4. August 2021

Scheinargumente, ein Diskussionsführer für Sportschützen und Kostüm Waffenexperten

Und damit herzlich Willkommen zu einem neuen Beitrag aus eben jener Reihe, wo wir Sportschützen ein wenig unter die Arme greifen. Grund dafür ist natürlich, das unser Reiseführer für Sportschützen so gut angekommen ist, den übrigens alle Leser dieses Textes hier unbedingt gelesen haben sollten.

Nun aber rein in die Materie, wir haben hoffentlich alle erfolgreich den Gipfel des Mount-Stupid erreicht und müssen jetzt natürlich dafür sorgen, dass uns die üblichen Schlaumeier und Klugscheißer nicht vom Gipfel und damit von unserem Thron stoßen. Das beste ist natürlich, sich er auf gar keine Diskussion einzulassen aber hin und wieder ist dies einfach unvermeidlich, besonders wenn Zuschauer anwesend sind.

Für diesen Fall gibt es schon seit der Zeit der alten Griechen und Römer ein paar alt bekannte und bewähre Kniffe, um andere und vor allem und selbst davon zu überzeugen, dass wir recht haben.

A NESCIRE AD NON ESSE

Auch bekannt als "Kenne ich nicht - gibt es nicht!". Wer kennt das nicht, einer dieser Büchsenmacher oder Militärhistoriker kommt schon wieder mit etwas daher, dass Keiner kennt. Naja, also Büchsenmacher und Historiker sind jetzt nun nicht Keiner aber ihr wisst sicher was ich meine. 

Dieser Kniff gibt uns die Möglichkeit alles vom Tisch zu schieben, das nicht wichtig ist, denn denkt immer daran: "Wir kennen alles wichtige" und wenn wir etwas mal nicht kennt, dann war es im Umkehrschluss .. genau .. einfach nicht wichtig.

ARGUMENTUM AD POPULUM

Auch bekannt als "Das weiß doch jeder!". Und schon wieder versucht uns ein Büchermacher etwas zu erzählen, von dem Jeder weiß, dass es anders ist. Gut jetzt ist "Jeder" zwar nen bisschen schwer zu fassen und genau genommen stimmt das schon in dem Moment nicht mehr, wenn es auch nur einen gibt, der das nicht zu wissen scheint und eigentlich ist "Jeder" auch nur wir und eine paar Freunde aber das reicht schon, um davon auszugehen, dass wir Recht haben.

Besonders praktisch wird dieses Argument, wenn einer dieser Schlaumeier mal wieder einen dieser "Belege" oder "Beweise" haben möchte, wenn wir mal wieder spontan etwas von uns gegeben haben, an denen besagter Klugscheißer gerade zweifelt. Für manche Sachen braucht man eben keine "Belege".

ARGUMENTUM AD IGNORANTIAM

Ach bekannt als "Beweis mir doch, dass ich unrecht habe". Wir kennen das sicher alle das ein bestimmtes Klientel bei jeder Behauptung, die wir aufstellen, immer gleich Belege und Beweise haben will. Dabei ist es nicht unsere Pflicht irgendwas zu beweisen. Sollen die doch Belege und Beweise dafür finden, das wir unrecht haben. 

Dieses Argument spart uns vor allem eines und zwar Zeit, warum sollen wir denn hergehen und Beweise für etwas suchen, sollen die doch Google oder Wikipedia fragen.

ARGUMENTUM AD ANTIQUITATEM

Auch bekannt als "Das war schon immer so!" oder "Das hamma scho' immer so gemacht!". Da will uns doch allen ernstes ein Studierter sagen, dass das was wir schon immer so gesagt oder gemacht haben, eigentlich falsch ist? Was fällt dem denn ein? Meint der etwa, er ist schlauer als alle vor ihm?

Dieses Argument erfüllt in etwas die gleiche Funktion, wie die vorherigen. Es ermöglicht uns vor allem unliebsame .. ich meine natürlich .. falsche Behauptungen vom Tisch zu wischen, ohne weiter viel diskutieren zu müssen.

CIRCULUS IN DEMONSTRANDO

Auch bekannt als "Es ist so, weil es so ist". Auch wenn die Schlaufüchse ständig darauf pochen, dass alle Definitionen immer sauber sein müssen und sich nicht selbst erklären dürfen .. was soll das selbe überhaupt bedeuten .. wissen wir es besser. Wenn Pistolen keine Revolver sind, weil Revolver keine Pistolen sind, dann ist das eben so, Punkt.

Hier kommt uns vor allem zugut, dass wir so Definitionen aufstellen können, die für sich selbst sprechen und keine weiteren Erklärungen mehr von außen fürchten brauchen. Und wenn sich so die Schlange einmal in den Schwanz beißt, dann bekommt sie auch kein Studentenkasper mehr auseinander

FALLACIA COMPOSITIONIS

Ach bekannt also "Das ist da so, also ist das überall so". Ziemlich oft werden die Schlaufüchse ziemlich frech und sagen, dass nur weil das bei unserer Waffe so ist, sei das noch lange nicht bei allen Waffe so. Oder nur weil dies oder jenes einmal aus einem Grund in der Geschichte so passiert ist, dass das nicht auch der gleiche Grund sein muss, wenn das gleiche nochmal passiert. Wenn unser AR-15 viele Ladehemmungen hat, dann haben alle AR-15 viele Ladehemmungen. Wenn unsere AK unpräzise ist, sind alle AK unpräzise. Wenn die Aims das MG42 kopiert haben, haben die Russen auch die AK-47 kopiert.

Dieses Argument hilft uns vor allem bei der Beweisführung für alles mögliche. Denn wir besitzen ja die Waffen nicht ohne Grund und können diese Experimente, auf die die Eierbirnen immer bestehen, selber durchführen.

NON SEQUITUR

Auch bekannt als "Das hängt alles Zusammen!". Alles hängt mit allem zusammen aber das verstehen diese Schlauberger einfach nicht. Sie besteht in ihrer Verbohrtheit immer darauf alles einzeln zu betrachten und brauche für alles immer Beweise. 

Dieser Kniff hilf uns vor allem dabei, Verschwörungsgeschwurbel und Vermutungen zu verteidigen. Wenn Hugo Schmeisser in Russland war, dann hat er da auch mit an der AK-47 geholfen, die wurde nämlich in Russland erfunden.

POST HOC ERGO PROPTER HOC

Auch bekannt als "Danach also Darum!". Wenn wir etwas machen und danach passiert etwas, dann ist unser Machen auch immer der Grund für das was passiert.

Hier bekommen wir vor allem Schützenhilfe für anekdotische Evidenzen und Legenden. Wenn die Amis während des Vietnamkriegs diesen Knopf am M16 eingeführt haben, dann doch wegen der Erfahrungen in Vietnam oder? 

CUM HOC ERGO PROPTER HOC

Auch bekannt als "Damit also Darum!". Und schon wieder müssen wir uns anhören, dass natürlich "nichts mit nichts" etwas zu tun hat. Dabei lernt doch jedes Kind Aktion-Reaktion .. ok .. dieser Ausspruch gehört eigentlich in die Physik und nicht in die Rhetorik und Kinder lernen das auch nicht, sondern eher Jugendliche in der weiterführenden Schule aber ihr wisst was ich meine.

Auch hier gibt uns das Hoc-Argument Futter für allerhand Zusammenhänge, ob jetzt in unserem näheren Umfeld oder global.

ARGUMENTUM AD NAUSEAM

Auch bekannt als "Strong C String V". Dafür, dass die Klugfüchse immer auf so schlau tun, tuen sie sich oft richtig schwer damit, unseren Standpunkt richtig zu verstehen, denn würden sie verstehen was wir meinen, wären sie sicher sofort auf unserer Seite. Um ihnen beim richtigen Verständnis unserer Meinung zu helfen, geben wir diese so oft wir möglich wieder und zwar jedes mal anders formuliert.

Durch ständige Wiederholung stellen wir sicher, dass uns unser Gegenüber einfach irgendwann verstehen muss .. oder genervt aufgibt. Zudem hat es den angenehmen Nebeneffekt, dass einige Zuhörer das eine Argument, welche wir nur ständig anders formulieren, für viele verschiedene Argumente halten könnten und aufgrund der übermäßigen Beweislast uns Recht geben.

IGNORATIO ELENCHI

Auch bekannt als "Aber 'damit habe ich recht!". In einer Diskussion geht es vorallem darum, wer wie oft von wem Recht bekommt und damit wir immer einmal mehr recht haben, als einer dieser Schlauhansel, können wir einfach in regelmäßigen Abständen Behauptungen in den Rauf werfen, die zwar nichts mit dem Thema zu tun haben, die uns vor Publikum aber doch als den intelligenteren Part dastehen lässt.

Diese Taktik ist vor allem dann von Vorteil, wenn wir schon ein wenig sehr oft Unrecht hatten und das Gleichgewicht wieder herstellen müssen. Dabei dürfen wir allerdings nicht zu tief in die Mottenkiste greifen, denn es wirkt schon etwas merkwürdig, wenn wir einem Büchsenmacher an den Kopf werfen, dass er sich dafür nicht so gut mit Motoren auskennt wie wir.

ARGUMENTUM AD VERECUNDIAM

Ach bekannt als ".. hat aber noch viel mehr Ahnung!". Es gibt immer einen der Schlauer ist und so gibt es auch noch jemandem über unserem Schlauwiener. Derjenige kann dabei jemand sein den wir nur flüchtig kennen oder auch jemand, den wir uns spontan ausgedacht haben. Das hat ja schließlich schon auf dem Schulhof immer gut geklappt, als unser Onkel bei Nintendo gearbeitet hat. Jetzt ist es eben unser Sachkundelehrer oder der Büchsenmacher bei dem wir einkaufen, der natürlich unsere Meinung ist, wie wir einfach mal spontan behaupten.

Dieser Trick hilft uns vor allem im Moment, denn wir können diese "Quelle" ja nicht mal eben anrufen .. ok könnten wir heutzutage schon aber das lassen wir besser. Am besten ist unsere Quelle eh eine geheime Quelle bei der Bundeswehr und es gibt ja sowas wie Quellenschutz oder?

REDUCTIO AD ..

Auch bekannt als "Das hast du von ..". Das ist zwar relativ selten der Fall aber ab und an werden sogar wir merken, woher einer der Eierköpfe seinen Informationen hat, in einer solch seltenen Begebenheit dürfen wir auf keinen Fall darauf verzichten, laut rum zu posaunen, dass wir wissen woher er das hat. 

Uns persönlich hilft dieses Scheinargument so in erster Linie dabei uns als Überlegen darzustellen, wir wissen sogar woher unsere Gegenüber seine Informationen hat. In zweiter Linie greifen wir seine Quelle an und das tun wir am besten mit dem nächsten Argument.

ARGUMENTUM AD HOMINEM

Auch bekannt als "deine Mutter!". Da kommt doch schon wieder so ein Ingenieur um die Ecke und erzählt uns was von irgendwelchen Kräften und Arbeit in unseren Waffen. Der soll doch erstmal selber Arbeiten.

Dieses Argument ist so ziemlich das vielseitigste, es hat zwar recht wenig .. naja .. um genau zu sein nichts mit dem Thema zu tun aber egal ob unser Gegenüber jung, studiert, Brillenträger, Millennial, Hipster, Videospieler oder was auch immer ist, alles kann und muss gegen ihn verwendet werden. Um so mehr er nicht unserem Ideal entspricht umso unglaubwürdiger ist er für uns und unsere Mithörer.

Das Scheinargument ist dabei nicht auf unser Gegenüber begrenzt, sondern lässt sich auch auf diese "Quellen" anwenden, die immer wieder kommen. Dabei ist es egal ob die Quelle aus der klassischen Literatur kommt "Bücher brauchen nur die, die nichts zum Anfassen haben" oder aus den neuen Medien "Internet hatten die alten Meister auch keines". Ob das Werk alt, und damit nicht mehr aktuell, oder neu ist, denn mit neuen Werken verdient immer jemand Geld.

Am besten ist es immer, das Argument so lange zu treiben, bis die Situation völlig eskaliert. Mit einem solchen Verhalten fügen wir zwar unserem Fachbereich erheblichen Schaden zu. Sei es nun durch die Verbreitung und vehemente Verteidigung von Falschinformationen oder dadurch, dass der Bereich der Waffenkunde für Außenstehende den Eindruck erweckt, es handele sich um einen Haufen ungebildeter Schreihälse. Viel wichtiger, als Schaden vom Fachbereich abzuwenden, ist es, Schaden an unserem Ego abzuwenden und was wäre, wenn einfach ein paar dahergelaufene Büchsenmacher, Militärhistoriker und Ingenieure uns was zu sagen hätten. Uns, die wir in Deutschland legal Waffen besitzen dürfen?


So ich hoffe, euch hat unsere kleine Einführung in den Gebrauch der Scheinargumente für Sportschützen und Kostüm-Waffenexperten gefallen.

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