21. Juli 2024

Verwendung des Begriffes AR-15

AR-15 aka. M16
im CAR-15 Programm
Hallo alle zusammen, im letzten Post habe ich die Geschichte des AR-15 grob abgerissen - heute geht es dagegen nochmal um die genaue Begriffsverwendung. Wer meint also was, wenn er oder sie AR-15 sagt und vor allem, wie verwendet man den Begriff richtig und eindeutig. 

Armalite AR Waffen

Die Firma Armalite entwickelte als Zweigfirma des Flugzeugherstellers Fairchild ab beginn der 50er Jahre Feuerwaffen. Das Ziel war es, die damals neuen leichten Materialien aus dem Flugzeugbau auch für Feuerwaffen nutzbar zu machen.

Die erste Waffe war das AR-1 ein äußerst leichtes Repetiergewehr mit dem Spitznamen Para Sniper. Die Benennung der einzelnen Projekte folgt dabei dem Muster AR plus einer fortlaufenden Nummer für jedes neue begonnene Projekt. Dabei steht AR für die Firma Armalite. Die Behauptung, AR stände für Assault Rifle oder Armalite Rifle müssen aufgrund der AR-9 zurückgewiesen werden, bei welcher es sich um eine Schrotflinte handelt. Da das englische Wort rifle sich gleich dem deutschen Wort Büchse lediglich auf Waffen mit gezogenen Läufen bezieht.

Armalite XAR-15

Das erste militärische Schnellfeuergewehr von Armalite war das AR-10, welches sich jedoch bei der Ausschreibung der US-Streitkräfte nicht gegen T-48 (FN FAL) und M14 durchsetzen konnte. Jedoch bat man die Firma Armalite eine kleinere Version des AR-10 für eine SCHV-Patrone (small caliber high velocity) zu entwickeln. Zunächst entwickelte man mit der AR-11 Stopette eine neue Waffe, kehrte dann aber zur Idee des geschrumpften AR-10 zurück und schuf das XAR-15.

Das XAR-15 war, wie das AR-10, schnellfeuerfähig und dank der verwendeten Patrone .222 Remington (5,7x43,2mm) auch aus heutiger Sicht ein vollwertiges Sturmgewehr. Die Abzugsgruppe des XAR-15 zeigt zwar nicht die Aufschrift AUTO, jedoch ist der Pinn, welcher den Schnellfeuerunterbrecher hält, deutlich von außen zu sehen.

Armalite AR-15

Da das XAR-10 vielversprechender war als die Stopette, wurde das XAR-15 zum AR-15 weiter entwickelt. Dabei wurden Kinderkrankheiten ausgebessert und eine neue Patrone für die Waffe geschaffen, welche zunächst den Namen .223 Special oder .223 Stoner erhielt, jedoch später als .223 Remington bezeichnet und unter diesem Name auch auf den zivilen Markt angeboten wurde, das Armalite AR-15 jedoch blieb zunächst ein rein militärisches Projekt.

Verwendet ein Fachkundiger den Begriff AR-15 mit bestimmtem Artikel, das AR-15, ist meist diese Waffe gemeint.

Colt AR-15

Da die Firma Armalite nicht die nötigen Produktionskapazitäten besaß, um das AR-15 in Massen zu produzieren, wurde zunächst eine begrenze Lizenz an die Firma Colt vergeben. Diese verbesserten das AR-15 und passen die Waffe an die Fertigung auf eigenen Maschinen an. Dabei bliebt die Bezeichnung AR-15 erhalten, Colt fügte lediglich eine Modellnummer an, welche sich aus Modell und einer bei 601 beginnenden Nummer zusammensetzt.

Aufgrund der begrenzten Lizenz tragen die Waffen den Namen Colt AR-15 gut lesbar auf ihren Gehäusen.

Verwendet ein Fachkundiger den Begriff AR-15 mit bestimmtem Artikel, das AR-15, können auch die ersten Modelle von Colt gemeint sein.

Das AR-15 beim US-Militär

Die US-Armee waren zunächst am AR-15 nur aus dem Grund interessiert, da man einige süd-ost asiatische Verbündete nicht ohne weiteres mit US-Waffen ausrüsten konnte. Vor allem die Süd Vietnamesen hatten sowohl Probleme mit dem M1 Grand als auch dem M14. Das Colt AR-15 mit der Modellnummer 601 auch AR-15 M601 oder nur AR-15 01 wurde als besser geeignet angesehen. Die USA kauften einige hundert AR-15 01 und rüsteten zunächst eigenen Militärberater mit dieser Waffe aus.

XM16 und M16

Da die Luftwaffe das damals neue M14 wegen seines hohen Gewichts ablehnte, wurde das AR-15 M601 erprobt und einige Verbesserungsvorschläge gemacht, das verbesserte AR-15 erhielt von Colt die Nummer M603 und wurde von der US-Luftwaffe als XM16 probeweise eingeführt. Dabei metrisierte man die Patrone .223 Remington zunächst als 5,64x45mm HV.

Nach weiteren Verbesserungen entstand das AR-15 M604, welches offiziell als US Rifle, 5,56mm, M16 eingeführt wurde. Die metrisierung der Patrone wurde von 5,64mm auf 5,56x45mm geändert.

Bei XM16 und M16, handelt es sich nachwievor um AR-15 Modelle, wie auf deren Gehäusen zu lesen ist. Ein Fachkundiger wird diese Modelle jedoch bei ihren militärischen Namen XM6 und M16 nennen.

XM16E1 und M16A1

Die zunächst am AR-15 eher uninteressierte US-Armee, interessierte sich später doch für das AR-15 bestand aber auf einem Sonderwunsch in Form einer Schließhilfe. Aus diesem Grund entwickelte Colt das Modell 603, welches als XM16E1 von US-Armee und US-Marines und teilen der Navy eingeführt wurde.

Nach starken Problemen der Waffe im Zuge des Vietnamkrieges wurden, zum Großteil durch falsches Pulver verursachte, wurden diese behoben und das verbesserte Modell als M16A1 eingeführt.

Auch XM16E1 und M16A1 sowie die SMG (XM177, XM177E1, GAU-5/A) und Commando-Versionen (XM177E2, GAU-5A/A) tragen noch die Bezeichnung AR-15 auf ihren Gehäusen.

CAR-15

Um das Sturmgewehr AR-15 M601 herum, schuf Colt eine ganze Waffenfamilie. Dabei wurde diese als CAR-15 vermarktet, was für Colt Automatic Rifle 15 steht. Dieses umfasste stark verkürzte Sturmgewehre wie das M607, Sturmgewehre in Karabinerlänge wie das M605 sowie leichte Maschinengewehre, welche als Colt LMG-1 und LMG-2 bezeichnet wurden.

Die Bezeichnung CAR-15 findet sich vor allem in Werbematerial und taucht nicht auf den Gehäusen der Waffen oder internen reintechnischen Dokumenten auf. Da sich von der Produktpalette nur die sehr kurzen Sturmgewehre durchgesetzt haben, wird der Begriff CAR-15 als Oberbegriff für sehr kurze AR-15 aus der Zeit vor dem M4 Karabiner verwendet.

Auf den Gehäusen der CAR-15 Waffen findet sich nachwievor die Bezeichnung AR-15.

AR-15 SP1 Sporter

Zusätzlich zu den vollautomatischen AR-15 Sturmgewehren, wurde von Colt eine auf Selbstladefunktion reduzierte Version, semi-auto, des AR-15 geschaffen. Diese Waffe wurde unter der Bezeichnung GX-4968 von der US-Behörde ATF (Amt für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen) geprüft und für den Zivilmarkt geeignet befunden.

Vermarktet wurde die Waffe als AR-15 SP1 Sporter, intern erhielt sie die Nummer R6000.

Sprechen Fachkundige von der zivilen AR-15, ist meist der SP1 Sporter gemeint.

M16A2, das AR-15 fällt weg

Aus markenrechtlichen Gründen, tragen alle Waffen von Colt bis zum M16A1 und XM177E2 die Bezeichnung AR-15 auf ihren Gehäusen. Diese verschwindet erst mit dem erscheinen des M16A1E1, welches zum M16A2 führen wird. Der Grund ist der Erwerb der Patentrechte des AR-15-Systems durch die US-Streitkräfte.

Beim M16A2, handelt es sich, auch ohne eine entsprechende Markierung auf dem Gehäuse, immer noch um eine Waffe mit AR-15-System.

Waffen mit AR-15 System

Das AR-15 besitzt als Gasdrucklader mit Gaseinleitung ein ziemlich einzigartiges System, welches zwar erstmals beim AR-10 verwendet wurde, aber für Waffen mit dem selben System und der selben Baugruppenanordnung als Waffenfamilienbezeichnung verwendet wird. Die erste Waffe, welche ein AR-15 System verwendete, bei welcher es sich jedoch nicht um eine Colt AR-15 oder ein Lizenzproduktion handelte, was die chinesische Raubkopie CQ 5.56.

Als die Lizenz für das AR-15 von der US-Regierung erworben wurde, wurde der Weg frei für eine Vielzahl an lizensierten Versionen. Aufgrund der kleinen Unterschiede auf der einen Seite aber der nachwievor vorhandenen Ähnlichkeit auf der anderen, wird diese sehr unübersichtliche Waffengruppe als Waffen mit AR-15 System bezeichnet. Bekannte Vertreter sind unter anderem das XM15 der Firma Bushmaster, das K3B von Olympic Arms, das ADAR 2-15 von Molot oder das M&P 15 von Smith&Wesson.

Spricht ein Sachkundiger von einer AR-15, mit unbestimmten Artikel, so handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Waffe aus dieser Gruppe.

Waffen mit AR-15 Architektur

Wie das AR-10 auch, so besitzt das AR-15 eine besondere Baugruppenanordnung. Der Lauf ist am oberen Gehäuse befestigt, wohingegen Magazinschacht und Abzugsgruppe im unteren Gehäuse Platz finden. Dazu ist am hinteren Ende des Gehäuses eine Röhre befestigt, in welcher der Verschluss beim Schuss hineinläuft. Diese Röhre enthält zudem einen Puffer, welcher technisch Teil der Verschlussmasse ist.

Waffen, welche diese Baugruppenanordnung übernehmen aber nicht mehr als Gasdrucklader mit Gaseinleitung arbeiten, bezeichnet man nicht mehr als als AR-15, beziehungsweise als Waffen mit AR-15 System, sondern als solche mit AR-15 Architektur oder als Waffen mit AR-15 Baugruppenanordnung. Zu dieser Gruppe zählen unter anderem das deutsche HK416 oder der MK556.

Waffen mit AR-15 Anlehnung

Ändert sich die Baugruppenanordnung nur leicht, meist durch den Wegfall der Röhre mit Schließeinrichtung, spricht man meist nur noch grob von Waffen mit Anlehnung oder Abstammung vom AR-15. So besitzen LR300 oder der SIG MCX Spear keine Buffertube/ Receiverextention mehr aber ihre übrige Baugruppenanordnung verrät ihre Herkunft.

Die äußere Grenze bildet hier das koreanische Daewoo K1, welches nicht mehr zur AR-15 Familie gezählt wird, obwohl es immer noch deutlich von dieser abstammt.

Falschbehauptungen

AR-15 wurden als M16
von Colt gekauft

Immer wieder hört man von Unkundigen, dass das AR-15 angeblich die halbautomatische Version des M16 sei. Diese Behauptung ist schon anhand der AR-15 Prototypen zurückzuweisen, welche alle über eine AUTO-Einstellung an ihrer Abzugsgruppe verfügten. Lediglich das XAR-15 weist diesen Schriftzug nicht auf, jedoch ist bei diesem Modell gut der Pinn für den Schnellfeuerunterbrecher zu sehen. Zudem existieren Bilder von der zerlegten Waffe, bei welchen der Schnellfeuerunterbrecher deutlich sichtbar ist.

Auch die ersten von Colt Produzierten AR-15 (AR-15 01, AR-15 M601) waren schnellfeuerfähig und wurden in der frühen Phase des Vietnamkrieges von US-Militärberatern eingesetzt. Offizielle US-Dokumente zu den ersten Bestelllungen und Feldberichte erwähnen AR-15 mit Schnellfeuer. Frühe Fachartikel und Fachbücher verwenden die Begriffe AR-15 und M16 parallel und gleichwertig. Da die US-Luftwaffe damals das Produkt AR-15 als M16 typenklassifiziert (type classified) hat.

Grundlagen:

  • The Black Rifle, M16 Retrospective von R. Blake Stevens & Edward C. Ezell
  • The Black Rifle II, the M16 into the 21st Century von Cristopher Bartocci
  • Small Arms Profile 22 Armalite Weapons von F.W.A. Hobart
  • The M16 von Gordon L. Rottman
  • The M16/AR15 Rifle A Shooter's Guide von Joe Poyer
  • Sturmgewehre der Welt Band III T -V von Gary Paul Johnston & Thomas B. Nelson
  • Waffen Revue Nr.18 Sept.-Nov. 1975 Waffensystem AR 15 (M-16)
  • Visier Special Ausgabe 37 M16 & AR-15

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