5. Juni 2015

Was ist alles eine Ak47 und muss man sie vom AKM unterscheiden?

Hallo alle zusammen,

wer sich mit Militärhistorie und noch viel interessanter Militärgegenwart beschäftigt, der wird sicher früher oder später über die oder das Ak47 stolpern, nur um früher oder später von der typischen Verwirrung über dieses Modell überrollt zu werden.

Denn dieser Begriff bezeichnet mal ein einzigen Modell, nur um dann an andere Stelle plötzlich eine ganze Waffengruppe zu bezeichnen. Dabei werde ich euch in diesem kurzen Post nicht die einzelnen Modelle und dessen Merkmale erklären sondern nur kurz anreißen, warum es zu solchen Verwirrungserscheinungen kommt.

1947 erblicke ein neues Sturmgewehr das Licht der Welt die Ak47. Dabei ist die Kalaschnikov in der Allgemeinheit und der nicht Fachpresse eher weiblich hingegen in der Fachliteratur eher sächlich und als das Ak47 bekannt, da sich der Artikel jedoch nicht an ein Fachpublikum wenden verwenden wir hier die weibliche Form.

Die serienreife Version der Ak47 kennzeichnete zwei Merkmale, zumeinen wurde sie aus einem massiven Block Stahl gefräst und zum anderen besitzt sie einen abfallenden Kolben. Da es aber relativ teuer ist, an einem Stahlblock solange herum zufräsen, bis ein Ak47 Gehäuse übrig bleibt ist man bereits 1959 her gegangen und hat die Produktion auf das günstigere Blechprägeverfahren umgestellt. Diese neue Waffe hieß AKM und bekam noch eine ganze weitere Reihe von Features spendiert. So besitzt sie einen geraden Kolben zur besseren Handhabung bei Automatischem Feuer, einen schrägen Mündungsfeuerdämpfer ebenfalls zur Stabilisierung bei der Abgabe von Feuerstößen. Zudem bekam die AKM ein neues Zubehörsystem unter anderem mit neuem Bajonett, auch eine neue Schwalbenschwanzschiene wurden eingeführt, mit der die AKM eine Reihe von Optiken aufnehmen kann, welche der Ak47 versagt bleiben.

Ist die AKM jetzt eine neue Waffe oder eine Version der Ak47? Nun sehen wir uns das ganze doch mal aus der Sicht einiger Beteiligter an.

Ich schätze es sollte klar sein, dass ein Soldat, welcher AKM und oder Ak47 selber verwendet diese Modelle unterscheiden muss. Man stelle sich nur mal die Situation vor, in der ein Soldat ein Nachtsichtvisier mit in den Einsatz nimmt nur im im Feld festzustellen, dass dieses nicht auf seine Waffe passt. Ein Ak47 oder AKM Träger muss diese Waffen also unterscheiden.

Wie sieht es nun aber mit einem Soldaten aus, welcher auf der anderen Seite steht? Sprich einem der sich mit Ak47 und oder AKM konfrontiert sieht, wie dies häufig beim US Militär der Fall ist. Dazu müssen wir aber kurz ausholen und erwähnen, dass es neben den russischen Modellen Ak47 und AKM noch eine Vielzahl weiterer Modelle gibt, wie das chinesische Type-56 welche wie das AKM aus Blech geprägt wird aber die Ak47 Ergonomie soweit beibehalten hat aber auf der anderen Seite ein ganz eigenes Bajonettsystem besitzt. Von den Modellen aus Yugoslawien, Rumänien, Ungarn, Ägypten und der ehemaligen DDR wollen wir hier gar nicht erst anfangen und kehren zurück zur US Armee. Diese sieht sich in ihren Einsätzen im asymmetrischen Krieg meist einer Vielzahl verschiedener Abkömmlinge von Ak47 und AKM gegenüber, wobei es im Kern für den US Soldaten eigentlich egal ist welches Bajonett oder Visiersystem die Waffe besitzt mit der er gerade beschossen wird. Die Waffe des Gegners hat ein Bajonett oder sie hat eben keines.

Und da dies egal ist, hat man sich beim US Militär darauf geeinigt einfach alle Abkömmlinge von Ak47 und AKM schlicht als Ak47 zu bezeichnen. Weil im Grunde sind beides Sturmgewehre im Kaliber 7,62x39mm mit ähnlicher Reichweite und Kadenz.

Man stelle sich nur mal vor, wie ein US Späher eine Gruppe von vier Aufständischen erblickt und deren Bewaffnung wie folgt an den diensthabenden Offizier weitergibt:

"Ich sehen vier Aufständische, einer hat eine AKM ganz ohne Kolben, der andere eine Type-56 dessen Bajonett abgenommen wurde, der dritte trägt eine AMD-65 mit AKM Handschutz und der letzte eine MPi-K, dessen Schulterstütze durch den Griff einer Gartenschaufel ersetzt wurde."

Wie man oft sieht, sind die üblichen Kombatanten noch nicht mal mit kompletten Waffen dieser Gattung ausgestattet, sondern bauen sich oft aus zwei kaputten eine funktionierende Waffe. Das geht zwar nur begrenzt und zischen Ak47 und AKM kaum aber Handschutz und Schulterstützen Roulett scheint bei Aufständischen seit jeher sehr beliebt zu sein. Daher wird der obere Satz beim US Militär meist wie folgt abgekürzt:

"Vier Aufständische, vier Ak47"

Soweit so klar und logisch aber wie kommt dieser Jargon zu uns? Ganz einfach durch die Presse, Kriegsberichterstattung erfolgt in den aktuellen Konflikten meist aus Sicht der US Militärs und bedient sich deren Dokumenten und Aussagen und in den modernen Konflikten ist es für die Journalisten eh schwer genug objektiv zu sein, da bleibt einfach keine Zeit sich zudem noch mit der Unterscheidung von Handwaffen auseinander zu setzten. Was auch fast nicht schlimm ist, der einzige negative Effekt besteht darin, dass viele immer noch der Meinung sind, Russland beliefere alle Aufständischen von Taliban bis Boko Haram aktiv mit Waffen.

Aber wie kommt die Ak47 in unsere Videospiele und den Airsoft bereich? Ganz einfach durch Amerika, da die US Amerikaner unsere Spielen programmieren und uns in Sachen Airsoft stark prägen gelangt diese UnUnterscheidung auch zu uns, denn der regulär patriotische Amerikaner übernimmt den Militärjargon einfach eins zu eins und nennt alles Ak47 was ein krummes Magazin hat auch wenn es es selbst in der Hand hält und es eigentlich unterscheiden müsste.

Aber anstelle als AMD-65 Besitzer jetzt zur alten Unterscheidung überzugehen, um kein falsches Bajonett oder Rotpunktvisier zu kaufen, geht der US Waffenbesitzer her und nennt seine AMD-65 einfach Ak47 AMD-65. Doppelt benannt hält besser ..

P.S.

So wir hoffen wir konnten ein wenig Mündungfsfeuer ins dunkel bringen und euch hat der Post gefallen.

Als Militärhistoriker muss man übrigens noch Ak47 Type I bis III unterscheiden. Type-I mit Blechprägegehäuse, Type-II mit Metallmanschetten an Kolben und Pistolengriff und Type-III mit Manschette nur noch am Pistolengriff.

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