14. Mai 2021

Die Funktion der H&K P7 in einfachen Worten erklärt

Das Pulver in der Patronenhülse zündet und erzeugt Druck, da die Verbrennungsgase mehr Raum einnahmen als das Pulver in festen Zustand. Dieser Druck drückt das Geschoss aus dem Hülsenmund, dabei verhält sich die Hülse wie ein Zylinder und der Geschossboden wie ein Kolben. Zudem werden die Wände der Hülse leicht nach außen gedrückt und dichten das Patronenlager ab. Ansonsten bewegt sich nichts, da die Hülse zu diesem Zeitpunkt noch ein geschlossenes System ist.

H&K P7
H&K P7 - CC BY-SA 4.0 Grasyl
Erst wenn das Geschoss in den Übergangskonus eintritt wird die Rohrinnenwand ein Teil des Zylinders. Zudem wird die Patronenhülse selber jetzt zu einem eigenen Hohlkolben. Das System ist jetzt ein Doppelkolben, auf der einen Seite bewegt sich das Geschoss als Kolben nach vorne, auf der anderen bewegt sich die Patronenhülse als Hohlkolben nach hinten und drückt dabei den Verschluss der P7 nach hinten, welche sich auch sofort beginnt zu bewegen.

Sobald der Geschossboden die Gasentnahmebohrung des Belastungskolbens passiert, füllt sich dieser mit Gas. Dabei bildet der Belastungskolben einen Gegenkolben zur Patronenhülse. Der Patronenhülsen-Hohlkolben versucht den Verschluss zu öffnen, der Belastungskolben versucht den Verschluss zu schließen.

Da die Patronenhülse einen effektiven Kolbenstirnflächendruchmesser von ~9mm hat und der Belastungskolben nur ~7mm Stinflächendurchmesser besitzt und bei beiden der gleiche Gasdruck wirkt, gewinnt die Patronenhülse das 'Tauziehen'. Der Verschluss öffnet sich weiterhin aber langsamer als noch ohne das gegenwirken des Belastungskolben.

Nachdem das Geschoss den Einpresswiederstand der beginnenden Felder im Lauf überwunden hat, kann es von den Pulvergasen schnell genug beschleunigt werden, um eine Rückstoßgegenreaktion zu erzeugen. Dieser ist jedoch für die Funktion der Waffe irrelevant, da der Lauf fest mit dem Griffstück verbunden ist. Selbst wenn man die pulvergase als Fluidmechanischen Körper betrachtet, welcher durch den Rückstoß nach hinten gedrückt würde, würde das nach hinten gepresste Gas auch in den Belatungskolben gepresst werden.

Bei seinem Weg durch den Lauf erhöht das Geschoss stetig das Volumen des Patronenhülse-Lauf Kolbens und sorgt so für ein absinken des Drucks. Dieser Druck sinkt aber auch gleichzeitig im Belastungskolben, es wirkt also immer der gleiche Druck auf beide Kolben. Bei derart hohen Drücken, ist das Strömungsverhalten der Gase zu vernachlässigen.

Sobald das Geschoss den Lauf verlässt kommt es zu einem abrupten Druckabfall in beiden Kolben. Der schwere Verschluss hat jedoch bis dahin genug Moment aufgenommen, um die Öffnungsbewegung komplett zu bewältigen, welche er bereits mit dem eintritt des Geschosses in den Übergangskonus begonnen hat.


So, wir sehen also, dass die P7 weder ein Rückstoßlader ist, noch einen verzögerten Verschluss besitzt.

Funktionsbeschreibungen, nach denen die P7 den Verschluss geschlossen halten kann, bis das Geschoss den Lauf verlassen hat, können in der Regel nicht erklären, welche Kraft den Verschluss noch öffnen soll, wenn das Geschoss aus dem Lauf, und der Gasdruck abgefallen ist. Geschwieg denn wie ein Kolben mit 9mm Durchmesser einen mit 7mm Durchmesser überwinden können soll.

Quelle: Peter Dannecker, Verschlusssysteme von Feuerwaffen Ergänzungsband 1

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