22. Mai 2023

Kritik am Begriff "Feder Masse Verschluss"

Hallo alle zusammen,

es rumort mal wieder ein wenig in der deutschen Waffentechnik, also in dem Bereich der deutschsprachigen Waffengemeine, wo man zum einen wirklich Ahnung vom Thema hat und und zum zweiten noch einen menschlichen Umgang pflegt. Wenn ich also sage, dass ein Streit herrscht, dann sollte man sich dies nicht so vorstellen, dass sich dort Leute wüst beleidigen, sondern das ein angeregter intellektueller Austausch herrsch und es nicht darum geht mit allen Mittel Recht zu behalten, sondern gemeinsam an der Wahrheitsfindung zu arbeiten. Ich schreibe dies, weil einige schnell einen falschen Eindruck bekommen, wenn sie von Streit oder Kritik hören.

Aber worum geht es eigentlich? Es dreht sich um den Begriff "Feder-Masse-Verschluss", was an sich leider schon die falsche Schreibweise ist, denn es ist ja nicht die Masse der Feder gemeint. So heißt es eigentlich Feder/Masse-Verschluss ein Verschluss durch Feder und Masse.

Und genau das steht in der Kritik, denn kann eine Feder, meist mit einer Konstante von wenigen hundert Newton, einem Gasdruck von mehreren tausend Bar überhaupt etwas entgegen setzten? Ein entsprechendes Experiment¹ lautet wie folgt:

Man ersetzte die Feder gegen ein Stahlrohr mit identischen Abmessungen und schaut, ob die Waffe in der Lage ist zu repetieren.

Soweit zu schlüssig aber das Experiment hat einen Hacken. Man wir bei keiner Waffe, mit einer zu komprimierenden Schließfeder, bei diesem Umbau eine Repetierfunktion feststellen. Auch eine AK-47 würde jegliche Funktion einstellen, ersetzte man die Schließfeder gegen ein unbewegliches Rohr.

Dieses Experiment hat starke akademische Schwächen, denn es ist nicht falsifizierbar, bedeutet es gibt nur den Aufgang Nein.

Eine meiner Meinung nach bessere Idee wäre es, die Schließfeder gegen ein Rohr auszutauschen, welches in seinem Abmessungen nicht der Feder im teilkomprimierten Ruhezustand entspricht, sondern dem Zustand der Feder zum Zeitpunkt der maximalen Kompression, ergo dem Zustand des Zeitpunktes der vollständigen Verschlussöffnung.

Eine AK-47 würde auf diese Weise weiterhin funktionieren und diese Waffe steht bei weitem nicht im verdacht einen Federverschluss zu haben. Die Öffnungsgeschwindigkeit würde nur minimal verlangsamt werden.

Eine derart manipulierte Waffe mit angeblichem Feder/Masse-Verschluss müsste aber nun eine deutlich höhere Öffnungsgeschwindigkeit ausweisen. Dazu würde man noch nicht mal eine teure Zeitlupenkamera oder eine Laserschranke² benötigen. Es würde bei den meisten Waffe genügen die verschossenen Hülsen auf Deformation zu untersuchen, welche durch die überschrittene S-Strecke zu verursacht werden.   

Wie bei allem sind die entsprechenden Test jedoch schon längst durchgeführt worden und kamen zu dem Schluss, dass die Feder ab einer Patronenstärke ab .380 ACP (9mm Kurz) keinen großen Einfluss mehr auf die Verriegelung hat. Alleine die Masse sorgt durch ihre Masseträgheit für eine Verschlussgeschwindigkeit, welche die S-Strecke nicht überschreitet³.

Darunter gibt es jedoch wirklich Feder-Verschlüsse aber nur bei Kleinkalibern wie .22lfb und abwärts. Hier ist die Feder wirklich mit ihrer Gegenkraft in der Lage etwas zur Verriegelung beizutragen.

Im Bezug auf Großkaliber, in der Bedeutung des Begriffes im Schießsport, ist der Begriff Feder/Masse-Verschluss jedoch falsch.

¹ Hier noch mal der freundliche Hinweis an Sportschützen, dass diese entsprechende Experimente nicht durchführen dürfen. Dies bleibt höheren Sachverständigen sowie Arbeiten in der Waffenindustrie vorbehalten.

² Oft hört man leider, dass man dieses oder jenes Experiment ja gar nicht ohne eine teure Hochgeschwindigkeitskamera durchführen könnte. Dabei sind diese nicht immer von Nöten, oft reicht eine Laserschranke vollkommen aus. Man muss diese nur so ausreichen, dass zb. der Verschlussgriff diese durchbricht.

³ Nein, Masseverschlüsse halten den Verschluss nicht geschlossen, die Masse verursacht nur eine langsamere Öffnungsbewegung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen