deshalb an Armalite, dessen AR-10 gerade erst aus dem Test, für das neue reguläre Gewehr, ausgeschieden war. Man bad die Firma genau diese Waffe für .222 Remington einzurichten. Man erhoffte sich aus der Kombination des kleinen Kalibers, zusammen mit den Rückschlag reduzierenden Eigenschaften des AR-10 eine äußert angenehm zu schießende Waffe ershalten zu können.

Eugene Stoner wurde dem Wunsch jedoch nicht gerecht, da er die Meinung vertrat, dass das kleine Kaliber diese Maßnahmen nicht nötig hätte und konstruierte mit der AR-11 Stopette ein Gewehr mit klassischer Schäftung mit ergonomischer Ähnlichkeit zum M2 Carbine. Die Arbeiten an der Stoppete wurden jedoch gestoppt. Die offiziellen Gründe geben technische Schwierigkeiten an. Es wird jedoch angenommen, das Armalite Stoner stoppte, da der M2 Carbine gerade im Korea Krieg eine sehr schlechte Figur machte.

AR-15 in .222

Armalite beauftragte 1957 James Sullivan mit der Umsetzung der Wünsche des SCHV-Programms. Dieser begann mit Stoners Unterstützung das AR-10 zum AR-15 einzuschrumpfen und für die Patrone .222 Remington einzurichten. Die Waffe war äußerst angenehm zu schießen, es gab jedoch häufig Probleme mit Ladehemmungen, welche auf die 25-Schuss-Magazine zurückzuführt wurden. Man entschied sich für eine Reduktion der Magazinkapazität auf 20 Schuss.

Da auch beim Einsatz von leistungsfähigem IMR-Pulver die .222 Remington Patrone nicht die geforderte Leistung der Waffe erbracht werden konnte und das Druckmaximum der .222 ohnehin schon erreicht war, entschied sich Stoner eine komplett neue eigene Patrone für das AR-15 zu entwickelt. So entstand 1958 zunächst die .222 Special oder .222 Stoner. Um eine höhere Leistung zu erzielen, wurde die Hülsenschulter nach vorne gezogen, um einen größeren Pulverraum zu schaffen. Zudem erhielt die Patrone eine für automatische Waffen angepasste Ausziehernut. Um Verwechslungen zu vermeiden, wurde die .222 Special in .223 Remington umbenannt.

AR-15 in .224

Um das AR-15 nicht konkurrenzlos im SCHV-Programm zu haben, baten die Verantwortlichen Winchester eine Konkurrenzmodell zu entwickeln. Das Ergebnis war eine als Winchester Light Weight Rifle bezeichnete Waffe für die experimentelle Patrone .224 E2. Um die beiden Waffen fair vergleichen zu können, wurden auch AR-15 in .224 E2 gefordert und von Armalite geliefert. Das AR-15, kam jedoch mit der Patrone nicht gut zurecht.

Die Verantwortlichen mit dem AR-15 in .223 zufrieden und so wurde angedacht, dass AR-15 im begrenzten Maß als Zwischenlösung zwischen M14 und dem erwarteten Ergebnis des SPIW-Programms zu nutzen. Dieses Programm sollte für die Zukunft eine Waffe liefern, welche dem einzelnen Infanteristen eine deutlich höhere Trefferwahrscheinlichkeit und Feuerkraft geben sollte.

Da die ursprüngliche Entwicklungsfirma ArmaLite sich lediglich als ein Thinktank für die Entwicklung neuer Waffen verstand und selbst keine ausreichenden industriellen Kapazitäten für die Produktion des AR-15 besaß, wurden 1959 die Rechte und Pläne für die Produktion an die Firma Colt übertragen. Colt fertigte eine verbesserte und an die eigenen Produktionsmittel angepasste Version des als AR-15 01 intern Colt Modell 601 genannt. Dieses Modell unterscheidet sich vom AR-15 von Armalite unter anderem durch seinen abgerundet dreieckigen Handschutz. Entgegen der Erwartungen von Colt fanden sich jedoch zunächst keine Abnehmer für das AR-15.

AR-15 in Vietnam

Ab 1961 spitzte sich die Lange in Vietnam weiter zu worauf die USA begannen die süd-vietnamesische Armee ARVN zu bewaffnen, dabei stellte sich jedoch heraus, dass die vietnamesischen Soldaten, aufgrund ihrer Statur, nur schlecht mit dem ausgegebenen M1 Grand zurecht kamen, weswegen man davon absah M14 für diese zu produzieren. AR-10 und AR-15 schienen besser geeignet und so beschafften die USA testweise einige AR-15 mit der Modellnummer 601 für US-Militärberaten, welche bis dahin mit dem M2 Carbine ausgerüstet waren. Das AR-15 601 oder kurz AR-15 01 zeigte gute Ergebnisse sowohl in den Händen von ARVN-Soldaten als auch in denen der us-amerikanischen Berater.

Die US-Luftwaffe war von Anfang an mit dem M14 unzufrieden, da sie die Waffe als zu schwer empfanden. Die Wachmannschaften der Flugfelder waren bis dahin mit M2 Carbine ausgerüstet, da aber die Munition der Waffen, .30 Carbine, aus der Logistik der US-Streitkräfte ausgesondert werden sollte, suchte die Luftwaffe nach einer neuen Waffe.

Das AR-15 wurde von der Luftwaffe getestet und nach einigen Änderungswünschen 1961 testweise als XM16 eingeführt. Dabei trägt die Waffe noch immer die Bezeichnung AR-15 auf ihrem Gehäuse und wird als AR-15 02 bezeichnet. Colt intern als sie als Model 602 oder kurz M602 geführt. Dabei wurde das Klaiber auf 5,64 mm metrisiert und die Patrone als 5,64x45mm HV bezeichnet.

M16 Der US-Luftwaffe

Die Luftwaffe zeigte sich zufrieden mit dem XM16 und so wurde das AR-15 mit der Nummer 604 1962 offiziell als US Rifle, 5,56mm, M16 kurz M16 eingeführt. Das Nennkaliber wurde von 5,64mm auf 5,56mm geändert und die Patrone als 5,56x45mm M193 bezeichnet.

XM16E1 der US-Armee

Die Armee interessierte sich immer stärker für das AR-15, da man darin eine Zwischenlösung bis zum erscheinen der ersten Waffen des SPIW-Programms sah. Jedoch bestand die Armee auf einer Schließhilfe, welche, nach damaliger Meinung der US-Armee, jede Waffe haben sollte.

Colt rüstete eine solche nach und so wurde 1963 das AR-15 mit der Modellnummer M603 testweise als US Rifle, 5,56mm, XM16E1 kurz XM16E1 eingeführt. Als 1965 neben US-Militärberatern auch reguläre Truppen der US-Armee nach Vietnam verlegt wurden, trugen diese bereits das XM16E1. Lediglich später eintreffende hinter gelagerte Truppen der US-Armee führen noch das M14.

Ziviles AR-15 SP-1

Für den zivilen US-Markt, Colt schuf ein Modell des AR-15 welches keinen Schnellfeuermodus mehr hallte und reichte diese 1963 als GX-4968 bezeichnete Modell beim us-amerikanischen ATF (Amt für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen) ein. Diese Behörde gab grünes Licht für die Waffe, es kam jedoch zunächst nur zur Produktion von sehr geringen Stückzahlen der 1964 als AR-15 SP-1 Sporter vermarkteten Waffe. Der Grund war zum einen das geringe Interesse der us-amerikanischen Zivilbevölkerung, zum anderen nahm der Krieg in Vietnam immer weiter Fahrt auf und so hätte Colt, selbst bei großem Interesse am SP-1 Sporter, nicht die nötigen Produktionskapazitäten gehabt.

Der Name AR-15 wurde von Colt für die gesamte Waffenfamilie übernommen und so tragen selbst XM16E1, M16 und noch M16A1 sowie XM177E2 die Aufschrift Colt AR-15 über der jeweiligen militärischen Bezeichnung. Erst mit der M16A2 in den 80er Jahren verschwand die Bezeichnung von den Gehäusen.

Die von Colt gefertigten zivilen Halbautomaten erhielten ebenfalls die Oberbezeichnung AR-15, so trägt die Sporter SP-1 (intern R6000) die Bezeichnung AR-15 Sporter SP1.

Dieser Umstand führt bei einigen Unkundigen zu der Annahme, dass man mit AR-15 nur die halbautomatischen Mitglieder der Waffenfamilie AR-15 meint. Was jedoch faktisch falsch ist.

Falschbehauptungen

Häufig hört man von Unkundigen zudem die Behauptung, dass AR-15 sein kein Sturmgewehr, weil dieses ein reiner Halbautomat sei. Dies ist jedoch nicht richtig, alle bei Armalite als AR-15 gefertigten Waffen besitzen eine mit AUTO beschriftete Stellung für ihre Feuerwahlhebel. Auch das AR-15 01 von Colt, ist Schnellfeuerfähig.

Eine Weitere Behauptung lautet, dass AR-15 und M16 zwei verschiedene Waffen sein. Auch diese Behauptung ist anhand von offiziellen Dokumenten sowie der Beschriftung der Waffe selber zurückzuweisen. So tragen M16, XM16E1 und M16A1 die Beschriftung Colt AR-15 auf ihren Gehäusen. Daneben belegen zeitgenössische Dokumente, dass das AR-15 als M16 eingeführt wurde.

Grundlagen:

  • The Black Rifle, M16 Retrospective von R. Blake Stevens & Edward C. Ezell
  • The Black Rifle II, the M16 into the 21st Century von Cristopher Bartocci
  • Small Arms Profile 22 Armalite Weapons von F.W.A. Hobart
  • The M16 von Gordon L. Rottman
  • The M16/AR15 Rifle A Shooter's Guide von Joe Poyer
  • Sturmgewehre der Welt Band III T -V von Gary Paul Johnston & Thomas B. Nelson
  • Waffen Revue Nr.18 Sept.-Nov. 1975 Waffensystem AR 15 (M-16)
  • Visier Special Ausgabe 37 M16 & AR-15