25. Juni 2025

Wenn Sportschützen Isaac Newton in allen Punkten ablehnen

Hallo alle zusammen, nach meinen Beiträgen zur Gasdruck- und Rückstoßleugnung ist ein bisschen Zeit vergangen in welcher ich mir noch ein wenig mehr Unsinn durchgelesen habe, welcher von Konstümwaffenexperten so verfasst wurde. Dabei handelte es sich mal wieder zum Großteil um Sportschützen.

Dieses mal geht es, wie der Titel bereits verrät, im Isaac Newton und seine Axiome der modernen Physik. Dabei handelt es sich um drei Sätze, welche die Gesetzte bewegter sowie unbewegter Körper und deren Verhalten in verschiedenen  Situationen beschreiben.

Ich werde in diesem Beitrag dabei immer jeweils das lateinische Original zitieren, die übliche deutsche Übersetzung widergeben, in einem alltäglichen Beispiel und das jeweilige Gesetz erklären. Anschließend paraphrasiere ich dann die Ansicht von Sportschützen, welche diesem Gesetz widersprechen.

Erstes Axiom (Lex Prima): 

Corpus omne perseverare in statu suo quiescendi vel movendi uniformiter in directum, nisi quatenus illud a viribus impressis cogitur statum suum mutare

Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmig geradlinigen Bewegung, sofern jener nicht durch einwirkende Kräfte zur Änderung seines Zustands gezwungen wird.

Werfe ich einen Ball, dann würde sich dieser immer weiter bewegen und zwar mit der gleichen Geschwindigkeit aber hier bekommen die Waffenendbenutzer schon das erste Problem, denn auf der Erde herrscht zum einen die Gravitation (Auch Erdanziehung) und zum anderen auch noch Luftwiderstand. Geworfene, gerollte oder geschobene Körper werden sich nicht in alle Ewigkeit weiter bewegen, besonders geschobene Körper erleiden noch eine ganze Menge an Reibungskraft.

-Diese Beobachtung um Alltag lässt Sportschützen glauben, dass alle bewegten Körper eine "Innere Energie" hätten, welche durch dessen Bewegung nach und nach verbraucht würde. Dies ist jedoch nach Newton Lex Prima falsch. Siehe Appendix A "Innere Kraft".

Liegt ein Fußball still auf dem Rasen, wird sich dieser nicht bewegen, wenn nicht eine Kraft von außen auf diesen Wirkt, sei es nun ein Fußtritt oder ein Windstoß.

-Auch dies wird von einigen Sportschützen abgelehnt welche der Meinung sind, dass sich Körper, meist in Form von bestimmten Waffenteilen, einfach bewegen, weil sie sich aus ihrer Meinung bewegen müssen, damit die Waffe Funktioniert. Auf diese weise funktioniert jedoch die Physik nicht, ohne ein wirkende Kraft, gibt hier keine Bewegung. Jede erzeuge Bewegung genau wie gestoppte Bewegungen, ja selbst eine Richtungsänderung muss immer auf eine Kraft zurückzuführen sein.

Zweites Axiom (Lex Secunda):

Mutationem motus proportionalem esse vi motrici impressae, et fieri secundum lineam rectam qua vis illa imprimitur.

Die Änderung der Bewegung ist der Einwirkung der bewegenden Kraft proportional und geschieht nach der Richtung derjenigen geraden Linie, nach welcher jene Kraft wirkt. 

Wenn ich mit einer bestimmten Kraft auf einen Körper einwirke, dann bewegst sich der Körper entsprechend der Kraft. Ein leichter Tritt auf einen Ball bewirkt eine leichte Bewegung ein schwere Tritt eine schnellere. Oder wenn es um das Stoppen einer Bewegung geht, benötigt ein Torwart weniger Kraft einen langsamen Ball zu halten als einen schnellen. Zudem bewegt sich ein mitting von hinten getretener Fußball nicht einfach nach links oder rechts, wenn Hindernisse keine Gegenkräfte ausüben.

-Endbenutzer von Schusswaffen sehen dies aber schonmal anders da kann der "Rückstoß*" schon mal einfach um 180 Grad seine Richtung wechseln, wenn er gerade mal nicht nach hinten wirken kann. So erklären sie unter anderem, dass Vordrucklader wie die Schwarzlose M1909 deswegen ihren Lauf nach vorne schöben, da der Rückstoß ja nicht nach hinten wirken könne. Zudem sind Bewegungen bei Sportschützen selten proportional, so erhalten Masseverschlüsse schon mal ihren Antrieb vom 400 Joule starken Rückstoß und erreichen dabei selber eine Rücklaufenergie von 2000 Joule, wofür ihrer Meinung nach auf keinen Fall der Gasdruck von 2000 Bar verantwortlich sein kann.

Drittes Axiom erster Teil (Lex Tertia):

Actioni contrariam semper et aequalem esse reactionem

Kräfte treten immer paarweise auf

Wenn ich mich auf einen stabilen Tisch stelle, dann bricht dieser nicht automatisch unter mir zusammen. Der Grund dafür ist, dass mein Gewichtskraft nicht nur auf den Tisch wirkt, sondern auch die Kraft des Tisches auf mich. Ich drücke den Tisch nach unten, der Tisch drückt mich nach oben, da ein stabiler Tisch aber genauso stark ich wie meine Gewichtskraft herrscht ein Gleichgewicht der Kräfte und es passiert nicht. Ich stehe einfach nur auf dem Tisch. Zugegeben, diese Vorstellung ist recht abstrakt und so gelinkt die Erklärung bei Bewegten Körpern besser. Wenn man mit voller Wucht gegen eine stabile Wand schlägt, wird man sich wahrscheinlich an der Hand verletzten. Ursache ist die Gegenkraft welche die Wand auf die Hand ausübt. Das Gesetz kommen ebenfalls bei den meisten Abprallerscheinungen zum tragen, der Hammer eines Schmiedes prallt deswegen mit lauten Klirren vom Amboss ab, da der Amboss da die Gegenkraft des schweren Ambosses stark genug ist, um dem leichten Hammer einen gewaltigen Kraftstoß zu verpassen. 

-Im Gegensatz zu den anderen Axiomen, wird der erste Teil von Lex Tertia nicht geleugnet, sondern für alles möglichen Unsinn herangezogen, meist unter völliger Ausblendung von zweiten Teil des Axioms. So wird unter anderem beim (übrigens nicht von Newton Erfundene) Newton Pendel das ausschwingen der hinteren nicht angehobenen Kugel durch das Prinzip von Aktion-Reaktion erklärt. Dabei schwingt das Pendel jedoch in die gleiche Richtung wie die angehobene Kugel und nicht in die Entgegengesetzte, wie es das Lex verlangt. Auch müssen mal wieder die armen Masseverschlüsse unter dem falsch verstandenen Lex Tertia leiden. So sorge das dritte Axiom angeblich dafür, dass der, auf den Geschossboden wirkende, Gasdruck angeblich eine entgegengesetzte identische Kraft auf den Verschluss ausübe. Dies ist jedoch nicht richtig, da ein Actio-Reactio-Verhältnis nicht zwischen Geschoss und Verschluss, sondern zwischen Geschoss und Pulvergase besteht. Das Actio-Reaction-Verhältnis zwischen Verschluss (Eigentlich erstmal nur dem Hülseninnenboden) und Pulvergasen ist ein separates Verhältnis. Nur weil der Beifahrer eines Auto seine Autotüre öffnet, heißt das nicht, dass sich automatisch auch die Fahrertüre öffnen muss. Neben der Überbetonung und dem Einsatz an völlig falschen Stellen gibt es natürlich auch das wegleugnen des Actio-Reaktio-Prinzis, so wird Verschlussrückprall, wie der Name vermuten lässt eine Abprallerscheinung, nicht auf das Lex Tertia zurückgeführt sondern auf zurückgebliebene Pulvergase. Warum Verschlussrückprall auf bei entladenen Waffen auftreten kann, konnte mir bis dato nicht erklärt werden. Das Actio-Reaktio-Prizip wird ebenfalls häufig angewendet, um die Richtung von Kräften willkürlich zu ändern, wann und wenn es gerade passt.

Drittes Axiom zweiter Teil (Lex Tertia):

sive corporum duorum actiones in se mutuo semper esse aequales et in partes contrarias dirigi.

Übt ein Körper auf einen anderen Körper eine Kraft aus, so wirkt eine gleich große, jedoch entgegen gerichtete Kraft.

Dieser zweite enorm wichtige Teil besagt, dass man zwei Körper benötigt, welche Kräfte auf einander ausüben müssen. Diese Kräfte setzten meist eine Berührung voraus, wenn es sich nicht um Feldkräfte wie Gravitation oder Magnetismus handelt. Man bekommt also nicht plötzlich blaue Flecken auf der Hand, wenn man nicht gegen die Wand geschlagen hat und ein Fußball wird sich kaum bewegen, wenn man komplett daneben tritt.

-Sportschützen ist dies jedoch egal, hier wird für viele Bewegungen gar keine Berührung benötigt. Da kann ein abgefeuerter Geschoss auch noch den Lauf einer Waffe zurückbewegen, wenn es den Lauf schon längst verlassen hat. So war in einem bekannten Fall, ein Geschoss, welches schon längst in Ruhe im Kugelfang am Ende der Schießbahn lag, in der Lage gewesen sein, durch seinen Rückstoß, den Schlitten einer Beretta M9 nach hinten zu bewegen.

Viertes Axiom "Superposition" (lex quarta)

Wirken auf einen Punkt (oder einen starren Körper) mehrere Kräfte, so addieren sich diese vektoriell zu einer resultierenden Kraft auf

Das vierte Axiom ist im Kern aus Newtons Schriften abgeleitet und kein eigentliches Gesetz, weswegen ich auch kein lateinischen Original zitieren kann. Als alltägliches Beispiel stelle man sich das klassische Seilziehen vor. Ziehen beide Seiten gleich stark so bleibt das Seil unbewegt, daraus ist einfach zu lernen, dass hier zwar Kräfte wirken, jedoch keine Bewegung stattfindet. Ist eine Seite etwas stärker, so findet eine langsame Bewegung des Seils in eine Richtung statt, als würde eine kleine Kraft auf das Seil wirken, es wirken jedoch zwei starke Kräfte mit einem kleinen Unterschied.

-Sportschützen ist das Prinzip der Superposition meist absolut fremd. Da Kräfte ihre Richtung in dieser Gedankenwelt eh nach gut Dünken ändern können, muss meist nicht auf diese komplexere Erklärung ausgewichen werden. Die Unfähigkeit mit dem Prinzip der Superposition umzugehen zeigt sich meist an der HK P7, dessen Schlitten Opfer eines "Seilziehens" zwischen zwei Kolben wird und sich deswegen in der Realität langsam öffnet. Sportschützen behaupten jedoch, der Schlitten der P7 würde vom Gasdruck geschlossen gehalten werden und könne sich erst nach dem austritt des Geschosses aus dem Lauf durch den Rückstoß öffnen, wo mit nicht nur das vierte, sondern auch noch das dritte Axiom gebrochen werden würde. 

Auf der anderen Seite können Körper auch von zwei Kräften angetrieben werden, welche in die gleich Richtung wirken. So wird es um so leichter einen Baum mit einem Seal auszureißen, um desto mehr Personen wortwörtlich an einem Stang ziehen. Auch bewegt sich ein Flugzeug oder Boot mit Rückenwind deutlich schneller, da hier Wind und Motor, beim eventuell Boot zuzüglich noch die Strömung, alle bei der Bewegung helfen.

-Aber auch hier haben Sportschützen und Kostümexperten deutliche Probleme mit der Vorstellung, dass mehrere Kräfte auf ein und denselben Körper wirken. Meist wird eine Kraft ausgemacht, mit Glück wird sogar die stärkste Kraft benannt, und dieser alleine eine verursachte Bewegung zugeschoben. So sind Sportschützen meist kaum in der Lage, das Konzept der vereinigen Stoßbodenkräfte zu erfassen.

Appendix A "Innere Kraft"

Innere Kraft, gespeicherte Kraft oder auch potentia notata (gemerkte Kraft) ist ein Konzept welches ausdrücklich nicht der Realität entspricht aber von einigen Sportschützen fest geglaubt wird. 

Nehmen wir an, vor einer geschlossenen Türe läge ein Körper wie ein mittlere Stein. Würde man nun mit dem Fuß diesen Stein gegen die Türe pressen würde sich der Stein, aufgrund der geschlossenen Türe nicht bewegen. Würde man nun aufhören den Stein mit dem Fuß gegen die Türe zu drücken würde ebenfalls nichts passieren. Öffnete man nun die Türe würde in der Realität immer noch nichts passieren.

-Anders sieht es allerdings bei einigen Sportschützen aus, diese glauben daran, dass starre Körper sich auf sie einwirkende Kräfte (potentia) merken (notata) können. Sobald man mit dem Fuß auf den Stein einwirkt beginnt dieser demnach, sich die Kraft zu merken, er bliebt aber trotzdem in Ruhe, da die Türe seinen weg versperrt. Hört man nun auf gegen den Stein zu drücken, so hört der Stein zwar auf die Kräfte des Fußes zu absorbieren, hat sich diese jedoch gemerkt. Öffnet man nun die Türe so würde, nach dem Glauben der Sportschützen, der Stein, durch seine gemerkte Kraft, in der Lage sein, die Türschwelle zu überschreiten. Diesen Glauben brauchen Sportschützen unteranderem, um die automatische Funktion einer Waffen zu erklären, dessen Verschlüsse komplett geschlossen gehalten wurden, bis das Geschoss den Lauf einer Waffe verlassen hat. Da nach ihrem Glauben die beim Schuss unbeweglichen Verschlüsse sich einwirkende Kräfte merken und später umsetzen können. 

Appendix B "Kräfte-Absorption bis zum Punkt X"

Dieses Hirngespinst, welches noch keinen lateinischen Namen von einem echten Physiker bekommen hat, ist eng verwandet mit der Inneren Kraft aus Appendix A und besagt, dass ein Körper zunächst eine bestimmte Kraft aufgenommen haben muss, bis es sich in Bewegt setzt.

Wenn ich in der realen Welt auf einen freien starren Körper eine Kraft ausübe wird sich dieser in Bewegung setzen. Wie schnell sich dieser bewegen wird, hängt von der stärke der Kraft und vom seiner Masse ab. Leider kommen in unserem Alltag kaum wirklich freie Körper vor, das nächste wären noch am ehesten Asteroiden im Weltall. Aber Helium-Ballons kommen schon recht nah ran. Diese bewegen sich auch schon beim kleinsten Luftstoß. 

-Sportschützen sehen dies jedoch anders, nach ihrem Glauben muss ein Körper erstmal eine gewisse Kraft aufnehmen, bevor er sich in Bewegung setzen kann. Befindet sich demnach ein großer Meteoroid in Schwerelosigkeit und wird von einem kleineren Meteoriten getroffen und erhält dabei einen Kraftstoß welcher zu gering ist, bleibt der große Meteoroid in Ruhe. Erst wenn er von einigen weiteren kleinen Meteoroiden getroffen wurde, wird er sich bei der Erreichung der nötigen Kraft-Summe in Bewegung setzen.

Es stimmt zwar, dass man, um einen auf einer Straße liegenden Stein in Bewegung zu setzen erstmal eine gewisse Kraft aufbringen muss und diesen initial in Bewegung zu setzen, dies liegt jedoch nicht primär an dessen Gewicht sondern an der Reibung zwischen Stein und Straße, welche eine Gegenkraft darstellt. Reduziert man die Reibung, durch einen Schuss Schmierseife setzt sich der Stein früher in Bewegung.

-Sportschützen brauchen jedoch dieses Hirngespitzt, um ihren Lieblingsopfern den Masseverschlüssen andichten zu können, dass diese verschlossen*² blieben bis das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen hätte. Dabei würde sich der Verschlusskörper zunächst gar nicht bewegen, da dieser ja angeblich erst eine gewisse Kraft aufnehmen müsse, bevor dieser sich überhaupt in Bewegung setzen könne. Erst wenn der Verschluss "genug Kraft gesammelt" hat, würde sich dieser öffnen. Sportschützen, welche das Prinzip des Impulses*³ nicht verstehen, verwenden hier dann die Innere Kraft aus Appendix A.

Fazit:

Nehme ich alles zusammen, was Sportschützen über die Jahre so behauptet haben, dann bekommt man für jede einzelne Aussage in Issac Newtons Axiomen ein Beispiel für eine Leugnung. Natürlich leugnet nicht jeder Sportschütze alle Axiome und es gibt auch Sportschützen welche im Physikunterricht aufgepasst haben aber dass scheint leider eine leise Mehrheit zu sein.


*Das Wort Rückstoß, wie es von Sportschützen verwendet wird hat nichts mit dem Prinzip Actio-Reaktio nach dem dritten Axiom zu tun. Viel mehr hat das Wort die Bedeutung von "Irgendeine Rückwärts wirkende Kraft", wobei diese auch schon mal spontan die Richtung ändern kann. Zudem kommt es bei Kostümwaffenexperten, aufgrund von Probleme mit dem Konzept der Superposition, häufiger zur Verwechslung von Gasdruck und Rückstoß. Aus diesem Grund kann ein Sportschütze mit dem Wort Rückstoß auch schon mal "nach vorne gerichteter Gasdruck" meinen.

*²Masseverschlüsse sind per Definition nicht verschlossen. Dies hält Sportschützen jedoch nicht davon ab dies über unwissenschaftliche Umwege zu behaupten.

*³Das Wort Impuls wird von Sportschützen auch oft vollkommen falsch verwendet. Dabei benennen sie damit nicht den Bewegungszustand eines Körpers als Bewegungs-Impuls oder Ruhe-Impuls, sondern verwenden das deutsche Wort Impuls, wie das englisch "impulse" in seiner Bedeutung als Stoß, welchen sich Körper gegenseitig geben. Die Ursache dafür ist meist der Konsum englischsprachiger Medien bei gleichzeitig ungenügenden englischen Sprachkenntnissen.


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